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Advertorial
G´schichten aus dem Wienerwald Neue und alte Orte zum Hinfahren, Nachdenken und Genießen
Eine Reportage von Eveline Figura
Teil 1: Schloss und Park Laxenburg
Man könnte mit dem bekannten, oft kolportierten Eigenlob der Österreicher beginnen, dass ihr Land wohl an einem Sonntag vom Herrgott geschaffen worden und deshalb so schön sei. Ist man wiederholt oder auch zum ersten Mal dort gewesen, gibt man ihnen Recht - mit dem erstaunten Nachsatz, dass im Restland Innerösterreich des einstmaligen Habsburger Riesenreiches eine einmalige Dichte an Historie, ihren Exponaten, Bauten, Räumen verblieben ist, die die Bewohner selbstverständlich nun zu ihrem eigenen Genuss nutzen und in liebenswürdiger Weise zu präsentieren verstehen. Damit gelingt ihnen der Spagat, aus der Verschwendungssucht der ehemals Herrschenden heute reichlich Einnahmen zu generieren, deren einer Teil in die Femdenverkehrswerbung und Öffentlichkeitsarbeit und zum anderen zurück in die Erhaltung und vor allem den Neuausbau historischer Orte fließt. 
Für alle diejenigen, die sich an einzelnen Tagen oder gar wochenweise in das Gewusel von Wien wagen, sei die Weiterreise in den Wienerwald oder zumindest an den Stadtrand dringend geraten. Dort beginnt der Tourismus sich zu verlaufen. Man kann aus dem hauptstädtischen Museumsschritt wieder in normale Fortbewegung übergehen und durchatmen. Die Laxenburger Straße Wiens führt, wie ihr Name sagt, dann auch zu einem der bedeutenden Jagd-, Sommer- oder auch Stadtfluchtresidenzen des Kaiserhauses. Zur Gemeinde sowie dem Schloss und Park Laxenburg, das sich früher tatsächlich auch mit „chs“, also Lachsenburg, geschrieben haben soll. Standesgemäß darf man sich denn auch gleich im ehemaligen Kaiserbahnhof (Foto) des Residenz-Städtchens verwöhnen lassen. Den Bahnhof gab es als solchen bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts auch noch ohne den Kaiser. Heute sitzt man dort beim Edel-Italiener, dem Restaurant Gallo Rosso, in den alten, aber inzwischen hell verglasten Mauern. Im Garten wurde einen weitere Longe ebenerdig der Gastronomie gewidmet. Hiesige Steinpilze werden in der Küche wohlgefällig zwischen edle Pastakreationen pippetiert. Selbstredend gibts niederöster-reichische Premiumweine, neben großen italienischen Namen, zu verkosten und genießen.
Die Gebäudekomplexe Laxenburgs haben den Krieg und die sowjetische Besatzung (bis 1955) ziemlich unbeschädigt überstanden. Die Inneneinrichtungen eher weniger. Das Alte Schloss wird gerade für die Zukunft restauriert. Dazu gehören außerdem noch eine Rittergruft, der Concordia-Tempel, die Franzensburg und das Grüne Lusthaus, wienerisch „Saalettl“ genannt und wirklich aus dem Barock stammend. Ein Wunder, dass diese zarte Holzkonstruktion, von der aus acht strahlenförmig Wege abgehen und das Wild beobachtet werden konnte, noch heute so gut da steht. Innen kann man das originale Deckengemälde bewundern und von der Jagdgöttin Diana träumen.
Der Wienerwald liegt wie ein Halbmond um die Stadt und gilt mit dem großen Laxenburger Park als einer der schönsten Park- und Waldgebiete in Österreich. Auf der anderen Seite kann man vom Turm der Franzensburg (immerhin 160 Stufen) einen umfassenden Blick auf das nahe neue Wien über Zinnen und Türme, Umgänge und Figuren werfen. Franz II., Enkel Maria Theresias, hat mit der nach ihm benannten Franzensburg eine Ritterburg kreieren lassen, die zur Bauzeit 1798 bis 1835 schon dem Historismus zugeneigt, aber längst aus der Mode war. Die Deutschen kennen das von Neuschwanstein und Co, wo mit zuviel Geld sinnentleerten Hirngespinsten nachgejagt wurde, die immerhin aber heute dem Volke sein Geld zurück bringen.
Nieveauvoller Eklektizissmus
In Laxemburg darf man Kaiser Franz aber Kunstgeschmack nicht absprechen, der die Herrschergeschichte der Habsburger in Rüstkammer und Marmor-Figuren, ihre Reichsgebiete in vielen verschiedenen Sälen erstehen ließ. Anders als der Bayer Ludwig II. erwarb er hier mit kaiserlichem Nachdruck Kunstwerke, Raumausstattungen, Kassettendecken sowie Interieur aus anderen Schlössern, deren Eigentümer ganz und gar nicht erfreut über die erzherzoglichen Wünsche waren. Die Franzensburg wurde damit als Sammlung historischer Originale aus den verschiedenen Epochen und Regionen repräsentativ ausgestattet. Dazu gehört u.v.a. der sogenannte ungarische Krönungssaal, in dessen Fenstern Glasmalereien von Hauptorten Großungarns, aber auch Franz im ungarischen Königs-Krönungsornat zu sehen sind. Unter den Figuren- und Portraitsammlungen finden sich auch die von Kaiser Matthias (ung.: Mátyás Corvinus), der in seinem Land die Renaissance einführte. Im Hof der Franzensburg gibt es im Sommer Theateraufführungen. Schon seit dreißig Jahren erfreuen die Komödienspiele an Wochenenden das Publikum. Der Park selbst weist eine Reihe von Qualitäten auf, die zu ihrer Zeit schon Kaiserin Elisabeth, die Sisi, entzückten. Seine Weitläufigkeit, der Baumbestand, die vielen Seen und Teiche - sicher auch zur Fischzucht benutzt - eine Insel mit kleiner Fähre und die erreichbare Ferne zur Hofburg waren Grund genug für sie, dort ihre Flitterwochen zu verbringen. Hier gebar sie auch den erwarteten Thronfolger Rudolf, hier konnte sie reiten und spazieren, sie selbst sein. Heute sieht man viele junge Leute beim sportlichen Laufen oder mit der ganzen Familie zum Entspannen. Ganz beiläufig bekommen die Kinder ein ganz ungezwungenes Geschichtsbild vermittelt. Der Park ist übrigens schon seit Franzens Zeiten öffentlich zugänglich. Eine besonders fachkundige und engagierte Führung erhalten Gäste, wenn sie das Glück haben, dass Landschaftsarchitekt Wolfgang Mastny vom Laxenburger Schloss sie durch Säle, Räume, Korridore und „seinen“ Park führt. Und auch hier wie überall in Österreich gilt: Hier kann man alles, nur nicht verhungern und verdursten. Dafür sorgt mit viel Aufmerksamkeit und etlichen Schmankerln die Café-Meierei Laxenburg.
red./E. F. (Fotos: AW) Der Park ist ganzjährig, die Franzensburg mit Turm und Museum von Palmsonntag bis Allerheiligen (1.11.), geöffnet. Führungen stündlich zwischen 11 und 15 Uhr. Tel.: 0043/2236/71226, www.schloss-laxenburg.at
Teil 2: Klosterneuburg: Über Legenden, Stifte und Nationalheilige
Klosterneuburg und Heiligenkreuz sind heute Touristenmagnete allerersten Ranges. Solches wird man nur, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Am besten funktioniert das über biblische Mythen, einen guten Landesherrn aus den dunklen Anfängen, vielen Reliqien in den Museen, Kunstsammlungen von Weltgeltung und das alles eingebettet in Landschaft und Genuss. All das und mehr bieten Geschichte und Gegenwart der Stifte in Niederösterreich, voran die im Wienerwald.
Klosterneuburg begeht im nächsten Jahr sein 900 jähriges Bestehen. Das fällt zeitlich ziemlich genau zusammen mit wichtigen Staatsereignissen, Königen, Kaisern in Deutschland und Ungarn, den Bayern, also der unmittelbaren Nachbarn - Verwandtschaften inklusive. Markgraf Leopold III., ein Babenberger der bayerischen Mark Ostarricchi, gründete 1114 ein weltliches Chorherrenstift und zwar genau dort, wo bei einer Jagd der verlorene Schleier seiner Gemahlin Agnes wiedergefunden ward. Sie, Tochter Kaiser Heinrich IV., jenes Aufsässigen, der nach Canossa musste! Diese Legende zusammen mit dem Prestige und Reichtum der Mitgift der Markgräfin werteten die Klostergründung auf. Die Berufung der Augustiner Chorherren hoben dann den Stellenwert im christlichen Raum und waren Garant für wirtschaftliches Aufblühen, zu dem die Friedfertigkeit Leopolds III. und seiner Nachfolger beitrugen. Lediglich Verteidigungen gab es, u.a. gegen die aggressiven Ungarn, die auch hier an deren Geschichte erinnern. Ihr erster christlicher König Stefan wurde durch die Heirat mit der Bayerin Gisella befriedet und durch die Heiligsprechung Stefans wie auch der Leopold III. in das Zentrum der Aufmerksamkeit christlicher Politik gehoben. Leopolds Grab wurde Walfahrtsstätte, es kam zu Zuwanderungen, Kaufkraft, damit Kunst und Kultur erblühten - und das bis heute. 
Ein Besuch im “österreichischen Escorial”
Viel hat die Geschichte zu bieten: So stiftete 1616 Erzherzog Maximilian III. den Erzherzogshut (Foto rechts), die heilige Krone Österreichs, hier zur ewigen Aufbewahrung, deren Bedeutung sich über die ältere Stefanskrone Ungarns stellen sollte. Der barocke Ausbau des Stifts durch Kaiser Karl VI. mit dem Architekten Donato F. d´Allio, den die Österreicher freundlich „Herrn Knoblauch“ nennen, wurde als Karls „österreichisches Escorial“, als Herrschersitz, Grablege und Kloster konzipiert, aber nur zu einem Viertel realisiert. Es prägte das heutige Bild dennoch mächtig, wie ganz Österreich dem Strom der Barockisierung nicht entging. Die Weltoffenheit der Augustiner Chorherren (gegenwärtig leben mehr als 50 aus mehreren Ländern hier), ihr spiritueller Reformgeist, Seelsorge in den Gemeinden und die Öffnung der Schätze des Klosters (unter ihnen der berühmte Verduner Altar von 1081 - Foto unten) für die Öffentlichkeit schon seit 1774 strahlen aus. Das Zugehen auf Erwartungshaltungen war und ist ihr Geheimrezept. So wurde Leopold als Stiftsgründer der Nationalpatron Österreichs, sein Todestag, der 15. November, ist bis heute Feiertag in Niederösterreich. Das Fasselrutschen im Binderstadl der Weinkeller seit 1814 eine Kinderbelustigung, die Erinnerungen schafft und den Stift zu keiner Furcht einflößenden Institution macht.
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Tiefpunkt war sicher die Aufhebung des Stiftes durch das NS-Regime in den Jahren 1941-45, womit man ins Mark der österreichischen Nation traf und oppositionelle Kräfte in Kreisen der Kirche ausschalten wollte. Das Stift war und ist heute eine der wichtigsten, wohl eine der effizientesten Wirtschaftseinheiten der Region mit bedeutender moderner Land- und Waldwirtschaft, prämiertem Weinbau, sozialen Projekten und Kulturförderung. So wurden der junge Egon Schiele, man bedenke seine Sujets !, bereits 1908 im Stift gezeigt. Seit 1991 gibt es regelmäßige Sonderausstellungen, 2011 wurde die neue Schatzkammer eröffnet. Hier sind der Erzherzogshut, die Schleier-Altäre, Lithurgische Geräte und Gewänder von hoher Kunstfertigkeit nun ständig zu sehen, und 2013 eröffnete noch die Galerie der Moderne. Den Chorherren begegnet man im ganzen Areal. Dr. Walter Simek, Kämmer des Konvents, arbeitet mit Tourismusverbänden zusammen, empfängt in seiner schwarzen Soutane mit schmalem „weißen Schlips“ (dem Saroccium, Rest des weißen Chorhemdes) zusammen mit Winfried Gerber, Leiter der Abteilung Kultur, Tourismus & Marketing des Stiftes, Delegationen und Journalisten in der ewig unvollendeten wunderbaren Sala terrena mit ihren mächtigen Atlantenfiguren. Sie berichten von Aktivitäten, Hilfsprojekten für Kinder und ständigen Restaurierungsarbeiten bei einem Glas hauseigenen Premiumsekt die unendliche Erfolgs-Geschichte. Eine Atmosphäre gegenseitigen Respekts, wo sich Himmel und Erde unverkrampft begegnen können. Die zum Stift gehörende „Gastmeisterei“ machte ihrem Namen alle Ehre, wartetet mit regionalen Speisen, Weinen oder Bieren auf und verwöhnte mit einer feinen Nusstorte aus Haselnuss und Mandeln. Besonders angenehm war die Bedienung, deren einige Kollegen Ungarns Warmherzigkeit herüber gerettet hatten.
 Weiterfahrt wenige Kilometer nach Stift Heiligenkreuz. Hilfe, noch eine solch komprimierter locus authenticus?! Das kann man logistisch an einem anderen Tag platzieren, aber auslassen, niemals! Eingebettet in die dichten Laub und Nadelwälder des Wienerwaldes (Foto) - hier gibt’s neben den üblichen Fichten und Tannen, Dachl-Kiefern von beeindruckenen Ausmaßen - liegt die Stifts-Gründung von Leopold V., Enkel Leopold des III. Deshalb schließt die Geschichte an und muss nicht noch einmal erklärt werden. Leopold V. brachte von einem seiner Kreuzzüge einen 23 cm großen Splitter vom Kreuze Jesu mit, die hier in der Kreuzkirche verehrt wird.
Durch das Eingangstor kommt man in den Florentinerhof des Zisterzienserkloster Heiligenkreuz. Ein Orden, der die Zuwendung zu Gott und den Menschen praktiziert. Wir Journalisten werden von Pater Karl und Frater Konrad (Foto v.l.n.r.) leutselig begrüßt. Ersterer ist eines der bekannten Gesichter des Hauses, der in einer „Wetten-das!-Sendung“ die Chants-CD vorstellte, gregorianische Gesänge in Pop-Version. Auch eine Art wirksame Öffentlichkeitsarbeit. Frater Konrad ist gerade zum Lektor berufen worden, denn hier gibt es auch eine theologische Hochschule, also ein Priesterseminar, wo aus aller Welt der Nachwuchs geschult wird, angeschlossen sogar ein Vietnam-Seminar. Für Besucher ist besonders bedeutend, dass sich hinter der romanischen Westfassade tatsächlich ein noch romanisches Kirchenschiff verbirgt mit einem byzantinischen Kruzifix und romanischem Altar. Das prächtige Chorgestühl und einzelne Figuren sind schon aus neuerer Barock-Zeit. Dort nehmen zu den acht Andachten am Tage die Mönche Platz und singen in alter Manie gregorianische Litaneien. Durch die Einheit von Raum und Lithurgieform hat Heiligenkreuz Berühmtheit erhalten. So werden die Messe (6.25 Uhr), die Vesper (18 Uhr) und das Komplet (19.45 Uhr) feierlich gesungen, dazwischen auf einem Ton „meditiert“, oder wie um 12 Uhr auf Terz und Sexte gesungen - lateinisch natürlich. Der Tagesablauf wird von „ora et labora“ geprägt, weil die Zisterzienser dem Hl. Bendict verpflichtet sind.
 Zwischen 8 und 12 und 14-18 Uhr gehen sie Studium, Arbeit, Forschung und Seelsorge nach. Viel darf dem strengen Zeit-Reglement nicht dazwischen kommen, da kann der liebevollen Menschenführung schon mal ein harsches Wort folgen. Hält man sich an Frater Konrad (23 Jahre) wird man im Kreuzgang mit wunderbaren roten Säulen mit Blumen und Früchten auf den Paradiesgarten aufmerksam gemacht. Vom Kreuzgang gehen die Anna-Kapelle, die Totenkapelle und der Brunnenraum ab, wo sich die Mönche vor dem Essen waschen, bevor sie das Refektorium betreten. Wundervolle Intarsienholztüren aus der Barockzeit hüten Räume, wo die Öffentlichkeit außen vor bleibt: Der Konvent gehört dazu und die Bernardi-Kapelle. Im Kapitelsaal ist die Grablege von mindestens zehn Babenberger Herzögen, darunter Markgrafen und deren Frauen. Leopold dem V. wird der Ursprung der österreichischen Farben Rot-Weiß-Rot nachgesagt. Der Legende nach soll während des Kreuzzuges sein weißes Gewand so Blut getränkt worden sein, dass nur noch anstelle des Gürtels das Weiß zu sehen war. Im Klosterladen, im Restaurant und Café vor dem Tore ist man dann wieder im Diesseits, dass man während der Besichtigung wegen der Fülle an Historie und Kulturverweisen allerdings auch nicht verlassen musste.
www.heiligenkreuz.at
Der knurrende Magen holt uns Kulturreisende zu den irdischen Bedürfnissen zurück. Unsere Reisbegleiterin, Katharina Trost von der PR Plus GmbH aus Wien, und Stefan Gabritsch, Geschäftsführer der Wienerwald Destination, wissen, was Journalisten gut tut und so fahren wir zur berühmten Höldrichsmühle, Hotel und Restaurant in Hinterbrühl. Brühl bedeutet nichts anderes als Wiese, was unseren sächsischen Staatsminister gleichen Namens in die Ränge verweist. Das Restaurant ist wohlbekannt und gelobt seit schon vor Hunderten Jahren Berühmtheiten einkehrten und sich in Küche, Keller, Ambiente und die Bedienung verliebten. Dazu gehörten neben Aristokraten incognito auf jeden Fall unser Ludwig van Beethoven, dem man somit Gemüt nachsagen kann und der im nahen Baden bei Wien seine Neunte Sinfonie, bzw. die „Ode an die Freude“ komponiert hat, die damals noch nicht „Europahymne“ hieß. Franz Schubert war in der gastlichen Mühle oft und gerne und soll dort mindestens seinen „Lindenbaum“ in Töne gesetzt haben. An die Gegend von damals, an die Beschaulichkeit von einst erinnern im Restaurant noch einige Gewölbe, ein paar schöne Bilder und die Freundlichkeit der Wirtsleute. Draußen vorm Hause waren komische Töne zu hören: Pfeifen, Miauen, Handy-Klänge und Wiener Dialekt. Woher sie kamen? Aus einem Vogelbauer oben aus der Mansarde in der ein Graupapagei wohnt...
Hotel Restaurant Hoeldrichsmühle, A-2371 Hinterbrühl, Gaadnerstr. 34 www.hoeldrichsmuehle.at
Teil 3: Kaiserlicher Totenkult, Neu-Museales und tenoraler Genießer
Wo bettet man sein müdes Haupt nach einem oder mehreren Tagen so vieler Kultureindrücke und Genussstunden? Die Wahl geht nach Gusto und Geldbeutel: In den Städtchen Baden, Laxenburg oder Klosterneuburg lassen sich Hotels oder Pensionen finden, von denen man aus abends zu Fuß noch in ein Weinlokal schlendern kann. Oder aber, man vergräbt sich tiefer in das grüne Refugium des Wienerwaldes, z.B. in das Seminar- und Eventhotel Krainerhütte im Helenental  (www.krainerhuette.at)
Richtig, dort wo „das (Operetten)-Weger`l für alte Ehepaare viel zu schmal“ ist wird geheiratet, geschult und entspannt. Die jungen Wirtsleute Josef und Ute Dietmann setzen die Tradition der Eltern fort in einem modernen Haus mit Küche der schmackhaften Entschleunigung, Weingenuss und einem Riesenpark (Foto), wo 25 gestaltete Stationen einladen, die Seele aufzufrischen. Dabei hilft Susanne Kindler mit mystischer Kräuterkunde und ein wenig Medizin-Frau-Tibre. Da hinein kann man sich sacken lassen oder eben weiterziehen.
Nicht weit von hier, auf dem Weg nach Heiligenkreuz, liegt Mayerling (Foto). Gut geschulte Hofberichterstatter wissen, was hier geschah: 1889 erschoss Kronprinz Rudolf (Sisis Sohn und österreichischer Thronfolger, erst seine Geliebte, Baroness Mary Vetsera) und dann sich selbst im Jagdschloß. Eine menschliche Tragödie, die das Kaiserhaus traf und auf das es sofort knallhart reagierte. Die tote Mary wird in der Kutsche sitzend abtransportiert, Rudolfs Selbstmord als Unfall deklariert, Zeugen mit Geld für ihr Schweigen bezahlt und schließlich gleich das Anwesen abgerissen. Heute findet der Besucher ein Kloster mit Nonnen in Klausur, die immer noch für Rudolf beten, und eine Kirche mit einer von Ungarn gestifteten Seitenkapelle. Alles eingebettet in die grünen Hügel einer wunderbaren Landschaft. Die Führerin weiß zu berichten, dass Rudolf in der Wiener Kapuzinergruft bei seinen Eltern ruhen darf, Mary aber mindestens dreimal von Grabräubern in ihre Totenruhe gestört wurde. Einen lädierten Sarg kann man ausgestellt sehen.
Ein Blick ins Depot eines der modernsten Museen Europas
In der Nähe des Stiftes Klosterneuburg bietet das Museum Essl in einem nicht zu übersehenden, zunächst unspektakulären Neubau eine tolle Aussicht zurück auf das barocke Stift. Das Museum Essl widmet sich allerdings heutigen Sichten von KünstlerInnen auf deren Weltverständnis. Die Eigentümer der BauMaxx-Kette, Agnes und Karlheinz Essl, trugen seit den siebziger Jahre selbst, oder mit mehr oder weniger sachkundiger Beratung, Werke der österreichischen und internationalen Gegenwartskunst zusammen, die sich sehen lassen kann. Mehr als 7.000 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Objekte oder Medienwerke befinden sich im Depot (2.500 qm), in das Kurator Günther Oberhollenzer mit Sachverstand ausnahmsweise schauen ließ.  Gegenwärtig war die Ausstellung Tim Eitel (neue Leipziger Malschule) zu sehen, der in meist dunklen Farben Fotos verfremdet, deren deutbare Bildsprache auf eine entfremdete Gesellschaft verweist, wie z.B. bei seinem Gemälde „Aufstieg“, wo sich die Personen mehr und mehr entkleiden... Ostdeutsche oder DDR-Kunst sei eher weniger vertreten, wurde auf Nachfrage bedauernd festgestellt. Nach der politischen Wende stehen osteuropäische Künstler im Fokus, ebenso asiatische Protagonisten. Bei der Schau Kurt Kocherscheidt dürften, wie bei vielen anderen Bildern abstrakter Kunst, die Museumspädagogik oder Fachkunde bei den Führungen Sinn machen. Der Rundgang im Museum offenbarte die nach innen interessante und vielgestalte Architektur des Essl-Baus (3.500 qm Ausstellungsfläche), dessen Architekt beim Ausbau des Berliner Bodemueums mitwirkte: Lichtkästen auf dem Dach, die Tageslicht in die Räume leiten. Hof-Einsichten auf Skulpturen und Rasenflächen. Kunstinteressierte werden von der Albertina in Wien zum Essl-Museum mit einem Bus-Schattel gebracht. Große Namen wie Neo Rauch und Rosa Lloyd, Kappa, Wolfgang Herzig, Baselitz (Foto unten: Skulptur im Depot), Richter, Fuchs, Alex Katz, Hermann Nietzsch, Vasarely oder Maria Lassnig sind vertreten, um nur einige zu nennen...  Selbstredend fördert man hier nicht etablierte Künstler und solche die schon als Aufsteiger gelten können mit Förderpreisen, - der Zukunft verpflichtet.
www.essl.museum info@essl.museum
Und weil im übervollen Kunstland Österreich Platz für viel Individualität ist, auch solcher, die sich nicht selbst fördern und darstellen kann, sind wir noch ins Art Brut-Center und Künstlerhaus Gugging gefahren. Am Ort der Entstehung dieser Kunst ursprünglich geistig behinderter, in psychiatrischer Betreuung wohnender Menschen ist deren individuelle Kunst anzuschauen, zu bestaunen in der Kraft der Reflexion von Außenwelt und Gefühlsreichtum. Art Brut bedeutet soviel wie „nicht gelehrte, durch etablierte Kunstvorstellungen beeinflusste Kunstfertigkeit“. Zum ausgestellten Fundus zählen das Zimmer von August Walla (Foto unten: Zimmer von Walla), die im Künstlerhaus sich ständig verändernden Wände mit Bemalungen, das Museum mit erstaunlichen Bildserien, das Atelier, wo auch junge Gegenwartskünstler arbeiten. Bernadett Lietzow und Nina Ansperger-Vogt verstehen es, einfühlsam in die Bildwelten einzuführen, Formenvielfalt und Ausdruckskraft als individuelle Schaffensresultate zu zeigen. 
Hier verwischen denn auch tatsächlich sogenannte Qualitätsunterschiede zu etablierter, insbesondere phantastischer, surrealer oder gar abstrakter Kunst. Besonders berührend sind die Fülle politischer, gesellschaftlicher und humoriger Elemente in den Exponaten der Schau. www.gugging.at
Ein Opern-Tenor kocht nicht nur...
Der gastronomische Höhepunkt fand dann aber in den Privatgefilden von Kammersänger Herwig Pecoraro (Foto unten mit Pater Benno) von der Wiener Staatsoper und seiner sympathischen Frau Waltraut in Klosterneuburg statt. Der bodenständige Operntenor mit einer Weltkarriere hatte „ das Glück des Tüchtigen“ wie er selbst zum Besten gab. Er konnte in Modena beim Gesangslehrer eines Luciano Pavarotti und einer Mirella Freni Gesang studieren, wo er seinen berühmten Kollegen Pavarotti persönlich kennenlernen konnte, der, bekannt als Pasta-Koch und genialer Esskünstler, ihn in die Sphären und Profiwelten des aceto balsamico einführte. Mit jedem ersungenen Schilling von Gastauftritten kaufte er sich die Fässchen mit alter Balsamico-Patina vor Ort stückweise zusammen. 
Seine Frau mit Familie unterstützten ihn zu Hause. Er kaufte Haus und Nachbar-Grundstücke auf Kredit, kämpfte mit Unwissenheit von Lebensmittelbehörden für die Anerkennung seines Wunder-aceto bis dieser in einigen Feinkostläden anwesend sein wurde. Den darf man nämlich keinesfalls mit „Essig“ verwechseln. Frau Pecoraro vertiefte sich in Abwesenheit ihres Sänger-Gatten in diese Kunst, und beide perfektionierten die Verfahren in ihrer Acetaia Pecoraro. Anschaulich demonstrierte sie uns, wie die hier verwandten Veltliner Moste oder auch ein feiner Apfel-Most aus biologischem Anbau durch genaues Erhitzen bei 80°C, dem Lagern in Holzfässer-Familien einer Reduktion über Verdunsten und Vertrocknen unterzogen werden, die dann die köstlichen Tropfen zum Ergebnis haben. Mit ihnen kocht es sich meisterlich. Pecoraro, der in einem ersten Beruf Konditor gelernt hatte, weiß mit seinen Produkten trefflich zu hantieren. Jeder Gang, jede Unterlage bringt den aceto zum klingen: Am Salat, als Soßen, als Aromaspur auf einem Apfelparfait oder zu zartem Rinderbraten. In wunderbarer Atmosphäre sparte der Maestro nicht mit Körpereinsatz. Nur eine Arie von ihm gesungen, so meinte er, könnten wir an diesem Orte nicht bezahlen. Es ertönten dann doch einige Elton-John-Duette von der Konserve mit seinem Sohn, wo man die in der Höhe großatrig sicher geführte Tenor-Stimme des Künstlers hören konnte. 
Als besonderer Gast aus dem Stift Klosterneuburg, woher zunächst auch die Weine für den aceto balsamico kamen, war Pater Benno Anderlitschka anwesend, der kennerhaft Speisen und Getränken zusprach. Wie aufwendig, mit wie viel Herzblut man sein zweites Standbein im Leben aufbauen kann und wie genußvoll es nach einer Sängerkarriere weitergeht, wurde bildhaft und vollmundig demonstriert. Bravo, bravissimo – ottimo tenore e balsamico...!
www.pecorarobalsamico.at
Wer denkt, es gäbe hier in der Welt von Kultur und Genuss im Wienerwald keine Steigerung mehr, der irrt gewaltig. Hatten wir doch am nächsten Tage das zweite Wochenende d.J. erwischt, an dem die Wiener und Hiesigen sozusagen Wandern-Verkosten-Genießen, was zwischen Mödling und Gumpoldskirchen die Weinberge und -gärten so hergeben. 
Auf ca. 20 km arbeite man sich von Winzer zu Winzer fort und probiert Most, Sturm (dt.: Federweißer) und die verschiedene Weine, viele prämierte darunter, direkt vom Erzeuger. Dazu bietet jeder seine selbstgemachten Speisen an, Schinken, Kürbiskernaufstriche, Brot, süße Gebäcke. Das hält keiner 20 km durch! Gumpoldkirchen ist ein romantisches Städtchen. (Foto links: Die Autorin des Beitrages in den Weinbergen von Gumpoldskirchen). Hier wird zudem geheiratet was das Zeug hält, in und um die Deutschordensburg, in und um die Kirche beim hübschen Schloss. Deshalb braucht man keine Sorge haben, dass das schöne Leben in Österreich nicht weiter ginge... Zur Nachahmung bestens empfohlen!
www.thermenregion-wienerwald.at/genussmeile
Text: Eveline Figura Fotos: AW
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