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März 2018

Ausstellung von Glenn West im Annaberger Theater
und Neuigkeiten von ebendort

„Schaut her, ich bin ́s“... könnte die kleine Schau von Glenn West seit dem 6.3.2018 im Annaberger Theater auch überschrieben sein, zumal der Text aus der berühmten Bajazzo-Oper von Leoncavallo stammt, die gerade auf dem Spielplan steht.

West nennt seine Ausstellung im Theaterfoyer „MIRAME: Schau mich an!“ und untertitelt einen Riesen-Pfau aus bunten Mülltüten an der Stelle des schönen Teppichs von Karlheinz Westenburger. Ein Schelm, wer ein Gleichnis auf den Künstler vermuten lässt. Dass er Mülltüten aus aller Welt zu künstlerischen Werken verarbeitet, soll als Kritik an unserer sich vermüllenden Welt gewertet werden und insofern hat er eines von mehreren Kriterien, die an „Kunst“ gelegt werden müssen, erfüllt – nämlich das, relevante Fragen aufzuwerfen, Probleme zu nennen. Andere Kriterien bleiben allerdings in dieser Ausstellung außen vor.

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Fotos: (c) Bärbel Rothe

Das Material allein, sei es auch noch so gegenwärtig, macht noch keine Gegenwartskunst. Die 500 Jahre alte Ölmalerei kann, spiegelt sie heutige schmerzliche oder heitere Befindlichkeiten raffiniert wider, um so mehr modern sein !! Glenn West zeigt mit „seinem Material“ viel Deko: Spiegelfolien, die einen dekorativen Rahmen aus verschweißten Folien bekamen, Spiegelsplitter, die mit schwarzen Folien vernäht wurden oder eben jener Pfau, dem allerdings die Konotation fehlt: eine hintergründige Idee, ein spaßiger Einfall. So wirkt alles plakativ. Erzgebirgisches ist schon interessanter, wenn auch nicht neu.

Ein aus Folienschnipseln gebastelte Landschaft unserer Schreckenbergruine; die Schnipsel erinnern an impressionistische Flächenauflösung; große Wolken und der Ruinenturm (1912 eine Annaberger Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) wirken einfach kitschig; auch hier fehlt eine künstlerische Verfremdung. Die Plasteschnipsel allein sind nicht genug! Was Kunst näher kommt, ist eine naturalistische Edding-Zeichnung des ehemaligen Cicci-Hauses(?) in der Adam-Ries-Straße. Schwarz-weiß Kontraste bringen Wirkung!, - ein Abbild, ein weiteres Kriterium künstlerischen Wirkens. Die „Sperrgusch“ `a la West hat dann wirklich etwas Eigenes. Die Folien bringen Ausdruck, und es ist etwas „Hies`sches“, wie Madelaine Tost betonte in ihren aussagefähigen Informationen über den Werdegang von Glenn West. In diesem eigenen Stil ist auch sein Portrait von Jaques Brel zu sehen, das er einst für den Chansonabend im Theater kreierte.

Es bleibt also nichts übrig, will man Wests „Kosmos“ sehen, ihn in seinem Atelier, Kupferstraße 2 in Annaberg zu besuchen, täglich von 16-20 Uhr geöffnet und immer gut für interessante Ausstellungen von zeitgenössischer Kunst aus dem Erzgebirge und darüber hinaus. Im Anschluss an die Ausstellung ludt der Theater Verein zu seinem Café La Bohéme auf die Studiobühne. Der Verein sieht sich als Bindeglied zwischen Theater und Zuschauern , wie sein Vorsitzender Rolf Schubert betonte. Annelen Hasselwander, Chefdramaturgin des Hauses, stellte sieben neue, junge Mitarbeiter des Ensembles vor, die mit guten Ideen, vielversprechenden Ausdrucksmitteln und Initiativen die Produktionen der Spielzeit promoten. Einige neue Gesichter sind Vertretungen für leider länger erkrankte Ensemblemitglieder, denen von hier aus gute Besserung gewünscht sei.

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Im Ensemble ist der junge Schauspieler und Musicaldarsteller Nick Körber aus Gelsenkirchen schon unüberhörbar positiv in „Cabaret“ als Conférencier aufgefallen, und er stellte sich mit einem Song aus „Tanz der Vampire“ wirkungsvoll in Szene. Sopranistin Bridgett Brothers aus den USA, verstärkt nun den Chor und sang eine Arie des Blondchens aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“. Ihre Stimme zeigte gut geschultes Material, was sie in einer ersten Solorolle in „BlossomTime“, ein amerikanisches Musical (nach dem „Dreimäderlhaus“ von Franz Schubert), das seine europäische Erstaufführung ab 18.3.2018 haben wird, zeigen darf.

west (3) (Andere)Im KBB, dem Künstlerischen Betriebsbüro, ist Madelaine Tost im Einsatz und kämpft sich erfolgreich durch Proben- und Einsatzpläne, holt Ersatz ins Haus in einer Zeit hohen Krankenstandes. Elena Iossifova, Violinistin - aus Bulgarien stammend, arbeitet sich gerade als Orchestermanagerin bei der Erzgebirgischen Philharmonie Aue ein und überraschte mit ihrem Temperament beim Spiel des berühmten Cárdás von Monti. Johann Pfeiffer aus Bamberg ist jetzt hier als Schauspieldramaturg tätig und z.Zt. u.a. mit der Vorbereitung des „Käthchen von Heilbronn“ von H.v. Kleist und Lesungen der Memoiren von Eduard von Winterstein befasst. Natascha Rose aus Braunschweig, arbeitet sich als Regieassistentin ein und betreut bereits ihre vierte Produktion am Hause.

Chris Brinkel, ein echter Annaberger, kam nach interessanten Tätigkeiten mit seiner jungen Familie in die Heimat zurück und wirkt nun mit neuen Ideen als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit für ein hoffentlich immer gut gefülltes Haus und sein Ausstrahlung in den Medien. Die Ausbildung dieser jungen Leute im Ensemble ist durchaus hochkarätig und vielfältig. Mögen sie hier guten Entwicklungschancen erhalten, die sie für das Publikum und ihre Karriere nutzen.

Evelin Figura