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März 2023



Zwei Geister sind einer zuviel

Die Komödie Blithe Spirit oder Zwei Geister sind einer zu viel von Noël Coward wird aktuell in Annaberg-Buchholz gezeigt. Unaktuell ist das Stück trotz seines Alters keineswegs.

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Vorne Nenad Žanić, Gisa Kümmerling und Benedict Friederich. Dahinter Nadja Schimonsky und Vladislav Weis. Fotos: Dirk Rückschloß / Pixore Photography.

Das Stück Blithe Spirit ist für eine andere Zeit geschrieben worden. 1941 war der plötzliche Tod in London keine Seltenheit. Séancen sowie ganz allgemein der Okkultismus waren verbreitet und in der Bevölkerung mehr akzeptiert als heute. Man nimmt an, dass dies auch durch die Verlusterfahrung vieler Menschen in zwei Weltkriegen begünstigt war. Mitten im zweiten Weltkrieg schrieb Noël Coward eine Komödie, in welcher mit und über den Tod gelacht wird. Eigentlich geht es dabei natürlich um die Lebenden, deren innere Probleme, Kälte und Oberflächlichkeit in Extremsituationen deutlich zu Tage tritt.

Zu einer Séance hat das Ehepaar Condomine den Arzt Dr. Bradman und seinen Bruder Viktor eingeladen. Unerwartet manifestiert sich die früh verstorbene, erste Ehefrau Elvira des Schriftstellers Charles Condomine. Er, aber vor allem seine zweite Frau Ruth sind keinesfalls erbaut davon. Das Medium Madame Arcati konnte den Geist zwar rufen, sieht sich aber letztendlich außerstande ihn wieder zu bannen.

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Links Mira Sanjana Sharma als Geist Elvira und Nadja Schimonsky als Ruth.

Im Laufe des Stückes stellt sich heraus, dass die bürgerliche Fassade aller Beteiligten doch sehr dünn ist. Und das wirklich jeder im Haus, einschließlich des Butlers Edmund seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Moralisch einwandfreie Figuren gibt es in Blithe Spirit nicht. Dafür kommen einem viele Verhaltensweisen sehr bekannt vor und die deutlich sichtbareGesellschaftskritik, getarnt als Komödie, hat immer noch ihre Berechtigung. Mehrereunerwartete Wendungen Sorgen für Heiterkeit und Unterhaltung.

Trotzdem ist dem Stück an anderer Stelle sein Alter anzumerken. Insbesondere die erste Hälfte dehnt sich in die Langeweile und ist eindeutig für die Seh- und Hörgewohnheiten der 1940er Jahre geschrieben worden. Hier wäre eine Inszenierung (Jasmin Sarah Zamani) für das Publikum des Jahres 2023 mit reichlich Straffung wünschenswert gewesen. Andere Inszenierungsaspekte und die Ausstattung (Aylin Kaip) sind jedoch ausgesprochen gut gelungen. Sie lassen das Geschehen zeitlich im ungefähren und machen so eine Identifikation seitens des Zuschauers leicht.

Die schauspielerische Leistung wies ein deutliches Gefälle auf. Den größten Eindruck hinterließ Gisa Kümmerling als Medium Madame Arcati. Die skurrile Figurenzeichnung war glaubhaft und nicht überzogen. Besonders aufgefallen ist mir Vladislav Weis als Viktor Bradman. Er vermochte es, in der kleinsten Rolle des Stückes eine detaillierte Persönlichkeitszeichnung unterzubringen. Auch wächst in ihm ein Schauspieler von beeindruckender Bühnenpräsenz heran.

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Das Medium (Gisa Kümmerling), der Butler (Udo Prucha) und Charles Condomine
(Benedict Friederich).

Die drei Hauptrollen Charles Condomine (Benedict Friederich) sowie Ruth (Nadja Schimonsky) und Elvira Condomine (Mira Sanjana Sharma) wirkten wesentlich jünger als sie es laut Rolle hätten sein müssen und verkörperten den Habitus ihres gesättigten, großbürgerlichen Lebens andeutungsweise. Frau Sharma glich viel mit einem sehr charmanten Spiel wieder aus. Die Figur des Arztes Dr. Bradman (Nenad Žanić) blieb an der Oberfläche. Letztlich sorgte die Bühnenerfahrung der älteren Schauspieler aber dafür, dass die Aufführung ein gewisses Niveau nicht unterschritt. Dies betrifft zum Beispiel Udo Prucha als Butler Edmund.

Insgesamt ist es ein ordentliches Stück mit unterhaltsamen Wendungen, welches man sich durchaus einmal ansehen kann.

Eva Blaschke

https://www.winterstein-theater.de/


Weitere Vorstellungen 2022/23
So 09.04.23 19.30 Uhr
Sa 15.04.23 19.30 Uhr
So 23.04.23 15.00 Uhr
So 30.04.23 19.30 Uhr
Sa 06.05.23 19.30 Uhr
Fr 12.05.23 19.30 Uhr