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Oktober 2021



150 Jahre Stadtbibliothek Annaberg: Bücher für alle Fälle

Die Stadtbibliothek besteht seit 150 Jahren und ist somit eine der ältesten, durchgängig bestehenden Kultureinrichtungen von Annaberg und Buchholz.

Sie passte sich neuen Trends im Ausleihsystem an und bietet für Jung und Alt Veranstaltungen mit Informations- und Spaßfaktor, ja ist ein Treffpunkt für Lesehungrige geblieben. Die Notwendigkeit der Anpassung an Gegenwartstrends im Leseverhalten, an Raumgrenzen hat aber auch zu schwer verständlichen Aussonderungen und inhaltlicher Verflachungen in den letzten 30 Jahren geführt.

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Fotos: Stadt Annaberg-Buchholz

Am 31.10.1871 gründete sich ein Komitee von kulturinteressierten und finanziell potenten Bürgern zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek mit Werken der Literatur und Wissenschaft zur „Förderung der allgemeinen Bildung“. Das war damals umso wichtiger, weil Schulbildung und Einkommen breiter Schichten nur das Lebensnotwendigste bereit hielten.

Der Anfang waren 2000 Bücher, die aus Sach- und Geldspenden zusammengetragen wurden (die Stadt beteiligte sich erst später finanziell und ab 1934 war sie Träger der Einrichtung). Welch ein Fundus, der sich ständig mehrte und somit umziehen musste. Zur Geschichte der Bibliothek findet sich auf der
Homepage von Annaberg-Buchholz ein informativer Artikel von Almut Nitzsche und Reinhart Unger. Letzterer war selbst Jahrzehnte lang Mitarbeiterin der Stadtbibliothek und arbeitet bei den Heimatforschern Annabergs zur Geschichte historischer Gebäude mit.

Seit 1935 befindet sich die Bibliothek im heutigen Gebäude um 1500,Klosterstraße 5, das damals vorerst die 1. Etage nutzte und mehrfach umgebaut und restauriert wurde. Ursprünglich einer der ältesten Gasthöfe Annabergs, „Zur Gülden Gans“, konnte ab 13.09.2004 das aufwendig sanierte Gebäude zur Gänze genutzt werden. Dabei wurde detailreich die gotische Bausubstanz, rote Türrahmen, Gewölbe, alte Mauerreste in Szene gesetzt und insbesondere unterm Holz-Dach die gemütliche Kinderbibliothek eingerichtet. Im Parterre besteht ein Vortragssaal mit Balkendecke, wo Vorträge stattfinden, die Senioren-Universität einlädt, Vorleseveranstaltungen für Groß und Klein Lust auf Lesen machen.

Obwohl die Bibliothek in den Lockdowns der Coronazeit schließen musste, war doch schnell ein System gefunden, die Ausleihe wieder zu ermöglichen. Man stelle sich dieses Eingesperrtsein in den Vierwände ohne Fernsehen, Radio und ohne Bücher vor. Auf den Leipziger und Frankfurter Buchmessen wurde konstatiert, dass die Lust am Buch und bei Weitem nicht nur am elektronischen, wieder Aufwind erhielt. Gerade die Zurückgezogenheit hat Bedürfnisse nach Phantasiebildern im eigenen Kopf, hervorgerufen durchs Lesen, wieder angestachelt.

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Und ich selbst habe gute Erfahrungen mit der Fernleihe gemacht. Nicht jedes Buch muss man kaufen, insbesondere teure wissenschaftliche Bände oder wenn die eigene volle Bibliothek und auch die finanzielle Situation Ankauf nicht ratsam machten. Ebenso kann man Ankauf-Empfehlungswünsche vortragen; das klappt.

Die Mitarbeiter der Bibliothek, die einen Fundus an elektronischen Datenträgern verwalten, müssen ständig auch Bücher aussondern. In der Geschichte gab es zwei Zäsuren inhaltlicher Natur: Die sowjetische Besatzungsmacht hat 1945 den Bücherstamm von faschistischer Literatur säubern lassen und nach dem politischen Systemwechsel 1989 wurde sich von DDR-Literatur „befreit“, viele Bände diesmal zu Unrecht entsorgt. Gerade in denen hätten sich Gymnasiasten informieren können, wie gedacht wurde, -richtig und falsch.

So sind die Lücken heute aufgefüllt von guter und schlechter Phantasie- und Kitschliteratur. Ausgesonderte Bücher finden sich oft auch in Regalen im kleinen Café im Erdgeschoss, von wo sie kostenlos mitgenommen werden können. Viele machen davon Gebrauch. Ich hab´ mir z.B eine nagelneue dreibändige Eichendorff-Ausgabe, witzig illustrierte Bücher von Eugen Roth oder Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ gegriffen. Das Aussonderungsprinzip soll das Leseverhalten der Besucher sein. Was soundso lange nicht ausgeliehen wurde, muss weg. Goethe und Schiller sind wohl die nächsten? Von denen ist eh nicht so viel zu haben, schon gar keine mehrbändigen Ausgaben oder tolle neue Biographien. Dafür wuchern Fürsten- und Ärzte-Roman-Heftchen. Das ist übrigens nicht nur in Annaberg so, sondern auch in den Stadtbibliotheken der Großstädte.

Aber jetzt wird erstmal gefeiert: Vom 29.10-02.11. gibt’s ein vielfältiges Programm mit Krimiautor Frank Goldammer und seinem neuen Buch „Feind des Volkes“; die TechnoTHEK (Baukästen für Elektronik und Mechanik) in der Kinderbibliothek wird eröffnet, oder das Familienprogramm: Experimental-Lese-Show „Heckers Hexenküche“ oder am 30.10.21 den Vortrag von 10-14 Uhr von Reinhart Unger: „Im Wandel der Zeit - Zur Geschichte der Stadtbibliothek“ u.v.a.
Gratulation dieser wirklich volksverbunden Kultureinrichtung, die aus Bürgerverantwortung geschaffen wurde wie auch später das Theater.

Eveline Figura

https://www.annaberg-buchholz.de/de/kultur/stadtbibliothek.php

Die Stadtbibliothek unterstützt den fabulix-Schulwettbewerb
Die Stadtbibliothek Annaberg-Buchholz entdeckt gemeinsam mit den Schüler*innen spannende Märchen aus anderen Kulturkreisen - Märchen mit bedrohlichen Geistern und Dschinns, über mutige Frauen und Männern aus dem Orient, mit Golem, jüdischen Weisheiten und klugen Rabbinern. Die Schulen sind eingeladen einen Termin für einen Besuch in der Stadtbibliothek Annaberg-Buchholz zu vereinbaren.* Eine Märchen-Klassenführung kann auch ohne Wettbewerbsbeteiligung bis zum 31.12.2021 gebucht werden. Bitte reservieren Sie unter 03733/22030 oder
stadtbibliothek@annaberg-buchholz.de. (Quelle: Stadt Annaberg-Buchholz)