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November 2019


Wünsche, die die Welt retten

Der Schriftsteller Michael Ende ist mit den Werken „Die unendliche Geschichte“ und „Momo“ berühmt geworden. Der Wunschpunsch zählt zu den weniger bekannten Büchern des Autors. Im Advent 2019 kann die Geschichte als Weihnachtsmärchen auf der Bühne des Eduard-von-Winterstein-Theaters erlebt werden.

wunsch a (Andere)
Von links nach rechts: Tyrannja Vamperl ( Marie-Louise von Gottberg ), Jakob Krakel (Nick
Körber), Maurizio di Mauro (Philipp Adam) und Prof. Irrwitzer (Udo Prucha). Fotos: Dirk Rückschloß / BUR-Werbung.

Der Originaltitel des 1989 erschienenen Buches lautet tatsächlich „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“. Wer mag, kann sich in der Aussprache üben. Die Handlung: Da es um die Welt in punkto Umweltverschmutzung schlecht steht, hat der Hohe Rat der Tiere Agenten zur Erkundung der Lage entsandt. Eine überaus naiver Kater namens Maurizio di Mauro (Philipp Adam) wird zum Zauberer Prof. Dr. Beelzebub Irrwitzer (Udo Prucha) geschickt. Die Darstellung des Katers mit nicht zu übertreffender Gutherzigkeit und Edelmut respektive Dummheit zählt zum Besten der Aufführung. Auch die Figur Irrwitzers wird in all ihrer Verschrobenheit äußerst glaubhaft porträtiert. 

Als weiterer Agent wird der Rabe Jakob Krakel (Nick Körber) zur Hexe Tyrannja Vamperl (Marie-Louise von Gottberg) gesandt. Von Herrn Körber ist man schon so viel Außergewöhnliches gewöhnt, dass es schon auffällt, wenn es „nur“ eine gute und solide Darbietung ist. Die Hexe ist, ebenso wie der Zauberer, reichlich neben der Spur dargestellt. Ein kleiner Höhepunkt der Aufführung ist eine Tanzeinlage von beiden.

wunsch b (Andere)
Beelzebub Irrwitzer (Udo Prucha) zaubert mit Hilfe des Wunschpunsches aus dem Kessel.

Hexe und Zauberer sind mit ihren bösen Taten in Verzug und drohen, die Geschichte spielt am Sylvesterabend, punkt Mitternacht „gepfändet“ zu werden. Der höllische Gerichtsvollzieher Maledictus Made wird mit großer Freude an der eigenen Bosheit von Gisa Kümmerling gegeben. Um die Pfändung abzuwehren, wird von den beiden Magiern der Wunschpunsch gebraut. Mit ihm ließe sich in kürzester Zeit die gesetzte Norm schlechter Werke erfüllen und noch wesentlich mehr Schaden anrichten.

wunsch c (Andere)Kater und Rabe versuchen allein die Welt zu retten. Eigentlich ist sie schon verloren, denn auf die Menschen kann man bekanntlich nicht hoffen. Als ein Wunder benötigt wird, treffen die beiden auf Sankt Sylvester. Marvin Thiede gibt den Heiligen mit einer erstaunlichen Mischung aus Würde und Komik. Die Handlung nimmt Fahrt auf und in den Verwicklungen der letzten Szenen verwünschen sich Hexe und Zauberer kurzzeitig gegenseitig – in gute Menschen, dargestellt von Lucia Reichard und Philipp Schulze.

Kater und Rabe bei Sankt Sylvester (Marvin Thiede)

Die Schauspieler haben sich redlich mit dem ihnen zur Verfügung gestellten Werk gemüht. Das Stück krankt jedoch an ganz grundsätzlichen Dingen. Es hält sich teilweise sklavisch an die Buchvorlage. Und was literarisch funktioniert, tut dies auf der Bühne noch lange nicht. Insbesondere die erste Hälfte ist enorm textlastig und enthält deutliche Längen. Eine dramaturgische Straffung und ein fleißig gebrauchter Rotstift hätten hier notgetan.
Regie führte Andreas Ingenhaag, welcher schon viel in Annaberg inszeniert hat. Unter anderem verantwortete er das letztjährige, sehr gelungene Weihnachtsmärchen „Peterchens Mondfahrt“ und die beiden Hotzenplotz-Inszenierungen auf den Greifensteinen.

Für Kinder unter 7 Jahren ist diese Wunschpunsch-Fassung ungeeignet, da sie diesem Alter unverständlich bleiben muss. Dies führte bei der Premiere am 17.11.2019 teilweise zu reichlich unruhigen Kindern, was wiederum die allgemeine Verständlichkeit herabsetzte. Gemildert wurde dies durch die sehr gekonnt eingesetzten Effekte, etwa beim Zaubern. Auch Bühnenbild und Kostüme (Ausstattung Martin Scherm) waren schön, schaurig sowie schräg und erfreuten den Zuschauer.

Wie beim Weihnachtsmärchen üblich, veranstaltet das Theater wieder einen Malwettbewerb für Kinder. Die nach dem Besuch einer Vorstellung entstandenen Bilder können ans Theater gesandt werden und sollen dann in den Wintermonaten im Foyer zu sehen sein. Die besten Maler erhalten im Frühjahr Buchpreise und Theatergutscheine.

Eva Blaschke

Weitere Aufführungen unter
www.winterstein-theater.de