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Temperament und Pathos

Erzgebirgische Philharmonie Aue - mit der ausgezeichneten Geigerin Liv Migdal - wuchs mit Werken von Sibelius, Saraste, Liszt und Strauss über sich hinaus

Der Kontrast konnte nicht größer, aber auch nicht schöner sein: Nachdem die junge Geigerin Liv Migdal die Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate furios ausklingen ließ und ein begeistertes Publikum ihr stürmischen Applaus dafür spendete, spielte sie rein und edel im Ton das Andante aus Johann Sebastian Bachs 2. Sonate a-moll als Zugabe.

Zu Beginn des 5. Philharmonischen Konzertes begeisterte die Deutsch-Schwedin, der eine großartige künstlerische Zukunft vorausgesagt werden kann, bereits mit dem d-moll Violinkonzert von Jean Sibelius. Hierbei, wie auch beim spanischen Meister, war ihr die Erzgebirgische Philharmonie Aue unter der engagierten Leitung von GMD Naoshi Takahashi eine kongeniale Partnerin. Ganz besonders einfühlsam die Interpretation zu Beginn des zweiten Satzes in den Holzbläsern, die den nordischen Gesang der Violine einleiten, um sie zu dramatischen Auseinandersetzungen zu führen, die dann im allegro ma non tanto des Finales einen brillanten Höhepunkt erreicht.

Auch mit der „Ungarischen Rhapsodie“ von Ferenc Liszt bot das Orchester ausgezeichnete Klangkultur und mitreißendes Temperament, das insbesondere vom Dirigentenpult aus inspiriert wurde. Nahezu jedes deutsche Orchester hat leichte Schwierigkeiten, die sogenannten „Ungarischen Synkopen“ oder „Zigeuner-Synkopen“ im dafür erforderlichen Rhythmus zu bewältigen. So war auch hier mitunter eine noch zu preußische Interpretation, insbesondere im Csárdás von Koltó, zu hören, die aber der Gesamtdarbietung keinen weiteren Nachteil bescherte. Mit der Tondichtung „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss wuchs das Orchester an diesem Abend künstlerisch über sich hinaus. Wenn man auch nicht unbedingt mit dem Inhalt dieses Werkes vom Leben und Sterben und den Fieberfantasien eines sich in Erinnerungen schwelgenden Menschen angesichts des Todes und der verklärten Verheißung des Jenseits identifizieren muss, so wird der Hörer doch von diesem gewaltigen musikalischen Pathos einerseits und den stillen, nahezu meditierenden Elementen dieser Musik gefangen genommen.

Es ist keine Totenmusik, die hier von Strauss komponiert wurde, sondern eine, die vielmehr kraftvoll das Leben betont, das Überleben sogar... Die Erzgebirgische Philharmonie Aue und ihr GMD Takahashi knüpften mit dieser Interpretation und mit der erlebten künstlerischen Leistung an die Hochzeiten in der Geschichte der Orchester im Annaberger Theater an. Wer die Entwicklung des Klangkörpers über Jahrzehnte mit verfolgen konnte, der kommt nicht umhin, dieser Philharmonie eine hervorragende künstlerische Qualität zu bescheinigen, die sie am vergangenen Montag erneut unter Beweis stellen konnte und die sie durchaus mit zu den besten Orchestern Sachsens aufsteigen läßt.

G.B.S.

 

 

 

 

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