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Kunst der kleinen Leute
Der Dresdener Jägerhof zeigt zum 100. Geburtstag die kulturelle Vielfalt kreativer Sachsen sowie zahlreiche Exponate der erzgebirgischen Volkskultur - aber auch die Gitarre von Anton Günther.
Unbestritten hat Annaberg die größte Ausstellung mit erzgebirgischer Volkskultur aufzuweisen. Diese kann u.a. sowohl in der so genannten „Manufaktur der Träume“, als auch im Erzgebirgsmuseum oder im Frohnauer Hammer besichtigt werden. Wer sich allerdings einmal einen Überblick über die Volkskultur von ganz Sachsens und die Zuordnung des Erzgebirges in den Freistaat verschaffen will, der sollte nach Dresden in die dortige Neustadt reisen. Auf der Köpeckestraße, nicht weit vom Goldenen Reiter, befindet sich der Jägerhof. Dieses schöne Renaissance-Gebäude ist das älteste Baudenkmal der Dresdner Neustadt. Der ehemalig kurfürstliche Jägerhof bestand ursprünglich aus vier Flügeln, von denen nach der Zerstörung Dresdens durch englische und amerikanische Bomben nur noch der Westflügel verblieben ist.
Dieses noch immer sehr attraktive, wieder aufgebaute Rest-Gebäude beherbergt heute das sehenswerte Museum für Sächsische Volkskunst mit zahlreichen Exponaten aus dem Erzgebirge. Hier ist auch die Gitarre von Anton Günther, dem Liedermacher aus Gottesgab, zu besichtigen. Sie hat das Museeum im Jahre 2011 von seiner Enkelin, Frau Major, erwerben können. Schließlich war der Gründer des Museeum, der Maler, Dozent und später Professor für kreatives Zeichen an der Dresdner Kunstgewerbeschule Oskar Seyffert (1862-1940) mit Anton Günther (1876-1937) befreundet. Seyffert, der am 6. September 1913, in Anwesenheit des Sächsischen Königs Friedrich August III, das „Landesmuseum für Sächsische Volkskunst“ eröffnen konnte, hegte eine große Wertschätzung gegenüber der „Kunst der kleinen Leute“, wie er das kulturelle Schaffen außerhalb der „erhabenen Kunst“ definierte. Ihm ist es auch zu verdanken, dass der Begriff der „Volkskunst“ differenzierter betrachtet wurde als das heute der Fall ist, wo sich nur sehr allmählich er Begriff der „Volkskultur“ für dieses ästhetische Genre zu etablieren beginnt.
Seyffert wies auch durch seine Ausstellungskonzepte nach, dass diese Art der kulturellen Äußerungen und Veräußerungen durchaus wandlungsfähig ist und nur sehr wenig mit einem traditionellen Festhalten an Althergebrachtem bedeutet, wie nicht nur die Begriffswandlungen, sondern auch deren inhaltliche Draufsicht im Laufe der Jahrhunderte verdeutlichen. Das Museum in Dresden kann somit auch Anregungen geben für heutige Akteure auf diesem Gebiet und als Anstifter für Eigeninitiativen in Sachen lebendiger Volkskultur gelten. In zahlreichen Räumen, Nischen, auf Bildern und über moderne Medien erhält der Besucher einen informativen und fantastischen Einblick in die Sächsische Kulturgeschichte auf diesem speziellen Gebiet.
Wer seiner Fantasie noch einen weiteren Höhepunkt gönnen möchte, dem sei das Obergeschoss dieses liebevoll gestalteten Museum empfohlen. Dort befindet sich seit 2005 eine umfangreiche Puppentheatersammlung, die große und kleine Herzen höher schlagen läßt und viel Heiterkeit mit auf den Weg gibt...
red.
Die Ausstellung „100 Jahre Volkskunst im Jägerhof“ ist noch bis zum 3. November 2013 zu besichtigen.
Jägerhof, Köpckestraße 1, 01097 Dresden, außer Montag täglich geöffnet von 10-18 Uhr, Eintritt: 3.- Euro (Kinder 2.- Euro)
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