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Lautlose Zeichen

Der in Annaberg geborene Alfred Heinz Kettmann wird mit einer Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag geehrt

„Kunst soll man nicht erklären, sondern erschauen“, - mit diesem An- und Ausspruch wurde am vergangenen Samstag im Annaberger Kunstkeller eine Ausstellung mit Druckgrafiken und Zeichnungen von Alfred Heinz Kettmann zu dessen 100. Geburtstag eröffnet.

"Kunstkeller-Vereinschef Jörg Seyfert bei der Ausstellungseröffnung", Fotos: AW

Der 1912 in Annaberg geborene spätere Dekorateur und Zeichenlehrer, der mit zehn Jahren nach Bamberg zog, hat ein beträchtliches Material an Radierungen, Graphiken und Drucken hinterlassen, von denen an die 80 nun die Wände des Kunstkellers schmücken. Von Schmuck sollte in seinem Fall dann auch mehr die Rede sein, denn von Kunst. Wenn er uns seine mitunter an ostasiatische Kalligraphie erinnernde lautlosen Zeichen (alle ohne Titel) schon nicht erklären will, so sollten sich doch wenigsten einige der Zeichen uns erklären wollen. Aus nahezu allen Bildern scheint das Plakative, das Dekorative, das Logo, Signet oder gar Piktogramm heraus.

Von 1939 bis 1945 war er Industriegrafiker in der Rüstungsindustrie, was man manchen Zeichen anzusehen glaubt, auch wenn er es nicht so erklärt haben möchte. Aber man kann es ja schließlich – laut Kettmann-Slogan - auch so erschauen dürfen. Wer diese Ikonografie mag, der trifft bei Kettmann auf einen reichen Fundus. Hochbetagt, mit 95 Jahren, hinterließ er noch einige schwarze Flecken – manche Betrachter meinten gar, es handele sich um Kleckse - auf Papier, die man bestaunen, oder auch nur belächeln kann. Vielleicht ist hier aber auch nur einer der späten Schüler Picassos zu Gange gewesen, wie etwa Emil Schumacher, Willem de Kooning oder Karel Appel.

Der spanische Maler hat in seinem künstlerischen Testament u.a. zu sich und seinen Epigonen gemeint: „...Ich habe die Kritiker mit den zahllosen Scherzen zufriedengestellt, die mir einfielen und die sie um so mehr bewunderten, je weniger sie ihnen verständlich waren. … Ich bin nur ein Clown, der seine Zeit verstanden und alles aus ihr heraus geholt hat aus der Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen...“.  Kettmann, der seit seinem elften Lebensjahr nicht mehr im Erzgebirge lebte, hat sich im Laufe der Zeit in Brandenburg, Bamberg, Erlangen und Crailsheim dem Stil dieser Zeiten und den Orten auch malerisch angepasst.

Ein nicht geringer Teil des Kunstmarktes ist auf derartige Zeichen in Rahmen erpicht. So auch auf die von Kettmann, wie diverse Ausstellungen im In- und Ausland belegen. Kettmann erinnert sich: „Kein Stückchen Papier war vor mir sicher, es musste mit meinem Zeichen versehen werden...“. Die hiesige Künstler-Gilde freut sich darüber, dass sie um diesen spät entdeckten Annaberger Grafiker bereichert wurde, wie der Vereinsvorsitzende des Kunstkeller e.V., Jörg Seyfert, zur Finissage der Ausstellung betonte.

G.B.S.

Noch bis zum 14. April kann man die Zeichen des Alfred Heinz Kettmann im Annaberger Kunstkeller in der Wilischstraße 11 besichtigen. Tel.: +49 3733 42001, Fax +49 3733 42001, E-Mail kunstkeller@web.de

www.kunstkeller-annaberg.de

 

 

 

 

 

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