Phönix aus der Asche?
Insolvenz und Neuanfang des Daetz-Centrums im erzgebirgischen Lichtenstein. Für die Mitarbeiter der sich in Liquidation befindlichen GmbH zunächst einmal eine erfreuliche Nachricht, denn sie mussten wochenlang um ihre Jobs bangen.
6. Februar 2012. An diesem eiskalten Montag ist bereits kurz nach 17 Uhr das Daetz-Centrum an der Schlossallee in Lichtenstein dunkel, die Alarmanlagen sind „scharf“ geschaltet.
Grund ist nicht eine Energiesparmaßnahme, wie man bei diesen tiefen Temperaturen vermuten würde, sondern eine wichtige Entscheidung, welche der Lichtensteiner Stadtrat in einer 17.30 Uhr beginnenden 1. außerordentliche Stadtratssitzung zum Fortbestand des größten Holzbildhauer – Kompetenzzentrums der Welt zu fassen hat. Daran nehmen natürlich die Mitarbeiter der Einrichtung als Gäste teil, voller Spannung auf das für sie auch existenziell wichtige Ergebnis wartend.
Bürgermeister Wolfgang Sedner eröffnet pünktlich die Ratssitzung, bei der 18 von 23 Räten anwesend sind. Bereits 2011 war klar, dass zum weiteren Betrieb der Einrichtung im Januar und Februar 2012 Zuschüsse der Stadt gebraucht werden, welche im Vorab aus dem noch nicht verabschiedeten Haushaltsplan abgezweigt werden müssen. Allen Räten ist offensichtlich bewusst, dass stückweise Subventionen keine Dauerlösung sein können und einschneidender Handlungsbedarf besteht.
Sedner betont, dass bereits 1998 im umfassenden Kooperationsvertrag zwischen der Stadt, der Stiftung und der GmbH die nun bestehende Situation im Voraus bedacht wurde. Daher ist es an der Zeit, den Gesellschaftsvertrag aufzulösen und den hierfür vorgesehenen Nutzungsvertrag in alleiniger Verantwortung der Stadt Lichtenstein zu realisieren. Damit wäre die Stadt in Verbindung mir der Daetz-Stiftung handlungsfähig. Vordringlichste Aufgabe ist dazu die Erarbeitung eines Betriebskonzeptes.
Nach Zustimmung der Stadträte erhält der Stifter und Kurator Peter Daetz das Wort. Er hält es für unabdingbar, das zukünftige Grundsatzentscheidungen in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung gefasst werden. Er fordert Überlegungen zum Finanzbedarf und will sicherstellen, dass die vom Kulturfonds bisher zugewiesenen 100.000 EUR jährlich abgesichert sind und macht darauf aufmerksam, das bei Eigenbetrieb der Stadt 96.000 EUR Jahresmiete entfallen. Die Betreibung durch die Stadt ist aber eine Hoffnung für die Angestellten des Daetz-Centrum, dass die bisher niedrigen Löhne durch die bessere tarifliche Bezahlung aufgestockt werden.
Daetz wünscht, weiterhin mit seiner bewährten und belastbaren „Stammbesatzung“ zusammenarbeiten zu können. Er strebt eine jährliche Besucherzahl von 50.000 an, das wäre etwa 1/3 mehr als bisher, und möchte dies zum Beispiel durch bessere Bürgerbeteiligung, herausragende Sonderausstellungen und der Akquisition von Spenden und Sponsoren sowie intensiverer Vermietung der Konferenzräume erreichen. Er verspricht eine Spende von 80.000 EUR, von der vorerst 30.000 EUR sofort fließen könnten und macht die Zusage, die Leitung des Centrums übernehmen zu wollen. Danach beschließt der Stadtrat einstimmig die Auflösung der GmbH, die Bestellung des anwesenden Fachanwaltes Jens Steinert als Liquidator sowie die Erarbeitung des benötigten Betriebskonzeptes für das Daetz-Centrum.
Für die Mitarbeiter der sich nun in Liquidation befindlichen GmbH zunächst einmal eine erfreuliche Nachricht, denn sie mussten wochenlang um ihre Jobs bangen. Sie können die kurze, zügig geführte Stadtratssitzung mit einem Aufatmen und neuer Hoffnung verlassen. So ist also mit etwas Optimismus abzusehen, dass sich aus der Fülle der geschnitzen Fabelwesen wie zum Beispiel dem hinduistische Garuda-Vogel, die chinesischen Drachen oder der indianische Thunderbird, welche in der großartigen Ausstellung daheim sind, nun der altgriechische Feuervogel Phönix erneuert in die weiten Horizonte erhebt.
D.L.
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