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März 2018


Alt wie ein Baum

Der Nestor der Annaberger Malergilde, Gottfried Rothe, begeht seinen 90.
Geburtstag mit Altersweisheit und der Erkenntnis, dass es ein Ende des Schaffens
nicht geben darf! Im „Erzhammer“ der Heimatstadt hat er nun mit der Schau
„Baum-Mensch-Baum“ eine Quintessenz seines Lebens in Bildern formuliert.

In Anwesenheit einer großen Schar Kunstinteressierter, darunter viele Freunde,
Weggefährten, Schüler des Jubilars, eröffnete Dr. Gabriele Lorenz, Leiterin des Hauses
des Gastes „Erzhammer“ am Samstag, dem 7. April 2018 die neue, wohl keineswegs letzte
Schau eines stets Anwesenden. Der Maler Gottfried Rothe war zunächst Kunsterzieher,
Lehrer an der Erweiterten Oberschule -sprich heute: Gymnasium. Dort auch u.a. auch
aktiv für den bekannten Chor im Einsatz. Die nachgewiesene hervorragende Ausbildung
als Kunsterzieher erhielt er am Institut in Erfurt und an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald. Einige der viele Kollegen haben sich von da aus oft gleich in die Kunstszene
verflüchtigt.

rothe4 (Andere)


Nicht so Rothe. Er ist immer auf dem Teppich oder auf dem Boden geblieben,
ja, schöpft aus der nicht immer leichten Arbeit als Pädagoge wohl gar Befriedigung. Die
Förderung von Interesse bringt jedoch auch das Bedürfnis nach Selbstvervollkommnung
mit sich: Muss man doch immer was Vorzeigbares, Überraschendes parat haben und
methodisch das Ergebnis wieder zergliedern können. Gleichzeitig wurde Gottfried Rothe
Partner der Großen im Erzgebirge wie Carl Heinz Carl-Heinz Westenburger, Rudolf
Manuwald, von denen er lernte ohne zu kopieren. Deren selbstbewusste Präsenz in Strich
und Farbigkeit war jedoch nicht sein Ding. Viel mehr nachdenkliche Pastelltöne und
suchende Linien gaben Offenheit für Interpretation.

Er ließ immer auch andere gelten, blieb im Gespräch mit ehemaligen Schülern und lehnte
Suchende in den Anfangsphasen nicht ab, selbst wenn diese den Erzgebirgern schon manchmal seltsam erschienen wie der heute große, immer noch unverstandene Carfriedrich Claus. Und so gehörte er immer auch zu den Ausstellenden über die Grenzen hinaus und Förderer für den nunmehr 20 Jahre werdenden Kunstkeller und desses Verein. Nun hat er wieder vorgelegt. Baumstrukturen
und Verwachsungen sind zu sehen, aber nicht nur als Abbild von Bäume, sondern
Symbole für Menschwerdung. Der Mensch steht demnach auch im Titel seiner
Ausstellung im Zentrum und so haben seine Bäume Figur und Gesicht, sind Versteck und
Herausforderung zum Erklimmen. Und wie im realen Leben bei uns Menschen, haben
Bäume viel auszuhalten: werden trotz Gesetz brutal abgeholzt, nicht nur zum Profit im
fernen Regenwald, sondern in waghalsigen Ordnungsaktionen entlang unserer Straßen und
Gefilden.

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Manche Rothe-Bäume sind wie Aktzeichnungen, Äste wie Lianen um die Figur
geschlungen. Andere sind sehr zart und auf Farbstrukturen aufgebracht, wie unter Schnee.
Aber auch Deftiges hat der Erzgebirger zu bieten: Mitgebrachtes Holz aus dem heimischen
Wald regt den Männelsammler zu Halbreliefen an oder gar busigen Waldfrauen.
Mitgenommene Steine bewundert er gar in ihrer Naturgestalt. Ein Sorgsamer also auch.
Nichts darf verloren gehen. Unser Wesen ist von Wesenheiten umgeben. Gerne hörte er
sich Meinungen über den nie fertigen Kunst-Begriff an, führte Tagebuch, dass er sich von
seiner Frau gelegentlich vorlesen lässt, um sich an eigenes Denken zu erinnern. Möge er
noch lange Gelegenheit dazu haben. Er dankte deshalb seiner Frau, Bärbel Rothe, den
Mitarbeitern des „Erzhammers“ und für die musikalische Begleitung Gabriele und
Christian Drechsler, auch ein ehemaliger Schüler !, die vierhändig Robert
Schumanns“Bilder aus dem Osten“ interpretierten.

Eveline Figura
Die Ausstellung im Musikzimmer des Haus des Gastes „Erzhammer“
ist bis zum 3.6.2018 zu besuchen.