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Hymnen auf Annaberg
Alte und neue Verse auf die Berg- und Adam-Ries-Stadt
Auf die alte Bergstadt Annaberg, die Georg der Bärtige als seine „Liebste“ nach Freiberg, Schneeberg und Chemnitz bezeichnete, und auf ihre unmittelbare Umgebung – wie Buchholz, Frohnau oder Pöhlberg - sind in den vergangenen 500 Jahren mehrere Loblieder, Preisgedichte und Verse verfasst worden. Und das in Neuhochdeutsch, in Hochdeutsch, in der erzgebirgischen Mundart oder in einem Mix von allem. Eines der ältesten Gedichte ist ein „Carmen auf der Stadt Annaberg Erbauung“, das vor einem halben Jahrtausend von einem Hans Schneider veröffentlicht wurde.
Han(n)s Schneider oder Schreider (geboren um 1450 in Augsburg, gest. 1520 in Nürnberg) lebte von 1498 bis 1504 in Annaberg, danach in Nürnberg. Er stand als politischer Spruchsprecher/Gelegenheitsdichter, als eine Art später „Walter von der Vogelweide“, in Diensten von Christoph von Bayern, später dann für Maximilian I. Er nennt sich selbst „königlichen maiestät poet“ oder „seiner keyserlichen maiestät sprecher“. Er übernahm aber auch Aufträge vom Nürnberger Rat, verherrlichte Feste reicher Kaufleute mit Sprüchen und Gedichten. Seine politischen Verse waren meist reichstreu und begleiteten die Zeitereignisse.
Sein Credo: Ritter, Bürger und Bauern sollen sich ohne Eigennutz dem Kaiser zur Verfügung stellen. Zu seinen unpolitischen Sprüche zählen die Loblieder oder Carmen (Carmen = von Carmina: Festgedicht auf ein feierlich zu begehendes Ereignis, siehe auch „Carmina burana“, Carmen sind bereits beim römischen Dichter Gaius Valerius Catull zu finden). Seine Carmen tragen Überschriften wie etwa „Ain spruch von dreien Mannen, die ab iren Weibern klagenn“, „Ain spruch von trew und untrew“, „Ain Gespräch, so ein brawer mit seinem Pfarrherrn gehalten hat“ oder besagter
„Carmen von der Stadt Annaberg Erbauung“
(gedruckt 1510, geschrieben vermutlich um 1499/1500).
Ich zug dahin und was mich treg
Ein hoch gebirg ein harter weg
Der war mir warlich unbekannt,
In der Herren von sachssen land
Da quam ich auf sant Annaberck
Da fand ich wunderliche werck
Selzam gebew von erz und gruben
Die sich in kurzer zeit erhuben
Desgleichen ein löbliche Stat
Wer wunder ye gesehen hat
Der heb sich auf und zieh alldar
So wird er dieser Ding gewar
Wie got in seiner mayestat
Die stat und land begabet hat
Mit bergwerck gruben und zechen
Das ich ein kleyn daruon muß sprechen.
Da man zalt fierzen hundert iar
Und fier und neunzig das ist war
Do sich das erst erz erhub
Tzu rükerswald fand man ein gruben
Mit gutem erz nun mercket das
Wiewohl des volcks zu luzel was
Nach da sucht man fur und fur
Pis sie kamen auff ein spur
Am schreckenberg fand man ein gang
Der wohl geluck darnach nit lang
War 15 gulden ausgeteilt
Auf ein kuxes und vermelt
Da wardt man suchen ander geng
Das volck lieff zu mit grosser meng
Und mochten doch keyn wonung han
Tzu marckt nach in lon zu gang
Dadurch vil arbeit bleib vormiten
Der edel Fürst mit guten syten
Herzog Jorg von Sachßen born
Der er und Frumheit hat erkorn
Betrachtet bald in seynem rat
und ließ hie bawen disse stadt
die man sant annaberck yetzt nent.
Und etwa 500 Jahre später ist das folgende Loblied entstanden. Es wurde gefunden auf der Homepage von Ute Fairy Langjahr (fairydust live music) aus Chemnitz im Jahre 2010:
Schöne Anna von Annaberg In Annaberg drom im Arzgebirg,
letztes Jahr wohl im August
hab ich sie geseh'n, Fee im Wiesengrün,
und ich hätt' so gern gewusst
wo ich sie wohl find', ob das schöne Kind
wohl noch frei ist und ungefreit.
Wird sie mir nicht hold sterb' ich ungewollt
an Begehren und Herzeleid.
Von Annaberg bis nach Frankenberg
Und von Freiberg nach Großenstein
Gibt es weit und breit keine schönre Maid
Und sie wird bald die Meine sein
Von Olbernhau über Lichtenstein
Und von Thalheim nach Frankenberg
Soll eine Maid nur die meine sein
schöne Anna von Annaberg Ihr Lachen war klar wie Glockenklang,
reines Gold war ihr Haar im Wind.
Ich traf einen Mann und ich sprach ihn an,
wer sie ist, wo ich sie wohl find.
"Anna wohnt am Berg gleich bei Annaberg",
und der Schalk stand ihm im Gesicht,
"Sie ist weit und breit hier die schönste Maid,
und du, Fremder, bekommst sie nicht!"
Ich war frank und frei und gar froh dabei,
nie nahm mich die Liebe ein,
doch für diese Maid fand ich's an der Zeit
sesshaft und gezähmt zu sein.
Mein Herz war noch frei, ich fand nichts dabei,
dass sie einzog als wär sie mein.
Ich ließ sie hinein, ja sollt sollt' es sein,
dieses Mädchen wollt' ich frein'!
.
Kein Gasthaus wird mich je wieder sehn,
keinen Tabak rühr' ich an.
Werd Sonntags stets in die Kirche gehn'
als respektierlicher Mann.
Alles setz' ich ein für ein eignes Heim,
eine eigne Feuerstatt.
Ich werd' alles tun, ich werd niemals ruhn'
bis ich Anna vom Berge hab. Nach den ältesten und den aktuellsten Versen auf Annaberg, sollen nun welche folgen, von denen die meisten im 19. und 20. Jahrhundert entstanden sind.
Von Clemens Drache (1807-1911) stammt der „Annaberger Bergmannsmarsch“ nicht, der auch als die „Hymne auf Annaberg“ bezeichnet wird. Der Rechtsanwalt aus Bautzen hat das vermutlich 1870 entstandene Lied nur wiederentdeckt und 1897 in seinem Gedichtband „In Dur und Moll“ veröffentlicht. Es erschien dann erneut im Liederbuch des Erzgebirgsvereins im Jahre 1932 in der hier wieder gegebenen Fassung: Mein Annaberg
Heil und Segen dir, du schönste Zier, du schönste Zier!
Du Stadt voll Mut und Kraft und Stärk´, du mein liebes Annaberg! O, sei gegrüßt viel tausendmal, du Stadt am grünen Sehmatal.
Auf dich ich stets mit Stolze seh´, du Stadt auf luft´ger Bergeshöh´!
Das ist mein Heimatland, weitbekannt, vielgenannt,
das ist des Erzgebirges Haupt, dem man nie die Freiheit raubt. Allwo viel flei´ßge Hände sich regen emsiglich;
Und wo´s viel schöne Mädchen hat: Das ist meine liebe Heimatstadt!
Da glänzt der Tanne grünes Kleid, weit und breit, jederzeit,
da tönt vom Kirchturm früh um vier noch des Bergmanns Glöcklein mir. Allwo im Winter Eis und Schnee dem Postillon macht vieles Weh.
Wo reine, frische Bergluft weht und auf dem Markt die Uthmann steht.
Die Leut´ bei uns sind schlicht und gut, voller Mut, Bergmannsblut!
Gott schütze Deine Tat und Werk´! Gott mit dir, mein Annaberg! Allwo an Schreckenbergers Au´, da liegt das Bergmannsdorf Frohnau.
Im Tal der alte Hammer klingt, im Herrenhaus man schönes Lied man singt.
Die Schnitzer halten hochbewahrt, Väterart, kunstgepaart.
Hier gilt wie einst im Zeitenlauf, stets der Bergmannsgruß: Glückauf! Heil und Segen dir, du schönste Zier, du schönste Zier!
Du Stadt voll Mut und Kraft und Stärk´, du mein liebes Annaberg! Von Fritz Deubner stammen die hochdeutschen, schwülstig-nationalen Verse auf Annaberg aus den 1930er Jahren. Er war Lehrer, Rektor verschiedener Schulen, Schriftsteller und Heimatforscher, aber insbesondere Adam-Ries-Forscher. Er wurde am 2.1.1873 in Einsiedel bei Chemnitz geboren und starb am 9.12.1960 in Annaberg-Buchholz:
Unser Annaberg Immer steigend, nimmer fallend,
jedem Stillstand abgetan,
strebt, von Lindengrün durchwuchert,
unsre Bergstadt himmelan. Strebt empor zum Annendome,
der hinauf zum Äther ragt,
strebt empor zum Pöhlbergturme,
wo der Erde Schönheit tagt. In den Adern ihrer Straßen,
pulst des Lebens neuer Schlag,
wie in ihren Herzen Adern,
immer steigend Tag für Tag.
Strebe weiter, immer steiler,
immer nur die selber gleich,
als ein Grenzeckstrebepfeiler
an der Hochburg „Deutsches Reich“!
Auch Annabergs Schwesterstadt hat ihr Loblied. Der Text stammt von Paul Schulze und die Melodie hat der Buchholzer Kantor Emil Richard Wagner (1871-1950) vermutlich um 1920 ersonnen:
Hymne an Buchholz Buchholz, hochgebaute Stadt, da mein Herz die Heimat hat!
Angeschmiegt der Talesmulde, rings beschirmt von Fels und Hain.
Ob die Wolke dich verschleire, dich umflutet Sonnenschein.
Ob dich Winterweiß umkleidet, dich bekränzt des Berges Grün!
Unter Deutschlands Städten allen, keine schöner mag erblüh´n!
Buchholz, hochgebaute Stadt, da mein Herz die Heimat hat!
War einst reich an Erzesschätzen, deiner Berge Mutterschoß,
Macht dich heute deiner Bürger Fleiß und Arbeit reich und groß.
Menschen birgst du, voller Lieder, fromm geartet, treu und mild.
Und als edelsten der Schätze, manch holdselig Frauenbild.
Weit von dir im fremden Lande, blick ich nach der Sterne Lauf.
Und es glüht die heiße Sehnsucht, nach der Heimat in mir auf.
Nach der Straßen steilen Anstieg, nach den Bergen lichtverklärt.
Nach der Wälder Schattenhallen, nach den Menschen traut und wert.
Buchholz, hochgebaute Stadt, da mein Herz die Heimat hat!
Das so genannte „Buchholzer Nationallied“ dürfte ebenfalls um 1920 entstanden sein. Es wird sowohl Felix Kube, der auch die Buchholzer Originale gezeichnet hat (zu besichtigen in der Gaststätte „Dumme Sau“), als auch Paul Bräcklein (1882-1972) zugeschrieben:
In Buchholz da is es schie,
do ka mer Booden gieh.
Denn gleich nabn Stangewald,
do is de Boodanstalt.
Un war net schwimme kah,
hält an der Stang sich ah.
Un drübn im weißen Sand
Sitzt allerhand:
De Wätätä!
(Dieser Buchholzer Schlachtruf ist immer vor dem Refrain auszustoßen!)
Refrain:
Dr Astel Paul, dr Augustin,
de Kokusnuß, dr Zacherlin,
dr Wicht, dr Pui*, dr Kaden Schütz,
de Baumel un dr Andelfritz,
dr Hübner Thet, de Schmidel Pfeif,
dr Wolf Max un dr Schneider Helm,
de Schleich, dr Aff, dr Fröhner Otto –
die warn a mit do!
Vor mehrern Gahrn konnt mer hie
Ins Waldtheater gieh.
Do fraat sich Gruß un Klaa,
ne Tell sich ahzesah.
Dos war ä schienes Stück,
doch hatten se kä Glück,
denn als Statisten konnten se dort sah:
Refrain:
Hot mer´s Theater satt,
giehts in de öbre Stadt.
Mer fährt dann mit dr Bahn
vom Bayrschen Bahnhuf an.
Nu giehts de Kühwad hie,
dr Zug blebt plötzlich stieh.
Beim Engert Gustav nei,
do rammelt glei:
Refrain:
Un nu zu guter letzt
giehts off´n Kirchhof jetzt,
do muß ne Hochzich sei,
Sperrguschn stelln sich ei.
Es fängt zu Lauten ah,
un an denn Brautzug dann,
do schließt sich an:
Refrain:
In Annaberg zur Kath,
do giehts vu früh bis spat,
do zieht sich alles hie,
es wird gesumpft bis früh.
Na, kommen sie mal ran,
hier sit ne Riesendam
un drübn im Hypodrom
da reiten schon:
Refrain:
Druhm rümm in Wiesenthol,
da sei de Leit wie toll.
Un of dann Fichtelbarg,
do is ä gruß Gewarg,
do fahrn de Sportzüg nauf,
vu Chamtz do unten rauf,
denn heit gibt’s uhm ze sah
gar Vielerla:
Refrain:
Dr Astel Paul, dr Augustin,
de Kokusnuß, dr Zacherlin,
dr Wicht, dr Pui, dr Kaden Schütz,
de Baumel un dr Andelfritz,
dr Hübner Thet, de Schmidel Pfeif,
dr Wolf Max un dr Schneider Helm,
de Schleich, dr Aff, dr Fröhner Otto –
die warn a mit do! Und besagte Kneipe „Dumme Sau“ (früher „Gute Quelle“) in Buchholz hat selbstverständlich auch ein Loblied, dass um 1960 von einem Stammtischbruder gereimt wurde: Lied von dr Dummen Sau in Buchholz
In Buchholz gibt es ene Kneip, do is es wirklich schie;
Do hat mer immer Zeitvertreib, drum gieht mer gerne hie.
Dr Wirt is allen wohlbekannt, de “Dumme Sau“ wird er genannt,
dos is de “Gute Quelle“, liegt mitten in dr Stadt,
trinkst du dort när 12 Helle, dann hast ene Latt.
Wenns virmittig im elfe is, do do kommese langsam a,
dr Kuckuck mit dr Kiepenkist, un a dr Tangelma,
dr Stackl find sich a gleich ei, un gleich dernach kimmt dr Bey Bey,
do wärd ä Lied gesunge, aus dr guten alten Zeit,
un vir de Fanster traten a viel neigierge Leit.
Mit ruhig festen Schritten, kimmt´s Füssel agerannt,
Dar läßt sich net lang bitten, er hätt en mächtgen Brand,
dann gibt er eine Lage aus, un alle zollen ihm Applaus.
E mancher wird verolbert, dos wissen se genau,
doch übel nehme gibt´s net, am Stammtisch bei dr “Sau“.
Dr nächste in dr Runde, nu kriegt mer ner kann Schrack,
kimmt mit en grußen Hunde, a noch de klane Zwack.
Un aner dr kimmt agerast, dar hätt´s Trompetl bal verpaßt,
er kaft sich blus en Bittern un nimmt drzu ne Pries,
ar muß gleich wieder hamgieh, sei Fraa die hot Toppklies. Am Mittwoch müßt ihr mal hiegie, do is bestimmt wos lus,
mar sieht se im Billard rim stieh, mit Stackn kle un gruß.
Un endlich ham se ausgelust, dr Struppi hot ne ersten Stoß.
Ihr Gäste, aber macht viel Platz, denn der stößt färchterlich,
dr Ball kimmt ner su agerast, übern Rand naus in de Küch.
Dr schwarze Fritz is a drbei, mit seine langen Bee,
“da hammersche“ schreit er zwischennei, mei Que is viel ze klee.
Dr Jup gibt sich de größte Müh, er macht derbei ganz krumme Knie,
dar schiebt su gern vu hinten, do is er uff dr Höh.
Hot er kenn Ball getroffen, dann lags nur am effee.
Freitog, su in dr achten Stund, do komme bessre Leit,
mit mogeln und mit Kaffeeskat, vertreim die sich de Zeit,
dr Schneider Walt, dr Hübner Piep, dr Wagner Willy macht a gleich mit,
doch ener dar paßt gut auf, dos is ja allbekannt,
dar wirbelt gleich viel Staub auf, wenn ener hat “Vollhand“.
“Olympia-Spieler“ könnt ihr sah, ganz hinten in dr Eck,
de Kiebitz drängeln sich gleich nah, den bleibt de Spucke weg.
Dr Roman, dr is ganz perplex, gewinne tut ner de “Spielhex“,
dr Fritz dr hot´s im Köpfchen, des is bei ihm su Brauch,
dr annre trinkt viel Schnäpschen, un hots dann ner im Bauch.
Ihr lieben Leite merkt es eich, wenn ihr wollt mal ausgehn,
gieht nach dr “Guten Quelle“ hin, do is es wunderschön!
Is a dr Ton dort etwas rau, mer is ja in dr “Dummen Sau“,
su manches wird dort viergebracht, manch saft´ge Witze auch,
dr Wirt am allermeisten lacht, es wackelt ihm dr Bauch.
Das größte Volksfest Sachsens, die Annaberger Kät, das auf eine Wallfahrt/Prozession und einen Markt zum Trinitatisfest (Dreifaltigeitsfest) vor fast 500 Jahren zurück geht, ist auch mehrfach bedichtet worden. In der Mundart heißt das Fest Dreifaltigkät oder Dreifaltigkaat, so dass sich bei den sprechfaulen Erzgebirgern nur noch die letzte Silbe „KÄT“ (oder Kaat) für dieses alljährliche Gaudium erhalten hat: Annaberger Kät
(Aus der historischen Revue „Annaberg - für Dich“ von Hanns Heinz Kämpff und Bernhard Münch um 1930)
Jede Stadt hat ihr Pläsier,
wo das Volk bei Wurst und Bier,
kommt der Sommer erst heran,
sich vergnügen soll und kann.
Vogelwiese, Schützenfest, so was hat doch jedes Nest!
Doch die grösst´ Spezialität
ist die Annaberger Kät! Pfeifen, Knarren und Gequiek,
Schreien, Quietschen, auch Musik,
Schmalzgeruch und Würstelduft
füll'n bei Tag und Nacht die Luft.
O wie schön ist solch Geschrei!
Doch wer wohnet nahebei
ist entsetzt und stöhnt und fleht:
O die Annaberger Kät! Allerlei ist hier zur Stell':
Alle Arten Karussell,
Achter-, Rutsch- und Tunnelbahn,
Hippodrom und Schaukelkahn,
Krinoline, Riesenrad
wird benutzt von Gung und Maad.
Jede Art von Bahn sich dreht
auf der Annaberger Kät! Wachsfigurenkabinett,
Riesendamen, zierlich, nett,
Zaub'rer und dressierte Hund',
Schauerdramen, grell und bunt.
Zirkus und Theater gar
spielt uns Liliput die Schar.
Das und noch viel mehr ihr seht
auf der Annaberger Kät! Hast die Sinne du ergötzt,
wird der Magen nun geletzt.
Kaffee, Kuchen, Wein und Bier,
Zucker, Sahne, kaufst du dir.
Saure Gurken, Aal und Eis,
Limonade, kalt und heiß,
dir dort zur Verfügung steht
auf der Annaberger Kät! Auch dem Glück gibt man die Hand,
spielt um Sessel, Bälle, Tand,
wirft und würfelt, raadst und schießt
um Gewinne, die du siehst.
Doch das schönste Raadsen wär'
ein recht großer Teddybär!
Den hat niemand noch verschmäht,
auf der Annaberger Kät!
Ein anderes Kätlied stammt von der Heimatschriftstellerin Anna Wechsler (1862-1922) aus dem Jahre 1912, das Alfred Lehmann vertont hat (Auszug): Annebarger Kät-Lied Im Arzgebirg, weit imedim, bis nei ins Böhmerland,
do is de Annabarger Kät vu altersher bekannt!
E Volksfast, wie´s kah gresersch gibt, dos is de Kät bestimmt,
un wie e Wallfahrt nimmt sichs aus, wenn´s Volk gezuung kimmt!
Ja, wenn de Maibaam blühn, wenn de Maibaam blühn, is Annebarger Kät,
do freet sich Alt, do freet sich Gung, free´n Bossen siech un Maad!
Worüm? Dos wissen se salbescht net, fr alte Zimmt jeds Gahr,
´sis ner, daß mr de Pfeng lus werd un in Gewärg miet war!
Ebenfalls von Hanns Heinz Kämpff (der von 1919 bis 1931 Intendant des Annaberger Theaters war) stammen die nachfolgenden Zeilen (gekürzt) aus der Annaberger Revue „Rund um den Pöhlberg“, die um 1920 entstanden ist:
Annaberg Glück auf! Ob in Asien, Amerika mich erfreut ne hübsche Maid,
ob Australien, ob Afrika mir ein schönes Mädchen beut,
ob Europens ganzer Damenflor mir auch noch so gut gefällt,
ob mein Herz sich hier und da verlor auf der ganzen weiten Welt:
Doch die Schönsten auf Erden, die´s gibt,
weit und breit überall gut bekannt,
die von jedem gleich glühend geliebt,
sind die Mädels vom erzgebirg´schen Land!
Drum gepriesen am Pöhlberg die Stadt,
die viele der reizenden hat!
Stets und überall im Weltenlauf:
Annaberg, Annaberg – Glück auf!
Mehrere Lieder und Gedichte sind auf den Pöhlberg geschrieben worden. Das bekannteste ist wohl das vom Mundartdichter, Kaufmann und skurrilen Annaberger Original Arthur Schramm (1895-1994) das er im Jahre 1946 in Mundart verfasste und für den der Pöhlberg – insbesondere der wunderbare Rundgang und das einladende Gasthaus – sein eigentliches Zuhause waren. Danach folgt das 1916 von Max Muschter auf einer Liedpostkarte veröffentlichte hochdeutsche Lied auf den Pöhlberg:
Pöhlbarglied In Sommer wie in Winter is mei Pöhlbarg werklich schie;
Do kaste of en orndling Wag gerod bis ubnnauf gieh.
Rundümedüm, of halber Höh, zieht sich dr Rundgang hie;
Die Fernsicht, die de do genießt, in Labn blebt für dr stieh.
Un weßte mal net aus un ei, do drubn findste die Glick.
Kimmst fix ze dir bein Sunneschei, fruh, freier wird die Blick.
Wen noch in Wald de Vögele su schie singe drzu,
Do findst, eiligs Menschenkind, gelab´s, die Herzensruh.
Doch aah in Winter, wenn´s is kalt, wenn ubn dr Schnee racht weht,
do gieht´s mit Brattle ofn Barg. Juchei! Is dos e Fred!
Drüm lob ich mir men Pöhlbarg drubn un aah es Pöhlbarghaus.
Kumm salberscht har, Freind, sah dersch ah; glab´s, s´ Pardies guckt raus.
Pöhlberg-Lied Pöhlberg, Juwel der Stadt, wie´s keine andre hat,
Kleinod von Annaberg bist du, mein Berg,
Köstlich und wunderschön ist es auf deinen Höhn,
Oft in des Jahreslauf such´ ich dich auf.
Schön bist du zu jeder Zeit, ob´s grünt, ob´s blüht, ob´s schneit;
Bei dir wohnt immerzu himmlische Ruh.
Früh, wenn die Sonne steigt, auch wenn der Tag sich neigt,
Stets gilt ein Gang zu dir als Labsal mir.
Wenn ich den Rundgang geh auf halber Bergeshöh´
Fühl´ ich mich weltentrückt und hochbeglückt.
Schönheit das Auge trinkt; jegliches Leid versinkt;
Frieden zieht in die Brust. O, welche Lust!
Staubfreie Höhenluft, herrlichen Fichtenduft,
Fernsicht ganz wunderbar bietest du dar.
Für jeden Wintersport bist du der beste Ort,
Und deine Gastwirtschaft ist musterhaft.
Wenn Rauhfrost Wunder schafft, dann ist es märchenhaft,
Und unvergleichlich schier droben bei mir.
Bin ich auch noch so fern, deiner gedenk ich gern,
Und bin ich wieder hier, zieht´s mich zu dir.
Und selbst der Annaberger Schutzteich (Pfaarteich/Pferdeteich deshalb, weil einst in ihm auch die Gäule getränkt und gewaschen wurden) konnte sich der Reim-Wut nicht entziehen. Friedrich August Möbius, geb. 1869 in Annaberg; gest. 1939 in Braunschweig, reimte diese Zeilen: Dr Anneberger Pfaarteich Wos dä See scheenes hat oder de Elbe,
Bietet nich unnere Stadt, dr Pfaarteich dosselbe?
Wie su ä Alpensee liegt aar of schtolzer Höh´.
Is zwar wos kleener, aber viel scheener!
Murmelnder Wellenklang an sein Geschtaden,
Zwitschernder Vogelsang in Promenaden.
In seinen Fluten frisch, tummeln sich munter Fisch.
Freie sich, dass er su vull Wasser is.
Tief is dr Pfaarteich fei. D´ kast net durchwooten.
Un fällst de epper nei, kimmst de zu Schooden.
Dann sog dr Walt „hadscheeh!“
Warscht gar net lang – o weh – zappeln un schnaufen
Un dann ersaufen. D´ kast, hast de Mut un Zeit, Seefahrten machen.
Gieh´ naus zum Strandgebeid´, steig in än Nachen.
Seeluft stärkt dir de Brust un singst su voller Lust,
Su racht gefiehlsreich, ´s Lied off´n Pfaaarteich.
Is dr Teich zugefrurn´n in Winterschzeiten,
Dann is´r vollends wur´n: Ort grußer Freiden!
Schlittschuh fährt klä un gruß, Eiskonzert, Rendezvous,
Durch dä Zaunluken kaa mer zugucken.
Mit der Wiege Annabergs, dem Hammerwerk in Frohnau, hat sich Alfred Kaden (1896-1957) im „Hammerlied“ befasst Lied, von dem hier – wegen seines hohen Bekanntheitsgrades – nur eine Strophe als Abschluss der Lobhudelei auf Annaberg folgen soll:
„Der Stolz von unnern Arzgebirg, a wahrer Edelstaa,
dos is dos alte Hammerwark do unten in Fruhnaa.
Verschwunden un vergange is de gute alte Zeit,
doch stieht der alte Hammer noch wie gämol aa noch heit.“
Ausgewählt und kommentiert von Gotthard B. Schicker im Dezember 2010.
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