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Selten schöne Klänge im Weihnachtskonzert

Die Erzgebirgischen Philharmoniker verwöhnten in ihrem 4. Konzert unter der Leitung von Dieter Klug das begeisterte Publikum mit weniger bekannten, aber wunderbaren Kompositionen des französischen und deutschen Barock, der deutschen und berühmten russischen Spätromantik sowie mit bekannten Weihnachtsliedern zum Mitsingen Klug

Unter der engagierten Stabführung des 1. Kapellmeisters Dieter Klug fand am Montag, dem 15. Dezember 2014, das erste von insgesamt drei Weihnachtskonzerten der Erzgebirgischen Philharmonie Aue im Annaberger Winterstein-Theater statt. Nicht nur am vollen Haus, auch an der Art der Besitznahme der Foyers, des Restaurants, der Umgänge und des Saals durch das Publikum kann man alljährlich die besondere Erwartungshaltung an diesem stimmungsgeladenen Abend ausmachen. Maestro Dieter Klug hatte sicher lange vorher sein Programm zusammengestellt und mit voller Absicht wenig Bekanntes gewählt und mit überraschender Strahlkraft zum Erklingen gebracht.

Am Beginn stand die „Weihnachtssinfonie“ von Michel-Richard de Lalande, einem Hofkompositeur Ludwig XIV. von Frankreich. Mit fein arrangierten Klängen und tänzerischer Grazie, aber auch rauschender Grandezza spielte das gut vorbereitete Orchester diese herrliche Musik. Tomory
Aus Johann Sebastian Bachs Zeit als Thomaskantor erklang danach aus seiner Kantate BWV 110 zum 1. Weihnachtstag die Arie „Unser Mund sei voll Lachens“. Jason-Nandor Tomory (Foto) sang den Part stimmlich wie befreit von seinen ansonsten anspruchsvollen Aufgaben mit angenehmer Höhe und zupackendem Gestus in den Koloraturen.
Selten gibt es wohl auch eine Ouvertüre mit drei Sätzen. Johann Friedrich Fasch (Foto unten) schuf dieses Werk für die Dresdener Hofkirche enorm pointiert und akzentuiert, daher überraschend ungewohnt wurde es vom Dirigenten und dem Klangkörper auch interpretiert. Die Instrumentengruppen waren exakt und einsatzfreudig aufeinander eingestellt. Ein Genuss, das Orchester zu beobachten, das auch unter seiner neuen 1. Konzertmeisterin, Frau Katharina Overbeck, mit seh- und hörbarem Schwung aufmerksam geführt wird.
Aus Josef Rheinbergers „Stern von Betlehem“, seiner Weihnachtskantate von 1891 für den Münchner Hof geschrieben, sang der Bariton Jason-Nandor Tomory „Der Lichterglanz schwindet“ wohltemperiert und akzentuiert.
Ein besonders vom Publikum belobigter Höhepunkt des Abends galt dem jüngsten Künstler, dem erst 16jährigen Bratschisten Elias Ledig aus Gößnitz, der bereits Preise erlangte und Mitglied der Deutschen Streicherphilharmonie sein darf, sein Studium aber noch vor sich hat! Er spielte engagiert die Romanze für Viola und Orchester von Max Bruch, dessen bekanntes Violinkonzert zum Beliebtesten in den Konzertsälen gehört. Hier spielte der junge Solist mit der weniger bekannten Viola-Romanze quasi in seine Zukunft hinein, mit vielversprechenden Momenten in Tongebung und Ausdruck, manchmal mit noch zu viel Respekt vor Werk und Orchester.
Dieter Klug leitete feinfühlig die Beziehung zwischen Solisten und Orchester. Gleichzeitig dürfte dieser Auftritt auch eine Verbeugung des Dirigenten an seine eigene wohlfundierte musikalische Ausbildung in seiner Heimat und die dortigen Musikpädagogen gewesen sein. Fasch
Joseph von Eyblers, Hofkapellmeister in Wien, schuf mit seinem Weihnachtoratorium und der Arie „Er ist in Bethlehem geboren“ ein an den sängerischen Gestaltungswillen nicht zu unterschätzendes Werk. Der Sänger wird durch dynamische Aufgänge und wiederholende Gesten gefordert. Tomory sang gut modulierend und kraftvoll-schön, wenn auch in der Konsonanten-Artikulation und in den Tiefen noch Reserven zu erahnen waren.
Neben den vielen überraschenden Wohlklängen war dann nach der Pause Peter Iljitsch Tschaikowskijs Dornröschen-Suite ein Rausch der Klänge, Einfühlsamkeit und Fülle der russischen Seele. Das Orchester gab alles: Zuförderst die Klangteppiche der Streicher, die wunderbaren Celli, die oft zu selten erwähnt, mit großem emotionalen Einsatz bei der Sache sind.
Der Harfenist Friedhelm Peters mit seinen rauschenden Soli, die mitunter etwas zu hart klangen. Dann die am festlichen Abend wunderbaren Bläsergruppen: Von den Barock-Trompeten-Soli über die gut studierten Hörner bis zu den harmonischen Holzbläser, um nur einige stellvertretend zu nennen - Bravo!. Die ausladenden Walzer, die tänzerisch pikanten und vom Dirigenten modellierten Akzente wurden vom Orchester lustvoll beantwortet.
Den beliebten Abschluss der Weihnachtskonzerte bildeten wieder einmal das mit den Künstlern gemeinsame Singen von deutschen und erzgebirgischen Weihnachtsliedern, das Herr Tomory mit „Adeste fideles“ solistisch anführte.
Das Publikum sang kräftig und freudvoll „Herbei, oh ihr Gläubigen“ weiter, gefolgt von „Tausend Sterne sind ein Dom“, dem erzgebirgischen „Weihnachten is, stille Nacht“ u.a., bis zu einem überzeugten „Oh, du fröhliche“.
Langanhaltender Beifall für die inspirierten Künstler und das abwechslungsreiche Konzerterlebnis in einem weihnachtlichen geschmückten Haus: Herrenhuther Stern vor blauem Grund und zwei Weihnachtsbäume.
Allerdings - frei nach Loriot: „Früher war da auch mehr Lametta...“!

Eveline Figura

Das zweite Konzert findet am 16.12.2014,
20 Uhr im Eduard von Winterstein Theater,
das dritte am 20.12. in der Kirche in Aue statt.