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Weihnachten en miniature

Menottis orientalische Weihnachtsoper „Amahl and the Night Visitors“ hatte im Annaberger Winterstein-Theater erfolgreiche Premiere.

Das Annaberger Theater ist immer für eine Überraschung gut. Diesmal, am 1. Dezember, just am 1. Advent war es Gian-Carlo Menottis amerikanische einaktige TV-Oper „Amahl und die heiligen drei Könige“. Seit 1951 wird diese Oper alljährlich, gleichsam kultartig, dort bei NBS über die Äther verbreitet, und von daher ist sie jedem Kinde bekannt. Bei uns weitgehend unbekannt, steht das Stück nun auf der Bühne und, oh Wunder, kommt es uns gar nicht amerikanisch überladen, sondern schlicht, poetisch und in den Aussagen fast á la Brecht entgegen.
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Erzählt wird die Geschichte des behinderten lebhaften Hirtenjungen Amahl, irgendwo im Morgenlande, der mit seiner Mutter in Armut geriet. Am Himmel entdeckt er einen hellen Stern mit Schweif, was ihm die Mama nicht abnimmt. Nachts stehen plötzlich drei prunkvoll gekleidete Könige vor dem Zelt, wollen ruhen und zeigen ihre Schätze, die für das Jesus Kind bestimmt sind. Die Mutter gerät in Versuchung, könnte sie doch mit dem Reichtum ihrem Amahl helfen, und wird beim Diebstahl erwischt. Ihre Reue führt zu Vergebung, doch sie kann das Geld behalten. Amahl kann plötzlich wieder gehen - nach dem Motto: „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott?!Amahl_HP2_049
Doch bevor diese Geschichte mit überraschend schöner Musik in kleiner Besetzung und dynamischer Verve dirigiert (am Pult:
1. Kapellmeister der Erzgebirgischen Philharmonie Dieter Klug) über die Bühne geht, hat man quasi eine musikalische Einführung, ein Vorspiel inszeniert. Beide Teile des Abends in der Regie von Birgit Eckenweber. Die Komposition des ersten Teils ist Bejamin Brittens „A Ceremony of Carols“, ursprünglich für Knabenchor, von 1942. Mit diesem Spiel stellte man das Publikum auf Menottis nachfolgender Oper ein. Huldigende Frauen und Hirten stellen die Weissagung von der Geburt des Jesuskindes dar. Der Junge mit seinem Stern-Erlebnis ist auch schon zugegen. Solisten und Chor gestalten die Chor-Partitur gemeinsam. Einfache, ans Gregorianische erinnernde lateinische Gesänge zu Beginn und am Ende stellen hohe Anforderungen an Einfühlung und Gemeinsamkeit des Singens, vor allem in der Bewegung über die sparsamen Kulissen und in der Hirtenkleidung in warmen Erdfarben (Ausstattung: Robert Schrag). Chordirektor Uwe Hanke hat die Damen und Herren des Chores davon überzeugen können, so wenig wie möglich hervorzustechen, und die Solisten haben sich wirkungsvolle in die Abläufe und Klänge integriert.
Fürs Publikum entstand eine Art Meditation, die Zuhören und Erfühlen von Stimmungen und Ruhe mit sich brachte. Solistisch und begleitend war nur eine Harfe in kraftvoller Zartheit und auch introvertiert im Flageolett gespielt dabei, - exzellent interpretiert vom Solo-Harfenisten des Hauses Friedhelm Peters.
Im Hauptstück nach der Pause geht es dank der überschaubaren Handlung, lebhafter, rhythmischer und melodiöser Vielfalt kurzweilig zu. In den Hauptrollen agieren Therese Fauser (Amahl) und Bettina Corthy-Hildbrandt (Mutter) mit Temperament und liebevollem Aufeinandereingehen. Frau Fauser ist der charmante, phantasievolle Junge, der seine Behinderung angenommen hat und optimistisch sogar die Armut akzeptiert, sich in Musik und Phantasie flüchtet. Locker und leicht spielt sie und singt die durchaus anspruchsvollen Melodien. Frau Corthy-Hildbrand kann in der Rolle der besorgten, liebenden, jugendlich wirkenden Mutter endlich einmal wieder ihre spielerischen Vorzüge entfalten. Sowohl stimmlich als auch in gekonnter Artikulation meisterte sie ihren Part. Ihr „Lied vom Gold“ hat sozial berührende Tiefe, die auch heutige Fragen stellt. Amahl_HP2_074
Optischer Höhepunkt ist dann ohne Zweifel die Ankunft der drei Könige mit Frank Unger als Kaspar, László Varga als Balthasar und als Gast Alois Walchshofer (als der schwarze Melchior) und ihres Dieners (Max Lembeck). Die Ausstattung hat alles gegeben: Samt, Seide, Flitter, Turbane, Federkragen und sogar Humor. Ein Papagei auf der Schulter, ein Riesenhörrohr für einen tauben Kaspar, Lakritzbonbons in der Schatztruhe und dazu sagenhafte Menschlichkeit der Könige. Stimmlich hatte Frank Unger weniger Gelegenheit, mit seinen sonstigen Schmelztönen die etwas matte Mittellage vergessen zu lassen, wog aber mit spielerischem Witz auf. László Varga war der Mann schöner Tiefe, zuständig für orientalische Teppiche, und Alois Walchshofer, vermutlich eine Art Bariton, der Dritte im Bunde.
Mit Großmut gehen Könige über den Diebstahl des Goldes durch die Mutter hinweg (deshalb sind sie wohl auch die „Heiligen“ und dürfen im Kölner Dom begraben liegen!)
Das Wunder der Weihnachtszeit geschieht: Amahl kann wieder laufen und darf mit den Königen schließlich zum Christuskinde ziehen. Bis dahin hat die Regie die Hirten und Frauen des Chores zu schönen Gruppen drapiert und die Choreographie Siegrun Kressmanns die Sänger zu wirklich einfallsreichen Volks-Tänzen bewegt.
Alles in allem eine adventliche Einstimmung auf das Weihnachtsfest - ohne Konsumrausch und Warenhauslärm. Besinnlichkeit und die Hoffnung entsteht, dass vielleicht die Heilige drei Könige auch bei Ihnen vorbeikommen könnten, - spätestens am 6. Januar.

Eveline Figura

Für die Zuschauer wird sowohl das Doppelpaket Britten/Menotti gegeben, kurz, aber abendfüllend.
Für Weihnachtsmarktbesucher mit weniger Zeit sind Vorstellungen
von ca. 50 Minuten nur von Menottis „Amahl und die Heiligen drei Könige“ vorbereitet.

Termine:
Amahl und die heiligen drei Könige
3./4./11./18./19.12. , 17-18 Uhr

Benjamin Britten Ceremony of Carols/
Amahl und die heiligen drei Könige
8.12., 15-16.30 Uhr
15.12., 19-20.45 Uhr
20.12., 19.30-21.15 Uhr
25.12., 17-18.45 Uhr
28.12., 19.30-21.15 Uhr

Tel.: 03733/1407-131
www.winterstein-theater.de

 

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