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Feucht und fröhlich
Ein Lokal(ver)führer durch Annaberg-Buchholz und Umgebung, der vor 10 Jahren geschrieben wurde, aber weder in der historischen Betrachtung noch an aktuellen Tatsachen kaum etwas eingebüßt hat. Nur dort, wo die Wirtschaft aufgegeben wurde oder neue Erkenntnisse zugewachsen sind, ist der neueste Stand nachzulesen. Es wäre freundlich und nützlich, wenn die geschätzte Leserschaft ihre eignen Erfahrungen oder die anderer GasthausgängerInnen im Umgang mit der hiesigen Gastronomie als Kommentare hinterlassen würde.
Einleitung:
Die Lokalgeschichte einer Region ist auch immer eine Geschichte von Lokalen. Auch für die Bewohner der alten Bergstadt Annaberg-Buchholz (seit 1949 vereint) gilt das Sprichwort, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammen halten. Auf die Ess- und Trinkgewohnheiten der Erzgebirger kann hier nur in kurzen Beiträgen eingegangen werden (dazu gibt es inzwischen eine ausführliche wissenschaftliche Studie bzw. das Buch "ERB-Gerichte - Vom Essen und Trinken im sächsisch-böhmischen Erzgebirge"). Nur soviel sei gesagt: Die Erzgebirger sind fast durchweg „Gutguschn”, wie man hierzulande die Leute nennt, die gerne und gut essen und trinken, und das auch noch zu Zeiten, als Schmalhans Küchenmeister hier oben im Gebirge war. Wenn den erzgebirgischen „Dicknischln“ manchmal auch eine gewisse Verschlossenheit im Umgang mit Fremden (auch fremden Speisen) nachgesagt wird, in ihren Schenken, Kneipen, Gaststätten, Gasthäusern und Restaurants tauen sie dann recht schnell auf und zeigen sich von ihrer überaus geselligen und gastfreundlichen Seite.
“ERB-GERICHTE - Vom Essen und Trinken im sächsisch-böhmischen Erzgebirge. Eine genussreiche Kulturgeschichte mit vielen Rezepten” - Bereits in 4. Auflage (Autor: Gotthard B. Schicker, 250 Seiten, reich illustriert, 14,95 Euro, ISBN 978-3-9817041-0-5) Bestellungen - hier.
Solche gastlichen Wirte und einladende Stätten im früheren und gegenwärtigen Annaberg-Buchholz und Umgebung sollen hier vorgestellt werden. Freilich ist es nicht möglich, eine vollständige Übersicht über all die Wirtshäuser zu geben, die in den über 500jährigen Bergstädten jemals ihre Pforten für die einheimischen und fremden Mägen und Kehlen geöffnet hatten und in ihrer Mehrzahl längst in Bacchus-, oder besser, Gambrinus-Reich entschwunden sind. Immerhin konnte Annaberg mit nur rund 18.000 Einwohnern im vergangenen Jahrhundert mehr als 90 gastliche Häuser in seinen Mauern zählen, während hundert Jahre später für ca. 28.000 Bürgerinnen und Bürger, Kolleginnen und Kollegen, Genossinnen und Genossen lediglich 46 Schankstuben zur Verfügung standen. Nach der Wende kamen wieder einige hinzu, andere gingen ein, und mit der Gaststättenkultur geht es seitdem langsam wieder aufwärts. Heute stehen den Einheimischen und den immer zahlreicher werdenden Gästen bereits wieder an die 70 Oasen des meist guten Geschmacks in der Hauptstadt des Erzgebirges zur Einkehr bereit.
Bei den hier vorgestellten Gaststätten aus Vergangenheit und Gegenwart kann es sich allerdings nur um einen Ausschnitt des hiesigen Gastronomie(er)lebens handeln. Darunter sind längst verschwundene Kneipen, und solche, die noch immer existieren und gerne besucht werden, solche, die so zu kulinarischen Lieblingsplätzen geworden sind. Und wenn hier oft der Begriff Kneipe für die beschriebenen Lokale oder Restaurants benutzt wird, so ist das auch als liebenswertes Kompliment an die jeweiligen Gaststätten oder die gehobenen Restaurants und deren Wirte zu verstehen, handelt es sich doch durchweg um solche einladenden Stätten, in denen der Besucher meist typische erzgebirgische Gastfreundschaft erlebt. Die nun folgende historisch-aktuelle gastrosophische Bestandsaufnahme bedeutet in der Reihenfolge der genannten Betriebe keineswegs eine Wertung, sie folgt eher den historischen Spuren vom feucht-fröhlichen Damals ins anscheinend anspruchsvollere Heute.
Doch bevor wir einen ausführlichen Kneipenrundgang durch die Historie vornehmen, soll in einer kleinen Auswahl auf Gasthäuser in Annaberg und Umgebung aufmerksam gemacht werden, die auf ihren Karten zunehmend auch typisch erzgebirgische Gerichte anbieten (nur drauf klicken und Ihr könnt mehr darüber lesen):
Frohnauer Hammer
Pöhlberg
Zum Türmer
Sauwald
Hotel Wilder Mann
Blutiger Knochen
Finkenburg
Bierquelle
Historischer Kneipen-Rundgang
Eine von den ganz alten Gaststätten Annabergs, die es heute so nicht mehr gibt, war die “Goldene Gans” mit ihrem herrlichen Sterngewölbe aus der Zeit der Renaissance und der deftigen heimischen Küche. 1497 errichtetet Hans Struntz das erste Haus von Annaberg auf diesem Grundstück. Danach bauten Lorenz Pflock und Hans von Elterlein das Gebäude aus. Dort wohnten Bürgermeister und städtische sowie Berg-Beamte. Ein Wein-Ausschank soll mit dem Anbau um 1779 dazu gekommen sein. Später war es ein Gasthof und ab 1906 auch Hotel. Der letzte Wirt war 1911 Traugott Tauscher. Nachdem zwischenzeitlich noch einmal ein Hotelbetrieb aufflammte wurde dieser 1920 gänzlich eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind dort Wohnungen eingerichtet worden und 1935 sind die Räume von der Volksbücherei, dann von der Stadtbücherei Annaberg bezogen worden.
Gleich schräg gegenüber findet sich das zweitälteste Gasthaus der Stadt, das über Jahrhunderte existierende Hotel-Restaurant “Wilder Mann”. Die Speisen sind hier sehr schmackhaft, gestylt und kreiert – man kann überhaupt nicht meckern. Wer so etwas mag, ist hier goldrichtig. Es gibt Leute, die haben sich hier sau-, – nein besser, pudelwohl gefühlt. Die zentrale Hotel-Lage mit Garage, die noblen Zimmer, der verbliebene Hauch eines der ältesten Häuser der Bergstadt zu sein und die von allen anderen Hotels und Gaststätten abgehobenen Preise wirken magnetisch auf Fremde. Wobei Leistungen und Preise durchaus im Verhältnis stehen. Einheimische meiden eher die Lokalität wegen der ihrer Meinung nach noch fehlenden erzgebirgischen Atmosphäre. Die ist allerdings doch noch zu besichtigen an Hand der uralten Balkendecke im Restaurant „Silberbaum” und manchmal auch bei Veranstaltungen im „Kartoffelkeller”. Im “Wilden Mann” ließen es sich vom 17. auf den 18. Oktober 1712 die Offiziere der Begleitmannschaft des Zaren Peter I. gut gehen. Der Kaiser von Russland machte auf seiner Durchreise nach Karlsbad beim hiesigen Bürgermeister Station. Ob sich in seinem Troß schon damals die Russischen Hörner befanden, die dann später auch von Musikgruppen des Erzgebirges nachgebaut und gespielt wurde, kann noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Bekannt ist nur, dass er sich am Klöppeln und mehr noch an den Klöppelmädchen begeistert haben soll, die ihm das Mahl serviert haben und von denen er sich einige wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten “ausleihen” wollte. Ob es zu dieser “Leihgabe” kam, ist nicht bekannt. Wenige Monate später tauchten Klöppelspitzen auch in St. Petersburg auf...
In seiner langen Geschichte war das Haus an der Buchholzer Straße 2 (gefunden in: Brand-Kat.797/A/1518, um nur mal eine Quelle zu nennen) erst Gasthof, später Hotel Museum (Foto rechts: Konzert-Café), kurzzeitig Wismut-Hotel, dann Kulturhaus Erzhammer und heute Haus des Gastes. Im Volksmund blieb es jedoch immer der “Erzhammer”, ob damit nun die beiden großen Säle, die geräumige Gaststätte (existiert nicht mehr) oder das ganze Haus mit seinen vielen Zimmern gemeint war. Die Gaststätte war einstmals die größte Annaberger Kneipe; immer war sie ziemlich volksnah. Obwohl wegen ihrer Raumaufteilung eine gewisse Separierung der einzelnen Bürger-Stände schon in früher Zeit hier wahrzunehmen war. Als der einst noble “Wilde Mann” in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts immer mehr verkam und der “Ratskeller” immer mal wieder geschlossen hatte, konnte man im “Erzhammer”, in der linken vorderen Ecke zur Buchholzer Straße hin, die feinen Annaberger Geschäftsleute wie Zigarren-Jacobi, Süßwaren-Schwotzer, Männl-Lahl, Blumen-Rehm, Panhans-Kurt (Gemüseladenbesitzer), Hut-Schmidt, Eisen-Zeitler, Schuh-Andrä oder den Café-Stolze-Chef treffen. Letzterer hat es offenbar gut verstanden, für seinen Laden auf der Großen Kirchgasse Werbung zu machen, denn als auch der noch einigermaßen zivilisierte “Erzhammer” zu einem Dauertreffpunkt sozialistischer Sauf-Brigaden verkam, fand man die Geschäftswelt dann allmorgendlich in unterschiedlicher Besetzung im Café-Stolze wieder. Der “Erzhammer” war aber auch ein Künstlertreffpunkt aller erster Güte. Hier trafen sich die Annaberger Theaterleute mitunter vor der Probe zu einem kleinen Wein-Frühstück, zwischen der Vormittagsprobe und der Abendvorstellung zu einem reichlichen und ausführlichen Mittagessen mit Umtrunk, oder aber nach der Abendvorstellung – seltener nach den Abstechern - in feucht-fröhlicher Runde, aus der nicht selten der unvergessene Heimatpoet Arthur Schramm eines seiner neuen Gedichte lauthals durch den Saal rief, um nach ein paar Honorar-Schnäpsen - zum Gaudi einiger Halbstarken - hinterrücks im Garderobenständer zu verschwinden. Diese Großgaststätte war auch einer der wenigen Plätze (wenn man mal von der “Festhalle”, dem “Waldschlössel” und dem “Böhmischen Tor” absieht), wo man in manchen Jahren täglich das Tanzbein schwingen konnte und später dann nur noch an den Wochenenden. Auch in seinen beiden Sälen darüber war sehr häufig Tanz angesagt, schließlich hatten die wenigsten zwei DDR-Fernsehprogramme zu Hause und die meisten nicht mal eins davon. Jetzt ist die Gaststätte gänzlich geschlossen, denn spannende Umbauten stehen ins Haus (um 2008)... - die Tourismus-Information mit Geschäft ist dort eingezogen.
Das “Bellevué”, draußen vor der Stadt, gehörte einst zu den beliebtesten Ballsälen Alt-Annabergs; die Alten schwärmen noch davon. Ein paar wenige erinnern sich dann auch noch hinter vorgehaltener Hand daran, dass dort in der sinnfälligen “Schönen Aussicht” dann 1946 die Vereinigung von KPD und SPD zur SED stattgefunden hat. 1868 war Paul Schramm der Besitzer, 1937 musste das französisch klingende “Bellevue” unter dem Wirt Emil Neubert in das deutsche “Schöne Aussicht” umbenannt werden, obwohl die Erzgebirger auch weiterhin “Bellefü” dazu sagten. Ab 1945 war es Klubhaus der sowjetischen Garnison, und ab ca. 1958 war die Lampenschirmfabrik von Weber & Thonke hier untergebracht. Leuchtenbau VEB Ferguna hatte hier ab 1972 Produktionsräume. Danach verkam das ehemalige Lokal immer mehr und wurde in den 80er Jahren nur noch als eine Art Mülldeponie genutzt. Heute befinden sich dort u.a. unter dem Logo GDZ (Gründungs- und Dienstleistungs-Zentrum) die Wirtschaftsförderung Erzgebirge, der Tourismusverband Erzgebirge, die Rentenberatung und diverse andere Einrichtungen.
Ein segensreicheres Schicksal ereilte den anderen äußerst beliebten Annaberger Tanzsaal, den “Lindengarten”. Hier nistete sich nach dem Krieg die Methodisten-Kirche ein. Eine verrückte Zeit war das schon damals hier oben im Gebirge. Während man in der Sowjetunion Kirchen zu Museen und auch Kneipen umfunktionierte, beschritten die Erzgebirgs-Funktionäre den umgekehrten Weg und machten aus einer Kneipe eine Kirche, getreu der Devise: vom Erzgebirge lernen heißt (ver)siegen lernen!
Nicht viel anders erging es der “Pilsner Bierstube”. Noch in den 60er Jahren schmetterte dort ein Jüngling mit kräftigem Baß die höchsten Tenorarien am stimmkranken Klavier, während ein anderer mit der Biertrommel (so nennt man das Tablett, auf dem der Wirt die Biere transportiert) von Tisch zu Tisch ging, um für die nächsten halben Liter zu sammeln. Bis weit nach Mitternacht wurde hier getrunken und gesungen; besonders auch dann, wenn sich der feingliederige “Fürst” mit seinen langen weißen Fingern ans Piano setzte und mit seinen Wein- und Bierliedern die Stimmung anheizte. Hier traf man sich nicht nur nach Feierabend, sondern auch am Sonntagvormittag nach dem Kirchgang oder auch nur nach dem Gang um die Kirche. Die Kneipe hat schon lange geschlossen. So traurig die Sache auch ist, aber dass man ausgerechnet aus diesem munteren Gasthaus ein Beerdigungsinstitut gemacht hat, treibt dann doch Tränen vor Lachen in die Augen.
Ähnlich herrliche Kneipen waren der “Schwan”, die “Sängerhalle” (Foto) und die “Deichselschänke”. In allen dreien konnte man heitere und weniger schöne Begegnungen mit dem “Klaanen Getu”, dem dichtenden Erzgebirgsoriginal Arthur Schramm haben.
Die “Deichselschänke” befand sich auf der Großen Kirchgasse 50 und wurde von Christian Vogel seit 1849 geleitet, 1937 übernahm Selma Laukner die Kneipe von ihrem verstorbenen Mann bis 1956, danach war hier ein Teilbetrieb der Stanz- und Prägewerke untergebracht. Heute sind darin Wohnungen und Büros. Die „Deichselschänke”, ein alter Pferdeausspann, war eine beliebte Anlaufstelle für die katholischen Kirchgänger – vor, nach, aber auch schon mal während der Messe.
Die “Sängerhalle” befand sich auf der Großen Kirchgasse 18 (heute Sparkasse). In der „Sängerhalle” wurde tatsächlich mal gesungen, bevor die Sparkasse das Terrain eroberte. Schließlich hatten die beiden Städte Annaberg und Buchholz zusammen mal an die 15 Chöre. Heinrich Lippolt eröffnete das Haus 1880, vier Jahre später wurde es vom Sänger aus dem “Tannhäuser-Männerchor” (der war im “Böhmischen Tor” beheimatet) Oswald Buschmann und 1914 von dessen Sohn Oswald Ewald Buschmann (Vorfahren von Fisch-Buschmann) übernommen, der das Lokal bis 1955 leitete. Danach war in dem bereits baufälligem Gebäude eine HO-Lebensmittel- und Fischververkaufstelle Buschmann eingerichtet, die aber sehr bald von dort weg mußte, da Einsturzgefahr bestand (verzogen nach Große Kirchgasse 41). 1974 wurde das Gebäude gesprengt und dort zunächst ein Parkplatz eingerichtet. Beim Neubau des Sparkassengebäudes an dieser Stelle traf man auch auf jenen Stollen, der zum späteren Beucherbergwerk “Zum Gößner” im Hof des Erzgebirgsmuseums führte.
Man weiß nur von einem Wirt namens Meyer, der 1868 in der Kupfergasse 16, also unweit von der “Sängerhalle”, seine Gaststätte “Zum Schwan” (Foto links) eröffnete. Unter dem Wirt Arno Schulze (1884) hieß sie kurzzeitig “Tivoli”, was sich aber nicht durchgesetzt hat. Im “Schwan” gab es ab 1947 eine böhmische Wirtin (Käthe, Witwe von Paul Sommer), die ausgezeichnete Knödel und Klöße zubereiten konnte. Ein bayerischer - manchmal auch ein böhmischer - Zieharmonikaspieler spielte dort die Lieder aus seiner Heimat. Und die 39 Pfennige, die ein Bier damals kostete, war sicherlich ein weiterer Grund, weshalb nicht nur der “Schwan” so gut besucht war. Drum sei bedankt mein lieber “Schwan”... Friedhelm Decker war zwischen 1971 und 1974 hier der letzte Wirt in dem baufälligen Gebäude, das 1983 abgerissen wurde.
Auf der Großen Kirchgasse 24 gab es seit 1871 die Gaststätte “Meisterhaus”, die zunächst vom Fleischer Levin (mit angeschlossener Fleischerei) bis 1945 betrieben wurde (seit 1940 hieß der Wirt Graupner). Danach wechselten hier mehrere Büros und Verkaufsstellen einander ab (u.a. Heine OHG, OPEW, Proposa, Wohnberatung, Sicherheitsfirma SIMEC).
Auch auf der Großen Kirchgasse 47 befand sich der “Deutsche Herold”. Weil der Besitzer des Hauses Piskacek hieß, verballhornte man seinen Namen in “Plüschjackett”, so dass die Kneipe (Wirt seit 1896: Eduard Wierland, ab 1935: Paul Körnig) nur unter diesem Namen geläufig war. Ab 1955 übernahm die Volkssolidarität die Räume und richtet hier eine Speisegaststätte sowie eine Begegnungsstätte für Senioren ein. Seit der Wende geschlossen.
Lustige Postkarte von Rudolf Köselitz
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Einen “Deutschen Kayser” gab es auch. Die seit 1868 vom Wirt Schiefer geleitet Gaststätte befand sich in der Kleinrückerswalder Straße 14. Sein Nachfolger G. Schmidt benannte sie 1878 in “Stadt Wein” um, ab 1906 (unter Gustav Mayer) hieß sie dann wieder “Deutscher Kayser”, um vom Wirt Schiering 1923 in “Gasthof Linde” umgetauft zu werden. Nach 1945 übernahm das Haus die PGH Rufemo.
In Erinnerungen ist auch noch das “Einsiedler-Braustübl” in der August-Bebel-Straße, die heute wieder Wolkensteiner heißt. Die Bockwurst war dort besonders knackig und das Einsiedler-Bock von bester Qualität.
Ein gemütliches erzgebirgisches Lokal soll auch der “Deutsche Krug” in der Scherbank 12 gewesen sein, der von 1896 (Wirt: Handschuh) bis 1931 so hieß. Mit Max Hermann (der frühere Deichselschänken-Wirt) zog ein rechtes Unikum hier ein, der das Lokal im erzgebirgischen Stil mit Borten, Klöppeldeckchen und vielen Fransen ausstatten lies und es fortan - bis 1955 - “Franzenstöckl” nannte und auch ein Gedicht dazu verfasste.
Paar Häuser weiter oben, Scherbank 17, gab es seit 1902 bis 1945 die “Annaberger Obstweinschenke”. Wie der Name schon sagt, wurden hier Obstweine sowie gebrannte Obstschnäpse (Brenner und Wirt: Julius Stopp) ausgeschenkt.
Weiter oben, Scherbank 26, waren die “Reichshallen”, große Bierhallen, die 1884 von Georg Löser eröffnet und nach dem Wirt Weigelt 1914 geschlossen wurden.
Auch auf der Wolkensteiner Straße 27 befand sich seit 1882 die “Deutsche Reichskneipe” unter der Leitung von Arthur König, die später mit einer Fleischerei gekoppelt wurde, von der Alfred Scherzer der Besitzer war. Das Haus wurde 1982 abgerissen und das “Haus der Dienste” errichtet, jetzt ist dort die Verkaufsstelle “Pfeffersack” zu finden.
Auch im “Schlachthof” ist man gern eingekehrt. Emil Einenkel betrieb seit 1898 diese Gaststätte am Gärtnerweg 6. Man(n) ging nicht nur gerne dort hin (obwohl es eigentlich eine Betriebskantine vom Schlachthof war), weil es da frische Beefsteaks gab, die anderwärts Buletten oder Faschiertes heißen, aber auch nicht selten als recht ungewürzte Brotklumpen mit etwas Fleisch drinnen daher kamen, sondern auch deshalb waren die Fensterplätze begehrt, weil sich gegenüber die “Rote Laterne” befand, die ursprünglich eine recht gute Kneipe gewesen sein soll und dann auch anders hieß, aber allmählich zum bevorzugten Puff der Wimut-Kumpels wurde. In den 60er Jahren war es dann eine Pension für die Bergleute, in der noch immer die ehemalig Puff-Mutter tätig war und man stadtbekannte leichte Mädchen dort ein und aus gehe sah, die man nachts zuvor mitunter auf dem Parkett des “Erzhammer” das Tanzbein hat schwingen sehen. 2004 wurde das Areal samt Kneipe abgerissen. Neuere Forschungen kommen zu der Auffassung, dass es sich bei der “Roten Laterne” auch um die die “Weinhandlung Schließleder” (Gärtnerweg 3) gehandelt haben könnte, die auch den Namen “Muffschachtel” hieß. Hier soll die Schwester des Festhallenbetreibers Paul Müller, die Elvira Schließleder, ein Bordell betrieben haben. Die Weinhandlung gehörte ihrer Freundin Betti Luber und Elvira war dort als Hausangestellte beschäftigt.
Der „Dresdner Hof”, ein einstmals nobles Hotel, befand sich auf der Wolkensteiner Straße, gegenüber vom Glasgeschäft Kirchhof. Dort steht noch heute das schöne große Gebäude mit der breiten Eingangstür. Als das Restaurant schloss, brachte man dort sinnigerweise ein Schwesternheim unter (bekanntlich sollen ja Nonnen nicht nur hervorragendes Bier brauen können, sondern auch mitunter ihre besten Verkosterinnen sein). Nach der Wende zog dann dort das Arbeitsamt ein, das platzte aber dann wegen der enorm steigenden Arbeitslosigkeit bald aus allen Nähten und man baute das größte seiner Art in Deutschland (mit der bekannten Metallplastik “Das Annaberger Arschloch” davor) an anderer Stelle. Jetzt ist im die so genannte GAS, eine Arbeitsbeschaffungs-Gesellschaft Herr im ehem. “Dresdner Hof”. Danach eröffnete hier ein gastronomischer Lichtblick in Form des Café „AnnaBella“, das allerdings nach vier Jahren wegen Mietstreitereien zum Ärger der Annaberger wieder seine begehrten Räume schloss.
Auch in die ehemalige “Drehscheibe” (1884, Fam. Burkert) – welch herrlicher Name für eine Kneipe - auf der Bahnhofstraße (war auch schon mal Teil des Bahnhofshotels) zog nach 1990 eine Baufirma namens PäFrä-Bau ein und nutzt das alte Gemäuer nun „zweckentfremdet”. Wegen seiner Lage am Bahnhof, aber auch wegen seiner speziellen Gäste nannte man die Kneipe auch “Rußbutt”.
Und die “Obst-Herta” hatte ihre Kneipe auf der ehemaligen Straße der Arbeit, die heute wieder Alte Poststraße heißt. Dorthin kam man, wenn man an der IKA (EIA) vorbei, besagter Straße ganz hoch geht und dann auf die linke Seite schwenkt. Hier kehrten die Durstigen aus der oberen Stadt oder die aus dem großen Elektrowerk am Zahltag gerne ein.
Auch “Bleibe” ist ein aussagestarker Name für eine Gaststätte, wie die auf der Großen Sommerleite hieß. Nach den Abstecherfahrten mit dem Annaberger Theater in die Dörfer und Städte des Erzgebirges, sind die Künstler immer dort noch mal eingekehrt und lange - geblieben. Es war zu DDR-Zeiten eine der wenigen Kneipen, die auch noch nach 23 Uhr Bier ausschenkte. Außerdem wohnte der damalig Regisseur, Sänger und Schauspieler Paul Rabold über der Kneipe und war so ihr bester Gast. Jörg Mehnert teilt ergänzend mit: “In der Großen Sommerleite 24 betrieb mein Urgroßvater Emil Mehnert das Gasthaus "Zum Wohle" . Emil Mehnert war 1911 als Färbergeselle aus Kamenz nach Annaberg gekommen, heiratete hier und übernahm Haus und Gasthaus ca. 1914. Bis in die 50er Jahre betrieb dann meine Großmutter Kathleen Mehnert (später Mautz) geb. Paulic das Gasthaus weiter. Zuletzt als sogenannte Wismut Küche. Später zog dann ein Malergeschäft in die Räumlichkeiten (Maler Menk). Heute ist es ein Wohnhaus.”
In der Kleinen Kirchgasse 53 war die “Erzgebirgs-Schänke” ab 1927 nur unter dem Namen “Zum fidelen Schorsch” bekannt. Ursprünglich war indem Haus eine Posamentenmanufaktur, dann die Fleischerei von Anton Kunz, danach gestaltete Georg (Schorsch) Langer zu einer beliebten Kneipe um und war auch mit seiner Schänke auf der KÄT vertreten. Ab 1955 war hier die Familie Leonhard (ehem. Betreiber des Café Zieger) glücklos zugange. Ab 1962 befand sich in den Räumen ein HO-Lebensmittelgeschäft (Butter-Petersen), derzeit ist der Fahrradladen “Ratschlag” hier zu finden.
Das “Bratwurschtglöckl” gehörte einst zum Kätplatz. Die alte große Bretterbude stand noch bis vor wenigen Jahren und diente zuletzt als Lager. Früher tobte hier drinnen das Leben. Nicht nur zur Kät – dem größten und ältesten Volksfest des Erzgebirges – war hier immer Stimmung. Auch an ruhigeren Tagen konnte man eine sehr schmackhafte Bratwurst zum ständig fließenden Bier verspachteln - nur im heute so schmerzlich vermissten Bierzelt war mitunter noch mehr los. Als Vorläufer stand hier einst die Konzerthalle (mit Bierausschank und Bratwurst) “Zum Einsiedler” (Foto rechts) und nebenan das “Schützenhaus”. Manchmal war das “Bratwurschklöckl” sogar etwas Konkurrenz zur “Festhalle” (Foto links: Blaue Grotte von Capri), die bis vor paar Jahren noch mit einer recht guten Küche imponierte, zu der von weit her gepilgert wurde. Die Wiederbelebung der Festhallen-Gaststätte war sogar mit eigener Brauerei geplant. Die Investoren haben aber Abstand davon genommen, als sie sich vom gewandelten gastronomischen Kulturinteresse der hiesigen Bevölkerung ein Bild gemacht hatten... Zu Großveranstaltungen findet zwar eine Versorgung mit Speisen und Getränken statt, das gastronomische Niveau von einst, von dem die Dokumente und Zeitgenossen berichten, wurde allerdings noch nicht wieder erreicht.
Am Hohen Weg 2, dort wo jetzt das Wohnhaus der Fleischerei Levin steht, befand sich davor der 1849 von Karl Nestler eröffnete “Felsenkeller” (mit schönem Kellergewölbe), der allerdings seit.1961 geschlossen ist (Georg Utzt war der letzte Wirt).
Ein beliebtes Weinlokal war (neben Adam-Ries-Haus) auch der „Hubertuskeller“ (Foto rechts) in der Oberen Schmiedegasse 11 – dort, wo sich seit 2005 das Antiquariat von Frank Dahms befindet. Der erste Gastwirt namens Bockelmann (später war hier hauptsächlich die Familie Körnig zu Gange) gestaltete das Gasthaus mit viel Wein- und Eichenlaub sowie Geweihen zu einer Art Jagd-Schenke aus, mit dem Schutzpatron der Jäger, dem Hl. Hubertus an der Wand. Bis 1958 gab es dieses beliebte Gasthaus.
Neben dem zeitweiligen Wohnhaus unseres Erzgebirgsoriginals und Heimatdichters Arthur Schramm in der Bruno-Matthes-Straße 14 befand sich seit 1849 bis etwa 1970 „Hungers Gasthaus“. Die SED-Kreisleitung renovierte das Anwesen und richtete 1988 ein Schulungszentrum ein, in dem auch so mancher Gastwirt Annabergs am dortigen Parteilehrjahr teilnahm. Nach der Wende verfiel das Haus und das daneben immer mehr, so dass das ehem. „Hungers Gasthaus“ 2003 abgerissen wurde. Das von Arthur Schramm ist noch als Brandruine erhalten.
Wenn man weiter quer durch die Stadt geht, so kommt man an so manchem Haus vorbei, das ehemals ein feucht-fröhliches war. Auch das spätere „Tauchmanns Restaurant“ (seit 1923) in der Kleinen Kirchgasse 65 gehört dazu. Obwohl es bereits 1886 von Willi Reuther eröffnet wurde, blieb es im Volksmund nur als „Jangks Restaurant“ in Erinnerung, der aber erst ab 1902 hier der Wirt war. Es war deshalb begehrt, weil es bis 1945 mit einer Fleischerei gekoppelt war. Eine Form, die man im vorigen Jahrhundert als Kombination öfter antraf. Nachdem die Gaststätte viele Jahre geschlossen war wurden die Räume um 1960 vom Kulturhaus „Erzhammer“ renoviert, damit die Schnitzschule unter der Leitung von Egon Rehm hier arbeiten konnte.
Es gibt Gegenden in Deutschland (nicht nur in Russland), da werden aus alten Kirchen neue Kneipen. In Annaberg ist ein umgekehrter Fall bekannt: Aus dem alten Gasthof “Lindengarten” (1849 vom Betreiber Fiedler, der das Lokal zunächst “Odeon” nannte, ab 1890 dann unter dem Wirt Diener “Lindengarten”) auf der Adam-Ries-Straße 3 wurde bereits 1953 der Betsaal für die Neuapostolische Kirchengemeinde. Zwischen 1945 und 1952 war das im Volksmund der so genannte “Gummistiefel-Palast”, weil hier eine Küche für die WISMUT-Kumpel mit Tanzlokal und großem Biergarten eingerichtet war.
Schräg gegenüber in der Mandelgasse 9 gab es die Gaststätte „Kamerad“ wo sich ab 1888 beim Wirt Franz Julius Müller tatsächlich alte Kameraden aus dem Krieg trafen, was dann ab 1918 noch einmal der Fall war, bevor das Lokal 1923 zuschloss.
Neben der heutigen Bäckerei Zimmermann, in der Wolkensteiner Straße 9 betrieb Peter Römer seit 1902 bis 1935 das „Kloster Eck“, danach war es „Gräslers Tabak-Haus“, bevor es vom Musikhaus Mende bzw. Musikhaus Heuer genutzt wurde.
Was mit dem „Restaurant „Kögler“ auf der Kleinen Kartengasse 10 geschehen ist, weiß man (noch) nicht. Seit 1849 gab es jedenfalls dort diese Kneipe. Auch auf der Kleinen Kartengasse 17 weiß man so gut wie nichts von “Weigolds Restaurant”, das Ferdinat Weigold von 1863 bis 1871 hier betrieb. Ebenso ist die Geschichte von „Manns Gasthof“ (1871 Christian Friedrich Mann, auch als Gasthaus „Am Emilienberg“ bekannt) noch unerforscht. Auch die Geschichte von „Müllers Restaurant“ in der großen Kartengasse 3, wo später (ab 1886) die Nachrichtenabteilung des Tageblatt Annaberger Wochenblatt Redaktionsräume besaß, harrt noch der Erforschung. Unerforscht sind auch der „Museums-Keller“ in der Museumsgasse 5, den 1902 Albin Müller betrieben hat. Oder der „Reichs-Adler“ (Spitzname: Jule, wegen der Frau des Wirts) der seit 1890 unter der Leitung von Rudolph Schaarschmidt existierte. Die Kneipe war in der Sperrgasse 7 (die Geschichte von der “Sperrgusch” ist eine Erfindung im Zusammenhang mit dieser Gasse). Die Gaststätte „Schützenliesel“ in der ehem. Glumannstraße (heute Emil-Fink-Straße 1) war ab 1890 im Besitz der Familie Stopp, 1914 wurde sie geschlossen. Auch in der ehem. Glunmannstraße 18 befand sich das Restaurant “Neustadt” (unterhalb vom Hotel “Goldene Sonne”). Hier wirkte seit 1884 der Wirt Zierold. Die erzgebirgische Kneipe hatte seitdem durchgehend bis 2004 geöffnet, danach ist dort ein Dachdecker eingezogen. Ebenfalls hier in der Glumannstraße soll sich die “Weiße Gans” befunden haben, die 1604 vom Rat der Stadt erbaut worden und bis 1731 existiert haben soll.
Unweit von der Glumannstraße, in der Logenstraße 1, wo seit 1905 die Annaberger Freimaurer Loge “Zum treuen Bruderherzen” ihre Versammlungen abhielt, befand sich in diesem Haus seit 1849 der “Gensel Garten” (ursprünglich war unter diesem Namen der Vorgänger erbaut), ein feines Restaurant, dass allen offen stand. 1855 war der Gastwirt Fred Lipfert (ein Verwander der Lipfert-Bank-Dynastie). Während des Ersten Weltkrieges war es ein Lazarett, dann bis 1933 wieder Freimaurer-Loge, ab 1946 Haus der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft (DSF), um 1990 versuchten sich Mormonen hier einzurichten, seit 1994 steht das Haus leer, zum Verkauf - und verfällt. Im Biergarten soll sich eine Sandstein-Butte befunden haben, die den Gott des Weines, Ganymed, darstellt und von Schwedischen Soldaten während des 30jährigen Krieges als Raubgut aus dem Schloss Schönbrunn bei Wien bis nach Annaberg mitgeschleppt wurde. Bis in die 70er Jahre konnte man die Gottheit noch dort finden. Jetzt ist sie schon lange verschwunden...
Um 1915 wurde die „Karolinen-Klause“ (seit 1884) auf der Kleinen Kartengasse (Karolinenplatz) in „Sedan-Restaurant“ umgetauft. 1923 war auch diese „Schlacht“ dann zu Ende. „Seltmanns Restaurant“ gab es seit 1868 auf der Großen Sommerleite 53 bis 1884. Auf der Kleinrückerswalder Straße 4 betrieb die Familie Röder ab 1879 (gegenüber vom Michaelisstollen) die Gaststätte „St. Michaelis“. Und „St. Andreas“ (die alte „Bergschmiede“) wurde seit 1890 zunächst von der Familie Funke und zuletzt von Frieda Bauer (der Witwe von Gustav Bauer) bis 1941 an der Sehmatalstraße 3 betrieben. In der Geyersdorfer Straße 6 war die Kneipe „Stadt Hamburg“ seit 1886 unter der Leitung der Familie Burkert bis 1871 aktiv. Und „St. Privat“ hieß ursprünglich (seit 1884) mal das „Böhmische Tor“ (Foto rechts, der Autor - links - mit bekannten AnnabergerInnen) in der Kleinrückerswalder Straße 7 mit seinem Vereinssaal in dem der Männerchor „Tannhäuser“ regelmäßig probierte und trank. Nach der HO-Gaststätte ab 1946 versuchten sich seit 1999 mehrere Privat-Pacht-Familien bis 2008. Dann wurden die traditionsreichen Gasträume in Wohnungen und Büros umgebaut.
Unweit vom Böhmischen Tor befindet sich heute der Köselitz-Platz, der früher Töpfer oder Topf-Platz hieß, weil hier regelmäßig der Töpfermarkt abgehalten wurde. Im Köselitz-Haus (Nr. 1) befand sich eine alte Posthalterei (Posthorn über dem Eingang ist noch zu sehen). Rechts daneben, in der Nr. 2, war ab 1667 das Gasthaus “Goldene Birne” aktiv. “Zur Goldenen Birne” deshalb, weil sich dort ein großer Garten mit Birnbäumen, gegenüber den Scheunen am Schutzteich befand. Der Gastwirt hieß Paul Börner. Er betrieb das Lokal nur etwa fünf Jahre, danach wurde es ein Vorwerk, das mit der Poststation zusammenarbeitete. Später wohnte dann hier der Klavierlehrer von Peter Gast (Heinrich Köselitz), jener bedeutende Annaberger Komponist und Freund Friedrich Nietzsches. Gast lebte mit Vater Hermann (Stadtrat) und Mutter Caroline (eine Wienerin) sowie mit seinen Brüdern Rudolf (berühmter Maler in München) und Theodor (zog später nach Zwickau) im Haus Nr. 1. Am Schutzteich selbst gab es das Restaurant “Zur Pforte” (Foto), das im Sommer bei den GondelfahrterInnen und im Winter bei den SchlittschuhläuferInnen, auch als eine Art besserer Kiosk fungierte, von dem später nur der noch heute erhaltene kleine Rundbau übrig geblieben ist.
Im ehemaligen “Schützenhaus” (Schießhausstraße 1, jetzt Alte Poststraße) war die Küche nicht schlecht und das Bier schmeckte hier ebenfalls. Eher die Vergangenheit dieses Hauses war es, die wenige hier einkehren ließ. Schließlich wurden im „Schützenhaus” Anfang der 30er Jahre Andersdenkende – Annaberger Juden, Kommunisten, Freimaurer – eingesperrt, gefoltert und auf den Weg in die Konzentrationslager gebracht... Joseph Grohmann eröffnete das Lokal mit Kegelbahn, Biergarten und großem Saal in der 1. Etage sowie “elektrischer Beleuchtung und reichhaltiger Speisenkarte” (Werbung von 1902) im Jahre 1861 auf dem Areal des alten Schützenhauses, das bereits 1507 hier erbaut wurde. 1932/33 wurde es dann von den Annaberger Nazis zu einem Internierungslager umfunktioniert. Nach dem Krieg wurde es bis etwa 1970 wieder eine beliebte Gaststätte (besonders zur KÄT - neben dem “Bratwurschtglöckl”, einer hölzernen Kät-Bierhalle). Und 1972 übernahm die IKA (VEB EIA Annaberg) das Objekt als Betriebs-Kulturhaus, danach war ein Jugendclub einen Versuch wert, der unter dem irreführenden Namen “Erzgebirgischer Hof” firmierte. Zwischendrin war es eine Art Möbelhaus bis es immer mehr verfiel und 1995 die traditionsreiche und politische Stätte abgerissen wurde. Nur die große, schöne und alte Linde am unteren Kät-Platz zeugt noch vom einst beliebten und belebten Biergarten des “Schützenhauses”. Schräg gegenüber versucht eine Kantine unter dem Namen “Kleiner E-Hof” (Kleiner Erzgebirgischer Hof) das Erbe zu bewahren...
Dort, wo heute das Altenpflegeheim “St. Anna-Heim” steht (neben dem kath. Kindergarten), befand sich seit 1898 bis 1922 das “Stadtpark-Restaurant” (Parkstraße 45, Wirt: Wilhelm Nestler). Danach kaufte es die Katholische Kirche und richtete hier 1923 ein katholische Kinderheim ein, ab 1945 wurde es ein Altenheim, insbesondere auch für katholische Aus- und Umsiedler aus Böhmen.
In der Parkstraße 19 gab es bis zum Jahre 2000 die Gaststätte “Turnhalle Parkstraße”, die 1898 von Bernhard Mauersberger als typisches Vereinslokal (Turn- und Gesangsvereine) gegründet wurde. Ab 1949 stand sie unter HO-Leitung, der letzt Gastwirt davor war seit 1923 Hans Stolze, der Vater von Fritz Stolze (Konditorei Stolze, Große Kirchgasse). Die Turnhalle wird derzeit saniert, während die Gaststätte geschlossen ist.
Ins “U-Boot” sollten wir noch rasch einen Blick werfen. Denkste! Längst ist in diesen halb unter der Erde liegenden “Gambrinus” – wie die Kneipe richtig hieß - ein Spielwarengeschäft eingezogen. Früher zog es hier hauptsächlich das Proletariat, später dann die Arbeiterklasse hinein. Da es beides offensichtlich in Annaberg nicht mehr gibt, sind solche Kneipen überflüssig geworden... Als “Gambrinus” (Wolkensteiner Straße 2) öffnete diese Kneipe 1876, 1923 übernahm sie Max Ebeling. Von 1945 an war sie auch eine beliebte Kneipe für die WISMUT-Kumpel. Ob durch die Küche oder von einer Raucher-Kippe, man weiß es nicht genau: 1960 brannte das “U-Boot” aus, stand lange leer. 1994 eröffnete hier das Spielwarengeschäft.
Auch in der Wolkensteiner 4 gab es seit 1869 “Försters Gasthaus”, was ab 1876 zur Kaffee-Schänke Hertel und ab 1890 zur Kaffee-Rösterei Weißbach wurde. Nachdem der WISMUT-Spezialhandel (1946-1953) ausgezogen war, etablierte sich hier das Café Weißbach. Jetzt befinden sich hier seit 2001 die Annaberger Backwaren, der Fleischerladen aus Neuwürschnitz ist 2011 wieder ausgezogen.
Weiter oben, in der Wolkensteiner Straße 28 gab es von 1871 bis 1876 “Fischers Restaurant”, dort wo sich jetzt Radio-Weber befindet. Und in der Nummer 26 vom 1. Januar 1664 bis 5. Mai 1664 (Stadtbrand) den “Goldenen Löwen”. Auch in der Wolkensteiner Straße 1 (das ist der Seiteneingang am Rathaus) war von 1695 bis 1849 das “Goldene Lamm” als spätere Garküche eingerichtet, die von Angestellten des Rathauses betrieben wurde.
Gut dass es das „Bergamt” auf der Großen Kirchgasse nach einer längeren Pause nun wieder gibt, wenn es jetzt auch eine Selbstbedienungsgaststätte ist und keine vornehmen Kellner im schwarzen Anzug wie einst die Gäste bedienen. Nebenan war die „Flohkiste”, das lang gestreckte, schmale Kino – ein gutes Geschäft für das Lokal nebenan. Das Bergamt gehört mit zu den ältesten Gasthäusern der Stadt. Es wurde 1518 erst als Gewandhaus erbaut und dann als Bergamt genutzt. Es war nicht immer Lokalität, dazwischen befand sich z.B. ab 1856 die Norddeutsche-Bundestelegraphen-Gesellschaft hier. Unter dem Wirt G. Schaarschmidt hatte die Kneipe den Spitznamen “Dreckiger Ärmel”, dann auch mal “Ponnydiele”, weil es hier Gerichte aus Pferdefleisch gab. Ab 1959 war das Bergamt zunächst HO-Selbstbedienungsgaststätte und dann die Küche für Schulspeisung. Zu Beginn der 90er Jahre wechselten noch paar mal die Wirte, bis 2006 mit Gaston Deckert, dem Wirt vom Pöhlbergrestaurant, eine kontinuierliche Selbstbedienungs-Küche hier Einzug gehalten hat, die von der Bevölkerung wegen der schmackhaften gutbürgerlichen Speisen und der (noch) moderaten Preise gern angenommen wird.
Das Gasthaus “Grüne Fichte” befand sich seit 1894 (bis ca. 1932) in einem der ältesten Häuser Annabergs auf der Farbegasse 4. Dort beute ein Peter Knapp im Jahre 1503 ein Haus, das noch heute über den ältesten privaten Gewölbekeller der Stadt verfügt. Bis zum Jahre 1992 wechselten die Besitzer über 30 Mal. Ab 1996 wurde das umgebaute Haus und als garni-Hotel hergerichtet und 2001 von Dietmar Schmiedgen als Hotel “Alt-Annaberg” geführt.
In diesem idyllischen Viertel von Annaberg gab es auch “Ullrichs Restaurant” (Farbegasse 12) seit 1849 bis 1931, danach war die Lagerbier AG Wernesgrün hier untergebracht.
In der heutigen Rathenaustraße 3 (damals König-Albert-Straße)/Ecke Pestalozzistraße steht ein riesiger Häuserblock, das so genannte Stadthaus. Hier soll sich das größte Gasthaus unter dem Namen “Volkshaus” befunden haben, das 1933 von der Annaberger NSDAP-Stadtleitung beschlagnahmt wurde. Von 1989 bis 2008 war in den Erdgeschoßräumen eine Wärmestube mit zeitweiliger Suppenküche vom Malteser Hilfsdienst eingerichtet. Jetzt befinden sich dort ausschließlich Wohnungen.
Die “Grüne Laube” war ein kleines Gartenlokal in der Großen Sommerleite 53, das von 1868 bis 1884 (dann geschlossen) von Georg Seltmann geleitet wurde. Und die “Grüne Wiese” in der Wiesaer Straße 1 (neben dem neuen Arbeitsamt) öffnete 1876 unter dem Wirt Harnisch, ab 1910 bis 1945 war es im Besitz der Familie Wiederänders. Danach wurde es Wohnhaus.
Eine Kneipe durfte die Jugend erst betreten, als sie keine Schüler der gelben Schule auf dem Berg mehr waren: Die “Einigkeit” (Foto) - eigentlich “Deutsche Einigkeit” (zeitweilig auch mit Pensionszimmer) - auf der Unteren Badergasse 13, die 1879 vom Wirt Mauersberger (ab 1896 vom Sohn) und dann ab 1931 von Bruno Köhler und Familie bis etwa 1975 geleitet wurde. Hier trafen sich fast täglich (Mittwoch Ruhetag) die Lehrer aus verschiedenen Schulen, aber hauptsächlich aus der gelben Pestalozzi-Schule (heute Landkreisgymnasium), um hier Skat zu spielen, reichlich Bier zu trinken oder sich schnell mal zwischendurch auf den nächsten Unterricht vorzubereiten. Da sollte man noch nachträglich Verständnis dafür haben, wenn Schüler hier vor der Tür bleiben mussten. Ein paar Lehrer saßen in den 80er Jahren immer noch an ihren angestammten Plätzen. Und wenn sie nicht gestorben wären, sie säßen sicherlich noch heute dort, obwohl das Haus längst dem Verfall preisgegeben wurde, jetzt aber offensichtlich renoviert wird.
Nicht nur ein Künstlerrestaurant, sondern auch ein gern besuchtes nach den Theatervorstellungen war das einstige Theater-Restaurant „Annenhof“ auf der Buchholzer Straße 60. Dort wo heute die Öffentlichkeitsarbeit des Theaters ihr Domizil hat, gab es seit 1890 (Gastwirt: Luis Münch) in dem „Gastzimmer mit Grotte“ jeden Sonntag Künstlerkonzerte, eine vorzügliche Küche sowie behagliche Gästezimmer, die auch an das Theater-Personal vermietet wurden.
Zu den älteren, größeren und damals modernsten Lokalitäten gehörte „Bahls Etablissement“ oder Bahls-Restauration, wie das mit Marmor ausgelegte Gasthaus allgemein genannt wurde. Am Buchholzer Tor, am Promenadenweg, dort, wo das alte Turmhaus (ehem. Fotograf Saupe) noch zu sehen ist, war seit 1849 Hermann Bahl der Chef, die er von seinem Vater, dem Wundarzt Dr. Carl Bahl übernahm, der hier ein Badehaus mit ärztlicher Praxis betrieb. Besondere Anziehungspunkte waren die Konzerte der Annaberger Stadtkapelle, die hier zum Tanz aufspielte. Der erste Betreiber des Gasthofes mit Parkrestaurant war 1780 Edmund Gläser, daher auch der alte Name „Gläser-Garten“ für das Ball-Haus mit Billard- und Kartenzimmer. Es wurde vor 200 Jahren noch gern von Bergleuten besucht. Vielleicht war das auch der Grund, warum hier am 24. Oktober 1907 der noch heute existierende Hammerbund (Frohnau Hammer) gegründet wurde.
Und dass unser Unterer Bahnhof einstmals in der Bahnhofstraße 23 ein „Bahnhofs-Hotel“ besaß, das nicht nur selbst eine gute Küche hatte, sondern auch mit der nebenan gelegenen Kneipe „Drehscheibe“ die Gäste betreute, sieht man dem heute heruntergekommenem Haus nicht mehr an. Seit 1868 gab es im Bahnhof das „Gasthaus zur Sächsisch-Böhmischen Bahn“, das 1891 zum „Hotel Riemer“ (Chef: Hugo Riemer) mutierte. Später war hier eine Konsumverkaufstelle untergebracht, die Gaststätte kam zur HO und die Hotelzimmer wurden zu Wohnungen, die jetzt leer stehen. Nicht zu verwechseln mit der „Bahnhofs-Wirtschaft“ im Unteren Bahnhof, die seit 1866 existierte und bis ca. 1966 als eine Art Wartesaal mit HO-Gastronomie bestand. Das marode Bahnhofsgebäude gehört heute der Stadt und steht zum Verkauf. Auch der ehemalige Obere Bahnhof verfügte über ein „Bahnhofs-Restaurant“ (Foto links), das unter dem Trinker-Namen „Blaue Maus“ (ein Likör aus den 30er Jahren) von Egon Marschner geleitet wurde.
Anton Dix, der Vater des ersten Lampenputzers am Annaberger Theater, betrieb seit 1878 (1898 geschlossen) auf der kleinen Kartengasse 5 einen beliebten „Bierkeller“, in dem auch böhmische Knödel aus der Heimat der Dixe serviert wurden. Eine große „Bierhalle“ gab es auf der Großen Kirchgasse 40, die seit 1861 von Anton Wieland geführt wurde, 1837 abbrannte (es wurde damals noch geraucht!), wieder als Gasthaus aufgebaut und 1896 von der Posamentenfabrik Schreyer übernommen.
Beliebt waren auch das „Einsiedler Braustübel“ (Wirt ab 1864 Hugo Päßler) in der Wolkensteiner Straße 29 (heute ein Elektroladen), bzw. das „Brauhaus“ (so genannte Ratsbrauerei) auf der Oberen Wolkensteiner Gasse, wo seit 1640 Alexander Sommer als Braumeister und Wirt tätig war. Später übernahm die Brauerei eine Hugenottin namens Agneta Geradin. Die weiteren Wirte sind nicht bekannt. Man weiß nur, dass das Gebäude 1952 Sitz der PGH Proposa und ab 1972 des OPEW war.
Auf der Kleinen Kirchgasse 57 hat sich im Jahre 2000 eine aus dem Westen kommende Gastwirtsfrau mit Wurzeln im Erzgebirge versucht, das alte “Gündels Restaurant” wieder zu beleben. Dabei fiel ihr der Name “Gifthütte” dafür ein, die aber so gut wie gar nicht von der Bevölkerung angenommen wurde. Während der Wirt Gündel seit 1884 - bis 1923 - hier recht erfolgreich wirkte.
Viele werden sich auch noch an die Buschmann Hedwig erinnern, die quasi dem Lokal “Buschmanns Restaurant” in der Großen Kartengasse 9 den Namen gab, obwohl sie es erst 1914 von ihrem Vater übernahm. Davor war es seit 1871 unter der Leitung von Fluoardo Hänsel Treffpunkt der Kartenhersteller aus den beiden Kartengassen. Nach der politischen Wende wurde es zu einem Treffpunkt rechts-national gesinnter Bürger Annabergs, so dass damit das Ende dieser „Erzgebirgsklause“ eingeleitet wurde. Heute ist es ein noch immer etwas anrüchiges Lokal, weil man in ihm auch rauchen darf...
Das exklusive „Café Oriental“ in der Buchholzer Straße 37 (zwei Fotos) war eigentlich kein Kaffeehaus im üblichen Sinne. Es handelte sich um ein überaus beliebtes Restaurant für die gebildete Schicht der Annaberger, die es damals mehrheitlich noch gegeben haben soll. Seit etwa 1920 führte Ferdinand Wagner das Haus und veranstaltete hier regelmäßig Kabarett- und andere Kleinkunstveranstaltungen mit sehr guten Künstlern auch aus dem Ausland. Ab 16 Uhr wurden zugkräftige Filme gezeigt, am Abend spielten Kapellen zum Tanz auf. Die Speisen und Getränke müssen exzellent gewesen sein. In Nebenräumen war hier seit 1925 das erste Automaten-Restaurant installiert, das damals zu den modernsten in Europa zählte. Um 1933 wurde das Haus von der NSDAP-Stadtleitung (Pg. Werner Vogelsang) und gleichzeitig als Nebenstelle der Sparkasse Annaberg genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog zunächst die Handwerkskammer des Kreises Annaberg ein, bevor in der 1. Etage der „Club der Intelligenz“ (Kulturbund der DDR) die prachtvollen Räume bezog, die seit 1990 leer stehen.
Die Löwen-Apotheke am Marktplatz Nr. 3 gibt es an dieser Stelle erst seit 1820 (vorher u.a. auch im Rathaus). Dort betrieb seit 1520 Wolf Zapff das “Restaurant Wolf Zapff” (oder “Zappens-Lokal”) ein Gasthaus (also auch eine Art “Apotheke”), vermutlich bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit wechselnden Besitzern.
Der “Ratskeller” im Rathaus zu Annaberg war einst ein Ort der gastrosophischen Begegnungen. Regelmäßig am Montagvormittag trafen sich hier Künstler und Kunstinteressierte zu einer Stammtischrunde, bei der nicht nur über die Arbeit geredet wurde. Dieses schöne und zentral gelegene Lokal hat eine Vielzahl von gastronomischen Wechselbädern hinter sich. Einmal soll sogar ein italienischer Wirt mit der gesamten Kneipenkasse geflüchtet sein. Jetzt scheint das alte Gemäuer etwas zur Ruhe gekommen zu sein, seit dort die Gaststätte „Zum Neinarlaa” (Neunerlei) Einzug gehalten hat und das typische Heilig-Abend-Gericht aus dem Erzgebirge über das gesamte Jahr serviert wird. Wie das halt so mit den Traditionen ist. Wenn sie sich vermarkten lassen, tritt der Stollen ja auch schon ab August aus dem Erzgebirge seine Reise in die Welt an. Und die Weißwurscht essen auch nicht mehr alle Bayern nur noch vor dem 12-Uhr-Läuten... Im Markt 1, also im Rathaus, befand sich seit 1505 der “Ratskeller”, der von einer Wirtin namens Walpurga Schierste (Ratshandbuch, 1506, S. 44) geleitet wurde. Viel Glück hatte das Lokal mit den Wirten nicht, die Wechsel waren zu häufig, Kontinuität ist nur für die Mitte des 19. Jahrhunderts nachzuweisen. Ab 1947 übernahm die HO bis zur Wende den “Ratskeller”, danach mehrere Jahre geschlossen, dann private Versuche, darunter auch ein Italiener mit einer Pizzaria, der über Nacht mit der Lokal-Kasse türmte. Seit 2007 ist mit dem Ratskeller “Zum Neinerlaa” wieder gastronomische Verlässlichkeit eingezogen.
Auch auf der Buchholzer Straße 30 befand sich seit 1864 “Bocks-Restaurant” (Eduard Bock). Dort, wo sich jetzt einer der vielen Hörgeräte-Läden befindet und wo früher das Bekleidungshaus Leonhardt ansässig war, hatte Fritz Frohberg bis 1956 ein recht nobles Restaurant mit einer Zigarren-Longe, die mit Klimmstängel vom Zigarren-Jacoby (der auch hier seinen Laden hatte) bestückt war.
“Zum Irrlicht” nannte der Volksmund die Kneipe, die sich “Burkhardts-Restaurant” nannte und die sich einst an der Lindenstraße/Hospitalstraße 1 (jetzt Geyersdorfer Straße) befand. Der Wirt hieß Bukhardt und dann später, bis zur Schließung 1923, Wolf. Nicht zu verwechseln mit “Burkerts-Restaurant” in der Bahnhofstraße 9, das von 1877 bis 1884 existierte.
Aber einer gewissen Vollständigkeit halber soll auch noch jene “Gaststätte an der Stadtmauer” erwähnt werden, die noch bis Mitte der 80er Jahre an der Stadtmauerecke stand, die man erreichte, wenn man vom unteren Bahnhof kam und in die obere Stadt gehen wollte.
In der Feldgasse 3 war von 1871 (Georg Eibisch) bis 1948 (Bruno Süß) als “Gute Laune” (Foto)in Betrieb, ein schönes Lokal mit Garten und Gesellschaftsraum, wie dies in vielen Gaststätten der damaligen Zeit üblich wer. Schließlich trafen sich in solchen Räumen die zahlreichen Vereine und Stiftungen der Stadt.
Erinnert soll auch an “Barthels Restaurant” werden, jenes Ausflugslokal an der damaligen Bismarckstraße 3 (jetzt Straße der Einheit), das wegen des kleinen Schwimmbeckens im Sommer gern besucht wurde. Vorher, 1890, hieß es “Röthigs-Restaurant”, erst ab 1913 wurde es von Barthel übernommen.
Wenig “Gute Hoffnung” verhieß der Name dieses Restaurants auf dem Barbara-Uthmann-Platz, das nur von 1876 bis 1884 unter der Leitung von Moritz Tropschuh existierte. Vermutlich war die damalige Konkurrenz in dieser Gegend (u.a. Zum Schwan, Sängerhalle) zu groß für das kleine Lokal.
Eine “Gute Quelle” gab es nicht nur in Buchholz (“Dumme Sau”), sondern auch seit 1864 in Annaberg auf der Buchholzer Straße 33, die von einem Wirt namens Skolle (möglicherweise verwand mit dem Rechtsanwalt und Heimatdichter Skolle) geleitet wurde. Nach mehrfachen Wirtswechsel übernahm 1981 die HO die Räume und richtet hier das “Cafe Exzellent” ein. Nach der Wende gab es noch einen privaten Wiederbelebungsversuch, der aber 2008 endete. Heute sind dort Lagerräume zu vergeben. Zur alten “Guten Quelle” gehörte ein Haus weiter (Nr. 35) das “Rüdesheimer Weinhaus”, das ebenfalls ab 1864 von Albrecht Härtel bis 1939 geführt wurde, (dessen Vorfahre - ebenfalls Albrecht Carl Härtel - in der Frohnauer Gasse die “Weinstube Härtel” betrieb). Zwischenzeitlich (bis etwa 1972) hatte der Uhrmacher Jürgen Kühnel hier sein Geschäft, 1981 wurde das Haus abgerissen. Die Baulücke wurde in einen geschlossen Hof umfunktioniert. Die Härtels hatten auch noch eine Wein- und Bierstube auf der Wolkensteiner Straße 21, vermutlich hat Albert Härtel seine Weinhandlung in der Frohnauer Gasse 1865 aufgegeben und hierher verlegt. Zwischenzeitlich nannte sich das Lokal auch mal “Schiefers Restaurant” und befand sich dort, wo jetzt Betten-Flach seine Werkstatt hat.
Wer in der Gaststätten-Geschichte von Annaberg noch tiefer gräbt, der kommt natürlich dann auch mal zum “Hotel Kronprinz” und zum “Weinkeller im Adam-Ries-Haus” (Foto), der wegen seiner Atmosphäre und den guten Weinen noch in den 30/40er Jahren ganz beliebt gewesen sein soll und wo sich heute das Ries-Museum befindet.
Und schließlich muss noch das alte, schöne, ehrwürdige Plüschsofa-“Café Central” (später auch “Kaffee Zentral”, oder kurz “CC” geschrieben) in der Museumsgasse erwähnt werden. Das war nicht nur wegen des feinen Kuchens und aromatischen Kaffees weit über die Stadt hinaus berühmt, sondern hauptsächlich wegen der Kaffeekränzchen, die in immer anderer Zusammensetzung täglich hier stattfanden und sich von den aufmerksamen Kellnerinnen mit gestärkten weißen und mit Klöppelspitzen besetzten Schürzen bedienen ließen. Auch einer der berühmtesten Söhne der Stadt, Peter Gast (Heinrich Köselitz), hat hier seine Musik oder seine Briefe an Friedrich Nietzsche geschrieben und gedichtet. Wie man hört, soll es demnächst wieder im alten Glanz die Gäste erfreuen. (Denkste! Das von Einheimischen gemiedene „Schokoguschl“ - eine Schokoladerie - hat sich hier im modernen Gewande bereit gemacht). Das Café Central in der Museumsgasse 1 wurde allerdings zunächst als “Café Baum” 1834 von F.W. Kugler eröffnet, obwohl Friedrich Ernst Baum das Kaffehaus erst 1890 übernahm. Vier Jahre später kam es in den Besitz der Familie Schubert, die es - mit einer kurzen Unterbrechung: 1950 Club der sowjetischen Kommandantur - bis 1980 inne hatte. Danach existierte nur noch die Konditorei ohne Café bis 1991. Was nach dem Umbau 2008-2010 hier entstand, hat mit dem ursprünglichen traditionsreichen Kaffeehaus nichts mehr zu tun, - lediglich die jugendstilistische Glasmosaikdecke im Verkaufsraum ist übrig geblieben. Das alte Inventar soll sich in Magazinräumen des “Erzhammers” befinden und durchaus noch brauchbar sein...
Exkurs: Wo gibt es heutzutage noch so ein Kaffee-Haus in Annaberg wie es das „CC“ einst war, und wo noch solche Kränzchen? Selbstverständlich gibt es noch diese Kaffee-Haus-Geher-Generation in dieser Stadt, und sie reproduziert sich immer wieder aufs neue; nur kann sie halt nicht mehr in solche Cafés gehen wie einst. (Die Ver-Roscherung im Selbstbedienungsladen ist dazu keine Alternative). Dafür gibt es vermutlich mindestens zwei Gründe. Zum einen ist mit dem Aussterben der sogenannten Betreibergeneration auch der Antrieb, die Weiterführung solcher Traditions-Etablissements ausgestorben. Die nachfolgende Generation hat andere Vorstellungen von vermarktungsfähiger Geselligkeit. Und zum zweiten hat sich das Kommunikationsverhalten in den letzten 30 Jahren, insbesondere im Zusammenhang mit dem Zuwachs an neuen Medien - wie Stereo, TV, Computer, Mobiltelefon, Internet – grundsätzlich gewandelt. So dass zunächst ein Rückgang an unmittelbarer kollektiver Kommunikation zu verzeichnen ist. Neuerdings erlebt man aber schon wieder die Tendenz zur Entfernung aus der isolierten Privatsphäre hin zu geselligen Runden, Clubs, Stammtischen (der allerdings in seiner ursprünglich intellektuellen Form auch ausgestorben scheint) und vereinzelt auch Kaffee-Kränzchen. Dass zu all dem auch noch eine soziale Komponente hinzukommt, die sich hier in Annaberg-Buchholz auch angesichts der hohen Zahlen von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern besonders destruktiv auswirkt, die Leute zu wenig Geld in den Taschen haben und das wenige auch noch zusammenhalten, darf nicht unterschätzt werden. Und dennoch finden viele Erzgebirger – auch solche, die nicht besonders mit Reichtümern gesegnete sind – wieder zurück in die Gaststätten, um in diesen wichtigen und traditionsreichen Kulturzentren mit anderen Menschen zu kommunizieren und damit auch individueller Isolation zu entgehen. (Mehr zur Annaberger Kaffeehaus-Kultur - hier).
Als ein kleiner Ersatz für die verschwundene Kaffeehaus-Kultur auch in Annaberg können die Roscher-Cafés angesehen werden (“Zeitlos”, “Kult” und “Stadtpark-Café”), die die Stadt dominieren und die mit denen von Annaberger Backwaren (“Schokoguschl”, “Gutguschl” und “Ratsherren-Café”) konkurieren.
Als weitere Kaffeehäuser, in denen – nach Wiener und Budapester Vorbild – auch warme Speisen serviert und Zeitungen gereicht wurden, gab es in Annaberg: Im „Café und Speisehaus Pöschk“ auf der Kleinen Kirchgasse/Ecke Wolkensteiner (fälschlicherweise als „Barbara-Uthmann-Haus“ bezeichnet) hatten erst Johann Fischer (1902) und dann Arthur Pöschk ihr vornehmes Lokal. Dort wo heute die Deutsche Bank in der Wolkensteiner Straße 15 ihre Filiale betreibt, befand sich seit 1898 das „Café Winkler“, das von Richard Winkler geleitet wurde, der ab 1910 auch noch eine Bäckerei in der Wolkensteiner Straße 8 (heute Bäckerei Zimmermann) eröffnete. Gleich um die Ecke in der Bachgasse hatte Ernst Schubert sein „Café Schubert“ 1894 eröffnet. Im Volksmund hieß es nicht nur wegen der süßen Konditorwaren „Zum süßen Ernst“, sondern auch wegen seines homosexuellen Betreibers. Ganz Bösartige nannten es auch “Café A....”, was auch vom “Café Weber” gesagt wurde, dem späteren “Café Stolze” Ab 1908 hieß es dann „Café Zieger“ (Kurt Zieger), ab 1956 „Café Schmidt“. Nach 1990 war es kurzzeitig eine Mokka-Bar, derzeit steht es leer. Auch auf der Wolkensteiner Straße 23 befand sich seit 1906 unter der Leitung von Carl Tauchmann das „Café Wettin“, das 1950 zur Stadt-Küche und ab 1955 zum Stadtkaffee, unter der Leitung der HO, arbeitete. Der 1990 gestartete Versuch von Georg Jonientz und seinen Söhnen, das Stadt-Café zur alten Institution zu entwickeln, hielt nur bis 2014, dann schloss es fast zeitgleich mit dem Café „AnnaBella“ in der selben Straße. Das nun auch nicht mehr existente „Café Stolze“ in der Großen Kirchgasse 6 (heute Bollywood-Pizza-Bude) war ursprünglich das „Café Weber“ (bis 1945 Hugo Weber), danach übernahm es der aus Weipert stammende und dort bereits ein „Café Weiß“ gleichen Namens betreibende Johann Weiß in Besitz, bevor es von Fritz Stolze ab 1959 (später von seinem Sohn Udo leider nicht mehr) zu einem der bestbesuchten Kaffeehäuser Annabergs entwickelt wurde. In Buchholz war insbesondere das „Café Schubert“ oberhalb der Kirche bekannt, das beim Bombenangriff am 15. Februar 1945 total zerstört wurde. In Geyersdorf gab es das „Café Schweizer Hof“, das seit 1924 von Arthur Weber geleitet und 1938 geschlossen wurde. Es ist im Schweizer Landhausstil erbaut und steht noch heute an der Chemnitzer Straße 14, nach dem Straßen-Abzweig nach Wiesa direkt an der Kurve. Es war mal, vor dem Ausbau der B 95, Teil des so genannten „Schweizer Dörfel“ (Foto), was insbesondere um 1930 durch den Betreiber Paul Kreher und dessen Töchter (von denen eine einen Schweizer zum Mann hatte) mit Leben erfüllt war.
Am unteren Kirchplatz, gegenüber dem Luther-Denkmal, ist die Einkehr beim „Zum Türmer” ein Genuss. Im altehrwürdigen Gemäuer werden dem Gast typische erzgebirgische Gerichte nicht nur auf der Speisenkarte versprochen, sondern aus der Küche auch wahr gemacht. Unaufdringlich und freundlich sind hier junge Kellnerinnen im unteren Gastraum oder über die Treppe nach oben stets unterwegs, um feine Wildgerichte mit Klößen oder Fiedler-Schwarzbier zu schleppen. Dem Gasthaus ist eine kleine Pension angeschlossen, die man durchaus empfehlen kann. Die zentrale Lage, der Blick zur Kirche und das gute Essen beim „Türmer” sind es dann vermutlich auch, die der sogenannte Annaberger “Künstlerstammtisch” (an dem fast nur noch Lebens-“Künstler“ zu finden sind) zu seinem Treffpunkt erkoren hat. Gleich um die Ecke in der Großen Kirchgasse befindet sich in einem uralten Haus das “Kaffee Anna”, wo man zwar auch Kaffee trinken kann, aber die Küche viel mehr mit schmackhaften regionalen aber auch internationalen Speisen überzeugt. Besonders gern wird in der warmen Jahreszeit der romantische Innenhof besucht.
Wen es wundert, dass hier eine Kantine, nämlich das „Theater-Restaurant” zu besuchenswerten Kneipen gezählt wird, der war noch nicht dort. Vor und nach den Vorstellungen kann man hier bei fast preiswerten und recht gut zubereiteten Gerichten – darunter liebenswert „historischen” wie Soljanka und Würzfleisch – den Theater- oder Konzertabend einleiten bzw. ausklingen lassen. Eine freundliche und flinke Bedienung sorgt dafür, dass das Radeberger vom Fass immer gut nachgeschenkt wird, wenn auch an den Weinqualitäten noch gearbeitet wird. Bedauerlich nur, dass dieses gastronomische Kleinod im Theater (aus rechtlichen Gründen) nicht ganztägig den Gästen zur Verfügung stehen darf.
Allen Unkenrufen, dass mit dem Wirtswechsel im „Pöhlberg-Restaurant” auf dem gleichnamigen Hausberg der Stadt auch ein Qualitätswechsel einher gehen würde, kann heftig widersprochen werden. Das ganze Gegenteil ist der Fall: Auf dem Pöhlberg zu speisen ist wieder - mit leichten Schwankungen - ein Erlebnis. Nicht nur die Auffahrt oder der Aufstieg, dann der Rundblick oder die Wandermöglichkeiten, nein auch die stilvoll-traditionell eingerichteten Gasträume laden zum Verweilen ein. Man trifft dort auf aufgeschlossenes Personal, das am Nachbartisch Ortsfremde in die Geheimnisse der erzgebirgischen Küche einzuweihen versucht. Die ist hier oben auf 835 m ziemlich gut ausgeprägt. Aber auch andere Gerichte der internationalen Küche sind auf der Karte zu finden. Selten kann man z.B. im Erzgebirge einen so prima zubereiteten Teufelsfisch, nein, Teufelsfischbäckchen, wie in diesem Restaurant auf den Teller bekommen. Nun, gut, wer fährt schon ins Erzgebirge, um Bäckchen vom Teufelsfisch zu essen…? Wer aber weiß, dass die erzgebirgische Küche nicht unbedingt zu den leichtesten der Welt gehört, könnte vielleicht für einen solchen alternativen Hinweis dankbar sein. Unschlagbar sind aber auch hier die Klöße, die Schwammesupp (also Pilzsuppe) und die sehr schmackhaften Natur-Soßen. Rustikal eingerichtete Hotelzimmer und ein Blick vom Pöhlbergturm ins weite Erzgebirgsland erhöhen noch den Genuss dieses Lokals. Hier geht´s zum Pöhlberg-Film.
. Im Hotel „Goldene Sonne” sind Familienfeiern von freudig bis traurig – also auch Klassentreffen - immer ein voller gastronomischer Erfolg. Das Essen ist schmackhaft, an den Getränken ist nichts auszusetzen, das Personal ist gut drauf – und die Preise? Auch sie entsprachen der Leistung. Neben typischen erzgebirgischen Gerichten, sind hier auch weltläufige auf der Karte zu finden, für die sich die Küche keineswegs schämen muss. Ganz im Gegenteil. Wildgerichte sind hier besonders zu empfehlen. Und die Zimmer auch. Sie sind recht modern eingerichtet und im stillen Bereich der Stadt angesiedelt – teilweise mit Blick zum alten Friedhof, der jetzt ein Park ist. In fünf Minuten ist man auf dem Marktplatz. Vom nicht weit entfernten Busbahnhof aus kann man bequem die vielen kleinen Erzgebirgs-Orte erreichen.
Eigentlich sind Besuche in Kaffeehäusern nicht unbedingt die Sache von „Gutguschn”. Aber wenn es draußen kalt ist – und das ist es in Annaberg nicht selten – dann ist das “Ratsherren-Café” (Zeidler-Haus) am Markt eine wohltuende Oase. Freundliche Frauen, die sich um Tempo bemühen, bewirten hier den Gast mit wirklich feinem Gebäck (Eierschecke und Hutzenkuchen!) aus der hiesigen Großbäckerei. Um Weihnachten ist es ein fast reines Stollenlokal. Eine eigene Teekarte ergänzt die schmackhaften Kaffeesorten. Der Laden ist meist gut besucht – von Laufkundschaft und solchen mit Sitzfleisch. Wenn man seine Ruhe haben möchte, dann am besten auf der Galerie mit ihren wechselnden Ausstellung, die viel zu wenig Beachtung finden.
In der oberen Stadt, nahe der katholischen Kirche, eben am alten „Böhmischen Tor”, konnte man in der Gaststätte selben Namens, neben wohlschmeckenden erzgebirgischen Gerichten, auf Bestellung auch vom „Heißen Stein” essen. Hier traf man auch Einheimische, die schon seit Jahren im „Böhmischen Tor” verkehrten. Früher sang und trank hier auch der „Tannhäuser” –Männerchor seine Lagen. Die Pensions-Zimmer waren etwas gewöhnungsbedürftig. Die alte Kneipe wurde geschlossen und in Wohnungen umgebaut.
Wer Live-Musik mag oder musikalisch-literarische Programme erleben will, der ist im „Papperla Pub”, der Szenekneipe der Stadt – mit vielem jungen Volk, aber nicht nur – genau richtig. Die Küche bietet Internationales mit leichtem erzgebirgischen Akzent. Bar und zwei kleine Räume übereinander sind der Anziehungspunkt für Spätheimkehrer. Der Wirt ist ein Freund der Künste. Er hat die Auftritte vom bereits verblichenen Stadttheater Tenor und Regisseur Jochen Helbig und anderen (noch unter uns weilenden) Künstlern ermöglicht. Derzeit wird mehr Blues geboten, was der Stadt und der besuchenswerten Kneipe gut zu Gesicht steht.
Unweit davon, in der Klosterstraße 15, war einst “Suchowatys-Restaurant”, der Ukrainer Iwan Suchowaty betrieb von 1864 bis 1871 vermutlich ein Nationalitätenrestaurant. In der Nr. 13 der Klosterstraße öffnete 1874 die Wirtsfamilie Fischer das Restaurant “Fortuna”, das 1902 unter dem Wir Mauersberger (wegen der Nähe zum Gericht) in “Gerichts-Schänke” umgetauft wurde. Bei diesem Namen bleib es auch unter Ludwig Grabner und seinem Sohn, der ab 1955 die Kneipe übernahm. Ab 1990 bis 2007 versuchte Peter Beck im ehemaligen “Fortuna” sein Glück. Seitdem steht auch dieses Gasthaus leer.
Am Büttnerplatz 2 hatte 1875 Roben Reichel das spätere “Tackens Restaurant” (ab 1884 unter diesem Namen) eröffnet und 1914 wieder geschlossen.
“Treuters Restaurant” befand sich seit 1886 in der Großen Sommerleite 24. Bis 1956 war dieses Lokal mit seinem Tanzsaal auch unter dem Namen “Zum Wohle” bekannt, in dem gern und viele WISMUT-Kumpel einkehrten.
Das „Rumpel de Pumpel”, ein uralter Bierkeller mit 80 Sorten Gerstensaft, in Marktnähe, alternativen Erzgebirgsspeisen und viel ungarischem Langos (jenem Hefegebäck, das die Türken einst nach Ungarn brachten und das mit allerlei Aufstrichen gegessen wird) ist eine sehenswerte, gastronomische Besonderheit der Stadt - gewesen. Den Namen hatte sich die Kneipe vom Erzgebirgs-Original und Heimatdichter Arthur Schramm geklaut, der während der Wismut-Zeit gedichtet haben soll „Rumpel de pumpel, weg war der Kumpel!” Und noch etwas hatte diese Kneipe, was andere in Annaberg kaum haben: Man konnte hier bis 2 Uhr in der Früh sitzen bleiben. Die Zeit brauchte man aber auch, um wenigstens die Hälfte der angebotenen Biersorten zu verkosten. (War schon mal geschlossen, dann kurzzeitig wieder belebt. Jetzt steht das Kellerlokal wieder leer.)
Neben der „Alten Brauerei” in der oberen Stadt, ist das „Ratsherrenbad” hinterm Rathaus die wohl angesagteste Diskothek der Stadt - gewesen. Man sollte sich durchaus mal dorthin verlaufen habe (konnte man noch 2006 schreiben), falls im gastronomischen Bermuda-Dreieck von Annaberg (Rumpel de Pumpel, Pappala Pub und Ratsherrenbad) die Plätze knapp werden. Schmackhaftes Essen, besonders gute Salate und große Gläser Radeberger Bier laden ein. Klar, die Musik muss hier laut sein, sonst müsste man sich ja unterhalten. Aber worüber? Na, vielleicht über all die anderen Kneipen, die noch heimgesucht werden sollten in diesem gastfreundlichen Annaberg-Buchholz… (Auch das Ratsherrenbad ist schon lange dicht!)
Georg der Bärtige, der Stadtgründer von Annaberg, oder der Ablasshändler Johannes Tetzel – der sich achtmal in der Stadt aufgehalten haben soll, diese hohen Herrschaften nahmen meist im Franziskaner-Kloster Quartier. Für die anreisenden Adligen und Bürger standen frühzeitig Übernachtungsmöglichkeiten auch in Form unserer heutigen Hotels zur Verfügung. Von den einst fast zwanzig Hotels sind heute vielleicht noch vier übrig geblieben, allerdings sind auch neue Übernachtungsmöglichkeiten durch Pensionen oder Privatzimmer hinzugekommen. Zu den ältesten unter den Annaberger Absteigen (das Wort war einst nicht negativ belegt) gehört das „Hotel Wilder Mann“ (neben der „Goldenen Gans“, 1497), das 1496 von Hanns Kirsten errichtet wurde und bis 1945 immer in wechselndem Privatbesitz war. Die historische Bausubstanz wurde bei den Zellstern-Gewölben und der Balkendecke im Gastraum „Silberbaum“ beibehalten. Ansonsten ist das Haus nach modernen – aber nicht immer zweckmäßigen und die Tradition bewahrenden - Gesichtspunkten um- und ausgebaut worden. Es gehört noch immer zu den ersten Häusern am Platze - zumal es kein weiteres gibt...
Das „Hotel Deutsches Haus“ in der Magazingasse 2 war ursprünglich die Annaberger Garküche, erst ab 1875 unter G. Witte und später der Familie Büchner bekannt, wurde es zum beliebten „Gutbürgerlichen Fremdenhof“. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier eine WISMUT-Küche und ab 1957 eine Handels- und Kochschule untergebracht. 1990 wurde das alte Hotel abgerissen und durch einen Büro- und Wohnneubau ersetzt.
Im Zuge der Bismarckverehrung (dieser Blut-und-Eisen-Kanzler ist bis heute Ehrenbürger der Stadt Annaberg!) wurde 1898 in der Bismarckstraße (heute Straße der Einheit) das „Hotel Fürst Bismarck“ errichtet, das bis 1923 existierte und dann zu Wohn- und Bürozwecken genutzt wurde.
Das „Hotel Goldene Sonne“ in der Adam-Ries-Straße wurde 1871 von der Familie Schürer eröffnet und 1886 um- und ausgebaut. 1945 waren hier Teile der sowjetischen Kommandantur untergebracht, ab 1948 erst das Arbeitsamt, dann die WISMUT-Verwaltung, später Wohnungen, seit 1976 war es HO-Gaststätte und seit 1990 ist Christine Flemming hier die Chefin.
In der Bahnhofstraße 26 stand einst seit 1878 das „Hotel Kaiserhof“, auch als „Hotel am Emilienberg“ (1866 erbaut) weithin bekannt. Es wurde aber nach sechs Jahren wieder geschlossen.
Als „Hotel Carola“ wurde 1805 das spätere „Hotel Klosterhof“ (1890, Georg Richter) an der Ecke Frohnauer Gasse/Häuergasse errichtet, das ab 1945 als lautstarkes Tanzlokal mit billigen Zimmern für WISMUT-Kumpel bei der Bevölkerung nicht unbedingt beliebt war. Es wurde 2002 abgerissen.
Ein sehr beliebtes Hotel war auch der „Kronprinz“ in der Wolkensteiner Straße 6, wo bis 2014 noch das Café AnnaBella die Besucher erfreute. Ursprünglich wurde das Haus als Garküche für die Arme Bevölkerung zu Beginn des 19. Jahrhunderts genutzt. 1885 brannte es bis auf die Grundmauern nieder, erst 1871 errichtete Rockstroh hier sein Hotel, das nach 1945 den Namen „Stadt Dresden“ erhielt, später auch „Dresdner Hof“ (1968), zwischendurch befand sich hier mal ein Schwesternhaus/Krankenhaus, das von den Annabergern als „Nonnenkloster“ bezeichnet wurde. 1999 zog hier das Arbeitsamt ein, dann Teile des Landratsamtes, die Bücherei während ihrer Umbauphase und schließlich 2009 das beste Kaffee- und Teehaus Annabergs. Wegen Mietstreitigkeiten beendete die Betreiberin das erfolgreiche Geschäft und Lokal, das seit 2014 leer steht.
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Echte Erzgebirgs-Küche, also “ERB-Gerichte”, präsentiert und verkostet von Veronika Hiebl, Gotthard B. Schicker, Barbara Klepsch und Matthias Ließke (v.l.n.r.) im Pöhlbergrestaurant Annaberg-Buchholz
Auch das heutige Kulturzentrum Erzhammer war früher ein Hotel namens „Museum“ und das „Größte und modernste Haus am Platze“ wie es in einer Werbung aus dem Jahre 1936 heißt. Mit seinem feinen Restaurant, den beiden mit Stuck verzierten Sälen (der große „Friedrichsaal“ war ein Spiegelsaal) im Obergeschoss und den modern eingerichteten Zimmern, dem alltäglichen Tanztee – und der Commerzbank auf der Marktseite – war das eine sehr gute Adresse. Ab 1946 wurde es zum Kulturhaus der WISMUT unter dem Namen „Erzhammer“, dann „Haus des Gastes“, und heute ist es mit der „Manufaktur der Träume“ (Umbau 2007-2010), dem Tourismus-Zentrum sowie den zahlreichen kulturellen Angeboten in Zirkeln und Arbeitsgemeinschaften das Kulturzentrum von Annaberg-Buchholz - ein “Haus des Gastes” ohne Gasthaus geworden.
Dort, wo sich am Markt, neben dem Brabara-Uthmann-Haus (heute Freie Presse), ein griechisches Lokal befindet, war einst das „Hotel zur Post“ beheimatet. Zunächst wurde es nach seinem Besitzer als „Hotel Händler“ bezeichnet, dann ab 1930 als „Hotel & Café Kralsbad“. Ab 1946 war das Rundfunkgeschäft Rufemo von Walter Noak hier tätig, dann lange geschlossen, bis 1990 das griechische Restaurant „Akropolis“ eröffnete.
Um die vielen durstigen Kehlen mit ausreichend Gerstensaft zu versorgen, reichte es nicht mehr, nur reihum in den Häusern zu brauen (Reiheschank), es mussten Brauereien errichtet werden. Die Chroniken wissen von elf großen und kleineren Brauhäusern, die sich in Annaberg und Buchholz befanden. Ganz im Gegensatz zu anderen Gegenden Deutschlands (wie z.B. Franken), haben die kleinen Brauereien im Erzgebirge nur vereinzelt überleben können, in Annaberg sind sie gänzliche ausgestorben:
Die wohl älteste Brauerei dürfte die in der Kleinen Kirchgasse 30 gewesen sein, die 1508 von Michael Schönlebe (Brauhaus Schönlebe) aus dem Haus- oder Reiheschank hervorging und später von Johann Wiesermann übernommen wurde. Von 1542 bis 1603 ist Christian Claus und Familie nachweisbar, danach brannte beim großen Stadtbrand 1604 das Haus vollständig ab.
Auch in der Kleinen Kirchgasse 8 betrieb ab 1815 eine Schwester des Carl Köselitz, Therese Köselitz, das vormalige “Brauhaus Koch”, das bis 1923 existierte.
In der Kleinen Kartengasse 16 wird seit 1623 ein Veit Wollf als Betreiber des dortigen “Brauhauses Wollf” genannt.
In der Wolkensteiner Straße 19 und in der 35 befanden sich ebenfalls Brauhäuser. Das eine wurde von Martin Meyer seit 1774 (vormals “Brauhaus Wahl”) und das andere von Moritz Butter (“Brauhaus Butter”) seit 1890 (wahrscheinlich auch schon früher) betrieben. Und noch weiter oben in der Wolkensteiner Straße 41 soll sich seit 1521 das “Brauhaus Wolf Kratzberger” befunden haben.
Im Hinterhaus der Großen Kirchgasse 4 braute seit 1604 Barbara Zieglers Witwe (so hieß auch ihr Brauhaus) verschiedene Kräuterbiere. Dort wurde auch eine Alchimistenstube vermutet, die mit der einstmals ältesten Apotheke der Stadt (Mittelgasse 2/Ecke Große Kirchgasse, ehem. Hut-Schmidt) zusammen gearbeitet haben soll.
Auch das Restaurant “Bellevue” (später: Schöne Aussicht) betrieb neben der Schankwirtschaft auf der Adam-Ries-Straße 16 eine Brauerei.
Auf der Großen Kirchgasse 16 soll sich im 16. Jahrhundert das “Annaberger Brauhaus” befunden haben. Das würde bedeuten, dass im jetzigen Erzgebirgsmuseum einst auch Bier gebraut wurde. Es ist aber auch möglich, dass es das Haus oberhalb war (spätere “Sängerhalle”, heute Sparkasse), das 1796 total abbrannte.
Die eigentliche “Annaberger Stadtbrauerei” befand sich in der Lindenstraße 47, wo in Teilen die Gaststätte “Wolpertinger” aktiv ist. 1879 begann hier Hermann Fichtner Bier zu brauen, er wurde dann 1889 von Wilhelm Beinert, 1894 von Wilhelm Kappenmayer und Max Omar abgelöst. Vermutlich wurde die Brauerei um 1935 geschlossen. Von 1942 bis 1952 wurde sie als Gemüselager der Firma Walter Preil genutzt, dann wurde Teile durch die Vulkanisierwerkstadt Teubner und später vom KONSUM “Möbelfundus” übernommen. Als auf dem Schutzteich noch Bootsfahrten möglich waren, diente ein Teil der ehemaligen Brauerei (Hopfenschuppen) zum Einlagern der Boote im Winter.
Die “Stadtbrauerei Buchholz” auf der Brauhausstraße 7 ist auch etwa um 1860 errichtet worden. Sie war bis 1945 in vollem Betrieb. Ab 1955 wurden die Gebäude von Annaberger Schlachthof (Geflügelverarbeitung und Wurstfabrikation) übernommen und ab 1969 dem Verfall preis gegeben, so dass es 1975 angerissen wurde.
Gastronomie in Buchholz:
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Ebelings Restaurant - eine alte Buchholzer Gaststätte
Aus: Erzgebirgische Heimatblätter, Nr. 40 - Sonntag, den 16. Oktober 1927
In den stillen Winkeln und Gassen unseres alten Buchholz webt die Erinnerung manch seltsame Fäden, die uns zurückführen in die gute alte Zeit. Manch altes Gebäude, in dem sich heute die Räder moderner Maschinen drehen, zeigte doch früher ein ganz anderes Gesicht. Steht da versteckt im oberen Teil der Stadt auf der Silberstraße ein Haus. Das Zeitalter der Industrie hat es einem großen Komplex von Fabrikgebäuden einverleibt, so daß es manch alter Buchholzer, könnte er einen Blick aus dem Jenseits zu uns tun, in dieser neuen Umgebung kaum wieder erkennen würde. Aber nicht wahr, wenn wir das Bild in unserer heutigen Heimatblatt-Ausgabe so recht betrachten, dann sieht man dem Bauwerk den Stempel der alten guten Zeit schon an. Hat man das Schild des alten Gasthauses auch längst abgehängt, so verrät doch die ganze Bauweise und insbesondere der Anbau noch heute den einstigen Zweck der Räumlichkeiten.
Wie sich die Zeit doch ändert. Der Buchholzer Jahrmarkt ist soeben vorüber. Seine Spuren sind im Zentrum der Stadt geblieben. Bis hinauf zur Silberstraße hat sich wohl höchstens ein fahrender Bettelmusikant verloren. Aber früher - ja früher, als der alte Albin Ebeling noh lebte - da war das anders, da hättet ihr einmal einen Jahrmarktsrummel in Ebelings Restaurant mit erleben müssen. War das ein Jahrmarktsleben und ein Betrieb. So fröhlicher und guter Laune, wie sie damals herrschte, können wir neuen Buchholzer gar nicht mehr sein. Die biederen alten Bürger freuten sich auf solch harmlose, feuchtfröhliche Stunden in der alten Stammkneipe schon Tage vorher. In der Tat, der alte launige Wirt verstand es aber auch, seinen Gästen mit einem gediegenen Jahrmarktsprogramm aufzuwarten. Fahrende Spielleute aus dem "Böhmischen" kehrten hier ein und Albin Ebeling zog in bester Laune selbst mit der großen Pauke auf und schlug zur fröhlichen Jahrmarktsmusik den rechten Takt. War das ein Betrieb. Gar manches Mal ging es die Nacht hindurch bei fröhlichem Sang und Becherklang. Vom hohen Turm hatte die alte Uhr schon längst die Mitternachtsstunde verkündet und durch stille Gassen der Stadt geisterte der Mondenschein. - Aber drüben in Ebelings Restaurant, da ging es noch immer lustig zu. Wenn wir unser Bild genau betrachten, so erkennen wir rechts neben der Haustür unter den 3 kleinen Fenstern eine Holzbank. Der Mauerausschnitt für diese Bank ist an dem Gebäude heute noch sichtbar. Großmütterlein hat vielleicht manches Mal auf dieser Holzbank gesessen, als sie noch als junge Frau hinüber zur "Pauline" ging. ebenso beliebt wie der Wirt bei seinen Gästen gewesen ist, war es die Frau Wirtin. Was Küche und Keller Gutes boten, das dankten die Gäste der tüchtigen Hausfrau, als die Frau Pauline Ebeling in dem alten Restaurant schaltete und waltete. Zu dieser liebenswürdigen, guten Frau kamen die Nachbarinnen und Frauen der Gäste gern zu einem traulichen Hutzenabend oder zu einem Plauderstündchen. Auch ein Kaffeekränzchen wurde bei der Frau Wirtin regelmäßig abgehalten. Wer die liebe Frau gekannt, erinnert sich ihrer heute noch gern und freut sich, wenn sie nach langer Abwesenheit von Dresden aus ihr liebes Buchholz wieder einmal aufsucht. Frau Pauline Ebeling lebt bekanntlich noch heute in Dresden bei einem ihrer Söhne. - Dort, wo heute große Fabrikmauern hinter dem Häuschen sich aufbauen, da befand sich früher ein großer schöner Garten. Eine Treppe führte hinunter nach dem Möckelschen Grundstück. In diesem Garten befand sich ein Musikpavillion. Hier wurde von seiten der Vereine der edlen Musika gehuldigt und unsere Gesangvereine hielten hier ihre Abende ab. Auch fröhliche Gartenfeste wurden beim Klange der Lieder und Weisen abgehalten und Großmütterlein wiegte sich in Großvaters Arm lustig im Tanz. Solch eine fröhliche Tänzergruppe soll sogar in früher Morgenstunde einmal an der Ecke der Silber- und Schlettauer Straße beobachtet worden sein. Eine Hochzeitsgesellschaft war es - den Glücklichen schlug keine Stunde!
Schlagen wir in der alten Buchholzer Chronika nach, so finden wir unsere Angaben über das Ebelingsche Restaurant amtlich bestätigt. Es heißt hier in trockener Amtssprache, daß auf der Silberstraße im Hause Nr. 268 A des Brandkatasters von Buchholz, das ist das Haus, welches unser Bild heute zeigt, die Schankwirtschaft betrieben wurde. Seit wie lange in dem alten Gebäude die Schankgerechtigkeit ausgeübt wurde, läßt sich freilich nicht gebau sagen. Der erste Wirt war aber wohl Albin Ebeling, der von 1867 bis zum Jahre 1903 die Schankkonzession ausübte. Nachfolger war dessen Sohn, der vielen jetzt als rühriger Gambrinuswirt in Annaberg bekannte Heinrich Rudolf Ebeling. Von Ende 1907 ab übernahm das Restaurant dann ein gewisser Alban Paul Seidel und von Februar 1908 ab war Wirt der ebenfalls vielen wohl vertraute Rudolf Städtler, der jetzt auf der Silbertraße einen Material- und Grünwarenhandel betreibt. Im Jahre 1915 wurde die Gastwirtschaft stillgelegt, infolge schlechten Geschäftsganges. Das Gebäude hat dann die Firma A. E. Kunze erworben. Im Hause befinden sich Wohnungen von Kunzeschen Arbeitern und Lagerräume. - Das vordere alte Gebäude soll nach der Posamentierchronik 400 Jahre alt sein. So weit man zurückblicken kann, wurden früher Zigarren darin gemacht. Bevor es Restauration wurde, diente es der Gardinenhalter-Fabrikation. Viele Vereine haben in dieser Gastwirtschaft getagt. Vor allem hat der M.-G.-V. "Liederkranz" hier in Ebelings Restaurant herrliche Stunden verlebt. Albin Ebeling war selbst ein begeisterter Sänger und stand als 1. Baß hoch im Ansehen. So fehlte der Wirt nie im Kreise seiner Sangesbrüder und hat diesen manch unvergeßliche schöne Stunden bereitet.
Auch der Militärverein "Kameradschaft", Selbständige Posamentiere, Homöopathischer Verein, Bürgerverein, Kreuzbruderverein u. a. m. kehrten regelmäßig zu ihren Abenden in Ebelings Restaurant ein. Auch als Skat- und Doppelkopfspiellokal war das Restaurant bestens bekannt.
Wenn wir weiter von den Preisen hören, zu denen man damals in Ebelings Restaurant Einkehr halten konnte, so wird unsere Sehnsucht nach der Rückkehr der guten alten Zeiten immer größer. Ein Glas Buchholzer Bier gab es für 8 Pfg., der große Literkrug wurde für 10 Pfg. kredenzt. Zum guten Bier gab es ein Bündel Heu, wie man bei uns noch heute eine Portion Käse mit Butter und Brot zu nennen beliebt. Eine Portion Quärkel kostete 4 Pfg. Das alles klingt wohl wie ein Märchen aus guter alter Zeit und ist doch Wahrheit gewesen.
Unvergeßlich bleiben auch die Weihnachtsfeiern in Ebelings Restaurant. Am Vormittag des 1. Weihnachtsfeiertages versammelten die Wirtsleute ihre Gäste um den brennenden Christbaum. Die Fensterläden wurden geschlossen, damit im Gastzimmer die stille, heilige Nacht Einzug halten konnte. Weihevoll erklangen die Christlieder des Männerchores: Ehre sei Gott in der Höhe - und Frieden war auf Erden unter den Menschen.
Denken wir uns nun überall in den trauten Gassen und Winkeln unsrer Heimatstadt ein solch fröhliches Menschengeschlecht, das von der Hatz unsrer Tage nichts gewußt, das frei und fröhlich bei einander lebte, so beginnt der Zauber der Kleinstadt seine Fäden zu spinnen und vor uns ersteht das alte Buchholz mit all seinen reichen Erlebnissen und Erinnerungen.
Weitere Gaststätten in Buchholz:
Da wäre zunächst und noch immer (wieder) der "Blutigen Knochen" zu nennen, der mit bürgerlichen Namen auf "Bergkeller" in Buchholz hört und wo man sich heutzutage ganz selten “blutige Knochen” holt, dafür ist aber die Hausmanns-Küche dort sehr zu empfehlen. In einem alten Wohnhaus an der Frauenstraße 23 /Ecke Bergstraße hat Karl Schönfelder erst seit 1932 einen Ausschank betrieben, der von seiner Frau Paula 1945 zu einer richtigen Kneipe ausgebaut wurde. Fünf Jahre später übernahm Franz Gyra die Wirtschaft. Ab etwa 1975 wechselten ständig die Pächter, dann mal längere Zeit geschlossen und seit 2013 wieder in hoffentlich stabilen Wirtshänden (siehe HP).
Etwas früher, nämlich im Jahr 1928, hat Julius Mauersberger in der Karlsbader Straße 90 den “Felsenkeller” eröffnet, der bis heute - unter wechselnden Pächterschaft - besteht.
Auch in der Karlsbader Straße 37 gab es das Restaurant “Bierast”. Ein prima Name für eine Bierkneipe, wenn der erste Wirt 1927 Curt Bierast hieß. Seine Witwe übernahm das Lokal 1932. Vermutlich hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr geöffnet.
Das alte “Café Schubert” in der Schlettauer Straße 12 (seit 1930 Ferdinand Schubert, dann Ernst Schubert) wurde beim Bombenangriff auf Buchholz im Februar 1945 gänzlich zerstört. Ob diese Schuberts mit denen von “Schuberts Restaurant” auf der Buchenstraße 23 verwand waren, ist nicht bekannt. Arthur Schubert betrieb hier seit 1920 die so genannte “Scharfe Ecke” bis 1945, danach von mehreren Pächtern betrieben bis ein Lebensmittelmarkt ein - und bald wieder auszog.
Ebenfalls bei Bombenangriff auf Buchholz wurde die “Glückauf Schänke” in der Kirchgasse 4 zerstört, die ab 1910 gegenüber der Kirche von Eduard Schubert und ab 1931 von Paul Schreiber betrieben wurde.
Auch in der Schlettauer Straße 40 befand sich die “Schankwirschaft Erholung”, die seit 1928 von Rosa Lang (wie lang ist nicht bekannt) betrieben wurde.
In der Schulgasse 4 hat 1913 Anton Strobel den “Goldenen Löwen” eröffnet, während der “Heitere Blick” (liegt schon auf Schlettauer Flur) in der Alten Schlettauer Straße 70 seit 1932 von Max Hermann und seit 1993 Familie Langer betreut wird.
Die Qualität der Kneipe (Karlsbader Straße 68) „Dumme Sau” (die heißt wirklich so, weil alle Wirte bisher ihre Gäste mit dem liebenswerten „Dumme-Sau-Gruß” bedenken – etwas gewöhnungsbedürftig für Fremde, aber typisch für Einheimische) war immer recht gut. Ob vorbestelltes zahmes oder wildes Schwein, der Wirt und seine Küche ist dabei, wie auch á la carte, einfach Spitze. Hier schmeckt alles ehrlich, typisch – einfach prima. Und als dann die beiden Buchholzer Nachtwächter auftauchten und ihre Schnurren zum Besten geben, wird das Kraut erst richtig fett – wie man hierzulande so sagt, und wie es die „Dumme Sau” auch gerne hört. Leider musste das Lokal, das eigentlich von Paul Förster 1905 (ab 1924 Paul Fröhner) mit dem Namen “Zur guten Quelle” eröffnet wurde, 2013 wegen eines seltsamen Verhältnisses des Wirtes zu den Steuerabgaben schließen. Man sucht dringend einen Pächter.
Es was abseits, auf der Schneeberger Straße 3, gab es das Restaurant “Felsenschlösschen”, das seit 1920 von August Päßler betrieben und in den 70er Jahren als HO-Gaststätte aufgegeben wurde.
Beliebt war auch das attraktive Hotel “Deutscher Kaiser” am Schießhausplatz 3, das nach 1945 “Sachsenhof” hieß und zunächst von der WISMUT, später dann als Kino genutzt wurde. Seit 1932 ist dort die Witwe von Fritz Hager als Betreiberin nachweisbar. Das Gebäude wurde 1965 abgerissen.
Über das andere Hotel “Sächsischer Hof” auf der Katharinenstraße 22, das 1930 von Bartholomäus Solbrig geleitet wurde, gibt es keine weiteren Unterlagen
Das nunmehr auch abgerissene Jugend-Klubhaus “Karl Marx” wurde 1927 als Hotel “Deutsches Haus” (zwei Postkarten) von Arthur Richter eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es per Kauf in das Eigentum der Stadt über und wurde zum “Volkshaus” umgewidmet, in dem der über 400 Personen fassende Saal mit zahlreichen Nebenräumen für Großveranstaltungen, aber auch für Zirkeltätigkeit genutzt wurde. Neben der großen Gaststätte im Erdgeschoss verfügte das Haus über eine sehr beliebte Keller-Bierbar genannt “Der Tunnel”, die -wie das gesamte Haus - 2002 geschlossen wurde. Heut´ erinnert dort nur noch eine Rasenfläche an einst turbulente Zeiten der Annaberger und Buchholzer Jugend, - die es damals noch gab.
Als der Waldschlösschen-Park noch ein Kulturzentrum für die Doppelstadt war, weil hier regelmäßig Veranstaltungen in den gepflegten Anlagen stattfanden, hatte auch das Lokal und spätere Hotel “Waldschlösschen” über Besuchermangel nicht zu klagen. Schon gar nicht um 1930, als Hermann Bochmann dieses beliebte Restaurant mit Tanzsaal, Kegelbahn, Biergarten und ausgezeichneter Gastronomie eröffnete. Nach dem Krieg machte sich auch hier zunächst die WISMUT breit, dann aber kam es 1955 unter HO-Leitung - und die Beliebtheit, insbesondere der Tanzveranstaltungen mit handgemachter Musik, nahm enorm zu. 1982 übernahm das ziemlich herunter gewirtschaftete Haus der VEB OPEW als Betriebs-Gästehaus. Nach der Wende wurde es verkauft, um- und ausgebaut und als von Einheimischen kaum besuchtes Hotel mit instabiler Gastronomie 1995 wieder eröffnet.
Das Hotel “Forsthaus” in der Schneeberger Straße 22 gehört seit 1989 wieder zu den ersten gastronomischen Adressen - nicht nur in Buchholz. Nahe am Buchholzer Wald eröffnete Milda Naumann 1912 dieses schon immer beliebte Ausflugslokal mit Übernachtung. Ab 1953 war es Betriebsferienheim, nach einem Großbrand wurde es geschlossen und nach der Wende als Hotel eröffnet.
Auf dem Weg zum Waldschlösschen befand sich einst die Gaststätte “Waldfrieden” (Waldschlösschenstraße 19), die seit 1903 von Traugott Klemm und ab 1910 von Alfred Willsch betrieben wurde. Die Kneipe war auch unter dem Namen “Neu Buchholz” bekannt, weil sie um 1898 quasi von Frohnau nach Buchholz eingemeindet wurde. Es soll sie bis 1958 noch gegeben haben und von Vereinen genutzt worden sein. Danach wurde das Haus dem Verfall preis gegeben.
An der Talstraße 5 konnte man bis 2006 ganz oben an einem Haus noch die Schrift erkennen “Wettiner Hof”. Seit 1922 betrieb hier Fritz Glauche sein gutbürgerliches Lokal, das nach 1958 als Buchholzer Ambulatorium/Gemeinschaftspraxis genutzt und nach Verfall 2006 abgerissen wurde.
So wie Annaberg, hatte auch Buchholz mal ein richtiges Rathaus mit einem ebensolchen Ratskeller (Markt 1), der seit 1923 (sicherlich auch schon davor, dafür fehlen aber Belege) von Richard Schiebler bis 1941 betrieben wurde. Dann wurde hier eine “kriegsbedingte Ernährungs- und Wirtschaftstelle” eingerichtet mit einer Art Suppenküche. Mit der Zusammenlegung der Beiden Städte (offiziell 1949) verlor das Buchholzer Rathaus, gemeinsam mit der gesamten Stadt, an Bedeutung.
An einer der Außengrenzen von Buchholz, an der Schneeberger Straße gegenüber vom Sportplatz, liegt “Neu Amerika”. Die Kneipe selben Namens wurde 1930 von der Familie Langer als Ausflugsgaststätte eröffnet, ab 1970 war es dann Sportler-Heim und Fußball-Gaststätte (liegt schon auf Schlettauer Flur).
Über das “Schützenhaus” auf dem Schützenweg (Buchenstraße) ist nur bekannt, dass das Domizil des Buchholzer Schützenvereins war, zumal hinterm Haus auch ein Schießstand war, und der Betreiber 1923 Franz Hertel hieß. Auch zum Restaurant “Reichspost” (Foto: gegenüber der ehem. alten Post in der Karlsbader Straße) ist nicht weiter bekannt. Das trifft auch auf die Weinstube “Loreley” zu, die in der Brauhausstraße 22 gewesen sein soll.
Unserem Nachtwächter und Heimatforscher Rainer Eckel sind folgende Ergänzungen zu Buchholzer Gaststätten zu verdanken:
“Püschels Restaurant” (Friedrichstraße 16), Gaststätte “Garküche” (Brauhausstraße 11), Gaststätte “Restaurant zur Post” (Karlsbader Straße 21, 1906 abgerissen, Gebäude der OZ errichtet, Betreiber: Max Pursch übernimmt die “Reichspost”), Gaststätte “Zum Stadtfelsen” (Bergstraße 18), Gaststätte “Städtlerwäldchen” (Kaiserstraße 29), Schankwirtschaft “Hopfenblick” (Karlsbader Straße 45), Gaststätte “Buche” (Buchenstraße 2), Bahnhofsgaststätte (Bahnhof 1), Haltepunkt (Königstraße, seit 1902), Gaststätte “Dreiländereck” (Bärensteiner Str. 8, seit 1914), “Schlachthofrestaurant” (Schlachthofstraße 6, seit 1914), Weinstube “Rebstock”, (Bismarkstraße 19, seit 1914)
Gastronomie in Frohnau:
Frohnau war ursprünglich ein eigenständiger Ort, in dem 1496 - vermutlich im Garten des Frohnauer Hammers (ehemals Getreidemühle seit 1436) - die “Neustadt am Schreckenberg”, das spätere Annaberg, - von Herzog Georg dem Bärtigen gegründet wurde. Weit bevor man das Dorf 1996 nach Annaberg eingemeindet hatte, besaß Frohnau besuchenswerte Gaststätten, von denen nur noch ganz wenige übrig geblieben sind. Allen voran und weitbekannt der Frohnauer Hammer: Es gibt Leute, die meinen, dass man im „Frohnauer Hammer” (zwei Fotos vom Gastraum) am besten essen gehen könnte.
Diese „Gutguschn” aus nah und fern, die in das alte Lokal einkehren, mögen vielleicht sogar recht haben. Insbesondere in letzter Zeit hat sich die Küche sehr positiv entwickelt. Wobei man heutzutage kaum in einem Lokal der Hauptstadt des Erzgebirges gastronomisch restlos enttäuscht wird, obwohl die Erzgebirger ziemlich unkritisch sind, - jedenfalls den Wirten und Köchen gegenüber scheuen sie die direkte Konfrontation, man meckert lieber hintenrum oder geht nicht mehr hin. In den Hammer geht man aber immer wieder gerne. Neben den sehr schmackhaften Erzgebirgsgerichten (mittlerweile aber auch Staeks aus Argentinien), die hier die Küche verlassen, ist es vor allen Dingen auch die Atmosphäre in diesem uralten Gasthaus - obwohl es erst 1937 (manche meinen ab 1910) zur Gaststätte wurde und damals von Max Lorenz - heute von Stephan Feller - geleite wurde. Vorher war es das 1697 erbaute Herrenhaus für die Hammerschmiedemeister (Martin war der letzte seiner Zunft). Leider wird auf diese Frohnauer Attraktion (Museum im Herrenhaus mit Gaststätte und mehr als 400jährigem Hammerwerk mit Führung) im Zentrum von Annaberg viel zu wenig hingewiesen, obwohl Frohnau zu Annaberg gehört und dessen eigentliche Wiege ist.
Sollte der Frohnauer Hammer von Gästen überfüllt sein, lohnt sich auch ein Besuch von Hotel und Gaststätte „Zur Schmiede” mit Biergarten. Sie befindet sich gleich neben Langs schönem alten Erzgebirgs(fachwerk)haus in Frohnau und ist neueren Datums. Die erzgebirgischen Lichtelabende zu gutem Essen sind dort besonders beliebt. Die Gäste können in zwei Ferienwohnungen und in paar Zimmern die Ruhe am kleinen Teich im Garten-Park hinterm Haus genießen.
Eine verschwunden Attraktion zur Einkehr an einem historischen Ort war die Gaststätte “Zur Bäuerin” (Bäuerinnenweg 65), das seit 1923 von der Familie Emil - und seit 1934 - von Johanne Hofmann betrieben wurde. Sie bestand schon seit 1870 mit Waldgarten, nur können die vorhergehenden Besitzer nicht nachgewiesen werden. Es soll sich einst um eine reiche Bäuerin gehandelt haben, die sich hier oben in Wein badete, wie die Legende meint.
Hans Einenkel eröffnete ab 1925 - ab 1936 seine Witwe Helene - an der ehemaligen Silbergrube “Markus Röhling” (Markus-Röhling-Weg 32) eine Gaststätte gleichen Namens mit Biergarten, die auch heute noch - meist an den Wochenenden - bewirtschaftet wird. Auf dem Weg zum Restaurant (von der ehem. Eisengießerei aus) kam man an der Ausflugs-Gaststätte “Tausend Ritter” vorbei, die seit 1928 von Kurt Meyer geleitet wurde, aber seit Jahren verfällt.
Es gab auch einen Gasthof, der sich nur “Frohnau” nannte und in der Hauptstraße 81 seit etwa 1900 zu finden war. Johannes Zippel war hier 1929 einer der Gastwirte, ab 1945 übernahm Max Spindler bis in die 60er Jahre. Abgerissen wurde es wegen Baufälligkeit 1965. Dieser Gasthof war auch ein sehr beliebtes Tanzlokal (Kirmestanz auch vor dem Lokal). Später wurde ein Saal angebaut, in dem noch mehr Platz für Tanzwütige war und in dem auch kleine Theaterstücke zur Aufführung kamen. Besonders begehrt war der Ort zur WISMUT-Zeit.
Lina Mann - eine der wenigen Wirtinnen - betrieb das Restaurant “Hüttengrund” seit 1930, die vorhergehenden Wirte waren nicht zu ermitteln. Vermutlich war es ganz früher ein Ausspann (Kretscham), an dem die Fuhrleute Rast machten um “E Bündl Hei” für ihre Pferde (Heu) und für sich (Butter-Bemme mit Käse) zu bekommen. Das Gebäude stand noch bis 2003, dann wurde der Platz für die Handtmann-Gießerei gebraucht.
Vorläufige Schlussbemerkung:
Mit der gastronomischen Kultur ist es heutzutage in Annaberg-Buchholz mittelmäßig - und im OT Buchholz miserabel - bestellt. Noch immer fehlt allerdings in der Hauptstadt des Erzgebirges die typische Erzgebirgskneipe, die Hutznstub, in der sich nicht nur der Erzgebirger wohl und zu Hause fühlt, sondern wo auch der Auswärtige unsere Lebensart original erleben und bei heimischen ERB-Gerichten genießen kann. Und wenn so mancher Gast oder Gastronom zu dem Schluss gekommen sein sollte, dass es nämlich solche Kneipen nur außerhalb der Stadt in traditionsbewussten erzgebirgischen Dörfern oder anderen Kleinstädten gibt, dann hofft man wirklich, dass so mancher noch unentschlossene Gastwirt einmal nach Bayern oder Franken schaut, wie dort kulturelle Identität auch über eine tief verwurzelte und ernsthaft gepflegte Gaststätten-Kultur bewahrt wird. Das ist keine Sehnsucht nach Nostalgie, sondern nur eine Warnung vor nicht wieder gutzumachenden Fehlern, die man einer angeblich schnelllebigen und nur aufs Geld versessenen Zeit schuldig sei. Das Urige muss neben dem Modernen seinen Platz behaupten, dabei sind Zwischenformen durchaus statthaft. Nur müssen die sich dann halt gefallen lassen, dass sie dafür kritisiert werden...
Beachten Sie bitte auch “Straßen & Geschichte(n) - Ein Stadtbummel durch Annaberg-Buchholz” - hier.
Gotthard B. Schicker (Geschrieben 2005 - überarbeitet und umfangreich ergänzt 2016)
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