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März 2024



Männeln mit Stil oder: Tradition trifft Moderne

Die Tannenberger Werkstatt Horatzscheck feiert im Ausstellungsraum der Manufaktur der Träume in Annaberg ihr 100-jähriges Bestehen. Mit eigenen Gestaltungsmustern, einer gedeckten Farbgestaltung und Gold am rechten Ort.

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„Vornehm“ passt eigentlich gar nicht zu erzgebirgischen Männel, -Räuchermänneln und -frauen, Schneemännern mit und ohne Schlitten oder gar karikierten Berufsbildern,- vom Pilzesammler, Korbmacher oder gar Pastor jeglicher Konfession. Und so ist bei den Figuren der Horatzscheck-Werkstatt auch eher die Reden von Engeln und Bergmännern oder friedlich rauchenden Türken in sächsisch-höfischer Gewandung. Der wohl erste ausgebildete Formgestalter der Familie, Gunnar Horatzscheck, wagte nicht nur Neues in gedecktem Lila, Weinrot, Grau, Blau, Dunkelgrün, sondern benutzt auch Funktionalismus. So haben seine Figuren auch Leisten als Lichterhalter und damit Hände frei.

Elegante Schwünge der Arme sind nicht aus Holz, sondern aus Teig und die Wiederbelebung alter Lichterengel tragen gar mit ihrem Bergmann die Leiste der Lichter auf dem Kopf. Die Figuren stehen ruhig in Grundstellung und wirken deshalb halt ein wenig steif oder eben „vornehm“. Ausladende Bewegungen sieht man nicht. Schließlich sind es ja meist Weihnachtsfiguren, Schwebeengel der Verkündigung oder Künder der Geburt des Heilands.

Die Figurengruppen in Holzrahmen ähneln oder sind „Pradiesgärten“, die man auch früher und heute wieder um die Pyramide herum gruppiert – samt Adam und Eva, aber vor dem Sündenfall also vor der Erkenntnis der Liebe. Die Geschichte begreift mein Kopf, das Herz nicht. Dass ausgerechnet der „liebe Gott“ seine Ebenbilder wegen der Liebe, die doch das Höchste neben Glaube und Hoffnung sein soll, bestraft. Und das auch noch mit Arbeit, die doch auch Freude machen soll

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Bei Horatzscheck und den fünf Mitarbeitern merkt man die aber den Produkten an. Die Pyramiden sind dem Göpelwerk der Bergleute nachempfunden oder einfache Stabpyramiden; wenig lenkt vom Figurenbesatz ab. Oder das Flügelrad steht allein für sich und würdigt das antreibende Licht:  „Behiet Eich fei dos Licht!, was gleichkommt dem „Glück auf!“ Die Holzwerkstatt in Tanneberg besteht nunmehr in 4.und 5. Generation. Man begann 1924 in schwerer Zeit im Gebirge mit einfachen Alltagsgegenständen aus Holz bis hin zu Holztreppen. Figürliches waren eher Nebenprodukte, was heute als Figurenwelten daherkommt.

Besonders sind reduzierte Krippenfiguren mit kleinen Differenzierungen ihrer Individualität und große Drehtürme aus Holz und Metall, mal mit mal ohne gestaltenbesatz. Der Meister war in der Ausstellung in der Manufaktur der Träume/Erzhammer Annaberg, die noch bis zum 26. Mai 2024 Besuchern empfohlen wird, anwesend und auskunftsfreudig in seinem unverfälschten Tannenberger Idiom. Zudem freut sich das erfolgreiche Unternehmen über das künftige neue Geschäft im eigenen Haus, Große Kirchgasse 8, gleich gegenüber vom momentanen Platz, Mittelgasse 2.

Eveline Figura, Fotos: Horatzscheck