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September 2022



Anton-Günther-Abend im Theater

Unter dem Titel „Mei Harz braucht Lieder – ein Anton-Günther-Abend“ wird am 18. September 2022 ein Liederabend seine Premiere am Eduard-von-Winterstein-Theater erleben. Das Annaberger Wochenblatt berichtet vorab von den Proben.

collage gunter Sammlung René Röder (Andere)

Anton Günther, 1921. Sammlung René Röder/Public Domain/WikiCommons

Wie lange waren die Lieder von Anton Günther am Annaberg-Buchholzer Theater nicht mehr zu erleben? Es muss schon eine Weile her sein. Aktuell unternehmen es der Tenor den Hauses Richard Glöckner (vor gefühlten Urzeiten gab es noch eine zweite Tenorstelle), Peggy Einfeldt als musikalische Leitung, Jasmin Sarah Zamani (Inszenierung) und Asia Schreiter (Dramaturgie) einen solchen zu präsentieren.

collage gunter  Vincent Stefan (Andere)Zur Probe am 7. September war das Bühnenbild noch unvollständig und an weiteren Kleinigkeiten wurde noch gefeilt. Aber insgesamt konnte bereits ein Eindruck des Stückes gewonnen werden. Die wichtigste Erkenntnis: Es ist nicht das, was Sie erwarten würden.

Ganz gleich ob sie einen Heimattümelei-Abend oder eine verkopfte moderne Produktion befürchten, es ist keines von beiden. Auf dem schmalen Grat, der bei so vielen Anton-Günther-Befindlichenkeiten im Gebirge nur beschritten werden kann, singt und spielt der Seiffener Richard Glöckner unbeirrt fast anderthalb Stunden. Er unterhält sich mit seinem Idol – wie, wird hier nicht verraten – ungefähr so, wie man vielleicht mit dem eigenen Großvater reden würde.

Collage: Vincent Stefan

Dabei dient der Lebenslauf Anton Günthers als Grundlage und natürlich werden auch etliche seiner Lieder gesungen. Die Fragen einer jungen Generation, zum Beispiel zur Kriegsbegeisterung 1914 oder zu traditionellen Rollenbildern, die auch vor hundert Jahren schon nicht mehr modern waren, werden nicht ausgespart. Man ist geradezu beeindruckt von einer erfrischenden Herangehensweise, der etwas ganz Erstaunliches gelingt:

collage Dirk Rückschloß Pixore Photography (Andere)Anton Günther war schon zu seinen Lebzeiten eine Projektionsfläche. So sehr, dass der Mensch dahinter zu verschwinden drohte. Diese Entwicklung ist nach seinem Tod nicht besser geworden und auch heute staunt man, wer ihn für sich vereinnahmen will. Der Anton-Günther-Abend schafft es, dem Publikum Stück für Stück den Menschen näher zu bringen!

Noch bevor der erste Ton dieses Abends öffentlich erklungen ist, steht freilich schon fest, dass mit Kritik nicht gespart werden wird. Zu altmodisch, zu modern, anbiedernd, respektlos! Und das alles womöglich noch gleichzeitig! In diesem Fall, liebes Theater, habt ihr etwas richtig gemacht.

Richard Glöckner, Foto: Dirk Rückschloß

Der Besuch wird sehr empfohlen, auch für Leute, die vielleicht keine glühenden Anton-Günther-Fans sind. Kaufen Sie ihre Eintrittskarten vorher oder lassen sie diese wenigstens reservieren. Das Stück findet auf der Studiobühne statt und die Plätze sind begrenzt. Bedenken Sie die Erfahrungen eines leidgeprüften Kulturschaffenden: Viele Themen- Veranstaltungen bewirbt man mühevoll und vergebens. Und manche Themen muss man im Erzgebirge nicht bewerben – voll wird es trotzdem.

Eva Blaschke

https://www.winterstein-theater.de/