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Ansichten
Eine Ausstellung mit viel Kunst und nur wenig Kitsch aus Holz, ist anlässlich des 10. Geburtstages der Künstlergruppe exponaRt im Erzhammer zu sehen. .
Sicherlich ist es Ansichtssache, wenn man die Behauptung aufstellt, dass man in der am vergangenen Samstag in der Manufaktur der Träume eröffneten Sonderausstellung „Ansichten“ zu der Ansicht kommt, dass einem hier mehr Exponate begegnen, die als Kunst bezeichnet werden können als das bei so manch anderer Schau der Fall ist, wo das so genannte volkskünstlerische Schaffen oftmals den Weg zum Kitsch nicht scheut, dennoch aber nicht selten den Kunstbegriff für sich in Anspruch nimmt.
Die Gruppe der 10 Holzbildhauer und Gestalter, die sich vor 10 Jahren zu exponaRt (siehe dazu auch diesen Beitrag) zusammengeschlossen haben, regen mit ihren Werken beim Betrachter nicht nur die Emotionen an, sondern laden auch ein zum sinnlichen Verweilen, zum nachdenklichen Schauen, zum hinter dem Geschauten etwas von dem zu entdecken, das „die Welt im Innersten zusammenhält“. Jene Kriterien also, die ein Kunstwerk ausmachen, bevor es als solches bezeichnet werden kann. Das bedeutet keinerlei Abwertung oder Geringschätzung der meisterlich geformten Gegenstände und Figuren die unsere traditionsreiche erzgebirgische Volkskultur repräsentieren. Diese Werke hier gehen aber in ihrem Anspruch und Verweischarakter über die bloße Anschauung und sinnliche Freude ein ganzes Stück hinaus, schließen aber auch mitunter tradierte Formen und Erzählweisen in gekonnter Art mit ein.
Auf das Nachdenklichmachende in diesen Kunstprodukten verwies auch das MdB Günter Baumann in seinem Grußwort an die Gäste der Ausstellung im Großen Saal des Erzhammers. Bürgermeister Procksch freute sich darüber, dass diese Ausstellung auch in Annaberg-Buchholz gezeigt wird, einer Stadt, die dem Schnitzer- und Drechslerhandwerk seit Urzeiten verpflichtet ist. Und der Bürgermeister aus dem Vogtländischen Oelsnitz, Mario Horn, brachte die Grüße quasi vom anderen Teil der „Ansichten“ nach Annaberg. Schließlich sind seit dem 13. Oktober im Schlossmuseum Voigtsberg ebenfalls Werke der Künstlergruppe bis Ende Februar – wie in Annaberg - zu sehen.
Den auch heiteren Aspekt dieser sehenswerten „Ansichten“ unterstrichen die mehrfach swingenden Annaberger Stadtpfeifer sowie parallel dazu die veranstaltete 2. Geburtstagsfeier der Traummanufaktur (unter der Leitung von Désirée Baur) mit Märchenraten, Gesichter bemalen und/oder einen Gang durch die in vielfacher Hinsicht heitere Schau der überreichen Männelausstellung in den zahlreichen Räumen der „Manufaktur der Träume“.
Nun wünscht man sich viele Besucher, sowohl in der einen als auch in der anderen Ausstellung. Möglichst in beiden, um die Ansichten über meisterlicher Volkskultur und künstlerischer Meisterschaft neu zu definieren, oder um sich seine bisherigen Auffassungen bestätigen zu lassen. Einen bessern Titel hätte man daher für diese lohnenswerte Ausstellung gar nicht finden können.
Weitere Impressionen von der Eröffnung und den Exponaten gibt es in dieser Bildergalerie von Thomas Jacobi hier.
Fotos: AW / G.B.S.
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