LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

 

THEATER ABC

 

 

Oktober 2023



Shakespeare modern: „Viel Lärm um nichts“ in Annaberg

Am Annaberger Theater gibt es aktuell eine Inszenierung von „Viel Lärm um nichts“, bei der man sich fragt, ob Shakespeare wirklich schon vor 400 Jahren gestorben ist.

larm 1 (Andere)

Fotos: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

William Shakespeare starb im Jahr 1616. Alle anderslautenden Theorien ignorieren wir jetzt einmal. In der Komödie „Viel Lärm um nichts“ geht es unter anderem um eine junge Frau, die sich für die Ehe zu schade ist und deren Meinung über Männer problemlos ins Jahr 2023 passt. Wenn Shakespeare wirklich schon seit über 400 Jahre tot ist, war das 17. Jahrhundert in einiger Hinsicht fortschrittlicher als die nachfolgenden Zeiten.

Vor der Sprachgewalt eines William Shakespeare verneigt man sich sowieso jedes Mal  aufs Neue bis hinab zum Erdboden. Das Faszinierende an diesem Dichter ist darüber hinaus, dass alle Figuren bis ins Letzte durchdacht sind. Man versteht die Motivation aller, auch der Bösewichte, manchmal mehr als einem lieb ist.

larm 3 (Andere)


Die zweite Verbeugung erfolgt dann vor der Regisseurin Jasmin Sarah Zamani. Von ihr stammt auch die neue (Text)Fassung des Werkes. So etwas so hinzubekommen, dass dem Zuschauer die Bearbeitung erst hinterher bewusst wird, ist große Kunst. Heißt es doch, dass der Originalton und –geist des Werkes getroffen wurde.

Da die Frauenfiguren an diesem Werk das ohnehin Interessanteste sind, werden in dieser Inszenierung auch einige Rollen mit Frauen besetzt, welche im Original Männer sind. Der Handlung tut das keinen Abbruch. An einigen Stellen sind die Beweggründe der Figuren dadurch sogar schlüssiger. Das ausgiebige Beleuchten der einzelnen Charaktere ist möglich, weil das Stück auf acht Rollen reduziert wurde. Vermissen tut man nichts, die Handlung gewinnt dadurch eher an Schärfe.

Ergänzt und erstaunlich schlüssig vertieft wird das Ganze durch moderne Gesangseinlagen. Hätten Sie erwartet, dass man das Innenleben von Shakespeare-Charakteren mit Udo Lindenberg oder Culcha Candela passgenau beschreiben kann? Also ich nicht. Umso beeindruckter war ich. Es verbinden sich alle Elemente gekonnt zu einem erfrischend spritzigen und sehr unterhaltsamen Abend.

larm 2 (Andere)


Die Ausstattung von Monika Frenz steht dem nicht nach. Sie ist überaus durchdacht, auf die Aussageabsicht der Regie und die Körper der Schauspieler, abgestimmt in Verbindung von alten Elementen mit aktuellen Kleidungsstilen. Die acht Darsteller liefern eine gute, geschlossene Ensembleleistung, mit große Emotionen und viel Spielfreude.

Von mir gibt es eine klare Besuchsempfehlung. Diese Inszenierung ist für Shakespeare-Einsteiger, Sprachliebhaber und Jugendliche gleichermaßen geeignet. Hut ab!


Eva Blaschke, Fotos: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

https://www.winterstein-theater.de/1389-Viel-Laerm-um-nichts