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THEATER ABC

 

 

September 2018


Gespachteltes Licht

Das Atelier West in Annaberg stellt Martina Krupičková in ihrer Ausstellung „Orte aus Böhmen“ vor, akribisch-reale Städte-Impressionen, Landschaften ähnlich unsren und Winterszenen voller Glanz und Schatten.

Die 1975 in Ledče nad Sázavou (Háje) geborene Malerin begann schon im Gymnasium für Angewandte Kunst in Brno, zunächst Textildesign zu lernen. Nach dem Abitur ging sie in die USA und Großbritannien, wo sie heute lebt und arbeitet. 1999 begann sie zu malen und stellt seit 15 Jahren regelmäßig aus, erhielt zahlreiche Preise.

atelierwest1 (Andere)


Aus ihrer Anfangszeit erhielt sich ein Material, Leinenmaterial, Canava. Eigentlich ist das ein grobes, gleichmäßig gelöchertes Leinen, das zum Sticken und Teppichflechten geeignet ist. Die Struktur dieses Stoffs macht die Ölmalerei plastischer und weniger glänzend. Die Malerin arbeitet zudem gern mit dem Spachtel, was den Bildern plastischere Oberfläche, Landschaften und den Gegenständen schärfere Kanten, Tiefen verleiht.

Ihren Städtebildern aus der alten Heimat ist Realität eigen; Typisches und Historie steht neben kleinstädtischen Rudimenten einstiger Ordentlichkeit. Den fast fotorealistisch gestalteten Bildern sieht man die fotografische Vorlage an. Die Künstlerin mag sich davon nicht freischwimmen und so bleiben die meist menschenleeren Straßen kühl und dokumentarisch, ihre Häuser haben kein „Eigenleben“, sieht man von Menschen mit vielen Regenschirmen einmal ab. Ihre Landschaften sind auch da am schönsten, wenn sich Pinsel oder Spachtel von der Exaktheit in das freie Spiel des Himmels, der Bäume oder des Grüns in verschwimmende Konturen verlieren. Schließlich weiß ja jeder Betrachter ohnedies wie ein stilisierter Baum aussieht.

atelierwest2 (Andere)


Die Malerin kann malen, das scheint sie durch Genauigkeit beweisen zu wollen,- die Sonne auf Eisschollen, die Lichtbrechungen im Schnee auf Findlingen im Walde oder auf den Dächern ihrer Stadt. Doch das bleibt im reinen Abbild stecken, die kreative eigene Idee im Loslassenkönnen von der Wirklichkeit fehlt und so hält sich auch die Überraschung der Betrachter in Grenzen. Bei Kunst ist immer  mindestens ein wenig Vision, Widerspruch oder Abstand gefragt. Die Kopie der Welt gelingt dem Foto ausreichend gut und ist nicht immer gleich Kunst.

Dem aktiven Atelier WEST ist zur Vorstellung auch immer wieder von Künstlern aus unserem Nachbarland zu gratulieren. Die etwas schrille Sängerin war für den
überakustischen Ausstellungsraum zu viel, das Felia-Lied aus der „Lustigen Witwe“ nicht so recht passend. Der Besuch der Galerie lohnt jedoch immer, hat doch Glenn West selbst genügend Blumiges in Plastik oder Fein-Grafisches zu bieten.

Eveline Figura

Die Ausstellung ist bis 30.09.2018
in der Kupferstraße 2, Annaberg-Buchholz, geöffnet.
Tel.: 0152 342 651 51, 03733/5759 592,
www.grrwest.com

Abb.: red.