LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

 

THEATER ABC

 

 

September 2019


Fabulix 2019

Reminiszenz des 2. Internationalen Märchenfilm-Festivals in Annaberg-Buchholz

Vom 28. August bis 1. September 2019, also fünf Tage, befand sich die Erzgebirgshauptstadt im Ausnahmezustand. Familien, Kindergruppen, jugendliche Pärchen, Großeltern mit ihren Enkeln, aber auch ältere Ehepaare genossen die Spätsommertage im August, an denen es schon etwas früher dunkelt, um zwischen den attraktiven Spielstätten der vielen Märchenfilme zu pendeln. Nein, es war nicht der ausufernde Endspurt im Landtagswahlkampf (Wahlsonntag war der 1.9.), bei dem sich die Politiker mit manchmal ausufernden Versprechungen der Kategorie „Märchen“ annähern und nicht immer ein Happy End eintritt.

fabulixretro1
Fotos: www.fabulix.de

Alte, historische Märchenfilme, Trickfilme und viele neue Verfilmungen aus den letzten Jahren, insgesamt 40 Filme aus 15 Ländern und 130 Filmvorführungen und sogar Filmpremieren warben um die Gunst der vielen tausend Besucher, die nicht mit der Absicht kamen, sich in eine heile Welt versetzen zu lassen. Das sind Märchen nämlich ganz und gar nicht; da geht es in historischen Zeiten hart zur Sache. Zu den oft mitleidlosen Herrschern, gesellen sich Zauberwesen, -gute und  vor allem sehr böse, regelrechte Monster, denen Prinzessinnen und Prinzen mit Mut, Einfallsreichtum und vor allem viel Liebe und Ausdauer zu begegnen haben.

Das diesjährige Motto des 2. Märchenfilm-Festivals war „Märchen von Silber und Gold“ und passte damit vorzüglich zu unserer Stadt, wo in der riesigen St.Annenkirche, die seit Juli 2019  zum Weltkulturerbe zählt, solch ein Märchen zur Gründungslegende der Stadt gehört. Man kann es finden auf der Rückseite vom Bergaltar des Malers Hans Hesse und nochmal von ihm in der St. Katharinenkirche in Buchholz auf dessen kleinen Gemälde von der Auffindung des Silberschatzes. Hilfskräfte sind dabei Heilige und Engel, im Märchen lieber Feen, Drachen oder Zauberer; Zwerge gehören beiden Legenden-Typen an.

Das vielfältige Programm des Festivals, wo mit den Filmen
- über 230 Veranstaltungen stattfanden wie:

- Lesungen,

- das 2. Fachsymposium der Filmbranche zur weiteren Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Filmschaffenden aus der Tschechischen, der Slovakischen Republik und Deutschland,

- eine feine Requisiten und Kostümausstellung der Babelsberger und Barrandover Filmstudiostudios in der Manufaktur der Träume, ist noch bis 18. September 2019 zu bewundern.

- im Musikzimmer des Erzhammers wird eine Ausstellung gezeigt:“Wer war Ota Hofmann“, einem Meister der tschechischen Kinder- und Jugendliteratur

- einen begeisternder Empfang vieler Filmschaffender auf dem roten Teppich des ersten Abends bereiteten Festivaldirektor Filip Albrecht von den Barrandover Filmstudios aus  Prag und dem im Dauereinsatz strahlendem Oberbürgermeister von Annaberg-Buchholz, Rolf Schmidt, auch dem echten Prinzenpaar zur Lippe aus Dresden als Schirmherren des Festivals. Auch dem Aschenbrödelprinz Pavel Travnicek, der singenden-klingenden Prinzessin Christel Bodenstein und ihrem Mann Hasso von Lenski wurde stürmisch applaudiert. Sie kamen gern wieder in unsere Märchenstadt. Ebenso gefiel es  Karin Ugowski bei uns, der diesjährigen Ehrenpräsidentin, die in den sechziger Jahren als Goldmarie in Frau Holle, als zickige Drosselbart-Prinzessin und der als traurigen Prinzessin in „Die goldene Gans“einst Glanzpunkte verlieh.

- Mit der sächsischen Filmpremiere der deutschen Produktion „Schneewittchen und der Zauber der Zwerge“ wurde das Festival stürmisch eingeläutet. Danach wurden  die Hauptdarsteller des Abends begrüßt: Das reizende Schneewittchen, Tijan Marei, und die überaus böse Stiefmutter, Nadeshda Brennicke sowie die kompletten sieben Charakter-Zwerge. Der Regisseur des Films, Ngo The Chau, war ebenso anwesend. Sein Konzeption ging wohl auf, die wegen der phantastischen Orte und Effekte auf eine Mischung aus Märchen- und Fantasy-Film zielte. Manche Intensionen im Zwergenlabor waren jedoch vielleicht zu überfrachtet und für Kinder etwas unverständlich.

- Das Gala-Konzert am Freitag  mit der begeistert gefeierten Erzgebirgs Philharmonie Aue unter Naoshi Takahashi und anspruchsvoll zu spielenden Filmmusiken, bei denen die Jungstars aus Germany, Samuel Rösch, Cassandra Steen und Caroline Adler genauso gefeiert wurden wie die Sänger des Eduard-von Winterstein-Theaters Annaberg, Madelaine Voigt, Anna Bineta Diouf und László Varga, -war ohne Zweifel ein Erlebnishöhepunkt in lauer Sommernacht.

- Die Ehrenpräsidentin des Festivals, Karin Ugowski, überreichte dem beliebten TV-und Filmschauspieler Jaeckie Schwarz, der auch in vielen Märchen charaktervoll präsent war, den Ehrenpreis fürs Lebenswerk. Begeistert bedankte er sich bei Laudatorin Franziska Trögner für deren liebevolle und heiter dargebrachte Würdigung und für die tolle Atmosphäre in Annaberg, „fast wie bei der Oscar-Verleihung in  Hollywood!“ sei er sich vorgekommen. Ebenso wurde an diesem herrlichen Sommerabend für ihr beeindruckendes Lebenswerk Dr. Irene Wellershoff vom ZDF gewürdigt, die über zwanzig Märchenfilme produziert hatte und auch für die neuen Verfilmungen der Reihe „Märchenperlen“ im Fernsehen verantwortlich zeichnete. Diese Verfilmungen glänzen durch einen verständlichen Handlungslauf, sparsamen, aber wirkungsvollen  Einbau von sozialen Gruppenbeziehungen, Augen zwinkernden Humor sowie nicht zu extrem angelegte Zauberfiguren. Sie sind Kind gerecht, verständlich und wundervoll ausgestattet und von der ersten Schauspielergarde umgesetzt, die selbst wohl einen Höllenspaß dabei hatten!

fabulixretro2


- Selten gibt es zudem Gelegenheit zu den Klängen eines Philharmonischen Orchesters zu tanzen, was mit Verve auf dem zum Ballsaal geadelten Marktplatz von Annaberg genutzt wurde.

- Das Festival wurde am Sonntag mit einem lustigen Märchenaufzug von Bürgern der Stadt, vielen Kindern und bunten Kostümen beendet. Auf dem Markt wurde der Wettbewerbs-Film-Sieger gekürt und von der Ehrenpräsidenten verkündet: Es war der Film mit einem Drittel aller Stimmen: „Schneewittchen und der Zauber der Zwerge“, aber kein haushoher Sieg!

- Die tschechische Produktion mit Karel Gott als pensionierter König „Das Geheimnis des zweiköpfigen Drachens“ hat den Zuschauern ebenfalls gut gefallen. Eine Annabergerin sang im Duett mit Gott die deutsche Version des Titelsongs ein. Der Film hatte zwar einige „Längen“, aber die animierten Drachenfiguren waren lustig und am Ende den Menschen freundlich; das Filmteam  hatte hier unvergleichlich Landschaft und Folklore einbezogen.

- Annaberg war selbst mit seinen Festival-Orten in der Stadt eine Traumkulisse geworden:
Der Markt mit dem großen Zeltdach, die große Bühne mit toller Übertragungstechnik, tolle Weine, Getränke, Speisen, die vielen freundlichen ehrenamtlichen Helfer, innerhalb eines Märchenzaunes aus Erzgebirgsfotos auf die die unnachahmlichen Märchengrafiken von Prof. Werner Klemke projiziert waren. Auf den Altstadtterrassen wurden die alten Märchenfilme mit Karin Ugowski gezeigt, auf dem unteren Kirchplatz waren Märchenerzähler unterwegs und für Leib und Seele gesorgt; das alte Stadtbad bekam ein  orientalisches Flair: dort fand u.a. die Aufführung des einzigen Films eines Märchens nach Hans Fallada statt: „Die Geschichte vom goldnen Taler“, -ein Filmkunstwerk! Der Regisseur Bodo Fürneisen berichtete anschließend von den Dreharbeiten und sein Trickkameramann demonstrierte die Verfahrensweisen aus den achtziger Jahren.

Das Gloria-Kino war Begegnungsstätte. Der Platz vor dem Adam-Ries-Museum war tschechischen und deutschen Theatergruppen mit originellen Aufführungen vorbehalten.
Märchenerzähler frönten ihrer Lust, zu ihnen gehörte auch der Oberbürgermeister.

Die Gewohnheit lässt die Einwohnern die Schönheiten ihrer Stadt oft übersehen. Filip Albrecht hatte einst den Blick für unsere Stadt als er einst OB Rolf Schmidt den Vorschlag zum fabulix Festival unterbreitete und dieser Feuer und Flamme war Und beide waren mit sichtlicher Freude die ganze Zeit mitten drin, ein anstrengender Traumjob!

Die Begeisterung der Besucher aus Nah und Fern war an gefüllten Veranstaltungsorten, oft noch spät abends, an lachenden Gesichtern abzulesen. Begeisterung aller Orten!
Hoffen wir auf fabulix III 2021. Das SOMMERMÄRCHEN muss weiter gehen.

Eveline Figura

Weitere Infos auf:
www.fabulix.de