LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

 

THEATER ABC

 

 


 

 
„West-Blick“ in Oberwiesenthal

Das den Künsten und den Künstlern gegenüber aufgeschlossene und engagierte Ehe- und Unternehmerpaar Ria und Harry Meinel stellt in der hauseigenen Galerie ihres PANORAMA Hotels in Oberwiesenthal Überraschendes von
Glenn R.R. West aus.

Der „englische Erzgebirger“ oder „erzgebirgische Engländer“, wie Frau Ria Meinel (Foto: rechts neben Glenn West) den in Annaberg lebenden Glenn West (geb. 1972) in ihrer Laudatio bei der Vernissage am Sonnabend, den 2. April 2016, ehrte, ist bekannt für Spaß am Neuen und immer für Überraschungen gut, manchmal auch für Schräges und - ohne Ängstlichkeit und Hemmungen - auch mal künstlerisch Grenzwertiges.
west 5 (Andere)

So ist sein Selbstportrait im Billardraum des Hotels z.T. mit Phosphorfarbe gemalt, was im Dunkeln seinen knochigen Unterbau - zum Vergnügen der Zuschauer - hervorzaubert. Ein Spaß, der in seiner kürzlich gezeigten Schau von Annaberger Stadtansichten im hiesigen Lazarus-Erker-Haus ernsthaft das Jetzt und Damals effektvoll gegenüber stellte. west 1 (Andere)
In der Hauptausstellung mit dem Titel "West Blick" im Panorama-Hotel in Oberwiesenthal überrascht Glenn West indes mit drei stark kontrastierenden, wechselnd gehängten Macharten seines bildnerischen Schaffens: Erstens sind das kleinformatige, außerordentlich fein mit Finliner gezeichnete Motive von Häusern, Schlüsseln, Stadtmotiven, deren ornamental gezeichnete Passepartouts Motive des Hauptbildes aufgreifen und dekorativ einrahmen. In dieser Fineliner-Manie ist auch ein größeres Stadtmosaik von Annaberg oder des Berliner Tierparks zu sehen, filigrane Fleißarbeit mit gekonntem „West-Blick“ für das Wesentliche.
Zum anderen werden kleine und mittelgroße Ölbilder präsentiert, die in ihre Mitte zarte Sujets in fett gemaltem Rahmen historisierender Formgebung zeigen; so z.B. Frauenportraits, sich küssende Mädchen oder Stadtdetails aus Tschechien oder aus seiner Wahl-Heimatstadt Annaberg-Buchholz. Rahmen und Bild sind farblich Ton in Ton gehalten und versöhnen dadurch ein wenig mit der dominierenden Ölfarbe des jeweiligen Themas. West 3 (Andere)

Die Knaller der Schau sind dann schließlich  großformatige Plastik-Acryl-Kreationen, die in der schmalen Räumlichkeit ihre Wirkung etwas unter den Scheffel stellen müssen. Aus verschiedenfarbigen, weltweit zusammengetragenen Plastiksäcken hat Glenn zum einen Rupfbilder mit Acrylfarben kombiniert und so wahre Blumenteppiche oder eine Ruinenlandschaft gebildet, zum anderen durch raffinierten Flechteffekte aus den Müllbeuteln dekorative Großornamente gezaubert.
Eins allein davon könnte einen großen Raum durchaus effektvoll dominieren. Immanent dabei ist Wests Absicht, der verblendeten Welt einen sinnvollen Umgang mit ihrem Plastikmüll anzuempfehlen: Hier dem Geringsten, dem Weggeworfenen, die höchste Bedeutung, einen Platz in der Kunst zuzumessen! Das ist ihm gekonnt gelungen.
Glenn R.R. West bleibt sich somit treu und zeigt seine verantwortliche Haltung zu einem uns alle betreffenden Umweltproblem, in annehmbarer und empfehlenswerter Weise.
Frau Ria Meinel fand in ihrer erhellenden Worten zwischen dem Briten und uns denn auch eine Reihe von Übereinstimmungen: Tradition, Bodenständigkeit, Naturbeziehung, Geschichtsbewusstsein und Hartschädlichkeit.
Fügte man noch ein wenig von dem sprichwörtlichen „englischen Spleen“ hinzu, wäre Glenn West sicher nicht indigniert!

Die Schau kann ab 14.4.2016 im Panorama Hotel Oberwiesenthal, Vierenstraße 11, empfohlen werden.

Eveline Figura

Mehr über Glenn West unter: www.grrwest.com