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„Verachtet mir die Meister nicht…!”

Eröffnung der 14. Ausstellung „Schnitzerland Erzgebirge“

Großes Besucherinteresse im Erzhammer in Annaberg-Buchholz. Am Eingang halten viele Besucher kurz den Atem an. Die kleinen und großen Figuren und Objekte der Schnitzerkunst sind wie eine Sammlung von Träumen der Menschen. Und die sehenswerte Ausstellung ist voll davon!

Am vergangenen Samstag öffnete die diesjährige Leistungsschau erzgebirgischer Schnitzer in beiden Sälen des Haus des Gastes „Erzhammer“ in Annaberg-Buchholz mit großem Publikumsinteresse.

Die Leiterin des Hauses, Frau Dr. Gabriele Lorenz, sprach in ihrer Eröffnungsrede die Hoffnung aus, dass auch in diesem Jahr an den Publikumserfolg des letzten Jahres angeknüpft werden könnte, sei doch die Ausstellung besonders reich an beeindruckenden Exponaten renommierter Meister aus Vergangenheit und Gegenwart, Vereinen und Nachwuchsschnitzern. Zugleich freute sie sich über die Zusammenarbeit mit dem Museum in Bochum, die beiderseits zu einem erhellendem Gedankenaustausch beitrage.

Landrat Frank Vogel und die Oberbürgermeisterin, Frau Barbara Klepsch, nutzten ihre Grüße zum neuen Jahr auch dafür, Vielfalt und Kontinuität dieser Leistungsschau zu betonen, die wieder einen neuen Glanzpunkt im Annaberger Kulturleben darstellt und die volkskünstlerischen Potenzen der Region unterstreicht sowie der Jugend gegenüber lebendige Werte übermittelt. Das Interessen daran offenbart auch der kürzlich 100.000. Besucher in der benachbarten Manufaktur der Träume, die Annaberg in den Rang bedeutender sächsischer Museumsstädte gehoben habe, so das Stadtoberhaupt.

Tatsächlich halten die Besucher beim Betreten der Säle kurz den Atem an. Der Formenreichtum und die Vielfalt der Exponate wirken in ihrer Gesamtheit anziehend. Die Ausstellungsgestaltung – die insbesondere Uwe Moule zu verdanken ist - gelang übersichtlich, gut ausgeleuchtet, mit liebevollen Details versehen und durch Schriftstelen erhellend gegliedert. Beim Voranschreiten förmlich gezogen, gilt es doch ständig vor so viel handwerklichem Können zu verweilen und auch zurück zu kehren zu herausragenden Meisterwerken, die ihren Tribut fordern, dann auch wirklich Kunst genannt zu werden.

Die Macher der Ausstellung: Dr. Gabriele Lorenz und Uwe Moule

Im großen Saal, den man wohl Bergmanns-Saal nennen darf, wird dem Hauptgegenstand, der Bergmännischen Arbeits- und Traditionswelt zu Recht gehuldigt. Schwere wird in figürliche Würde und Selbstbewusstsein verwandelt. Paul Schneider, der 120 jährige Nestor der erzgebirgischen Schnitzschule der Moderne, steht auch hier ganz vorn, neben anderen Meistern der Vergangenheit und Gegenwart wie u.a. Jesko Lang aus Zschorlau mit seinen historischen Steigerfiguren von 2006.

Gerade in der Fülle der Bergmannsfiguren offenbart sich die Seltenheit künstlerischer Meisterschaft neben liebevollem Nachahmung alter Formen, ja auch steckengebliebenen Versuchen. Die Nobles großer Einfachheit steht vergleichend und mahnend neben naiver Vierschrötigkeit, Bewegtheit im Gestus neben Starrheit im Ausdruck, bei der der Weg des Schnitzenden, das Ziel bildet. Geradezu rührend die ganz alten Bergmänner, der noch nach Form suchenden Schnitzer. Der neuzeitliche Trend geht hier wohl zur Erdschwere der Figur, oder ist es nur mangelnde Kenntnis von Anatomie, Proportion und Bewegungslehre? Der Gegensatz offenbart schließlich „Wollen und Können”.

Im kleinen Saal dann ein Feuerwerk der Genres: Pyramiden, darunter bedeutende private Leihgaben u.a. mit vollständigen Figurenbesatz von Paul Schneider (1937-40), Hängeengel, die wohl gerade eine Renaissance erleben, Krippen, Spinnen-Leuchter, Miniaturen, Szenische Kästen, Tierfiguren in ihrer Umwelt, Wandreliefs, Bergaufzug, Engelgruppen und Einzelskulpturen, die ihre Vorbilder sowohl von Ernst Barlach und aus aller Welt holten. Zuletzt - endlich und Gott sei dank! - immer mehr Humoriges, Skurriles, Käuze und Typen.

Voran auch wieder Paul Schneider mit seinem Anton Günther oder Hans Sachs, fast idealtypisch, als ob er an das stete Trachten (wie in den „Meistersingern” formuliert) nach künstlerischer Meisterschaft gemahnen wollte, die errungen werden muss. Viele kommen ihr nahe, nur wenige erreichen sie. Ihr Vorbild ist Ansporn für immer mehr Junge, die auch ausbrechen müssen mit ihren neuen Formen, die über Grenzen schauen, heutige Typen zeigen, ja sogar tolle Frauenkörper modellieren. Längst noch kommt die bodenständige Frau als Partnerin des Bergmanns viel zu kurz. Noch immer dominiert die Madonna und der Engel!

Und noch etwas: Die Miniatur - in der Ausstellung besonders bewundert - ist eine auf Nadelspitze balancierte Meisterschaft; eigentlich ein Spleen für Spezialisierte - Schnitzer wie Sammler. Ihr Endpunkt ist vermutlich das Nichts. Ihre Kunst ist erst dort wirklich begründet, wo die Verwendung der Kleinheit der Leichtigkeit huldigt. Gesehen im Hängende Spanbaum mit kleinen Figuren in seinen Beugen (von Harry Schmidt). Das Luftgebilde nimmt wie die von Blättern entkleideten Bäume im Winter ihnen ihre Erdschwere. Die kleinen Figuren in den Spanbeugen sind wie Träume von Menschen. Und die sehenswerte Ausstellung ist voll davon!

Eveline Figura

Ausstellung: „Schnitzerland Erzgebirge“ im Kulturzentrum Erzhammer,
Annaberg-Buchholz, Buchholzer Straße,
vom 14.01. bis 04.02.2012, täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintrittspreis: 3.- EUR

 

 

 

 

 

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