LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

 

THEATER ABC

 

 

Februar 2019


Grimm! – Von guten Wölfen und bösen Schweinen

Das Musical „Grimm!“ von Peter Lund (Text) und Thomas Zaufke (Musik) ist ein modernes Stück, es wurde erst 2014 uraufgeführt. Am 10.02.2019 erlebte es eine grandiose Premiere am Winterstein-Theater.

Der Abend begann mit schlechten Aussichten. Der Intendant Ingolf Huhn sagte ausgerechnet die beiden Hauptdarsteller als erkältet an. Anschließend folgte dann aber eine ungemein interessante und bemerkenswerte Aufführung. Zum einen war dies natürlich dem Stück an sich geschuldet, welches eine Menge der aktuellen Fragen der Zeit durchdekliniert und schon an sich eine tolle Arbeit ist. Zum anderen bekam der Zuschauer eine großartige Ensembleleistung zu sehen. Alle Darsteller waren mit soviel Hingabe bei der Sache, dass man kaum weiß, wo man soviel Lob in einem Artikel unterbringen soll.

grimm1 (Andere)
Fotos: Christian Dageförde / BUR-Werbung

Erzählt wird die Geschichte des Rotkäppchens, verkörpert von Kerstin Maus. Es war eine Freude, Frau Maus nach längerer Zeit wieder hier auf der Bühne zu sehen. Glaubwürdig und spritzig wurde ein modernes Mädchen verkörpert, das schon deshalb in den Wald geht, weil es auf der Welt doch noch andere Dinge als das Dorf geben muss. Beim Zusammentreffen mit dem stolzen aber einsamen Wolf Grimm, stellt sich heraus, dass eigentlich nichts so ist, wie es angeblich zu sein hat. Und das es Vorurteile bzw. schlechte Erfahrungen auf allen Seiten gibt. Der junge Wolf wird von Nick Körber gespielt, welcher hier erneut eine bewundernswerte Leistung abliefert.

grimm2 (Andere)


Im Wald findet sich außerdem ein echt wildes Wildschwein. Allein für diese ausgeflippte Darstellung von Isa Etienne Flaccus lohnt sich ein Vorstellungsbesuch. Dazu gesellt sich noch eine ältere, weise Eule (Marie-Louise von Gottberg). Die Weisheit des Tieres stammt wohl nicht zuletzt von dem ein oder anderem psychedelischen Pilz und auch diese Rolle ist ein Blickfang. Schließlich kommt es zum Experiment, ob ein Wolf wohl in einem Dorf leben kann …

Viel mehr soll hier von der Handlung gar nicht verraten werden. Zu Konflikten kommt es selbstverständlich, schon weil die Dorfbewohner ihre Sicht der Welt bestätigt sehen wollen. Nun, und wenn der Wolf partout nicht böse ist, muss man halt nachhelfen. Die beständig anwesende Gesellschaftskritik kommt so leichtfüßig daher, dass das Publikum gern in den vorgehaltenen Spiegel blickt und lacht. Und selten wurden so unterhaltsam Themen wie: die Umweltverschmutzung, allein erziehend sein, wie funktioniert Demokratie oder halt auch nicht, quasi nebenbei mitverhandelt.

Im Dorf findet sich der alte Hofhund, beeindruckend hier Nenad Žanić. Dieser hat einen Sohn Rex, so gespielt von Marvin Thiede, dass man meint, wirklich einen Hund zu sehen. Es folgen die drei kleinen Schweinchen (Marie-Luis Kießling, Philipp Adam, Maurice Daniel Ernst), jedem schaut und hört man mit vergnügen zu. Außerdem gibt noch die Geiß (Elisabeth Markstein), von der wir doch immer dachten, sie hätte sieben Geißlein (auch als Hasen und Hühner: Bianca Arnold, Jana Burkert, Elisabeth Gehlert, Lisa Grellmann, Franzy Roscher). Und haben Sie schon einmal gesehen, was passiert, wenn man drei Hühner auffordert, in einer Demokratie zur Wahl zu gehen?

Eine stimmige Inszenierung (Tamara Korber) wird durch passende Kostüme und ein durchdachtes Bühnenbild (Robert Schrag) unterstützt. Für eine abwechslungsreiche Choreographie zeichnet Stefan Haufe verantwortlich. Und im Orchestergraben (musikalische Leitung: Markus Teichler) werden die unterschiedlichsten Musikrichtungen wirkungsvoll eingesetzt.

Fazit: So sieht Theater aus, wenn es dem Zuschauer etwas zu aktuellen Fragen zu sagen  hat. Falls Sie schon vorhatten, das Stück zu besuchen, verpassen Sie es auf keinen Fall. Und falls Sie es noch nicht vorhatten - dann gehen Sie hin!

Eva Blaschke

www.winterstein-theater.de

grimmtitel (Andere)Weitere Aufführungen:

Mi 13.02.2019  19.30 Uhr
Sa 16.02.2019  19.30 Uhr
So 03.03.2019  15.00 Uhr
Fr 08.03.2019  19.30 Uhr
Sa 16.03.2019  19.30 Uhr
Do 21.03.2019  19.30 Uhr
So 31.03.2019  19.00 Uhr
Sa 27.04.2019  19.30 Uhr
So 05.05.2019  19.00 Uhr
Mo 13.05.2019  10.00 Uhr