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April 2019


Anton Günther & die Landgrafs

Die Wanderausstellung über den Sänger des Erzgebirges, Anton Günther, ist nun auch in Oberwiesenthal gelandet, unweit von Bozidár gleich hinter der Grenze, das zu Anton Günthers Zeiten noch Gottesgab geheißen.

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Anton Günther, 1921, Auf der Bank vor seiner Scheune. Via Wikipedia, Sammlung René Röder

Die Landgrafs , Vater Franz (1870-1958) und Sohn Hans (1899-1980), waren engagierte Fotografen, -Lichtbildner genannt, und mit Herz und Verstand an allem interessiert, was das Erzgebirge betraf in fast dem ganzen zwanzigsten Jahrhundert. Die Ausstellung zeigt Portraits, Landschaft hier und drüben, Zeppeline, Ausflugs- und Badeorte aus einer Hinterlassenschaft von mindestens 13.000 Aufnahmen in ausgezeichneter Qualität und dem besonderen Blick auf Totale und Details. Sollten diese Bildkünstler und Zeitzeugen wirklich nichts von den weltbelastenden Umwälzungen in ihrer Heimat aufgenommen haben, die Menschen wie ihren Freund Anton Günther und die tschechischen Nachbarn Lebens gefährlich belasteten?

ag 3 (Andere)Das Museum mit dem immer noch etwas unverständlichen Namen „K3“ in der höchsten Stadt Deutschlands, Oberwiesenthal, hat sich der Ausstellung angenommen, die die Enkelin und Urenkelin der beiden Landgrafs Frau Susann Gramm (
www.grammkultur.de) gestaltete und schon in Zwickau, Schlema. Mittweida und Annaberg-Buchholz gezeigt hatte. In O´thal nun eröffnete die Museumsleiterin, Frau Eva Blaschke, diese Schau im vollbesetzten Saal am Abend des 12.April 2019 in Anwesenheit auch von Familienmitgliedern Anton Günthers. Es war seine geliebte Heimat, die er mit den Freunden Landgraf erwanderte, erfühlte und von ihnen in wunderbar bekannten Portraits aufgenommen wurde.

In Buchholz, damals noch eine extra Stadt neben Annaberg, hatte er Steinsetzer gelernt bei Eduard Schmidt, liebevoll genannt „Graf Litho vom Stein“ in der Karlsbader Straße. Damals wurde viel gehutzt und gesungen und so entwickelte sich Anton Günther zu  d e m Volkssänger des Ezgebirges, dessen Lieder sehr schnell zu wahren Volksliedern in Kneipen mit Fatzern von hiem und driem dr Grenz wurden und so stimmungsvoll seine Seelenzustände reflektierten; heimelig, innig, schwärmerisch, lustig und auch traurig, immer  nachdenklich und manchmal sogar kämpferisch.

Bei der Vernissage wurden sie eindrücklich und stimmungsvoll von Bernd Barthel, gebildeter Chorleiter und Lehrer am Orte, interpretiert und vom Publikum mitgesungen wie u.a. „Vergiss Dei Haamit net“ und das von Anna Wechsler getextete „S neie Haus in Wiesenthol“ und die lustige „Drakschenk“, die im Sachsen- wie im Böhmerland bekannt ist.

Den informativen Vortrag zur Ausstellung hielt Dr. Oliver Tietzmann, Sammler von Fotos und Postkarten, dessen temperamentvolles Engagement man sich gern und gut vor seinen Schulklassen vorstellen kann und der damit auch die wertvollen Hinterlassenschaft vom Günther Anton und den Landgrafs an die Jugend weiter vermittelt. Gezeigte wurde auch seltenes Filmmaterial zu dem die Originalstimme von Anton Günther erklang. Der Abend war eine harmonische Idylle über klangliche und bildhafte Heimat-Impressionen.

ag 2 (Andere)Vielleicht ein wenig zu viel Idylle?! Es ist nämlich fast unvorstellbar, dass die akribischen Landgrafs rein gar nichts von den „schlachten Zeitn“ fotografiert und damit dokumentiert haben sollen.“ An dr Grenz von Sachsen, wo de Schwarzbeer wachsn“ gab es genau wie im übrigen Deutschland Volksfeste, Aufmärsche, Einmärsche, Kriegstote und Aussiedlungen oder die Verwüstung unserer Landschaft durch die Wismut, z. B. in Schlema, wo die Landgrafs eines ihrer Geschäfte schließen mussten.

Verschweigt man in den kleinen Museen die Fehllenkungen, Nationalismen, die Beteiligungen der Väter und Großväter, ja den damaligen aufgeputschen Jubel und zeigt nur die Idylle der alten Zeiten, schleicht sich ganz schnell und wie man sieht, massiv alter Geist und Grauen wieder auf die Straßen, hinter die Gardinen und auch an die Wahlurnen. Zu einem wahren Bild unserer Heimat gehört auch das Unbequeme. Wir dürfen, ja müssen das heute frei aussprechen, was auch 1937 an der Seele unseres Toler Hans Tonl genagt hatte
und tragisch für ihn endete.

Eveline Figura

Die Ausstellung ist bis 27.10.2019  im K3-Museum, Karlsbader Str.3 in Oberwiesenthal zu sehen.
E-mail: info@oberwiesenthal.de,
www.oberwiesenthal.de ; Tel.:037348 1550-50.