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Dezember 2020



"Kommando Stülpner" in Annaberg: Warum die Manifestation von Ignoranz nichts mit dem Erzgebirgs-Helden zu tun hat

Immer dann, wenn die Gesellschaft durch außergewöhnliche Umstände an die Grenzen des Erträglichen gerät, melden sich auch die, die im Leben wenig Gehör gefunden oder zu wenig dafür getan haben, Anerkennung und damit Selbstzufriedenheit zu gewinnen.

Kritik ist das eine. Sie ist erlaubt und erwünscht, denn Deutschland ist eine Demokratie. Sonst könnte niemand straffrei "Diktatur" rufen. Und es gäbe viel zu kritisieren. Aber Ignoranz, Dummheit und Terror aus egoistischem Antrieb sind keine Kritik, nur eine Demonstration des eigenen Versagens.

Denn diesmal sitzt da oben kein feudal-absolutistischer König oder Kurfürst, der Provokateure oder "Wilderer" an den Strang bringt, sondern eine freiheitlich-demokratisch gewählte Regierung, die nach besten Wissen und Gewissen für alle Bürger einen Ausweg, auch mit gehörigen Geldmitteln und Fachwissen sucht.

Hintergrund:
Polizeieinsatz auf Annaberger Markt: "Karl Stülpner Kommando" ruft zum kollektiven Ungehorsam

Die mit denen „da oben“ nicht zufrieden sind, hätten ja einfach „ihre Leute“ wählen können, was ja die AfD-Anhänger als Protest auch getan haben. Nun ist es aber so, dass man Wahlen, wie kürzlich in den USA, auch verlieren kann. Die Mehrheit in diesem Land hat für die jetzige Regierungskoalition gestimmt und die Mehrheit im Land ist für deren Entscheidungen auch in Angelegenheit der gegenwärtigen Corona-Regeln. Mögen tut sie keiner, aber sie lassen sich - schaut man mal über den Tellerrand oder aus dem eigenen Erzgebirgstal mal in die Welt - hier viel leichter ertragen als in anderen Teilen der Welt - wo die Leute übrigens viel weniger Aufhebens um ein paar einfache Regeln machen bis die Wissenschaft eine Lösung findet, wie sie sie schon so oft fand.

annaberg weihnachtsmartk
Wer das wieder haben will, soll sich einfach an die Regeln halten. Foto: Stadt Annaberg.

Das Aufstampfen der Gartenzwerge auf unseren Märkten führt bei Ignorierung der Maskenpflicht, der Mindestabstände höchstens zur Erhöhung der Ansteckungsraten, der Gefährdung der eigenen Familien und Großeltern und zur Absage der nächsten Märkte - erreicht also das Gegenteil der Freiheit, die sie fordern.

Nun verbietet sich für jeden Humanisten zu wünschen, dass die wild gewordenen Kleinbürger der „Montagsdemos“, der „Spaziergänger“ sich anstecken mögen, die Intensivstationen zusätzlich bevölkern, die langen Nachwirkungen einer Infektion aushalten sollen oder gar noch Schlimmeres erleiden. Passieren kann es ihnen aber schon und schon sitzt das angeblich geliebte Erzgebirge mit seinen Infektionszahlen noch länger im Lockdown.

Und das mit Hilfe von Wissenschaftsignoranten, „Lügenpresse“-Schreiern, Ungebildeten, die es bleiben wollen. Solche nennt man nicht „dumm“, weil sie keine Intelligenz hätten, sondern weil sie beratungsresistent, ignorant und arrogant sind. In der Freiheit werden sie auch selten zur Rechenschaft gezogen, schon gar nicht von der sächsischen oder gar Annaberger Polizei.

Die steht nur dann mit 20 Einsatzwagen bereit, wenn paar schwarz gekleidete Hanseln von den sogenannten Linsksautonomen ein paar Gegenargumente bei der Demo rechtskonservativer Abtreibungsgegner am Kirchplatz rufen. Dem Gesetz, auch dem zeitweisen Verbot von Demos, die nicht den aktuellen Hygienregeln entsprechen, zur Durchsetzung zu verhelfen, liebe Ordnungshüter, gehört auch zur Demokratie.

Das nennt sich ungeschönt „das Gewaltmonopol des Staates“. Oder wollen wir im anderen Falle solange warten, bis Patienten, die demnächst zur Corona-Schutzimpfung zum Arzt gehen auf ein  bewaffnetes „Kommando Karl Stülpner“ treffen, das das verhindern will?

Unseren Volkshelden, den Stülpner Karl, in diese Machenschaften einzuspannen ist ein weiterer dieser provokanten Tabubrüche. Dass das wieder unter Unwissenheit, Dummheit und Ignoranz fällt ist ja klar. Kennten diese Leute Stülpners Intentionen, wüssten sie, dass er gegen soziales Elend, Armut und absolutistischen Obrigkeit kämpfte.

All das gibt es bei uns nicht. Das Demokratie und Rechtsstaat heute noch genug Ungerechtigkeit und schon gar soziale Probleme haben, wissen wir und dürfen uns mit hartnäckiger, manchmal lauter, aber anständig vorgetragener Kritik und politischem Engagement einmischen. Das aber setzt Kenntnisse, Bildung, Unbequemlichkeit und immer mehr auch Mut voraus.

 



Gegenwehr zum Missbrauch des Namens unseres Karl Stülpners sieht man nicht. Die schweigende Masse wird ihrem Namen gerecht, nicht das erste Mal in der Geschichte. Zugegeben, es verlangt Phantasie in dieser Zeit der geschlossenen Kultureinrichtungen, Restaurants, Cafés die viele Freizeit sinnvoll zu füllen. Den Schutz durch ein Virus gefährdeter Gruppen in den Wind zu schießen, Plakate mit Galgen und Merkel im Knast herumzutragen und sich "wie Sophie Scholl" zu fühlen, ist auch Zeitvertreib. Jeder blamiert sich, so gut er kann. Auf dem Plakat zum "Stülpner-Kommando" wird von einem Ermächtigungsgesetz gesprochen. Das ist so, als spuckten sie Sophie Scholl geradewegs ins Gesicht.

Echte Patrioten bleiben im Moment zu Hause, zeigen damit ihre Solidarität, bestellen sich Essen von den Restaurants, die sie so vermissen und ordern vielleicht auch noch ein Raachermannl mehr. Man könnte sich auch um die kümmern, die sich nicht allein helfen können. So könnte man sich - im Stillen - wichtig machen.

Weihnachten ist kein Markt (auch wenn wir den schönsten der Welt haben!), Weihnachten ist auch kein Ort. Weihnachten ist ein Gedanke und ein Gefühl. Ein Fest der Liebe, der Nächstenliebe - und in dieser Zeit auch mal der Übernächstenliebe. Wer den Stülpner Karl verstanden hat, versteht auch das.

E. Figura