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Weihnachtsmarkt-Sieg und Festhallen-Frust

Die letzte Ratssitzung im Jahr 2015 freute sich über den 1. MDR-Platz für den Annaberger Weihnachtsmarkt, hatte aber Diskussionsbedarf hinsichtlich der Entscheidung, während der KÄT die Festhalle geschlossen zu halten.

Auch diesmal gab es in der Bürgerfragestunde der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag (17.12.2015) wieder keine Fragen oder Sorgen von besorgten Bürgern, von den sich ein paar wenige lieber im so genannten „Annaberger Kummerkasten“ auf Facebook zu Wort melden, statt sich bei diesem Forum im Rathaus kompetente Antworten für ihre Kummer-Bewältigung einzuholen. Stadtrat (Andere)
Auch sonst hatte man diese letzte Sitzung im alten Jahr unter den harmonischen abbuchen können, wenn da nicht der Beschluss zu den Vergaberichtlinien für die 496. Annaberger KÄT (vom 27.5. bis 5.6.2016) auf den Tischen zur Abstimmung gelegen hätte.
Frau Christina Linke erläuterte die Vorlage: Sie informierte, dass sich über 500 Bewerber um die 107 Standplätze reißen würden, was ein Zeichen für die Deutschland weite Anziehungskraft unseres Volksfestes bedeute.
Sie wies außerdem darauf hin, dass man sich diesmal entschieden habe, die Festhalle aus Rentabilitätsgründen während der KÄT nicht mehr durchgehend, sondern nur zu zwei Jump-Veranstaltungen zu öffnen.
Ein alternatives Bierzelt sei auch nicht vorgesehen, statt dessen appelliere man an die Gastronomen vor Ort, die Sitzmöglichkeiten vor ihren Buden zu erweitern.

Neun Stadträte – so viele wie sonst zu keinem anderen Thema – meldeten sich zu Wort und warben u.a. dafür, die Festhalle unbedingt mit in die KÄT zu integrieren, zumal ein fehlendes Bierzelt (auch wenn man selbst gar kein Bier trinke) die Atmosphäre beeinträchtigt. Es sei kein Zeichen von Kreativität, die Festhalle als toten Körper inmitten des lebendigen KÄT-Betriebes zu haben. Man zähle 120.000 Besucher auf dem Volksfest und habe eine leere Festhalle. Der Weihnachtsmarkt – der an diesem Tag den 1. Platz unter den familienfreundlichsten ergatterte – wurde als Beispiel dafür genannt, dass so was auch mit der KÄT und der Festhalle möglich sein müsse, man dürfe nur nicht aufgeben, es muss da was erarbeitet werden...
Nur was, - das kam aus keiner Fraktion auf den Tisch. Einer der Stadträte meinte richtigerweise, dass in ganz früheren Zeiten die Festhalle während der KÄT immer geschlossen war. Nur die Schausteller nutzten das Gebäude für ihre Umtrünke, das Volk besuchte die der Festhalle angeschlossene Kneipe mit dem stadtweit gutem Essen.
Ratssitzung 15 - 2 (Andere)

Oberbürgermeister Rolf Schmidt griff schließlich in die Diskussion ein und bemerkte, dass die Betreibergenossenschaft selbst Ideen entwickeln müsse, schließlich sei ein Mentalitätswandel unter den Besuchern auszumachen. Einer der mit am Ratstisch sitzende Mitbetreiber der Halle ohne viele Feste meinte nahezu resignierend, dass man zwar viel versucht, aber wenig Erfolg zu verzeichnen habe. Worauf unter ratsherrlichem Köpfenicken einer der Meinung war, man solle die Betreibung der Festhalle ausschrieben.
Ob damit allerdings die Defizite an Besuchern und Einnahmen ausgeglichen werden können, bleibt eine offene Frage, die unbedingt in einer gesonderten Beratung erörtert werden sollte. Dass die Festhalle nicht in der erwünschten Weise angenommen wird, wie sich das so mancher mit nostalgischem Blick auf die eigene Jugend in deren Mauern gedacht hat, kann nicht nur auf einen Mentalitätswandel zurückgeführt werden. Für dieses veränderte Kulturverhalten großer Gruppen von Menschen, auch in unserem Erzgebirge, sind noch ein paar andere Faktoren zu berücksichtigen, die u.a. im sozialen und im Bildungsbereich sowie in der mangelnden Kultur- und Marketingkompetenz der derzeitigen Festhallen-Leitung auszumachen sind.
Bei der Planung der Festhalle hätten die gesellschaftlichen und damit kulturellen Wandlungen, auch das sich veränderte mediale Verhalten gegenüber derartigen Orten besser an Zielgruppen orientiert analysiert, erforscht und in die Entscheidung einbezogen werden müssen. Vielleicht hätten dann nicht die Nostalgiker, sondern die Realisten dafür gesorgt, dass die dort verbauten Millionen sinnfälliger, weil zeitgemäßer an anderen Stellen investiert worden wären.
Insofern war es gut, dass die Stadträte zur 20. Ratssitzung eine Diskussion begonnen haben, die weiter geführt werden muss, zumal sie in großen Teilen der Bevölkerung eine nicht unbedeutende Rolle spielt und zunehmend stärker spielen wird. Nach dieser durchaus auch kontrovers geführten Diskussion haben dennoch alle Stadträte (einstimmig) der Vorlage zugestimmt.

Das war auch der Fall bei einer wichtigen Entscheidung für die Stadt, die seit 2011 immer wieder überarbeitet und vertagt wurde: Der Bebauungsplan und die dazugehörige Satzung zur Bebauung eines 15 ha großen Bereiches an der B 101 als Industriegebiet wurden einstimmig beschlossen. Bürgermeister Thomas Proksch verwies darauf, dass alle Gewerbegebiete der Stadt ausgelastet seien, aber Neuansiedlungen für den attraktiven Wirtschaftsstandort Annaberg-Buchholz unablässig wären, sowohl um Arbeitsplätze zu schaffen, aber auch um langfristig Einnahmen für die Stadt zu generieren.
Dann würde es zukünftig vielleicht noch leichter fallen, solche außerplanmäßigen Investitionen zu finanzieren, wie das zu Beginn der Beratung hinsichtlich der Entwässerungskosten für Straßen von rund 250.000 EUR oder etwa 50.000 EUR für den Kauf einer Verkehrsüberwachungsanlage beschlossen wurde. Ist der eine Beschluss noch einstimmig angenommen worden, so enthielten sich beim „Blitzer“ - der übrigens nur zu Zwecken der Verkehrssicherheit und nicht zur Haushaltsaufbesserung zu Einsatz kommen soll – drei autofahrende Stadträte mit ihrer Stimme. Das heißt, so richtig dagegen waren sie auch nicht...

Dafür waren dann alle Räte und Rätinnen auf Einladung des OB in großer Eintracht im Ratskeller zur Jahresabschlussfeier eines insgesamt recht erfolgreichen Jahres versammelt, bei der die Bilanz des neuen Rates sowie des frisch gewählten Stadtoberhauptes ebenso positiv ausgefallen sein dürfte.

red.

 

 

 

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