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Parkhaus: Für und Wider
Ein Beitrag von vor drei Jahren, der in vielen Punkten nichts von seiner Aktualität verloren zu haben scheint.

(28.08.2012) Die Diskussion um das Parkhaus in der Scheibnerstrasse in Annaberg-Buchholz hat die Wellen immer mal wieder hoch schlagen lassen. Zahlreiche Argumente dafür und dagegen wurden sachlich und teilweise auch aggressiv vorgetragen. Da das 3,2 Millionen-Euro-Projekt durch die Klage eines Anwohners vorerst gestoppt wurde, hat das sächsische Innenministerium die Stadt beauftragt, einen Plan B vorzulegen. Man geht dort offensichtlich davon aus, dass der Kläger gewinnen und somit den derzeit geplanten Bau verhindern könnte (Anm. d. Red.: Die Stadt hat gewonnen, der Kläger hat sein Haus verkauft). Schließlich sind die dafür bereit gestellten und bewilligten Fördermittel bis Juli 2015 abzurechnen. Wenn der Bau bis spätestens Frühjahr 2014 nicht begonnen wird, ist das Projekt in dieser Form gestorben.

Zur Entwicklungsgeschichte:


In den Jahren 2007/2008 kam sowohl im Stadtrat als auch unter den Händlern die Idee auf, an der Scheibnerstraße in Annaberg-Buchholz ein Parkhaus zu errichten.
Eine Analyse der Parksituation hat im Jahr 2009 ergeben, dass im Annaberger Stadtgebiet etwa 1.000 Stellflächen fehlen. Nach der Auslobung eines Wettbewerbs, setzt sich 2010 ein Entwurf mit geschätzten Kosten von 1,9 Millionen Euro durch. Der Abriss der beiden Häuser in der Scheibnerstraße beginnt, wird aber im August wieder gestoppt, weil die Kosten für das Gesamtprojekt auf nunmehr 4,8 Millionen Euro explodiert sind. Im Oktober 2010 werden die Häuser an der Scheibnerstraße dann doch abgerissen.
Ende des Jahres 2010 liegt ein überarbeiteter Entwurf vor, der die Kosten auf 3,2 Millionen Euro reduziert hat. Der Stadtrat beschließt den Bau.
Im Oktober/November 2011 steht die Finanzierung für das Parkhaus und eine Baugenehmigung wird erteilt. Darüber hinaus gab es Stimmen, auch im Stadtrat, die dafür plädierten, nur ein Parkdeck zu bauen, da dieses genügen würde und die tolle Aussicht auf Buchholz erhalten bleibe. Manche wollten sogar ein “Panorama-Café” auf dieser Plattform einrichten.
Der Anwohner unterhalb des Bauplatzes, Andreas Vogt (Wirth-Villa, Zick-Zack-Promenade), reicht ein Klage mit dem Ziel ein, die Baugenehmigung außer Kraft zu setzen. Gründe u.a.: Statische Probleme, Schadstoff- und Lärmbelästigung. Das Land sieht daraufhin von einer Auszahlung der die Fördermittel zunächst ab und beauftragt die Stadt, einen Plan B auszuarbeiten (Anm. d. Red.: Der Kläger hat verloren, das Parkhaus wurde gebaut und im November 2014 eingesegnet).

Im Folgenden sollen kommentarlos einige Positionen der Befürworter und der Gegner des Parkhauses gegenüber gestellt werden:

Argumente für das Parkhaus:

- Die Parksituation in Annaberg-Buchholz ist unbefriedigend. Es fehlen über 1000  Stellplätze.

- Ein Parkhaus in der Scheibnerstraße ist nah am Zentrum und verkehrsgünstig zu erreichen.

- Die Parksituation wird durch eine große Anzahl von weiteren Stellplätzen verbessert

- Der so genannte Parksuchverkehr wird stark reduziert

- Eine weiträumige Ausschilderung zu diesem Parkhaus kann in das Parkleitsystem integriert werden

- Eine Mehrfachnutzung ist gegeben: Am Tag durch Kunden, Touristen, Patienten; am Abend durch Anwohner, Theater-, Kino- oder Gaststättenbesucher

- Den Händlerwünschen nach mehr Parkflächen, insbesondere in der Nähe der Buchholzer Straße, wird damit entsprochen

- Neben der Sommernutzung ist insbesondere die Winternutzung von Vorteil

- Annaberg-Buchholz wird um einen modernen, attraktiven Bau reicher


Argumente gegen das Parkhaus:

- Es gibt genügend andere unbebaute, zentrumsnahe Flächen in Annaberg, so dass die historischen Häuser mit derartig hohem finanziellen Aufwand hätten nicht abgerissen werden müssen

- Die Fördermittel von über 3 Millionen Euro sollten lieber in die Sanierung verfallener Häuser – z.B. auf der hinteren Buchholzer Straße – investiert werden

- Das Parkhaus wird als architektonisch misslungen bezeichnet. Es passt nicht in den historischen Stadtkern von Annaberg-Buchholz

- Eine Einbeziehung breiter Schichten der Annaberg-Buchholzer Bevölkerung hat bei der Auswahl der eingereichten Entwürfe für das Parkhaus nicht stattgefunden, damit wurden demokratische Prinzipien verletzt

- Durch dieses Parkhaus wird die Annaberger Innenstadt in keiner Weise belebter. Die Händler werden davon nicht profitieren, da es sich hier nicht um eine logistische oder architektonische Frage handelt, sondern um eine soziale. Mit dem Bau des Parkhauses steigt die Kaufkraft der Bevölkerung um keinen Cent.

- Da die Tourismuszahlen in Zukunft kaum oder nur ganz leicht ansteigen werden, reichen die vorhandenen Parkplätze – bei entsprechender Umwidmung vorhandener innerstädtischer Flächen – auch für die kommenden Jahre aus

- Die Einheimischen und wenigen Tagestouristen finden ab November 2012 wieder genügend Platz in der Tiefgarage unter dem Marktspiegel, ein Fußweg von dort in die umliegenden Straßen ist sogar näher als der Weg von der Scheibnerstraße ins Zentrum

- Die Abendnutzung durch Theater-, Kino- oder Gaststättenbesucher ist mit den bisherigen Stellflächen in der Buchholzer Straße, jetzige Scheibnerstraße und Wilischstraße und OPEW-Parkplatz ausreichend gesichert. Außerdem ist sowohl der Kinobesuch stark zurück gegangen und auf der Buchholzer haben am Abend nur zwei Gaststätten geöffnet.

Nachdem fast 10 Monate mit dem neuen Parkhaus ins Land gegangen sind, lohnt es sich für die Leserschaft - anhand der oben aufgezeigten Für- und Wider-Stimmen - Bilanz über die Notwendigkeit dieser Investition zu ziehen.

Wir rechnen auch weiterhin mit sachlichen Kommentaren.

 

red.

 

 

 

 

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