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Musikfest Erzgebirge
Mehr als das Wort berührt die Musik

Der über 500 jährige Knabenchor des Choir of the King`s Choir Cambridge brachte in seinem Programm englische und deutsche Kompositionen sowie deren historische Berühungspunkte in der Marienberger Kirche zum Klingen1024px-Marienberg_Kirche_St__Marien

Im mächtigen Korpus der später im Barock ausgestalteten Marienkirche in unserer Bergstadt Marienberg, erklangen mit dem seltenen Gastspiel des Knabenchores des King`s Chores of Cambridge - im Rahmen des Musikfestes Erzgebirge - Werke aus der Gründungszeit und der Blüte unserer Renaissance-Städte. Die Kunst in dieser Hochkultur war hier wie dort nicht schlechthin Ornament am Bau oder Spielwerk von Farben und Tönen, sondern eng verwoben mit der Sinngebung der Bauten, direkter Transport der Glaubensinhalte an die Hörer oder Betrachter, Vertiefung der Wirkungen des Wortes und Verinnerlichung bei den Rezipienten.
Im ersten Teil des Konzerts unter der Leitung von Stephen Cleobury erklangen Werke von William Byrd (ca.1543-1623), Henry Purcell (1669-1695), Thomas Tallis (1505-1585), aus der romantischen, spätromantischen Epoche solche von Sir Charles H. Hastings (1848-1918) und Charles V. Stanford (1852-1924) und Herbert Howell (1892-1983) bis zu Benjamin Britten (1913-1976). Währen die frühen Werke in ihrer konsequenten Kontrapunktion noch Strenge und Unterordnung anzeigten, die späteren dann die bewusste Verbindung dieser Tradition mit dem freieren Spiel oder auch Rückkehr und Versenkung - wie in Brittens „Hymn to St. Cecilia“ - mit Kraft durch die Dynamik der Stimmgestaltung. In der Spezifik der britischen choristischen Sangeskultur, die sowohl disziplinierte Werkarbeit, dem Zurücknehmen-Können mit stimmlichen Aufblühen der hohen Knabenstimmen sowie dem Einsatz von Männerstimmen in der Kopfstimme (Altus) verbindet, bricht sich klanglich Individualität Bahn. Man darf Virtuoses hören! Kings College
So gelingt bereits in dieser alten Musik jener aufblühende Klang des Herzens im Glaubensinhalt, der die Renaissancestimmung widerspiegelt. Dennoch war Wirkung einzelner Werke beim Publikum eher meditativer Natur, weil so selten wahrgenommen, ja ungewohnt. Sind doch unser noch älteren Knabenchöre, wie Thomaner und Kruzianer, eher noch im homogeneren Klang der Stimmgruppen tradiert. Gerade aber in der Wahrnehmung des Unterschied der Klangkörper lag der Zauber des Abends.
Im zweiten Teil kam Bekanntes zum  Glänzen. Nicht nur gehört Heinrich Schütz´ (1585-1672) „Also hat Gott die Welt geliebt“ zu den populärsten a capella-Werken sächsischer Kirchenmusik und Thomaskantor Johann Hermann Schein (1586-1630) zu den geachteten Vorgängern Bachs. Mit dem brillanten Orgelwerk des grandiosen „Unvollendeten“ Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1947) hat der Chor in seinem Programm nicht nur bewusst auf den Wiederentdecker dieser Linien in der Zeit der Romantik verwiesen, sondern auch auf einen Komponisten, der in England hoch verehrt wird, da u.a. sein Oratorium „Elias“dort uraufführte wurde. Gleichzeitig ist Mendelssohn Bartholdy dort bewundert und geliebt worden, als er im Deutsche Reich als „entartet“ geschmäht und totgeschwiegen wurde. Kings College1
Ohne Zweifel standen die Interpretationen aus der „Cantus Missae“ von Joseph Gabriel Rheinberger und Johannes Brahms´ (1833-1897) „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“ als Höhepunkte im Kirchenraum. Die Werke gelangten mit den Klangfarben des Chores und den strahlenden Sopranstimmen der Knaben direkt in die Herzen des heimischen und internationalen Publikums. Sie gewährten Blicke in die große Musiktradition Britanniens, die mit unserer – bei aller Eigenständigkeit - eng verbunden ist.
Der Abend wurde vom Deutschlandradio Kultur direkt übertragen.
Ein Dank gilt auch den informativen Texten im Programm-Heft des Festivals - zu diesem Abend geschrieben von Alexander Keuk.

Eveline Figura