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Atelier Rosa - Eine Oase der Kunst

Über einen Besuch bei der Annaberger Malerin und Bildenden Künstlerin
SABINE SACHS
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Erst kürzlich machte sie von sich reden, die zierliche blonde Frau, als sie interessierte Gäste zu ihrer Vernissage im Annaberger Theater-Foyer begrüßte. Dort stellte sie kleine Grafik-Arbeiten aus. Hinter vielfach strukturierter Strichführung, Papierschleiern, Symbolverweisen auf den Inhalt, bedarf es doch einer besonderen Geduld der Entschlüsselung. Die Freude des Rezipienten ist die  Erkenntnis, dass nicht alles fremd ist, was sich nicht sofort erschließt. Genauer besehen, tauchen menschliche Silhouetten, Kunstgestalten, gebrochene oder zerbrochene Symbole für Weltsichten auf, die man hinterdenken muss.

Anderes in ihrem Atelier Rosa, Obere Wolkensteiner Gasse 3. Hier regiert die kreative Künstlerin mit kräftigen und sanften Farbe, auf mittleren und größeren, selten großen Tafeln. Viele Kleinstadtmotive in verwinkelte Segmente zerlegt und in fantasievoll tanzende Bewegtheit gebracht: „Ein Ort nirgends”, wie ein Titel adaptiert. Nachtstimmungen mit Schafen, Orientalisches auch, Reise-Impressionen. Auf dem Tisch springen noch feuchte Aquarellstudien in die Augen: üppige Blumen, Winden, dann auch erkennbar Annaberg in gelbem Licht, die Bergkirche in Abendtönen, blaue Durchgänge. Konkret, gekonnt und leicht, keine Detailpedanterie. Zu selten kommt sie zum Malen oder Skizzieren in der Natur, was sie für unverzichtbar hält.
Nach ihrem Werdegang befragt, schildert sie ein selbstbewusstes Vorangehen zu ihrem heutigen Kunstleben. Aber auf was für Umwegen:
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Geboren im Thüringischen 7.000-Seelen-Ort Ohrdruf, war das Künstlerische dennoch sehr nah.
Die Zeichnungen des Vaters, ein Steinmetz, sprachen sie an und hielten sie fest. Im Unterricht - mit einer Stunde pro Woche war, wie heute, - in den Schulen nicht viel auszurichten, dafür in den Zeichenzirkeln am Nachmittag.
In der neunten Klasse bewarb sie sich mit einer Mappe an der Leipziger Kunsthochschule mit dem Ergebnis, dass der freundliche Professor sie ermutigte, weiter zu machen. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Den Berufsempfehlungen der Familie entzog sie sich und ging an die Medizinische Fachschule nach Eisenach. Krankenschwester sollte sie werden. Sie wär´s geworden, hätte nicht der Körper gestreikt.

Paul Raboldt, komödiantischer Schauspieler und fantasievoller Regisseur am Annaberger Theater, Sabine Sachsens Großonkel, vermittelte sie als Praktikantin in den Malsaal des Theaters. Dort blieb sie von 1978 bis 1983, um viel zu lernen, ihr großzügiges Verhältnis zur Farbe zu entwickeln, aber sicher auch den Umgang mit dem Kosmos von Materialien, die Effekt machen, auszuprobieren.

Heute stehen Papierstatuetten, Körper und Kollagen im Atelier, aber auch die Malunterflächen sind durch Aufbringen von Papier strukturiert. Sie experimentiert viel.
In Annaberg lernte sie auch ihren Mann kennen, der Theaterwissenschaften in Berlin studierte. Dann kam der Sohn, der heute im weit entfernten Frankfurt lebt.
Nach der Theaterzeit - Selbststudien in Öl- und Aquarell. Telefonisch meldete sie sich schließlich zur Berufsausbildung an. Um die Familienexistenz mit zu sichern, erlernte sie den Beruf einer Kindergartenerzieherin. Da die Erzieherausbildung zu DDR-Zeiten eine enorme Breite an künstlerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten beinhaltete und forderte, kam ihr diese Tätigkeit auch von dieser Seite entgegen. Arbeitsort: Kindergarten in der Villa Clara, Johannisgasse. Dass dort einst das Edelatelier mit Malschule von Arthur Wirth, einem Kunstmaler in Annaberg, sein Domizil hatte, war ihr unbekannt.

Schließlich Umbruch oder Wende 1989/90. Im zurück erhaltenen Familienhaus ihres Mannes, neue geschäftliche Anfänge nach etlichen Brüchen. Raum für Atelier. Der Traum vom Malen, Gestalten war stark wie noch nie. Mit Hilfe ihrer Eltern studierte sie, endlich, nebenberuflich fünf Jahre (2002-2007) am IBKK in Bochum, u.a. in der Meisterklasse bei Prof. Bruno Konrad (Dresden) und Era Freidzon Malerei/Grafik. 2006 dann das Diplom. Mit dem Mut des Kreativen wurde sie Freiberufler mit allen Freuden, aber auch den existentiellen Risiken der neuen Zeit: Sich durchboxen, präsentieren, ausstellen, aber auch leben müssen. Wie bei vielen Künstlern, bekam der Begriff „Bildende Kunst“ nun eine doppelte Bedeutung. Sie begann mit Mal- und Gestaltungs-Kursen an der Volkshochschule Chemnitz und Annaberg, unterrichtet im Ganztagsprogramm von Schulen und im eigenen Atelier, wo sie bei unserem Besuch gerade eine junge Frau unterrichtete, die eine Mappe für die Bewerbung an der Fachschule Schneeberg vorbereitet.
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AW: Frau Sachs, ist es heute schwerer mit Kindern zu arbeiten
als vor der PC- und Spiele-Zeit?
Sabine Sachs: Eigentlich nicht. Sobald die Kinder angesprochen sind, arbeiten sie ganz locker und freudig mit, entwickeln Fantasie und wählen gern die Zirkel.

Aus welchen Schichten kommen Ihre Schüler im Atelier oder der VHS?
Das ist ein breites Spektrum; vom Verwaltungsangestellten, Selbständige, Jüngere, Senioren, Geschäftsführer.

Was für Unterstützungen gibt es heute seitens der Stadt Annaberg-Buchholz?
Eigentlich keine, wenn man sich nicht selber kümmert. Vor zwei Jahren hatte die Oberbürgermeisterin einige Künstler geladen, um mit ihnen über Zusammenarbeit zu sprechen. Leider ist aus den Ideen kaum etwas geworden.

Gibt es denn heute noch Auftragskunst von Firmen oder von der Stadt oder vom Landratsamt?
Sehr selten, eher nicht. Für den Handel arbeite ich nicht mehr so gerne; die Vorgaben sind schematisch und entsprechen hauptsächlich dem Massengeschmack.

Gegenwärtig wird über die Notwendigkeit einer Städtischen Kunst-Galerie diskutiert. Wie denken Sie darüber?
Die gab es ja schon mal. Ich bin sehr dafür, zentrale Präsentationsräume mit Verkaufsmöglichkeiten zu haben.
 
Darüber hinaus wäre es für Sabiner Sachs und ihre vielen Künstlerkollegen wichtig, mehr öffentliche Förderung, ja Aufträge zu bekommen. Der öffentliche Raum, Amtsstuben, Schulräume gewännen an Farbe, Leichtigkeit und Identität mit der hiesigen Künstlerschaft. Dazu gehört auch, dass Besucher unserer Stadt in einer Galerie die Werke der hier ansässigen  KünstlerInnen ausgestellt finden kann, sich daran Kontakte knüpfen oder schlicht weg Bilder gekauft werden können. Nicht nur Touristen mit Geschmack suchen danach, sondern vielleicht auch zunehmend wieder die Bürger der Stadt, die ihre Wohnungen endlich mit mehr als nur billigen Reproduktionen und dennoch wohlfeil gestalten wollen. Und nicht wenige sammeln Kunst...

Es lohnt sich, im „Atelier Rosa“ vorbei zu schauen, sich mit der Künstlerin zu
unterhalten, an den preiswerten Kursen (siehe unter
www.atelier-rosa-sabine-sachs.de) – auch für Kinder und Jugendliche – teilzunehmen, oder auch mal ein etwas anderes, niveauvolles Geschenk für die verschiedensten Anlässe hier zu erwerben.

Text und Fotos: Eveline Figura

Weitere Informationen unter:

Atelier Rosa
Sabine Sachs
Obere Wolkensteiner Gasse 3
09456 Annaberg-Buchholz
Tel.: 03733-4196552
info@atelier-rosa.de
www.atelier-rosa-sabine-sachs.de
 

 

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