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Juli 2021



Konzerte und Theater: Herrliche Klänge wieder im Erzgebirge

Seit Ende Juni klingt es im Arzgebirg wieder aus Kirche, Parks und Bühnen. Die C-Pause war gefühlt doppelt so lange wie wirklich. Die Musiker waren genauso begeistert wie die Zuhörer. Und ein Glücksgefühl breitete sich aus, wieder beieinander zu sein.

Auch wenn das Wetter ausgerechnet am Freitag, dem 25.Juni 2021 nicht strahlend mitspielte, war das Sommerkonzert der Erzgebirgischen Philharmonie Aue ein Genusserlebnis ersten Ranges. Eigentlich gedacht am stimmungsvollen Unteren Kirchplatz an der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz die Frischluft zu füllen, musste es wegen Regens in der Kirche stattfinden. In dieser fast überirdischen Gemäuer der schönsten gotischen Hallenkirche Sachsens setzt der Raum aber andere Prioritäten für einen großen Klangkörper und für die polyphonen Werke großer Meister.
Hohe Nachhallzeit verlangt dirigentisches Feingefühl für Akzente und Tempi.

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Foto: Dieter Klug

Der erste Kapellmeister Dieter Klug (Foto oben), der seit März auch der amtierende Leiter der Philharmonie ist, bis im Herbst der neue GMD sein Wirken beginnt, hat viel Herzblut in die sicher auch für die Musiker anstrengende Probenarbeit gesteckt. Das Konzert mit dem Titel „Sommertanz“ mag unterschiedliche Erwartungshaltungen ausgelöst haben. Tatsächlich war es ein klassisch-romantisches Hörerlebnis mit Spitzenwerken.

Nach der temperamentvollen Ouvertüre aus „Der Schauspieldirektor“ von Mozart, der genau wusste, was ein Intendant so um die Ohren hat, begrüßte Intendant Ingolf Huhn die Konzertgäste und führte mit ausgesuchten Kenntnissen und Illustrationen die Werke durch das Programm. Man merkte ihm an wie er selbst die so aufgestaute Atmosphäre nach der Zwangspause zu genießen und gestalten verstand. Arthur Alicieris „Pastoral de Te“, eine „Umarmung an den Sommermorgen“ bestach durch Sanftheit und ruhige Ländlichkeit“, war stimmig in der Kirche.

Giovanni Paisiellos „Barbier von Sevilla“, einst überall bejubelte Oper, heute fast vergessen, weil Rossini den Stoff benutzte und ihn übertrumpfte, strahlte einstigen Glanz in der Interpretation der Philharmonie aus. Franz Schuberts Konzertouvertüre von 1817 zeigte die ganze Größe des Komponisten in der Vertonung seiner Liebe zur für ihn unerreichbaren Karoline Eszterházy. Schubert, hier ein ganz Ebenbürtiger, noch in der Wiener Klassik verhaftet, bevor er als Wegbereiter der Romantik glänzte. Sowohl die Leichtigkeit ländlicher Tänze als auch die große konzertante Geste war ihm hier in Verschmelzung gelungen.

kpm (Andere)Von Felix Mendelssohn Bartoldys „Sommernachtstraum“ hätte man gerne noch mehr als sein wundervolles Nocturno gehört. Er war ein Stilist der Romantik, ohne Süßlichkeit, aber mit einzigartigem Gefühl für Situation. Dr. Huhn verwies dabei auf die Wieder-Entdeckung Shakespeares durch die Romantiker. Das Orchester spielte wunderbar einfühlsam, insbesondere die Streicher bestachen durch Sauberkeit, die Blechbläser brachten deutsches Colourit. Gabrielle Furier „Claire de Lune“ zauberte selten gehörtes Französisches in die Kirche und Dvoraks „Böhmische Suite“ holte das nachbarschaftliche Temperament zu uns herein.

Kapellmeister Matthias Süß. Foto: privat

Unnachahmliche Sommer-Herrlichkeiten von Lust im Heu bis Melancholie der Abendsmungen, ja draufgängerischer Überschwang. Da passte dann Erich Kästners Juni-Gedicht wunderbar dazu. Der Theatermann Huhn kennt die Wirkung gut gebauter Moderationen! Als Zugabe ein wahrer Ohrwurm von Edgar Elgar, der die Zuschauer in die etwas kühle Sommernacht entließ. Welche eine Freude, wieder solche Musik von einem guten Klangkörper zu vernehmen und einem Dirigenten, der differenziert, leichtfüßig führt, kräftig fordert und den Klang in der großen Kirche zusammenhielt. So wurden die köstlichen Kompositionen gewürdigt.

Am nächsten Abend, dem 26.6.2021 begannen dann gleich noch die Reihe der Sommerkonzerte der St. Annenkirche mit ihrem anspruchsvollen Programm, immer samstags, 17 Uhr. Im ersten Konzert spielte der musikalische Hausherr, KMD und Kantor Matthias Süß, mit wahrer Kennerschaft auf der großen romantischen Walcker-Orgel Werke von Johann Sebastian Bach, Präludium und Fuge a-moll (BWV 543) und die Sonate C-Dur (BWV 529). Danach Zeitgenössisches von Robert Jones :“Trompette galante“, „Air sentimental“ und „Marche triomphale“. Alles wortwörtlich in der geforderten Farbgebung interpretiert, spürten die Besucher, Können, Interpretationslust und Freude des Organisten am wunderbaren Klang des Instruments. Ein paar mehr Besucher könnten sich in der nächsten Zeit einfinden, zumal die Abstandsregeln perfekt eingehalten werden konnten.

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Oma und Polizist aus “Räuber Hotzenplotz” - Bettina Grothkopf und Matthias-Stephan Hildebrandt. Foto: Dirk Rückschloß/Theater Annaberg

Und auch auf den Felsen zwischen Geyer und Ehrenfriedersorf, den Greifensteinen, tönt und spielt das Eduard-von Winterstein-Theater wieder. Leander de Marel und Matthias-Stephan Hildebrandt als Räuber Hotzenplotz und Polizist geben sich Zunder, auch „Das weiße Rößl am Wolfgangssee“ erfreut mit seinen Melodien zum Mitsingen die Gäste. Am Sonntag , dem 27.6.2021 spielte sogar das Wetter mit. Die Sänger waren gut bei Stimme und  sogar ein wenig Schrammel-Stimmung kam beim Besuch des österreichischen Kaisers auf. Viele Gäste verbrachten im Hotelrestaurant vorher ihr Mittagsmahl, Kinder und Eltern waren im Kletterwald nebenan unterwegs und am Greifenbachstauweiher, auch Geyrischer Teich genannt, vergnügte sich Jung und Alt.

Nischt wie hin! Das Publikum war in Hochstimmung und wird es wohl auch bei den Premieren, die anstehn, bleiben:„Herr der Diebe“, Premiere am 10.7., 17 Uhr; „The Adams Family“, Musical, am24.7., 21 Uhr.; „Der Vogelhändler“, Operette von C.Zeller, am 8.8., 15 Uhr.

Eveline Figura

www.winterstein-theater.de