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Letzte Reise mit Mozart

Das Musikfest Erzgebirge, das unter dem Motto „Wege“ stand, erreichte am Sonntag in der Marienkirche in Marienberg mit Mozarts Requiem unter der Leitung von Prof. Rademann seinen Höhepunkt und diesjährigen überaus erfolgreichen Abschluss.

Da Mozarts Requiem einen ganzen Konzertabend nicht ausfüllen kann, brachte man zum Abschlussabend des 4. Musikfestes Erzgebirge am Sonntag in Marienberg die Vesper-Musik (Vesperae solennes de Confessore) KV 339 vom Salzburger Komponisten im ersten Teil des Programms zu Gehör. Prof. Hans-Christian Rademann dirigierte das sehr engagiert spielende Barock-Orchester aus Wrocław (Breslau) leidenschaftlich und differenziert, so dass es als ein idealer Begleiter für den Dresdner Kammerchor und die Solisten des Abends zu hören war.
Dresdner Kammerchor (Andere)

Wie in der Vesper so dominierte dann auch im Requiem der Chor mit junger, frischer Stimmgebung, mit Kraft und angenehmen Pianissimo, wenn es die Partitur verlangte. Fulminante Bässe, in der Höhe problemlos singende Tenöre, samtene Altstimmen bilden das wohlklingende Fundament dieses Chores. Die Soprane fanden allerdings erst im Requiem zu einer homogenen Stimmgebung. In der Vesper konnten sie im „Dixit Dominus“ und beim „Confitebor“ durch zu spitze, kaum abgerundeten Tönen in den Höhenlagen – insbesondere beim Vokal „i“ - noch nicht gänzlich überzeugen. Wroclaw Orchester (Andere)
Im fugenartigen „Laudate puerti Dominum“ kam dann der erwartete Glanz in die ansonsten sehr sicheren Stimmen zurück. Der Höhepunkt in der Vesper war das darauf folgende „Herren-Lob“ (Laudate Dominum) für Chor und Sopran.
Hier überzeugte die junge Regula Mühlemann mit ihrer berührenden Stimme, in der vollbesetzten Marienkirche.
Sie war es dann auch – neben dem exzellent singenden Chor und dem eben so aufspielenden Orchester – die in der Totenmesse mit großer Strahlkraft und äußerst differenzierter Tongebung Mozarts doch recht diesseitige Musik stilgerecht interpretierte. Aneta Petrasová sang die Altpartie in wohlklingender Harmonie mit der Sopranistin und den beiden Männerstimmen. Von denen überzeugte insbesondere der Bass vom Kroaten Krešimir Stražanac, der voluminös, aber dennoch elegant geführt im Raum erklang und die – hier zwar geringere – Nachhallzeit z.B. im „Tuba mirum spargens sonum“ (Die Posaune wird laut erklingen) für seine angenehme Stimme zu nutzen wusste. Zu blass blieb hingegen der Tenor von Paul Schweinester aus Österreich, der zwar ab und an mit ein paar spitzen und gar nicht so uncharmanten Tönen auf sich aufmerksam machte, im Ensemble aber nahezu gänzlich unter ging. Marienberg Kirche (Andere)
Nachdem die Bitte um ewige Ruhe und das Leuchten des ewigen Lichtes im überaus aufwühlend-berührend interpretierten „Lux aeterna“ verklungen war, verharrte das Publikum gemeinsam mit den Interpreten in langen Sekunden schweigenden Nachdenkens, Geniessens, Nachklingens... - um sich dann stehend, mit viel Applaus für diese meisterliche Leistung bei den Organisatoren und Protagonisten des großartigen Abends – und natürlich bei Mozart und seinen Requiem-Vollendern - zu bedanken.

Dank sagte auch zu Beginn des Konzertes der Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel, für ein sehr gelungenes Festival der besonderen Art, das viele neue, ungewöhnlich und ziemlich einmalige Wege eingeschlagen hatte.
Diesem künstlerischen Botschafter der Erzgebirgsregion, dem Musikfest Erzgebirge, dürfte eine recht lange Zukunft beschieden sein, zumal es nicht nur die Unterstützung der politisch Verantwortlichen und der regionalen Wirtschaft genießt, sondern auch über ein Team von erfahrenen und gescheiten Leuten verfügt (neben Prof. Rademann insbesondere Dr. Geisler, Dr. Morgenstern und GF Ben Uhle), das darum weiß, in welcher Weise diese gar nicht so hohe Kunst im hiesigen Volk – und weit darüber hinaus – tief verwurzelt ist. Es handelt sich um Volks-Kunst, besser Volks-Kultur, im besten Sinne des Wortes. Und nicht nur deshalb, weil weit über 7.000 Menschen aus Nah und Fern die Konzerte besucht haben, sondern weil es erwiesenermaßen keine Hoch- oder Niedrig-Kultur gibt, stattdessen (vereinfacht) nur gute oder schlechte – und unser Festival bot durchweg exzellente Musik-Kultur...

red.

Das Musikfest Erzgebirge 2018 findet vom 7. bis 16. September statt.