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August 2022



Eine Robin Hood Persiflage auf den Greifensteinen

Ende Juli hatte das Schauspiel Robin Hood auf den Greifensteinen Premiere. Angekündigt war es als Familienstück von Robert Strauß. Zu sehen bekam der erstaunte Besucher dann eine Persiflage.

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Foto: Ronny Küttner / Photoron

Am Premierensonntag war es voll auf den Greifensteinen, viele Familien mit Kindern waren unter den Besuchern und das Wetter war prachtvoll. Bühnenbild und Kostüme (von Aylin Kaip) waren passend gestaltet und die Erwartung des Publikums lag in der Luft. Das die Vorstellung erst mit Verzögerung beginnen konnte, scheint diesen Sommer ein Dauerzustand zu sein. Eine geöffnete Kasse genügt halt nicht, um dem Andrang Herr zu werden. Wenn es bei einem Krankheitsfall im Kassenpersonal schon so kriselt, was geschieht dann erst bei zweien?

robin a (Andere)Schon zu Beginn der Aufführung wurde deutlich, dass die Inszenierung viele andere Werke zitiert, zum Beispiel den Robin Hood Zeichentrickfilm von 1973. Soweit so gut. Dann war man verwundert, was Verweise auf Star Wars, Harry Potter oder den Herrn der Ringe in dem Stück verloren hatten. Schließlich setzte sich die Erkenntnis durch, dass man es nicht mit einem klassischen Robin Hood als Familienstück zu tun hatte, sondern mit einer Persiflage. Und zwar von Allem und Jedem, in jeder Szene, in jedem Dialog. Das ist problematisch, denn jüngere Kinder sind gar nicht in der Lage Ironie, Sarkasmus und dergleichen richtig einzuordnen. Ein Verständnis der Handlung ist für diesen Publikumsteil weitestgehend unmöglich.

Benjamin Muth als Robin Hood und Robert Naumann als Prinz John. Im Vordergrund Nenad Žanić als Guy von Gisborne. Foto: Ronny Küttner / Photoron

Wenn man das einmal bei Seite lässt und sich fragt, ob die Persiflage als Persiflage gelungen ist, so lautet die Antwort: Sie ist sehr durchwachsen. Einzelne Szenen sind wirklich gut inszeniert, zum Beispiel der Wettbewerb im Bogenschießen, in welchem die Pfeile ein possierliches Eigenlegen entwickeln. Die zahlreichen Kämpfe sind gut choreographiert (Michal Sykora und Nenad Žanić). Für gute Ideen gab es auch spontanen Applaus und ein lachendes Publikum.

Mit Fortschreiten des Stücks zerfasert die Handlung und löst sich schließlich ganz auf. Man schaut irgendwann einer Aneinanderreihung von Sketchen zu. Einiges driftet in Klamauk ab, ist nur flach und laut bis hin zu unflätiger Sprache und inhaltlichen Geschmacklosigkeiten.  Wer etwa Monty Python mag, hat vielleicht seine Freude daran. Für alle anderen ist es nach einer Stunde (das Stück dauert zwei) schwer erträglich und man sehnt die Ankunft König Richards herbei.

Bei aller Kritik an der Regie (Jasmin Sarah Zamani) kann man trotzdem die Leistung der Darsteller würdigen. Verdienter Publikumsliebling des Nachmittags war Gisa Kümmerling als prollige Ritterin Heroldine. Es war erfrischend, einmal eine weibliche Figur mit schlechten männlichen Eigenschaften zu sehen. Positiv aufgefallen ist mir auch Robert Naumann als Prinz John. Dieser Schauspieler verfügt über eine beachtliche Bühnenpräsenz und schafft es seiner Figur königliche Würde zu verleihen. Die Rolle des Will Scarlett ist nicht groß, aber Jason-Nandor Tomory füllt sie mit reichlich komischem Talent.

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V.l.n.r.: Gisa Kümmerling (Ritterin Heroldine), Christian Wincierz (Ritter Clarke) und Olaf Kaden (Ritter Lucas). Foto: Sebastian Paul.

Die Leistung der weiteren Darsteller ist wegen der allgemeinen Überdrehtheit im Stück schwer zu beurteilen. Hanif Idris spielte Egbert, den Sohn des Sheriffs mit vollem Einsatz. Nenad Žanić avancierte als Guy von Gisborne beinahe zur Hauptrolle, während Robin Hood (Benjamin Muth) und Lady Marian (Luisa Maria Bruer) etwas untergingen.

Abschließend kann man konstatieren: Dies ist eine Leistung, die man entweder mag oder nicht. Etwas dazwischen ist schwer vorstellbar. Gehen Sie hin, wenn sie Persiflagen mögen - und lassen sie kleine Kinder zu Hause.

Eva Blaschke

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