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Geglückter Wurf zur rechten Zeit
Das Kinderliederbuch in erzgebirgischer Mundart „Hier sei mir drham“ wurde erfolgreich im Annaberger Erzhammer präsentiert. Es könnte mit dazu beitragen, dem Gebrauch der Mundart in unseren Schulen und darüber hinaus neue Impulse zu verleihen.
In einer Zeit, in der durch Sprachinstitute und Sprachwissenschaftler ein allgemeiner Rückgang des Dialektgebrauchs auch im Erzgebirge diagnostiziert und von Vereinen beglakt wird. In einer Zeit, in der zwar im Sächsischen Bildungsplan der Mundart eine gewisse Rolle im Rahmen der kulturellen Bildung zugestanden, aber leider mit vielen Aussfällen in diesem Bereich zu oft quitiert wird. In einer Zeit, in der das Singen und Musizieren in den häuslichen vier Wänden immer strärker zurück geht, weil das Zeitmaß, das Tempo der Zeit oder das soziale Milieu dafür nicht geeignet sind. Aber genau in diese scheinbar amusische Zeit hinein platziert der Erzgebirgsverein ein Kinderliederbuch in erzgebirgischer Mundart mit dem Titel „Hier sei mer drham“. Ein Wagnis und ein Optimismus verbreitendes Büchlein zugleich. Es ist das erste seiner Art, wie die Macher des 70 Seiten starken Buches in Spiralbindung bei der Präsentation mit anzuerkennendem Stolz verkünden. Zahlreiche Autoren und Komponisten – auch oft in der weiblichen Form - aus dem Erzgebirge haben der Arbeitsgruppe unter Leitung von Christa Schwenke aus Sehma zugearbeitet. Herausgekommen ist in mühevoller Kleinarbeit ein sehr ansprechendes Exemplar mit vielen sangbaren alten und nich mehr neuen Liedern in den leicht unterschiedlichen Mundarten des Erzgebirges. Mit diesem Liederbuch dürfte langfristig hoffentlich ein Anligen in Erfüllung gehen, das die Vorsitzende des Erzgebirgsvereins, Dr. Gabriele Lorenz (Foto links unten: Dr. Lorenz bedankt sich bei der Autorin und Komponistin Monika Knauth mit einem druckfrischen Buch), so formulierte: „Möge dieses Kinderliederbuch die Mundart unserer Heimat bewahren und die Weitergabe an die junge Generation fördern helfen“. 
Mit der Herstellung und Präsentation dieses ansprechenden Buches (Graphik von Sylvia Graupner) beginnt nun aber erst die eigentliche Arbeit: Jetzt muss damit Aufgeschlossenheit in den Kindereinrichtungen, bei Direktoren, Pädagogen und Musiklehrern sowie bei den Eltern geweckt werden, auf dass es dem Gebrauch unserer erzgebirgischen Mundart an den Quellen der Sprachentwicklung neue Impulse verleihen kann. Denn dass das Singen dieser Lieder allemal Freude machen und verbreiten kann, zeigten die Kostproben durch Mitglieder des Pöhlbergensembles (Leitung Dietmar Langer) und des Erzgebirgsensembles Aue. Dessen Leiter, Steffen Kindt, war wegen Krankheit (auf dem Weg der Besserung) verhindert. Man konnte sich allerdings bei den Darbietungen von seiner gescheiten Mitwirkung überzeugen lassen. Das Entstehen und die musikalische Betreuung der beigelegte CD mit klingenden Ausschnitten aus dem Buch-Repertoire ist wesentlich seiner intensiven Arbeit mit zu verdanken. Die neuen Lieder verfügen mitunter über sehr einfache musikalische, leicht singbare Strukturen.  Sie sind mitunter mit recht originellen Texten versehen, die nach einem jahreszeitlich Prinzip geordnet wurden. Dass traditionelle Lieder mit untergemischt wurden, hebt den Wert des Liederbuches, verweist auf die musikalische Traditionen und schafft da und dort dann auch den vielleicht ungewollten Vergleich zu den Alt-Meistern des erzgebirgischen Liedgutes, an das nur wenige der Neuschöpfungen heran reichen, obwohl ein paar Lieder darunter sind, die durchaus die Zeiten überdauern dürften. Neben dem Erzgebirgsverein, den Liedermachern, den Gestaltern, Tonmischern, Notenstechern und Sponsoren (Fördermittel aus mehreren Töpfen) sollte ein großes Dankeschön auch an die Druckerei nach Marienberg gehen, die hier seitens der Druck- und Bindequalität sowie von der Farbwiedergabe der lustigen Graupner-Graphiken wesentlich mit auch zum ästhetischen Wert dieses erzgebirgischen Liederbuches beigetragen hat. Nicht nur die Oberbürgermeisterin, Barbara Klepsch (Foto rechts), der eines der ersten Exemplare überreicht wurde, äußerte sich begeistert über das Werk. Auch alle anderen zur Präsentation im Musikzimmer des Erzhammers in Annaberg so überaus zahlreich erschienen Gäste waren des Lobes voll über diesen geglückten Wurf zur rechten Zeit... (red.)
Das zu empfehlende erzgebirgische Kinderliederbuch „Hier sei mir drham“ ist für 9,80 EUR in Buchhandlungen des Erzgebirges und in der Touristen-Information im Erzhammers, Buchholzer Straße 2, erhältlich.
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