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Gegründet 1807
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November 2023
Annaberg vor Weihnachten: Es mannelt wieder
Neben dem offiziellen Weihnachtszauber auf dem Markt, ist der Advent im Erzgebirge auch die Zeit traditioneller kleiner Gewerbe. Zu Besuch in der Werkstatt Lahl für alte Massefiguren unter junger Leitung.
Aufbau des Weihnachtsmarktes in Annaberg 2023. Foto: Stadt Annaberg-Buchholz
Der 24m-Pracht-Christbaum steht seit 14. November auf dem Markt von Annaberg; bald werden die geschnitzten Manneln auf oder neben der Pyramide aufgestellt. Alles stöhnt, weil de Weihnacht heuer eine Woche kürzer ist. Vieles gilt es zu besorgen, manches zu reparieren. Neben den Holzfiguren hat sich aber seit längerem wieder die alte Werkstatt von Masse-Figuren mit bekannten Namen LAHL etabliert und im neuen Laden unter junger Leitung zum Tag des Handwerks präsentiert.
In der Werkstatt beim Mannl-Lahl.
Die alten Annaberger, Buchholzer und restlichen Arzgebirger kennen noch den anerkennenden Spitznamen „Mannl-Lahl“, der die naturalistischen, ins Detail verliebten Krippefiguren, die heiligen drei Könige auf Kamelen sitzend, Schafe, Hirsche Rehe, Bergleute, Berg-Zwerge, Engel- stehend und schwebend, aus Masse herstellte. Die waren früher wohlfeiler oder auch nicht, weil auch die Holzfiguren, gedrechselt oder geschnitzt, nicht so teuer waren. Handarbeit war billig, weil in den Familien, Kleinwerkstätten die Kinder mit ran mussten für „paar Pfeng“ oder gar nur fürs tägliche Brot. Ob Holzfiguren, ob die Lahl- oder Kluge-Figuren, geliebt wurden sie alle und gepflegt. Trotzdem teilen sich die Geschmäcker zwischen Holz und Masse in Sette und Sette.
Am Tag des Handwerks im Oktober 2023 öffneten nun viele Werkstätten für viele Interessierte und a Neigiersche ihre Pforten un d manches Geheimnis. Viele kamen denn auch zum Ur-Ur-Enkel vom alten Lahl, der einst sein Unternehmen 1864 eröffnet hatte. Konstantin Brückner heißt der engagierte junge Mann, der mit Überzeugungskraft, Lust und Talent weiterführt, was sein Vater Christian Brückner nach der Wende in Mildenau wieder aufgebaut hatte. Denn der Hausschatz war ja noch vorhanden. In alten, Legion zählenden Pappkartons schlummern die Formen aus Vorzeiten und werden zum Leben erweckt. Konstantin Brückner, in Werkschürze, Hemd und Fliege, ist auf die Fragen vorbereitet.
„Warum sei die Manneln su teier; man muss doch bluß e weng Masse in de Forme quetschen und dann bissl Farbe drauf?!“ Der Kunsthandwerker erläutert geduldig den Herstellungsvorgang, der mit dem Material beginnt. Grundmaterial sind eine Art Papierflocken, die er nachhaltig als Abfallprodukt aus einer Papiermühle bezieht, dazu Mehl und eine nicht näher, bestimmte Masse aus was Keramischen. Geheimnis muss bleiben. Fingerfertigkeit beim Eindrücken der Masse, innen hohl die größeren Figuren. Dann Trocknungszeiten, Entfernen von Grat, Nacharbeit. Bei Tierfiguren werden in den Körper Metallbeine eingesetzt und mit Hand die Masse drumherum modelliert. Kleinteilige Prozeduren.
Die Bemalungen sind zierliche Extraklasse und zeitaufwendig. Das alles hat seinen Preis heute und ist den aufmerksamen Zuhörern in der kleinen Werkstatt plausibel geworden. In fast allen Haushalten gibt es aus alter Zeit noch Figuren, manche lättiert wie meine Bergzwerge, aber geliebt. Wohl denen die überleben und nicht über den Jordan gehen mussten. Manch altes Teil, ein Lichterbergmann z.B. kann bei Brückner-Lahl sicher restauriert werden. Es lohnt sich. Und bald nun strahlt er wieder.
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Den neuen, hübschen Laden finden Sie: LAHL-Massefiguren, Kleine Kartengasse 21, 09456 Annaberg-Buchholz. www.lahl-massefiguren.de : mail: info@lahl-massefiguren.de ; Tel.: 0178/ 46 21 699. (Unter dieser Nummer können auch Termine wegen einer kleinen Führung durch die Werkstatt vereinbart werden.)
Eveline Schicker-Figura, Fotos: Lahl Masse-Figuren und E. Schicker
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