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August 2018


Bühnen und Baustellen

10 Jahre Erzgebirgskreis: Eine kritische Würdigung

In der Jubel-Sonder-Ausgabe von "Freie Presse" und "Blick" wird die Gründung
des Erzgebirgskreises vor 10 Jahren mächtig gewürdigt. Die Gebietsreform scheint
ein Erfolg. Doch Vieles bleibt unerwähnt, sowohl Gutes wie Problematisches.

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Die Zusammenlegung der Altkreise Annaberg, Aue-Schwarzenberg, des Mittleren Erzgebirgskreises und Stollberg - vor 10 Jahren haben sich gelohnt. Wie, das sollen viele Zahlen in der Zeitung erklären, tun sie aber nicht wirklich konkret. Synergie-Effekte wird es geben. Andere Regionen haben auch Vorbehalte zu vermelden. Zahlen können vom Bürger weder überprüft noch erlebt werden. Fakt ist, im Erzgebirgskreis lässt es sich gut leben: Wer gut zu leben hat, lebt gut, die anderen wurschteln sich so durch. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Löhne im Osten immer noch um zu viele Prozente niedriger sind als im Westen und im Erzgebirgskreis noch etliche Euros mehr fehlen.

Dafür gibt es eine „reizvolle Landschaft und vielfältige Kulturangebote“, so Landrat Frank Vogel, in der FP-Jubelbeilage. Wahrscheinlich meint er sein geplantes teures „Veilchen“-Aue-Stadion für sehr viel Geld. Das Annaberger Theater kann er nicht gemeint haben! Es ist nämlich im ganzen Beilagen-Heft nicht einmal erwähnt und das in dessen 125. Spielzeit, einst von verantwortlichen Bürgern selbst gegründet.

Gerade in der anhaltenden Hitze begeistern die Künstler des Sprech- und Musiktheaters täglich, manchmal zweimal sogar, Touristen aus der ganzen Region auf den
Greifensteinen und darüber hinaus das Publikum mit emotional sehr wichtigen Inputs, Erlebnissen, die sie mit unsrer Region speichern und zum Wiederkommen veranlassen. In Annaberg spielen sie dazu gerade im 7. Jahr auf den Stufen der Annenkirche den „Jedermann“ von Hugo von Hoffmannsthal, der als Reicher den Besuchern verständlich macht, nicht nur an sich zu denken. Das die bescheidenen Gagen der Mimen und Sänger hinterfragt werde dürfen, steht jedoch schon an. Aber man kann unser Theater schon mal vergessen, wenn man es selbst meist nur als Bühne für Festreden nutzt.

Apropos Jubiläen: Das Theaterorchester ist die Erzgebirgische Philharmonie Aue, ein wunderbarer Klangkörper, der mit Sommerkonzerten unterwegs und ebenfalls unter den (Schreib-)Tisch gefallen ist. Ja, es ist an diesem Wochenende wieder viel los bei uns: Am Nachmittag des 4. August öffnen Bürger von Buchholz ihre schönen Terrassengärten, um zu zeigen wie lebenswert es hier ist. Der Verein Pro-Buchholz, die Nachtwächter von Annaberg und Buchholz mit Stadtführungen leisten viel um die wirtschaftlich früher so potente, damals selbständige Stadt wieder ins rechte Licht zu rücken.

Die herrliche St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz kämpft nicht nur mit der Region um den Welterbe-Titel der UNESCO, sondern empfängt viele BesucherInnen zu einem Konzert mit den Gregorian Voices, die alte luturgische Gesänge im Original und modern verpackt interpretieren. In fast jeder Woche gibt es dort Konzerte mit Gästen und einheimischen Künstlern.

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Im Zentrum der Stadt stand heute das 10. Jubiläum o.g. Landkreises, wo Verantwortliche, Verbände und Vereine informieren und als Höhepunkt um 21 Uhr der Bergmännische Zapfenstreich von den Bergmusikkorps zelebriert wird.  nsonsten kennen wir so etwas nur, wenn ein Bundeskanzler geht oder ein Präsident gehen muss. „Zapfenstreich“ ist nämlich ein militärisches Ritual für die Fürsten oder Landesherren, wenn diese einmal keinen Krieg gemacht haben. Seit Gründung des Landkreises nun gibt es so etwas in unserem friedlichen Gebirge. Letztens war tatsächlich der Landesherr aus Dresden da und hat gütig vom Balkon des Rathauses gewinkt. Nun, das Volk lässt sich wieder begeistern, ohne zu wissen, dass das nicht zu den bergmännischen Traditionen der Bergmusiken oder Bergaufzüge gehört.

Viel ist los, ob Jazz in der Alten Brauerei oder ringsherum auf dem Scheibenberg, in Cunersdorf auf den Wiesen oder bei Reiterfesten. Ja, die Erzgebirger sind ein umtriebiges Völkchen und zur Zeit auf Achse im Urlaub von Mallorca bis Ostsee, Griechenland oder Kroatien. Da müssen sie dann auch nicht so nachdenken, was allein in Annaberg-Buchholz alles so auf dem Trocknen liegt:

erz3 (Andere)- Die Sorgen um die Finanzierung und Nutzung der Festhalle,

- Die vielen Immobilien, die seit Jahren, ja Jahrzehnten leer stehen, z.B.am Ende der bis 2020 fein zu gestaltenden Fußgängerzone Buchholzer Straße. Einst gab es dort sogar einen gut besuchten Klub der Intelligenz...!

- Oder die ehemalige, lange leer stehende SED-Kreisleitung ? Ein Tophaus für Alters- und Jungfamilien-gerechtes Wohnen in der Innenstadt mit tollem Erz-Blick.

- Wie geht’s eigentlich dem Projekt Schule für Pflegekräfte in der alten EOS?

- Vom Unteren Bahnhofs-Gebäude hört man auch nichts mehr. Die Idee eines Handwerker-Hofes oder Künstlerhauses war wohl zu hoch gegriffen, obwohl die Bildenden Künstler so ein Kommunikationsmodell brauchten, da Annaberg schon keine wirkliche Städtische Galerie betreiben kann. Zwei Supermärkte mit reichlich Besuchern stehen nebenan und bringen Menschen, wie die Regionalbahn auch. Nur der erste Eindruck des Bahnhofs für dies Anreisenden ist kein Aushängeschild für die Stadt.

- Die Theaterfassade hätte im 125.Jubiläumsjahr eine Sanierung notwendig gehabt und erst recht die nebenanliegende, die Ober- mit der Unterstadt verbindende Theatertreppe (siehe Foto).

- Die Gestaltung des Geländes um den Frohnauer Hammer ist zu einer Restaurant-Renovierung verkleinert worden, von der Idee, die alte Linde wieder zu einer Tanzlinde zu machen, ganz zu schweigen.

- Und die Werbung fürs Theater am Markt findet nach wie vor in einem Minikasten neben der Apotheke statt, ist leicht zu übersehen.

- Wie ist denn der Stand mit dem Buchholzer Stadtpark eigentlich, der Freilichtbühne und der Nutzung von allem?

- Nach Schließung von einstigen Restaurants im Zentrum wie „Ratsherrenbad“ oder „Melodie“ mit dem schönen Blick auf den (Weihnachts-)Markt, möge der Stadt weiteres erspart bleiben...

- Nein, doch nicht: Das Kino soll schließen. Der Name „Gloria-Palast“ stammt aus einer Zeit, wo Filme noch Gloriolen auf die Häupter der Schauspieler zauberten. Die Kinder würde es schmerzen. Fans der Filmkunst eher weniger, waren doch eher Phantasy- und Action-Streifen angeboten. Ein Schlag für die Märchen-Film-Stadt Annaberg „fabulix 2019“ wäre es allemal.
- Und last, but not least: der alte Friedhof. Als Stadtpark zu weit weg, als Friedhof zu nahe.

In Netzschkau z.B. hat man, um die alten Gruften zu erhalten, daraus sanierte Gemeinschafts-Urnenanlagen gemacht. Für RentnerInnen ohne Auto auch in Annaberg ein Modell besserer Erreichbarkeít ihrer Erinnerungsstätten und Stadtparknutzung in einem.

Ein paar mehr „Baustellen“ gibt es in Annaberg und bestimmt auch in anderen Städten des Erzgebirgskreises. Schreiben Sie Ihren Kommentar dazu unter diesen Artikel!

Eveline Figura