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Juli 2020



Wagner auf Urlaub: Musikkultur im Elbtal

Wer möchte, kann im Elbtal einen rundum musikalischen Tag verbringen. Richard Wagner auf Urlaub, Lohengrin im Walde und ein Konzert der Landesbühnen Sachsen in Rathen sind darin eingeschlossen. Ein Vorschlag.

Als Beginn für einen solchen Tag können getrost die Richard-Wagner-Stätten in Graupa empfohlen werden. Im Sommer 1846 verbrachte Wagner hier drei Monate Urlaub, nicht weit von seiner Wirkungsstätte in Dresden entfernt. In Graupa und der näheren Umgebung entstanden die ersten musikalischen Skizzen zur Oper „Lohengrin“.

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Wagner-Denkmal in Graupa. Foto: www.wagnerstaetten.de

Das recht moderne Museum umfasst zwei Häuser. Im Jagdschloss erfährt man einiges über Herkunft und Leben Wagners, nicht ohne Ironie und Kritik. Ein sehr interessanter Abschnitt der Ausstellung ist der Inszenierung Wagnerscher Opern gewidmet. Einige Vorstellungen Richard Wagners hinsichtlich Bühnenbild und Illusionen sind erst mit heutiger Projektionstechnik vollständig zu verwirklichen.

Gegenüber dem Jagdschloss liegt das Bauernhaus, in welches sich Familie Wagner eingemietet hatte. Hier ist die Ausstattung der Räume im Obergeschoss der zeitgenössischen Beschreibung angepasst. Überhaupt hat man im ganzen Komplex das museale Kunststück verstanden, eine sehr kurzweilige und doch in die Tiefe gehende Ausstellung zu konzipieren, ohne über eine nennenswerte Anzahl originaler Objekte zu verfügen.

Bei einem Besuch ist zu beachten, dass das Museum am Wochenende um 10:00 Uhr und unter der Woche erst ab 11:00 Uhr öffnet, montags ist geschlossen. Bei einem gegenüber dem Museum gelegenen Eiscafe gibt es genau dies, nämlich Eis und Kaffee – aber kein Mittagsangebot.

Von den Wagner-Stätten kann man bequem zum Liebethaler Grund wandern. Hier soll Richard Wagner komponiert haben. Entlang eines Bachlaufes geht es durch den Wald. Gegen Ende des Weges, mitten im Grünen, erklingt plötzlich klassische Musik. Im ersten Moment zweifelt man, ob man richtig gehört hat. Wenn man aus dem Wald heraustritt, steht man vor einem über 12 Meter hohen Wagnerdenkmal und die allgemeinen Zweifel werden davon nicht kleiner.

Vor dem Denkmal gibt es Sitzgruppen, daneben ein Lautsprecher mit Knopf. Wenn man diesen drückt, erschallt oben erwähnte Musik. Es handelt sich dabei um die Prelude zu „Lohengrin“. Wagner selbst, aber auch seine Rezeption sind groß und manchmal übergroß. Man ist sich nicht immer sicher, wann der erste Schritt Richtung Lächerlichkeit getan ist.

Felsenbühne Rathen: Theaterzelt während Umbau bis 2022

Den Tag beschließen kann man mit einer Vorstellung in Rathen. Die Felsenbühne Rathen befindet sich noch bis Anfang 2022 im Umbau und ist für Vorstellungen geschlossen. Stattdessen wird nun im Sommer im Theaterzelt auf den Elbwiesen gespielt. Das Zelt liegt auf der anderen Seite der Elbe als die Felsenbühne und ist somit per Auto oder mit der Dresdner S-Bahn komfortabel erreichbar.

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Theaterzelt der Felsenbühne Rathen. Foto: Eva Blaschke

Besucht wurde am 26.06.2020 eine Vorstellung des Opern- und Operettenabends „Freunde, das Leben ist lebenswert“. Die vorab angestrebte Kartenreservierung gestaltete sich äußert schwierig. Das Portal für den Onlinekauf von Karten war defekt – wochenlang. Kurze Zeit vor der Aufführung gelang es schließlich, den Vorverkauf telefonisch zu erreichen und Karten an der Abendkasse reservieren zu lassen. Auch dies war zuerst mehrere Tage an einer Telefonstörung gescheitert.  

Das Ende vom Lied war dann, dass es in der Vorstellung 5 Solisten mit einer Klavierbegleitung gab – und 30 Zuschauer. Potentiell Interessierten war es einfach nicht gelungen, ihr Geld los zu werden. Das Publikum bestand denn auch hauptsächlich aus Laufkundschaft. Soll heißen, aus Rathener Urlaubern, welche ihre Eintrittskarten an der Abendkasse erworben hatten.

In das Zelt hätten, inklusive Corona tauglichen Abständen, etwa 200 Leute gepasst. Man befürchtet in solchen Situationen immer, dass die Sänger dann keine rechte Lust auf den Abend haben. Glücklicherweise war dies hier nicht der Fall. Die Künstler agierten professionell und schienen sich zu freuen, endlich wieder vor Publikum spielen zu können.

Die Sänger waren auch hörbar ausgeruht und haben durchweg schöne Stimmen. Die beeindruckendste davon gehört dem Bass Paul Gukhoe Song. Mit Johann Strauß, Lehár, Kálman und ein wenig Mozart kann an solchen Abenden nichts falsch gemacht werden. Das Publikum war erfreut und erklatschte sich (ja mit 30 Leuten!) eine Zugabe.

Falls Sie, werte Leser, vorhaben eine Vorstellung im Rathener Theaterzelt zu besuchen, wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Das Ticketsystem ist, als diese Zeilen geschrieben werden, nämlich immer noch Fehler behaftet. Aber es gibt eine Abendkasse.

Eva Blaschke

https://www.wagnerstaetten.de/

https://www.landesbuehnen-sachsen.de/felsenbuehne-rathen/spielplan/