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Eine Elevin und zwei Einsiedler

Die junge Malerin Hella Stoletzki stellt vor ihrem Studium im Erzhammer aus -
Irene Bösch und Axel Wunsch mit innerer Freiheit und überraschendem Temperament im Kunstkeller Annaberg.
Ausstellung - Erzhammer 1 (Andere)

Zwei Vernissagen an einem Tag
multipliziert mit der Anzahl der einzelnen Werke brachten am Sonnabend, dem 13. Juni, eine Vielzahl von schönen, grazilen, aber auch kraftvollen und hintergründigen Eindrücken.
Am Vormittag bot zunächst die kleine Schau im Musikzimmer des Haus des Gastes „Erzhammer“ in Annaberg ein junges Talent: Hella Stoletzki aus Cottbus hat in ihrem freiwilligen kulturellem Jahr am Hause ihre Sammlung von Portraits, darunter auch ihr Selbstportrait, und zwei fantastischen Illustrationen von Gedichten ihrer Freunde  (siehe unten) zu ihrer „Kopfsache“ erklärt. Dabei gelang ihr durchaus Beachtliches: Neben wirklicher Ähnlichkeit zum Objekt, charakteristische Typisierung, die Kennzeichnung junger Leute ihres Alters in Haltung und Gestus.
Die Farbarbeiten, Aquarell oder Pastellfarben, sind kräftig aufgetragen in Blau- und Grüntönen oder dunklen Stimmungen nachhängend, dann wieder durch Weglassen von Farbe in der Frisur der Person Zartheit schaffend. Am überzeugendsten aber ist die Praktikantin, die mit ihren Arbeiten die Aufnahme an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig geschafft hat, wenn sie mit Feinlinern oder Tuschfeder Gesichter modelliert. Mit Akribie und scheinbar ruhiger Hand gelingen ihr schon meisterliche Studien von Physiognomie und Individualität. Dabei lotet sie Wirkungen der Strichführung in Bezug zur Persönlichkeitsdichte aus, vermeidet Schönungen und erreicht dadurch genau das Vermiedene. Ihr Selbstportrait bleibt zart und zurückgenommen, das Muster ihres Westovers verrät ihren Hang zum Graphischen. Auch wenn die phantasievolle Umsetzung von „Kopfgedichten“ noch nicht so überzeugende wirkten, darf man dem Talent zu ihrer ersten Ausstellung gratulieren und Hoffnungen in ihren künstlerischen Weg setzen.

Sophie Riedel

Kopfsache

Was weiß er schon? Was soll er denn denken?    Ausstellung Erzhammer 2 (Andere)
Kann er denn denken?  ……
Er steht dort   ..
und frisst die Luft,     !!
wie ein großes Monster!
Er nimmt den Platz weg,   … L
wie ein alter,  kaputter Kronleuchter!   -
Und er weint,    -
wie ein kleines zartes Mädchen.

Golden weint die … -Stadt , … auf ihn … nieder.
Der - warme - Sommerwind , .. küsst ihn zärtlich -
und lässt ihn einsam auf der Straße zurück.     
Die Sonne zerläuft auf dem Horizont
und hinterlässt dem Mann ein Requisit,
ihre letzten Sonnenstrahlen.
Unter seinen Augen bildet sich ein Meer aus Schatten.
Seine Falten liegen tief,
und seine Augen in Wasser.

Er hängt dort an diesem Ort,
Mit seiner Silhouette,    
Wie eine schwarze Marionette an haarfeinen Seilen.
Und wartet darauf gespielt zu werden.
- Herzenswind - herzenswind

 

Die zweite Schau des Tages brachte im Kunstkeller zwei Chemnitzer Namen wieder ans Publikum, die bereits bekannt, ja gefragt sind, sich aber dennoch schwer aus ihren Refugien locken lassen: Ausstellung - Irene Bösch (Andere)
Irene Bösch (geb.: 1940) und Axel Wunsch (geb.:1941). Es ist also Zeit, diese Künstler zu kontaktieren, um nichts zu verpassen. Der Zugang zu Iren Böschs Werk ist nicht ganz einfach, sind doch die meisten ihrer Bilder auf Japanpapier so fragil durchscheinend wie dieses. Die Inhalte scheinen die Welt auf ihre Kernsubstanz reduziert zu haben: Die schwarze Wolke ist wirklich nur schwarz, trotz getupfter Luftigkeit. Böschs Portraits sind entweder ein zartes Herantasten an die Hautflächen oder ein Tupfen mit Tusche an einen denkerischen, in sich versunken Kopf, bzw. orange Kringel, die den Kopf modellieren. Der Inhalt des Denkens ist wichtiger als das Gesicht des Denkenden? Sanfte Farbflächen lassen den Betrachter mit sich allein. Manch Zugang bleibt nur der Malerin vorbehalten. Im Stile ist sie dem „Dresdner Colourismus“ nahe. Der Laudator Alexander Stoll bezeichnete ihre verwehten Farben als „Reduzierten Sensibilismus“. Die Malerin wollte oder konnte nicht selbst kommen. Ausstellung - Axel Wunsch 2 (Andere)

Ganz anders, aber nicht weniger feinsinnig, Axel Wunsch. Er bezauberte regelrecht durch eine Vielheit von Macharten, provoziert sicher durch die Lehrer-Perönlichkeiten an der Kunsthochschule in Leipzig, die, wenn auch nicht so unmittelbar wie sein Lehrer Wolfgang Mattheuer, so doch wie Bernhard Heisig u.a. große Inspiratoren waren - wie Alexander Stoll in seiner Laudation hervorhob. Bemerkenswert eindringlich in seiner menschlichen Dramatik - das an eine Skulptur gemahnende Papstportrait Johannes Pauls II., neben einer hintersinnigen Richard-Wagner -Karikatur (Foto). Dabei scheint er kaum Unterschiede zwischen Menschen- und Tierportraits zulassen zu wollen. Schließlich sind es Wesen seiner Umgebung. Mit eleganter Treffsicherheit seines Bleistiftes konturiert er Ziegen, Kühe, und mit dickem Pinsel verunglückte Störche. Er ist ein zügiger Arbeiter. Räumlich-Gegenständliches bleibt in seinem wahrhaftigen Leben und Vergehen lebendig, und so auch seine Welt in Rübenau. Auch wenn er selbst meint, dass Ausstellungen ihn nur vom Schaffen abhielten, war Alex Wunsch leibhaftig und sympathisch gesprächsbereit anwesend.
Vielleicht mag er an manchen Ausstellungen auch nur das abgehobene, auch die Rezipienten irritierende Gehabe nicht... „Voila, en homme!“

Galerieleiter Jörg Seifert und dem Verein des Kunstkellers Annaberg e.V. sei zu der Doppelschau, die bis in den Herbst zu sehen sein wird, gratuliert.

Eveline Figura

Kontakt: kunstkeller annaberg e.v., Wilischstr. 11, 09456 Annaberg-Buchholz,
Tel.: 03733/42001 - Vorherige telefonische Anmeldung wird empfohlen.