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Viel Theater in Annaberg
Die kommende Spielzeit 2014/2015 wartet mit einem sehr ausgewogenen und anspruchsvollen Spiel- und Konzertplan sowie mit neuen Gesichtern im Ensemble auf.
Der Intendant des Eduard-von-Winterstein-Theaters in Annaberg-Buchholz, Dr. Ingolf Huhn, hatte am Donnerstag zur Pressekonferenz geladen, um den neuen Spiel- und Konzertplan vorzustellen. Zunächst wird die zweite Hälfte der Theaterferien noch genutzt, um die Baustellen im Hause in angenehmere Arbeits- und Besucherbedingungen zu verwandeln. Das Lüftungs- und Heizungssystem hatte es nötig und die Toiletten finden sich künftig neben der Garderobe im Hauptfoyer, - natürlich moderner und bequemer. Damit könne der ehemalige Raum neben der Bühne für die Künstler vor dem Auftritt zur Verfügung stehen und man hört die Toilettendeckel auch nicht mehr in die Wohlklänge eines Konzerts hinein klappern!
Pressekonferenz mit Intendant Dr. Ingolf Huhn (Mitte), Chefdramaturgin Annelen Hasselwander, GMD Naoshi Takahashi (2.v.l.), Leiter Öffentlichkeitsarbeit Thomas Friedrich (r.) und dem Leiter des KBB (l.)
Der Hausherr zeigte sich zufrieden über die Besucherentwicklung in der vergangenen Spielzeit. Im Jahre 2013 waren es insgesamt 86.000, also 4 % mehr im Haus als im Vorjahr. Auf die Greifensteine kamen davon allein ca. 40.000 Zuschauer. Ein erfreulicher Zuwachs, was in diesem Jahr wegen der Wetterverhältnisse wohl mit ca. 5.000 unterboten werden wird. Dennoch eine beachtliche Zahl von interessiertem Publikum, das die Vorstellungen mit viel Beifall und Zustimmung belohnte. Gleiches ist von den Parkmöglichkeiten nicht zu sagen. Die unterstehen den Betreibern des Hotelbereiches, die schonungslos mit Strafzetteln hantierten lassen, selbst wenn bei Besucherrekorden von mehr als 1.000 kaum noch Parkräume bleiben. Die Stadt Ehrenfriedersdorf, der Betreiber und das Theater sollten einen Runden Tisch vor dem nächsten Sommer dort aufstellen, um diese kultur- und geschäftsschädigende Angelegenheit gemeinsam zu beseitigen! Jedenfalls wurden die Spätvorstellungen „Der Freischütz“ und die Show„Elfenfeuer“ mit Liveband sehr gut aufgenommen. Die Kindervorstellungen mit Eifer und viel Spaß sind auch von den Erwachsenen kräftig beklatscht worden. Der „Jedermann“ auf der großen Kirchentreppe erntet im 5. Jahr dieser Aufführung immer noch große Resonanz und findet am 29.8., 20 Uhr, in dieser Saison zum letzte Mal statt. Auch in der kommenden, der 122. Spielzeit darf sich das Publikum am 20.9. auf ein buntes Theaterfest im Park neben dem Theater und vor der Wimmer-Villa freuen. Alle Sparten erwarten die Gäste mit Darbietungen aus den laufenden und auch neuen Produktionen. Die Neuinszenierungen ab Oktober lassen auf viel Interessantes hoffen: So beginnt das Sprechtheater am 5.10. mit der Premiere „Don Camillo und Pepone“, die italienische Version von „Einer trage des anderen Last“, den politischen und weltanschaulichen Disputen zwischen Parteisekretär und katholischem Priester. Der Beweis dafür, dass harte Auseinandersetzungen auch von Lachsalven begleitet sein können. Die erste Opernpremiere wird Verdis „Rigoletto“ sein. Ein Werk, das national und international zu den 15 meistgespielten Opern zählt und hohe Anforderungen an das erfolgreiche Musiktheater-Ensemble stellen wird. Am 7.12. folgt wieder eine spannende Opern-Ausgrabung, ja sogar eine Uraufführung: Albert Lortzings Einakter „Andreas Hofer“, der lange Zeit auf dem Habsburger Index stand und dann wohl in Vergessenheit geriet. Sowie - passend zur Weihnachtszeit - Lortzings Liederspiel „Der Weihnachtsabend“. Als Märchenspiel des Schauspielensembles wird „Kalif Storch“ von Wilhelm Hauff die Kinder erfreuen. Die Großen bekommen endlich Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (Premiere: 23.11.2014) zu sehen. Und passend zur immer komplizierter werdenden Weltlage dann am 25.1.2015 Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“, jenes Stück indem es auch über das Geldverdienen mit dem Kriege geht. Die Besetzung der charismatischen Hauptrolle ist noch ein Geheimnis der Intendanz. Die Nestorin des Annaberger Schauspiels, Gabriele Kümmerling, freut sich auf ihre 45. Spielzeit und darf mit Tochter Gisa in „Minettis Blut, eine glänzende Vorstellung“ (Premiere am 30.12.2014) abgeben. „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ (Premiere: 26.4.2015) ist eine Komödie von João Bethencourt, die, wie jede gute Komödie, Tiefe und Hintergrund aufweisen wird. Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus am 8.5. findet in Schwarzenberg, der ehemals „Freien Republik Schwarzenberg“, die Premiere des Schauspiels „Schwarzenberg“ nach dem Roman von Stefan Heym statt. Die Lange Nacht des Gegenwartstheaters steht unter dem Motto „Lockruf des Goldes“, ein Berggeschrey der unbegrenzten Möglichkeiten, das am 16. 5. von 18 bis 2 Uhr in fast allen Räumen des Hauses veranstaltet wird. Das Musical „Hello, Dolly“ (Premiere 12.4.2015), mit den unnachahmlichen Dialogen zwischen der lebensklugen Dolly und ihrem heiratsunwilligen Vandergelder, den weltbekannten Songs und den Paraden auf den Straßen, wird dem Publikum genauso viel Spaß machen wie das Musical „Fame“ mit dem Schauspielensemble. Die klassische Operette „Madame Pompadour“ von Leo Fall (Premiere 1.3.2015) ist zuletzt wohl 1956 hier erklungen. Somit wird es also mal wieder Zeit für Traditionspflege in diesem anspruchsvollen Genre. Auch das Jugendtheater ist mit brisanten Themen auf den Brettern: „Mit mir nicht!“ heißt das für die Klassenzimmer inszenierte Stück zum Thema Mobbing und der Titel des Stücks „Crystal“ spricht für sich, auch gerade in unserer Region. Für die ganz Kleinen wird Puppentheater geboten. Auch wichtige Stücke von der großen Bühne und der Studiobühne werden wieder aufgenommen werden, so u.a. Mozarts komische Oper „Figaros Hochzeit“, „Tanhäuser“ von Carl Mangold, der Dauerbrenner „My fair Lady“, die Schlagerrevue Lolipop forever“ oder „Die Olsenbande“. Der Theaterball findet am 7./8.11. 2014 unter dem Motto “Manche mögen´s heiß!“ wiederholt in Oberwiesenthal statt GMD Naoshi Takahshi stellte zur Pressekonferenz ein anspruchsvolles Konzertprogramm vor. Es beginnt mit dem 1. Konzert der Erzgebirgsphilharmonie in der Nikolaikirche in Aue am 6.9., 19.30 Uhr. Das 2. (18.10.) und 3. Konzert (15.11.) findet wegen umfangreicher Bauarbeiten im Kulturhaus Aue, im Kulturhaus „Aktivist“ in Schlema statt. Werke von Joseph und Michael Haydn, Alfred Schnittke und Johannes Brahms stehen auf den Notenpulten. Peter Bechler, Violetta Petrescu, Violinen, und Andreas Timm sind die Solisten im ersten Konzert. Das 3. Sinfoniekonzert gilt dem Abschied des langjährigen Konzertmeister des Orchesters, Peter Bechler, von seinem Klangkörper. Es werden russische Werke als Hommage an seine Geburtsstadt Leningrad erklingen. In Wolfgang Amadeus Mozarts „Sinfonia concertante“ hören wir ihn dann gemeinsam mit dem Bratscher Konstantin Vatschanow. Der 5. Philharmonikerball in Aue wird am 7.2. 2015 als „Hut-Ball“ in die Geschichte eingehen, freuten sich der Generalmusikdirektor und der Intendant gemeinsam, waren doch früher die Theaterbälle häufig Kostümbälle! Weihnachts- und Neujahrskonzerte werden wieder stimmungsvolle Höhepunkte der Konzertsaison werden (u.a. mit dem 1. Konzertmeister der Philharmonie, Dieter Klug), ebenso wie die „Missa da Requiem“ von Mozart mit dem Solistenensemble und dem Sächsischen Kammerchor unter Fabian Enders, der in Annaberg sein Dirigierdiplom erwarb und ein Schüler von Thomaskantor Christoph Biller ist. Es wird auch Konzerte zum 25. Jubiläum von Aues Städtepartnerschaft geben. Ab 1.12. wird eine neue Konzertmeisterin am 1. Pult spielen und eine neue, junge Schauspielerin, drei frische Mimen werden das Ensemble bereichern. Wir wollen aber der hörenswerten Vorstellung der Zugänge durch den Intendanten beim Theaterfest nicht vorgreifen.
Das Publikum darf sich wieder auf eine inhaltsreiche, klangvolle und anspruchsvolle Spielzeit freuen. Dem gesamten Ensemble sei – auch nach dem anstrengenden Sommer auf den schönen Greifensteinen – für viele angenehme Stunden Dank gesagt und gute Erholung gewünscht. Das Publikum darf sich auch mitfreuen über anstehende Tariferhöhungen und ab Januar 2015 auf die Einführung von Mindestlöhnen an unserem Theater. Aber welcher Künstler arbeitet überhaupt für schnödes Geld...?! Es gab auch Ruhm und Ehre für Gastspiele in der vergangenen Spielzeit: So sang unsere Primadonna Bettina Grothkopf in Bad Hersfeld mit viel Beifall und lobender Kritik Verdis „Aida“ die Titelpartie, László Varga den Ramphis und der ehemalige Annaberger Tenor Francisco A. Almanza gab den Radames. Auch solche Gastspiele tragen zum Ansehen unseres Theaters, der Stadt und dem Erzgebirge bei. Bravo!
Eveline Figura
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