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Besinnlich und furios
Annaberger Weihnachts-Konzert von hoher künstlerischer Qualität
Die Erzgebirgische Philharmonie Aue lud am Montag wieder zum traditionellen Weihnachts-Konzert (oder genauer: 4. Philharmonisches Konzert) in das Annaberger Winterstein-Theater ein. Weihnachts-Konzert deshalb, weil es zum einen alljährlich dicht vor dem Fest gegeben wird, und zum anderen, weil das Publikum darin zum Mitsingen von Weihnachtsliedern aufgefordert wird. Eine Angelegenheit, von dem die Annaberger und ihre Gäste auch diesmal wieder freudig-erregt und stimmkräftig Gebrauch machten.
20. Dez. 2011. Unter der umsichtigen, einfühlsamen und sehr differenzierten Stabführung des 1. Kapellmeisters Dieter Klug, hörten wir ein sehr kultiviert spielendes Orchester. Wenn auch die Trompeten in der Bach-Orchester-Suite Nr. 3 D-Dur mitunter etwas zu ruppig die furiosen Passagen von sich gaben, war es doch eine beachtliche Leistung, die der Klangkörper hier souverän bewältigte. Man hätte nicht geglaubt, dass da noch eine Steigerung möglich gewesen wäre. Doch die Überraschung kam nach der Pause mit Tschaikowkis „Winterträume“, jener mal besinnlichen, dann wieder bombastischen Sinfonie Nr. 1 g-moll, in der das Orchester zwischen leisem Schneefall und heftigen Winterstürmen, zwischen einer Art Petersburger Schlittenfahrt und klirrendem Eisgang auf der Newa zu Höchstleistungen auflief.
Dieter Klug steuerte immer im rechten Moment die Emotionen, so dass unter seiner erfahrenen und feinnervigen Leitung sowohl ein anrührendes Adagio candabile genau so intensiv zu vernehmen war, wie z.B. jenes furiose Finale, bei dem man glaubt, eine Wagner-Orchester-Besetzung vor sich zu haben. Diese einfühlsame Orchesterführung kam aber nicht nur in den Instrumentalwerken zum Ausdruck, sondern auch bei der Begleitung des sehr angenehmen Soprans von Bettina Grothkopf. Sie passte sich dramaturgisch gekonnt mit drei sehr bekannten Liedern in das Konzert ein. Obwohl sie das „Ave Maria“ von Franz Schubert berührend schön lateinisch sang, wäre es im deutschen Original dann doch authentischer gewesen.
Das nachfolgende „Engelsbrot“, jener meist von Tenören gesungener Kassenschlager „Panis Angelicus“ von César Franck, fügte sich dann noch etwas besser in das weihnachtliche Konzert ein und wurde von ihr mit einer sehr angenehmen Stimmgebung interpretiert. Auch hier war wieder, besonders im zweiten Teil des Liedes, jene einfühlsame Begleitung durch Klug mit seinem Orchester auszumachen. Sehr angenehm, dass die Solistin bei den Publikums-Liedern von der Bühne aus mitsang und den Ton dort angab, wo Marie z. B. in der etwas unbekannteren dritten Strophe „durch den Dornwald ging“.
Aber auch für Kontrast war gesorgt: Einmal jenes tief religiöse und sehr alte Lied „Herbei, o ihr Gläubigen“ neben einem der schönsten DDR-Weihnachtslieder von Siegfried Köhler „Sind die Lichter angezündet“. Als Höhepunkt dann der „Weihnachts-Lobgesang“ von Adolphe Adam, sehr souverän und klangschön und auch dramatisch, in französischer Sprache (Cantique Noël), von Bettina Grothkopf gesungen. Eine Vorahnung vielleicht schon auf ihre Mimi in „La Bohéme“ am 22. Januar 2012 (Premiere). Insgesamt ein großartiges Konzert, das sowohl besinnlich als auch furios von Dieter Klug und seinen Philharmonikern in einer sehr hohen Qualität geboten wurde.
G.B.S.
Nächste Konzerttermin: 26. 12. 2011, St. Nicolaikirche Aue, Philharmonisches Konzert: 28. 01. 2012, Kulturhaus Aue, 30.1.2012 Winterstein-Theater, Annaberg-Buchholz, www.winterstein-theater.de
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