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Gegründet 1807
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November 2022
Bunte Zauberflöte in Annaberg
Ende Oktober 2022 feierte im Theater Annaberg-Buchholz eine Zauberflöte Premiere, die auch in den folgenden Spielzeiten immer wieder aufgenommen werden soll. Darauf kann man sich freuen: Es ist ein Stück zum Seele baumeln lassen.
Tamino (Richard Glöckner) und die Königin der Nacht (Eunsoo Lee). Fotos: Sebastian Paul
Zur Premiere war es voll und die Darsteller trafen auf ein ausgehungertes Publikum, welches sich auf ein großes Orchester und die bekannten Arien von Mozart freute. Die Freude wurde nicht enttäuscht. Gegeben wurde eine solide, die Handlung vertiefende Inszenierung (Ludivine Petit) mit bunten Kostümen (Martin Scherm) im Stile eines Märchens.
Das Libretto von Emanuel Schikaneder ist, bei aller Genialität, nicht unproblematisch, da hochgradig misogyn. Doch der Regie gelang es, die gröbsten Kanten abzurunden und so wurde es ein der Seele wohltuender Abend. Man konnte sich hineinfallen lassen in die bekannten Melodien. Das Orchester unter Jens Georg Bachmann spielte gut und harmonierte durchgehend den Sängern.
Monostatos (Lukáš Šimonov), Pamina (Madelaine Vogt) und Papageno (Philipp Gaiser).
Der beste Sänger des Abends hieß Philipp Gaiser, der den Papageno sang. Allein für ihn lohnt es sich, eine Vorstellung zu besuchen. Eine derart ausgeformte, überzeugende Darstellung mit großer Spielfreude vorgetragen, erfreut das Herz. Der Tamino (Richard Glöckner) schien mir nervös oder an diesem Abend nicht gut bei Stimme zu sein. Vielleicht gibt sich das noch.
Die Pamina wurde von Madelaine Vogt mit klarer, kräftiger Stimme als aufgeweckte junge Frau gegeben. Dies betonte die Frauenfeindlichkeit des Werkes geradezu und versteckte sie nicht. Der Zuschauer hat schließlich auch einen Kopf zum Denken. Der Sarastro (László Varga) wurde nicht als über den Dingen stehender Weiser sondern als nahbarer Vater gezeigt, der Zutrauen in die Urteilsfähigkeit seiner Tochter hat.
Tamino mit dem Drachen sowie die Drei Damen der Königin (Bettina Grothkopf, Sandra Maxheimer, Maria Rüssel) und den Drei Knaben.
Eunsoo Lee erhielt als Königin der Nacht verdient großen Beifall, insbesondere für die Rachearie. Zur Perfektion fehlt eigentlich nur noch ein wenig Schliff an der deutschen Phonetik. Bei den drei Damen fiel ein deutliches Gefälle in der Gesangsqualität auf und einen ähnlichen Effekt bemerkte man bei den drei Knaben. Aber im Grunde genommen, sind dies Kleinigkeiten gegenüber der guten Umsetzung des Stückes.
Die zwiespältige Rolle des Monostatos stellte stimmlich und spielerisch Lukáš Šimonov gekonnt dar, Leander de Marel gab einen würdevoll und eindringlich agierenden ersten Priester. Stephanie Ritter überzeugte als Papagena und führte Papageno sanft des Weges.
Die Zauberflöte ist, insbesondere in dieser Inszenierung, als Einsteigerstück sehr geeignet. Durch den märchenartigen Stil spricht das Werk sicher auch Kinder an. Und selbst wenn die Handlung mal nicht verstanden wird, kommt es bei dieser Musik darauf an?
Eva Blaschke
https://www.winterstein-theater.de/
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