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Musikfest Erzgebirge

West-Östliche Begegnungen

Unglaubliche Klangwelten erlebten die Besucher beim gemeinsamen Konzert des Dresdner Barockorchesters und des PERA Ensembles sowie der Mailänder Sopranistin Francesca Lombardi Mazzulli in der Lößnitzer Johanniskirche.
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Erzgebirgisch war an diesem nachklingenden Abend des 17. September 2014 nur der Ort und die Mehrheit des aufgeschlossenen und überaus begeisterten Publikums. Durfte es doch seltene „Blicke“ (Thema des Musikfestes Erzgebirge) und Klangwelten in die barocke Pracht osmanischer Musik am Sächsischen Hofe erleben.
Wer weiß schon um deren Klangreichtum, den kulturellen Vorsprung, mal abgesehen vom wissenschaftlichen Niveau der osmanischen und arabischen Welt? Spezialisten und solche, die das Glück hatten und haben, in beiden Welten zu leben oder am Rande ihrer von der anderen berührt zu werden.Yesilcay
Der Leiter des Pera Ensembles, Mehmet Yesilcay (Foto), ist in Deutschland aufgewachsen, dann zur Musik seiner Heimat und der dort akademisch geprägten zurückgekehrt, um heute beide Kulturen in historischen Aufführungspraxen zu verbinden.
Das Dresdner Barockorchester unter ihrer Konzertmeisterin Ulrike Titze kam u.a. über die „Planetenfeste“ August des Starken, auf denen eine Janitscharenkapelle spielte, auf Barockkompositionen, die von dieser Musik geprägt waren, von den vielen berühmten europäischen Kompositionen á la turca ganz zu schweigen.
Das Barockorchester Dresden (mit historischen Instrumenten und stehend spielend sowie mit seiner glänzenden Cembalistin Michaela Hasselt) hatte die meist türkischen Musiker des Pera Ensembles in ihre Mitte genommen, die bedingt durch ihre Instrumente, sitzend spielten: Lauten (Oud), kleine auf dem Knien gestrichene Geige (Kemence), Flöten („Seelen der Musik“), das 76-saitige Saiteninstrument (Kanun), Percussionen wie Tamburine und Trommeln. Oud
Es erklangen instrumentale Werke und Arien von Johann David Heinichen, Georg Friedrich Händel, Johann Adolph Hasse, Johann Georg Pisendel, Nicola Antonio Porpora, Antonio Vivaldi, Antonio Lotti, Giovanni Battista Sammartini, Johann Joseph Fux, Georg Philipp Telemann, Dervis Frenk Mustafa, Silvius Leopold Weiss, einem Hugenotten aus dem Gebiet des heutigen Polen, dessen Ciacona zum wohl eindringlichsten der gesungenen Teilen der Sopranistin Franscesca Lombardi Mazzulli (Foto) gehörte. Die agile Künstlerin hat sich offenbar auf barocke Gesangstechniken spezialisiert und gestaltete die Arien mit Temperament, sanfter Mittellage, schöner Höhe, nicht exaltiert(!) und stilsicher. Lombardi Mazzulli
Selbst ihr dunkelblaues Taftkleid mit Sternenschimmer passte zur West-Östlichen Musik. Das Programm brachte getragene und außerordentlich agile, ja rhythmisch dominierte, tänzerisch animierte Stücke im schönen Wechsel. Während das Publikum anfangs verhalten lauschte, Ungewohntes, ja Fremdes in den eher gewohnten barocken Kontext einordnete, gelang die Integration zunehmend genussvoll zur Einsicht, dass die friedliche, gegenseitige Durchdringung unterschiedlicher Kulturen stets zu Erkenntnis und Kulturfortschritt, ja Lustgewinn geführt hat. Was Kurfürst August und unser Dichterfürst Goethe zelebrierten, gelang den Meistern der Renaissance und des Barock im Mittelmeeraum wie Claudio Monteverdi oder Ahmet Celebi sozusagen spielend, ja glänzend. Das begeisterte Publikum applaudierte stehend im schönen klassizistischen Kirchenraum der Lößnitzer Johanniskirche.
Die Honorationen, darunter der sächsische Innenminister Ulbich und der Landrat des Erzgebirgskreises Vogel, erhielten wieder einen Beweis mehr, wie innovativ und strahlend das noch recht junge Musikfest Erzgebirge daherkommt.
Als Ehrengeschenke wurden hübsche Weihnachtsmann-Räuchermännel übergeben, wobei allerdings unser höchsteigenen Lichter- oder Räuchertürken noch eine besondere Überraschung gewesen wären...

Eveline Figura

Programm des Musikfestes Erzgebirge