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Nachhaltiges künstlerisches Ereignis

Uwe Hanke überzeugte als Pianist und Dirigent mit Beethoven und Brahms, wofür er viel Beifall und Bravorufe ernten sowie sich einen Jugendtraum und Geburtstagswunsch erfüllen konnte.

Das war ein ganz besonderes Konzert, ein außergewöhnliches sogar, das Uwe Hanke mit seinen Erzgebirgischen Philharmonikern dem total ausverkauften Haus mit einem kenntnisreichen Publikum darin am Montag (24.11.2015) geboten hat: Außergewöhnlich, weil es der Chordirektor des Hauses war, der sich hier einen Jugendtraum und einen Geburtstagswunsch erfüllte (in diesem Juni wurde er 60). Ungewöhnlich, dass der studierte Pianist, Cembalist, Organist, Komponist und Dirigent nicht nur Beethovens 5. Klavierkonzert und die 1. Sinfonie von Brahms auswendig beherrschte, sondern dass er auch noch den Klavierpart als Solist in diesem furios-fulminanten Es-Dur Opus 73 selbst übernahm.
Und ungewöhnlich kam auch das Programmheft daher, in dem sich Uwe Hanke mit biographischen Notizen zu seiner musikalischen Entwicklung direkt an das Publikum wendet, um sich an anderer Stelle für diese Möglichkeit, „einen seiner Lebenskreise zu schließen“, bei den Menschen zu bedanken, die ihm im Laufe seines Lebens den Sinn für gute Musik geschärft und dieses Konzert mitgestaltet haben - und seine Mutter saß mit strahlenden Augen in Reihe vier...
Hanke 2 (Andere)


Neben dem Solisten Hanke wäre da zuerst das Orchester als kongenialer Mitgestalter dieses Abends zu nennen. Ist es doch gerade dieses Klavierkonzert, in dem Beethoven die Einheit von Klangkörper und Solist in eine bis dahin nur bei Mozart zu beobachtende Übereinstimmung gebracht hat. Und er geht hier sogar über Mozarts Harmoniebestrebungen hinaus, in dem er einen allumfassenden symphonischen Anspruch formuliert, indem der Pianist – zwar immer noch aufbegehrender Solist bleib – sich aber zunehmend in die konzertante Gesamtstruktur des Werkes einordnen muss. Hanke hat sich - ganz im Sinne  Beethovens - dominant und brillant eingeordnet...
Hatten wir Uwe Hanke vor längerer Zeit schon einmal als überzeugenden Interpreten der Solo-Passage in Beethovens Chorfantasie erleben können, oder als
Organist an der Buchholzer Orgel, so übertraf er sich hier als Pianist nahezu selbst.

Wir hörten sowohl vom Orchester als auch vom Solisten ein exzellent gespieltes Allegro, bei dem die beiden tonlichen Abrutscher in den Hörnern (Finale 1. Satz) nicht ins Gewicht fielen, zumal sie sich beim Brahms wieder gefangen hatten.
Das Adagio war wohltuend breit und ausgesungen angelegt, hier war hörbar der Chordirektor am Werk.
Der übliche pausenlose Sprung vom Adagio un poco moto ins zum Mittanzen animierende Rondo gelang präzise, zumal sich Hanke nicht nur hier auf die Stimmführer in den einzelnen Orchestergruppen sichtbar verlassen konnte. Großes Lob auch für die spielführende 1. Konzertmeisterin dieses Abends, Frau Violeta Petrescu !
Trotz der zahlreichen Läufe und kurzen Kadenzen, die den überaus konzentrierten Pianisten fordern, gelang es Uwe Hanke vom Flügel aus ein dynamisches, ausgewogenes und auch ausgelassenes Spiel eines großartig aufspielenden Orchester im Einklang mit dem Soloinstrument zu organisieren. Hanke 1 (Andere)

Mit viel Applaus, Blumen und zahlreichen Bravorufen stand der bescheidene Erz-Musiker vor seinem Orchester, das ihm für eine großartige Leistung ebenso huldigte wie auch viele anwesende Kolleginnen und Kollegen seines Theaters (u.a. GMD Takahashi, 1. Kapellmeister Klug, Sängerinnen und Sänger) - unter denen sogar drei ChorsängerInnen gesichtet wurden...

Nach der Pause holte Uwe Hanke noch einmal fast alles aus dem Orchester heraus, was in ihm steckt – und das ist beachtenswert! Wenn auch im Andante (2. Satz) der Brahms-Sinfonie die Holzbläser mitunter etwas zu roh über das Podium kamen, so war doch ein berauschendes Legato das Beherrschende in diesem Satz. Dann waren auch zum Schluss hin die Hörner (nach Brahms: Alphornanglänge) wieder sehr gut gestimmt, ebenso im Choralpartikel alle Blechbläser.
Differenziert interpretiert schließlich auch die anderen Sätze bis hin zum Allegro non troppo, ma con brio, ein Finale, das dann wirklich mit Bravour das Publikum begeisterte. Zumal der einsetzende Streicher-Hymnus, der das Finale einleitet, – ob man will oder nicht – dann doch an das Finale in Beethovens Neunter erinnert und zum Mitsummen provoziert. So gesehen - und gehört -, hatte man es in diesem Konzert nicht nur mit Viel-Harmonie innerhalb der einzelnen Werke zu tun gehabt, auch die musik-ästhetische Beziehung zwischen Beethoven und Brahms wurden durch Uwe Hanke und der Erzgebirgischen Philharmonie Aue zu einem nachhaltigen künstlerischen Ereignis gestaltet.

red.