LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

 

THEATER ABC

 

 

September 2021


Musical im Beerdigungsinstitut: "Sarg niemals nie" in Annaberg

Am 25. September 2021 erlebte das Musical „Sarg niemals nie“ seine Premiere am Wintersteintheater. Und eigentlich möchte man die erste Besprechung in der neuen Spielzeit nicht gleich negativ beginnen.

Das Stück handelt von einem in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Bestattungsinstitut. Der Inhaber versucht mit einer Angestellten und seinem Bruder das Unternehmen zu retten. Absurde Lösungsvorschläge werden dabei von reichlich Wortwitz und Situationskomik begleitet. Bitte suchen Sie in diesem Werk keine zweite Sinnebene. Es gibt keine.

sarg 2 (Andere)
V. l n. r.: Tim Taucher, Nick Körber und Anna Bineta Diouf. Fotos: Dirk Rückschloß/Pixore-Photography

Die Handlung (Dominik Wagner und Jörn-Felix Alt) ist flach wie eine Schuhsohle und die Musik (Christoph Reuter und Cristin Claas) ist nicht viel besser. Meist ist sie sehr einfach gehalten, oftmals geradezu simpel. Die zur Musik gehörigen Texte haben vielfach den gleichen Anspruch. Uns selbst gute Wortspiele vermögen ein Stück nicht über 80 Minuten zu tragen. Man möchte die erste Rezension einer Spielzeit wirklich nicht so schreiben. Aber es netter zu formulieren, hieße, eine Unwahrheit zu Papier zu bringen.

sarg 1 (Andere)Die Kritik richtet sich dabei ausdrücklich nur gegen die Auswahl des Stückes. War wirklich nichts Besseres zu finden? Verspricht ein Werk mit nur drei Darstellern Sicherheit in der Coronalage? Sollte es für das hiesige Publikum geistig nicht zu anspruchsvoll sein? Fragen über Fragen.

Darsteller, Ausstattung und alle sonstigen Mitwirkenden können nichts für die Auswahl und bemühten sich, das Beste aus der vorgegebenen Lage zu machen. Meist gelingt dies auch durchaus lobenswert. Die schönste Figur gab dabei Anna Bineta Diouf als Angestellte Dakmar ab. Mit Eleganz, Grazie und echtem kölschen Dialekt bewegt sie sich über die Bühne. Und stimmlich lässt sie die beiden anderen Darsteller hinter sich. Dieser Effekt ist oft zu beobachten, wenn man Opernsänger und Musicaldarsteller zusammen in einem Stück besetzt.

Nick Körber als Inhaber des Bestattungsunternehmens spielt glaubhaft und voller Elan den jungen und schüchternen Mann, der sich nicht traut, seiner Angebeteten die Liebe zu gestehen. Die Musicalsongs meistert er gut. Tim Taucher stellt den Bruder des Unternehmers dar. Er tut dies als abgeklärter, lebens- und liebeserfahrener Mann, welcher seine Unsicherheit hinter einer großen Klappe verbirgt.

Plakatmotiv „Sarg niemals nie“

Die Ausstattung von Sebastian Ellrich (Bühne und Kostüme) ist aus einem Guss und kommt im Wesentlichen mit den Farben rot, schwarz und weiß aus. Die Bühne dominiert ein hohes, metallenes Gerüst mit Leuchtbuchstaben. Nach kurzem Nachdenken erinnert man sich, wo man dies schon einmal gesehen hat: Beim Lohengrin in Chemnitz. Es handelt sich um denselben Ausstatter. Requisiten werde nur sparsam eingesetzt. Einige interessante Anblicke wurden durch die Beleuchtung geschaffen. Da auch gute Köche durch schlechte Zutaten limitiert werden, kann man zur Leistung der musikalischen Leitung (Markus Teichler) keine Aussage treffen. Der Regie (Sebastian Gühne, Assistenz: Jutta Körner) gelang es stellenweise nicht, der Aufführung Schwung zu verpassen.

sarg 3 (Andere)
Anna Bineta Diouf als Dakmar in „Sarg niemals nie“.

Das Publikum war zur Premiere gut gelaunt. Mitunter besteht der Reiz des abendlichen Fernsehprogramms ja auch darin, dass man nicht nachdenken muss, sondern sich einfach berieseln lässt. Wer also einen kurzweiligen Abend sucht, ist hier richtig.

Eva Blaschke


Weitere Aufführungen:
https://www.winterstein-theater.de/205-Sarg-niemals-nie