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Juni 2019


Poetisch, kraftvoll, solidarisch: Ausstellung im Kunstkeller Annaberg

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Auch nach 20 Jahren ist der Kunstkeller e.V. Annaberg-Buchholz mit seiner neuesten Ausstellung 2x2, Malerei-Grafik-Plastik, wieder mitten im widerspruchsvollen Leben und damit in der Auseinandersetzung in unserer Gesellschaft. Zwei Frauen und zwei Männer stellen ihre Phantasie in den Dienst der Menschlichkeit.

Das gelingt mit bleibender Aktualität antiker Themen wie bei Sabine Sachs, mit einer Serie des Trommler-Motivs von Angelika Zwarg, Humor und Sarkasmus in der Formen-Vielfalt Jörn Michaels und in der  Kraft strotzenden Expressivität Lothar Kittelmanns.

Wer es noch nicht durchdacht hat oder nicht weiß, wird’s in der seit dem 1.6.2019 laufenden Ausstellung in unserem Kunstkeller in der Wilischstr.11 erfahren können: Wirkliche Kunst hat immer die Menschen im Zentrum, die ums Überleben in feindlicher Umwelt ringen, die ihre Kraft für Schwache einsetzen, die für den Frieden trommeln, Krieg ablehnen und „wachsam“ sind, dass  nie wieder bei uns und anderswo es arrogante Überhebung an die Macht schafft.

Das klingt politisch. Und ja, Kunst ist im oben genannten Sinne politisch. Das ist kein Widerspruch zur Schönheit und ihren Gegenteilen. Unter der engagierten Leitung von Jörg Seifert ist wieder eine sehr sehenswerte Schau entstanden. Er dankte herzlich allen Beteiligten dafür.

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Abb: Lothar Kittelmann, Jörn Michael (2x)

Die 2018 schon verstorbenen Sabine ZWARG beweist in ihren an Sisyphus gemahnenden Trommler-Bildern, die Schönheit des immer wieder aufstehenden Kämpfers, die das Lohnende am Erschöpftsein, aber auch die  überströmende Freude des Musizierenden bildhaft werden lässt.Welche Poesie steigt hier auf! Sabine SACHS  greift zu den ewig aktuellen Themen seit der Antike, Troja- die ewige Gefahr der Vernichtung, Vineta-der drohende Untergang von Schöpfertum, Kassandra-die Ruferin nach Frieden unter den Menschen.

Diese Themen gestaltet sie in klaren, erkennbaren Formen. Gegenüber aber fabuliert die Künstlerin mit zarter Leichtigkeit Kätziges, das Idealtier der Nichtanpassung. Und dann wieder frech und mit schneller Hand ein Soho-Motiv: Mensch-Vogel-Mond. Wie sie`s wohl meint? Nachdenken ist gefragt. Jörn MICHAEL, der junge unter den beiden Kunst-Männern, ist ein Faktotum der Materialerforschung und -nutzung. Sein „Kleiner Narr“ aus Ton ist so überraschend komisch wie hilflos, seine Objekte bringen Aha-Effekte wie Angriffslust. Unerträglich ist ihm wohl das Wiederaufleben von Nazismus, die Nutzung der Freiheit für unverschämte Angstmache gegenüber Schwachen. Seine Kunst nutzt das Lachen über Ewig-Gestriges. Oft bleibt es uns heute im Halse stecken.

kuenstler2 (Andere)Der Expressionismus Lothar Kittelmanns abstrahiert von der Natur der Gegenstände, verweist auf Struktur und Urform, dem berühmten Pferdemotiven der Vorbilder und dem Gestus als Erkenntnis in seinem „Verlorenen Sohn“. Schwarze Schatten und trennende Linien bringen ihm Klarheit in seine Welt. Die Ausstellung wurde von Matthias Zwarg mit gewohnter Intelligenz und Reiz an treffenden Formulierungen besprochen. Für ihn werden durch die Kunst  „Breschen in die Behäbigkeit unserer Provinz“ geschlagen und Spiegelbilder gezeigt, in die man nicht immer gerne schaut in den „drei letzten Minuten der Menschheit“.

Eveline Figura

Die Ausstellung ist bis zum 30.8.2019, täglich geöffnet, nach Absprache unter Tel.: 03733-42001
www.kunstkeller-annaberg.de