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Pilgermusik in St. Annen

Selten hat Musik so perfekt in den Raum und seinen historischen Kontext gepasst. Das Ensemble Voces8 aus Großbritannien brachte mit seinen fein ziselierten Interpretationen eine vergessene Welt auf den Weg.Wandelkonzert (8) (Andere)
Der Abend des 12. September 2016 in der spätgotischen Hallenkirche St. Annen in Annaberg führte während des Musikfestes Erzgebirge mit dem Untertitel “Wege“ auf eine fast meditative Weise in die Gründungszeit von Kirche und Stadt zurück.
Wurde doch dieser Ort nicht nur als Reliquienschrein mit konzipiert, sondern damit auch als Wallfahrtsziel von vielen Gläubigen angenommen. Am Montag erklangen von einem jungen Ensemble Kompositionen genau aus der Zeit des 16. Jahrhunderts und Adaptionen alter Musik bis ins 20. Jahrhundert, die die Wege zur Anbetung und diese selbst ausdrückten. Uns heutige Menschen berühren der Takt in der Gangart des Schreitens, des Pilgerns, das Singen im Herzschlag, das Zur-Ruhe-Kommen im sich ausbreitenden Klang noch immer, wenn auch aktuell aus anderen Gründen, ohne vielleicht die damalige Devotion nachempfinden zu müssen. Pilgermusik St. Annen (Andere)
Das Ensemble Voces8 mit seinen zwei Sopranistinnen, einem Countertenor, einem Tenor, zwei Baritone und zwei Bässen sangen an verschiedenen, akustisch gut gewählten Orten zu denen sie gemessenen Schrittes „pilgerten“. Zu hören waren Werke von Duruflé, eine Arrangement von „Maria durch den Dornwald ging“ und eines zu „Angelus ad virginem“, Benjamin Britten, Giovanni da Palestrina, Thomas Tallis, Orlando Gibbons, Sergej Rachmaninow, dazwischen gregorianische Choräle, Gabriel Faurè, Gregorio Allegri, William Byrd, Giovanni Gabrieli und Ola Gjeilo.
Der hohen, außerordentlich präzisen Gesangskultur der international bereits berühmten, für Innovationen offenen Gruppe gelang es, nicht nur die historischen Werke wieder zu beleben, sondern auch in den neueren und neu bearbeiteten Kompositionen die Kontinuität von Ausdruck und Sinngebung bis ins Heute erklingen zu lassen.
Besonders ergriff die Feinheit der Höhen, die ausgewogene und differenzierte Tongebung, das aufeinander Hören sowie die berührenden pianissimo Ausklänge unter gekonnter Einbeziehung der Nachhallzeiten des prächtigen Kirchenschiffs.
Es ist Ausdruck der immerwährenden Suche der Menschen nach Zielen, nach ihrer Verankerung im Sein und nach einem Stück Unsterblichkeit. Wie harmonisch das in die Akustik der Annenkirche Annaberg-Buchholz in ihrer ursprünglichen Unversehrtheit passte, war über eine Stunde lang Atem beraubend.
Das internationale Publikum dankte mit konzentrierter Stille und viel Applaus, sicher auch den Organisatoren des Festivals und dem Deutschlandradio Kultur.

Eveline Figura
Fotos: Sebastian Paul (1), AW (1)