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Juli 2019


Freischütz vor toller Kulisse

Auf der Felsenbühne Rathen zeigen die Landesbühnen Sachsen jeden Sommer ein vielfältiges Programm. Das Annaberger Wochenblatt hat sich einen Klassiker des dortigen Repertoires, den „Freischütz“, angesehen. 

Das Orchester in Rathen sitzt unter bzw. vor der Bühne in einem überdachten Graben. Die Felsenbühne ist rundum von Felsen und hohen Bäumen umstanden, weshalb in der Dämmerung eine größere Vogelschar mit den Sängern wetteifert. Durch vorhandene Zweit- und Drittbesetzungen des Ensembles ist von eventueller Müdigkeit oder Unpässlichkeit der Solisten nichts zu merken und der musikalische Gesamteindruck ist durchgängig gut.

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Fotos: © Landesbühnen Sachsen (LBS)

Die romantische Oper „Der Freischütz“ wurde von Carl Maria von Weber komponiert. Das Libretto stammt von Johann Friedrich Kind. Die Uraufführung fand 1821 in Berlin statt. Das Stück zählt zu den bedeutendsten deutschen Opernwerken und als erste deutsche Nationaloper.

Die Handlung: Um Erbförster zu werden und seine Liebe Agathe heiraten zu können, muss der Jägerbursche Max einen Probeschuss absolvieren. Max ist ein guter Jäger und Schütze, aber an diesem einen Schuss hängt Alles und der Druck ist zu viel, er beginnt Fehler zum machen. Der Jägerbursche Kaspar überredet Max, Freikugeln zu verwenden, welche immer treffen. Vorgeblich tut er dies, um Max zu helfen. Tatsächlich möchte er dem Dämon Samiel Max und Agathe als Opfer anbieten, um seine eigene Lebenszeit zu verlängern. Letztlich geht die Geschichte aber gut aus.

Das Werk wird bis heute gern aufgeführt, da es einerseits sehr schöne Musik enthält und andererseits das behandelte Problem immer noch aktuell ist. Welche Dinge tut ein Mensch unter Druck wider seinen eigenen Charakter? Wie wird dies von den Mitmenschen ausgenutzt aber auch sanktioniert? Und – ist dieser Druck überhaupt nötig oder nicht vielmehr ein Machtinstrument der Herrschenden?

Der Darsteller des Kaspar (Paul Gukhoe Song) machte von den Möglichkeiten einer Hauptrolle guten Gebrauch und war schön anzuhören und -zusehen. Das Hauptpaar Max (als Gast: A. Vesel) und Agathe (Anna Erxleben) sang ebenfalls gut, blieb aber in der Intensität der Darstellung hinter Kaspar zurück. Die größte Überraschung war die Rolle der Ännchen, einer Cousine von Agathe. Rundum toll dargeboten wurde sie von Antje Kahn. Jede Haltung und jede kleine Geste verriet hier große Erfahrung.

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„Der Freischütz“ wird schon seit über 60 Jahren auf der Felsenbühne Rathen gespielt. Die aktuelle Inszenierung verortet das Geschehen grob um 1700, bei im Großen historisch korrekter Ausstattung und Kostümen. Ein gelungener Zusatz der Regie ist der Auftritt der vier Apokalyptischen Reiter; denn um die Bühne herum führt ein Reitweg, welcher von Pferden und Kutschen genutzt werden kann. Die Kulisse ist für den „Freischütz“ und insbesondere für den Höhepunkt in der Wolfsschlucht wie geschaffen. Mit Feuer, Nebel und Licht entsteht hier eine beeindruckende Szenerie.

Die Felsenbühne Rathen ist durchaus einen Ausflug wert. Neben dem „Freischütz“ werden auch noch viele andere Stücke gezeigt, wie etwa Winnetou I, Zorro oder Schneeweißchen und Rosenrot. Ein besonderer Hinweis gilt noch dem Musical Hair. Einer der Hauptdarsteller, Herr Benjamin Oeser, ist in Annaberg-Buchholz geboren und in Schlettau aufgewachsen.

Eva Blaschke

Weitere Aufführungen des „Freischütz“:

02.08.2019  19:30
03.08.2019  19:30
04.08.2019  17:00
09.08.2019  19:30
10.08.2019  19:30
11.08.2019  17:00

http://www.landesbuehnen-sachsen.de


Das umständlichste an der Felsenbühne Rathen ist die Anreise. Der Ort Rathen ist durch die Elbe zweigeteilt. Die S-Bahn-Strecke nach Dresden und die großen Parkplatzanlagen befinden sich auf der einen Seite des Flusses und die Felsenbühne auf der anderen. Man setzt zunächst mit der Fähre über, um dann etwa 15 Minuten bergauf in den Wald und zur Felsenbühne zu wandern.

Für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte gibt es einen bühneneigenen Shuttleservice. Ein Besuch der Vorstellung wäre sonst für diese Personen kaum möglich. Wer sich seine Karten vorab bestellt, erhält im Preis inbegriffen übrigens gleich ein Ticket für An- und Abreise mittels ÖPNV dazu. Die Sitzplätze der Felsenbühne sind nummeriert und in vier Preiskategorien eingeteilt. Die Preise liegen bei Internetbuchung zwischen 12,00€ und 26,00€ je Karte. Beim Kauf an der Abendkasse kommt noch ein kleiner Aufschlag hinzu.

Die Fähre über die Elbe hat zwar große Kapazitäten, trotzdem kann es bei ausverkauften Vorstellungen zu deutlichen Verzögerungen beim Übersetzen kommen. Aus diesem Grund wird eine sehr zeitige Anreise empfohlen. Den gleichen Effekt hat man dann auf dem Rückweg. Es fahren aber noch genügend S-Bahnen, selbst wenn man an der Fähre längere Zeit warten muss. 

Da viele Leute die Fährzeiten und die Länge des Fußweges von Rathen zur Bühne unterschätzen, trudeln immer noch Zuschauer ein, wenn die Vorstellung längst begonnen hat. Beim Freischütz, in der Vorstellung am 22.06.2019, hatten dann zum Ende der Ouvertüre alle glücklich Platz genommen.

E.B.