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November 2018


Der Gott des Gemetzels in Annaberg-Buchholz

Am 25.11. 2018 fand am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz die Premiere des Schauspiels „Gott des Gemetzels“ statt. Das Stück wurde von Yazmina Reza verfasst und gilt als eines der erfolgreichsten Theaterstücke der Gegenwart. Manchem ist es vielleicht wegen der gleichnamigen Verfilmung in der Regie von Roman Polanski bereits bekannt.

Wer das Werk hingegen noch nicht kennt, wird sehr positiv überrascht. Die Beschreibung auf der Webseite des Theaters, aber auch andere Zusammenfassungen lassen überhaupt nicht erahnen, wie amüsant der Abend wird. Da haben wir ein eigentlich altes Thema – das Innenleben der Figuren und ihr äußeres Leben passen nicht zusammen – in die heutige Zeit übertragen.

gottgemetzel (Andere)

Foto: Christian Dageförde / BUR-Werbung

Das Ganze spielt in Paris, aber eigentlich kann es an vielen Orten der Welt spielen. Im Konflikt – die Kinder zweier Ehepaare sind aneinander geraten - werden schließlich alle Verstellungen und Anpassungen demaskiert. Das unterdrückte Ich der Personen wird sichtbar. Und jeder im Publikum erkennt sich in so mancher Szene wieder … Eigentlich sollte man denken, dass dies eine ernste Angelegenheit ist. Aber das Stück strotzt nur so vor Wortwitz und Situationskomik. Und das Premierenpublikum lachte gern und viel und nahm die Geschichte an.

Die Kostüme betonen die Handlung in der heutigen Zeit und charakterisieren die Personen. Das Bühnenbild von Annabel von Berlichingen nimmt sich sehr zurück, die Bühne hat keinen Ausgang. Die vier beteiligten Personen kommen nicht aus der Sache hinaus. Passend dazu befinden sich die Schauspieler das ganze Stück über auf der Bühne.

Alle vier Darsteller sind dabei gleichermaßen zu loben. Gisa Kümmerling spielt eine Frau, deren moralische Überlegenheit ihr selbst über alles geht. Ihr Mann, vorgeblich um Ausgleich bemüht, wird von Nenad Žanić dargestellt. Das zweite Ehepaar verkörpern Marie-Luis Kießling als zunächst angepasste Ehefrau und Mavin Thiede als erfolgreicher Anwalt. Die Wandlung der Figuren im Laufe des Stückes ist glaubwürdig und gleichzeitig so menschlich, dass das Publikum sich mitgenommen fühlt. Die Inszenierung von Tamara Korber zeigt das Komische aber auch das Tragisch-komische in einer vermeintlich heilen, bürgerlichen Welt.

Der Titel „Der Gott des Gemetzels“ ist übrigens sehr irreführend. Es handelt sich lediglich um ein Zitat aus dem Stück. „Der Hamster und die Tulpen“ – Themen, welche für den Verlauf wichtig sind – wird dem unkundigen Leser aber ebenfalls nicht helfen und der Titel „Der Sinn des Lebens“ hat schon bei Monty Python Verwendung gefunden. Mit anderen Worten: Hingehen und Ansehen!

Eva Blaschke

Weitere Vorstellungen:
29.11., 14.12., 12.01. und 19.01. um 19:30 Uhr
06.01. und 27.01. um 19:00 Uhr