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Gold und Silber

Unter diesem Motto bot die Erzgebirgische Philharmonie Aue unter der Leitung von GMD Naoshi Takahashi ein heiteres Silvester- und Neujahrskonzert mit eingängigen Melodien, zwei goldenen Kälbern und weiteren Überraschungen...

Der Höhepunkt dieses sehr ansprechenden Jahresend-Konzertes war diesmal ein 13 jähriges Geigen-Mädchen namens Lucie Bartholomäi, die das durchaus komplizierte Scherzo-tarantelle vom polnischen Komponisten Henryk Wieniawski mit großer Meisterschaft zu Gehör brachte. Diese Violonistin sollten wir uns unbedingt merken, hier wachsen berechtige künstlerische Hoffnung heran. Leander de Marel, das Enfant terrible  und Urgestein des hiesigen Theaters, stellte Lucie feinfühlig und mit vielen Informationen dem Publikum im ausverkauften Haus vor. Er war es auch, der mit seiner gescheiten, humorvollen und mit Situationskomik gespickten Moderation die Programmfäden des Konzertes in der Hand hatte und sie zu einem niveauvoll-heiteren Ereignis verknüpfte. Konzert 2 (Andere)
Die Hauptlast lag aber auch diesmal wieder beim gut studierten Orchester unter der schwungvollen Leitung seines GMD Naoshi Takahashi. Bravourstücke wie Offenbachs Ouvertüre zum „Orpheus“, der Boccaccio-Fantasie von Suppé, Kaiserwalzer von J. Strauß oder Lehárs Walzer, der dem Konzert das Motto verlieh, brachten sowohl anspruchsvolle als auch klatschfreudige Unterhaltung – nicht nur beim zugegebenen Radetzky-Marsch – unter das festlich-heiter gestimmte Publikum.
Als Solist war diesmal der ungarische Haus-Bassist László Varga u.a. mit der Gold-Rocco-Arie aus Beethovens Fidelio zu hören. Gut gestaltet und mit angenehmen Stimmklang dann auch das Rondo vom Goldenen Kalb aus Gounods Oper „Margarethe“. Hier versuchte sich Leander de Marel – gar nicht so ganz erfolglos – in der zweiten Strophe, als eine Art zweites goldenes Kalb, quasi als Duettpartner für den stimmgewaltigen Ungarn. Es war ein Gag, der bei den Leuten im Saal recht gut ankam.
Ungarisch ging es – so glaubte man zumindest – dann auch mit der „Eljen a Magyar“-Polka von Johann Strauß weiter.
Wer nun annahm, dass danach ein Lied oder eine Arie von einem Komponisten aus der Heimat unseres ungarischen Basses Varga folgte, zumal dieser Magyar ja leibhaftig vorhanden war, der wurde enttäuscht. Statt dessen lies der japanische Dirigent mit dem ungarischen Sänger die deutsche Edel-Schnulze von Robert Stolzens „Letzter Rose“ auf der Heide verblühen... Und das war kein Silvesterscherz!
Die musikalische Rehabilitation erfolgte aber kurz danach, indem Varga seiner Empörung Luft machen konnte, obwohl er „Sie ja nur auf die Schulter geküsst“ hatte. Aus eben diesem „Bettelstudenten“ von Millöcker sangen de Marel und Varga nun auch noch das gesamte Schuh-Trink-Ensemble, nachdem ihnen der für sechs Männer komponierte „Weibermarsch“ als Duett bereits köstlich gelungen war.
Konzert 1 (Andere)

Gelungen war auch die berührende Zugabe von Leander de Marel, der mit leisen, aber intensiven Tönen aus Anatevka das Lied des jüdischen Milchmannes Tefje interpretierte.
Dass dies László Varga nicht einfach so im Raum stehen lassen konnte, besang er – im Duett mit de Marel – in dem die beiden im Wechsel von sich behaupteten: „Ich kann alles viel besser als Du“.
Am Ende waren alle zusammen - Orchester, Dirigent, Solisten, Blumenfrau - und diesmal sogar das Bühnenbild - sehr erfolgreich, was im rhythmischen Klatschen und den nachklingenden Gesprächen auf dem Heimweg durch den Silvesterabend zum Ausdruck kam.
Mit diesem Konzert hat unser Theater eine niveauvolle und unterhaltsame Brücke in ein erfolgreiches und hoffentlich friedliches neues Jahr geschlagen, wo es wieder mit einem dankbaren Publikum rechnen darf.

red.