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Gegründet 1807
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Juli 2021
Der Herr der Diebe auf den Greifensteinen
Wer kennt den Herrn der Diebe, geschrieben von Cornelia Funke? Wer ihn nicht kennt, sollte ihn dringend kennenlernen. Gelegenheit dazu gibt es im Sommer 2021 auf den Greifensteinen.
Das gleichnamige Kinderbuch von Cornelia Funke wurde nach seinem Erscheinen im Jahr 2000 vielfach ausgezeichnet und ist inzwischen verfilmt. Ein Hörspiel und zwei Bühnenfassungen liegen ebenfalls vor. Für die Saison 2021 der Greifensteine hat man sich für die Fassung von Wolfgang Adenberg entschieden. Empfohlen wird das Stück ab 6 Jahren.
Die Handlung spielt in Venedig und die Hauptfiguren sind allesamt Kinder. Die Brüder Bo und Prosper sind verwaist und entlaufen ihrer kaltherzigen Tante. Sie schließen sich einer Gruppe von Waisenkindern an, welche vom Herrn der Diebe – einem Jungen namens Scipio – versorgt wird. Als die Tante einen Privatdetektiv anheuert, um ihre Neffen zu finden, kommt die Handlung ins Rollen.
Während des Stückes wird sichtbar, dass die Kinder auf verschiedene Weise leiden. Die Waisen hätten gern eine Familie und die beiden Brüder lieber gar keine Verwandten, als solch eine Tante. Und selbst wer Eltern hat, kann unglücklich sein. Wenn er von diesen Eltern nämlich nicht gesehen oder als lästig wahrgenommen wird. Oder, wenn das Kind alles tut, um zu gefallen und trotzdem nie so funktioniert, wie es dies nach Meinung der Eltern tun sollte.
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Kerstin Maus als Erzählerin vor venezianischer Kulisse. Foto: Dirk Rückschloß
Interessant ist auch, dass es keine „klassisch“ böse Figur in dem Stück gibt. Das Desinteresse und der Egoismus der Erwachsenen sind völlig ausreichend, um große Probleme zu verursachen. Manch ein junger Zuschauer dürfte sich angesprochen fühlen. Und für einen Erwachsenen schadet ein Perspektivwechsel auch nicht. Entstanden ist so ein heutiges, stimmiges Werk für Kinder und Erwachsene.
Den Prosper spielt Tim Taucher, ein Schauspieler, der schon im Sommer 2020 nach Annaberg-Buchholz gekommen ist. Wegen Corona konnte man ihn bisher kaum spielen sehen. Als Prosper lieferte er die glaubwürdige Vorstellung eines älteren, besorgten Bruders ab.
Die Rolle des Bo ist doppelt besetzt. In der Aufführung am 12.07.2021 spielte der Schüler Quentin Seiler. Es war kein großer Unterschied zu den professionellen Schauspielern merkbar. Jugend und Impulsivität kamen vollkommen authentisch. Dieser Meinung waren offenbar auch einige Grundschüler. Nach der Vorstellung liefen sie am Imbiss dem jungen Darsteller nach und baten um Autogramme.
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Von links: Die beiden ausgerissenen Brüder Bo (Quentin Seiler) und Prosper (Tim Taucher). Foto: Dirk Rückschloß
Auch die restlichen Mitglieder der Jugendbande, also Wespe (selbstbewusst: Nadja Schimonski), Riccio (leidenschaftlich: Katharina Apitz) und Mosca (poltrig-sympathisch: Vladislav Weis) wirkten mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften allesamt überzeugend. Nick Körber gab anpassungsfähig den Herrn der Diebe als Kind, welches unbedingt erwachsen werden will, weil es darin die Lösung seiner Probleme sieht.
Eine außerordentlich liebenswerte Figur zeichnete Udo Prucha als Detektiv Victor Getz, genauso wie Marie-Louise von Gottberg als erwachsene Waise Ida Spavento. Und eine wichtige Rolle für das Verständnis der Handlung spielte Kerstin Maus als Erzählerin, mit lobenswerter Aussprache und toller Stimmgestaltung. Die weiteren, kleinen Rollen stellen allesamt klischeehaft die schlechten Eigenschaften von Erwachsenen dar. Den Darstellern blieb nicht viel Raum, um daran etwas zu ändern.
Ausdrücklich zu loben sind die Bühnengestaltung (Tilo Staudte) und die Kostüme (Martin Scherm). Beide sind bunt und prächtig, für ein Kinderstück genau richtig. Und sehr viel zur Stimmung und Wirkung beigetragen hat, ohne Zweifel, die Musikauswahl. Hierfür zeichnet Peggy Einfeldt verantwortlich. Die sehenswerte Inszenierung stammt von Tamara Korber.
Die anwesenden Kinder interessierten sich darüber hinaus besonders für Pistolenknall und Bühnenrauch. Also nehmen sie Ihr Kind und gehen sich das Stück ansehen. Wenn sie kein Kind haben, sei der Besuch ebenso empfohlen. Man entdeckt manches Kindliche wieder.
Eva Blaschke
Weitere Aufführungen:
Mi 28.07.2021 10.30 Uhr Di 03.08.2021 10.30 Uhr Mo 09.08.2021 10.30 Uhr Do 12.08.2021 17.00 Uhr Mo 16.08.2021 10.30 Uhr Do 19.08.2021 10.30 Uhr Mo 23.08.2021 15.00 Uhr Do 26.08.2021 15.00 Uhr Fr 27.08.2021 10.30 Uhr
www.winterstein-theater.de
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