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Oktober 2024




Das Theater - „Ewig jung“!

Nach einer fulminanten Eröffnungsgala begann die neue Spielzeit im Eduard-von Winterstein-Theater Annaberg ebenso.

ewig jung 1 (Andere)
Fotos: Dirk Rückschloß/ETO

Das Schauspiel mit Musik von Erik Gedeon wird seit Jahren in vielen Theatern rauf und runter gespielt, hohe Aufführungszahlen zeigen die Sympathie des Publikums und das Vergnügen an spiegelnden Komödien. Die Crème der Schauspielergarde gab alles! Die Bühne schlicht bis genügsam von Martin Scherm ausgestattet. Die Rentner-Gang, die auf ihr lebt, ist von der Welt oder ausbrechendem Feuer durch einen Eisernen Vorhang (-ein Nachbau mit Tür!) geschützt, aber nicht vor der hübschen, aber übergriffigen Schwester Annalena (Annalena Oswald). Ist sie anwesend, halten sich die sechs Insassen eines Künstler-Altenheims tapfer und ruhig. Geht sie raus, ist ́s damit aus. Die Protagonisten treten unter ihren eigenen Namen auf und an den Wänden hängen die Fotos aller letzten Intendanten im Trauerflor.

Brigitte Golbs zeigt anhand der Kostüme einen charakteristischen Teil des Lebenswandels der Mimen, den Rest besorgen sie s e l b s t und die Musik und die spritzige Regie von Jan Holtappels. Der Titel-Titel „Forever young“ wird intoniert und erinnert daran, dass der seit 1984 durch Alphaville 250.000 verkauft und anscheinend ebenso oft gecovert wurde. Man schreibt das Jahr 2054. Die Alten haben  ́keine Anst vor der Zukunft, deshalb seien sie gefährlich ́, meinte einst Eleanor Rossevelt und recht hat sie. Jeder trägt seine Jugend mit sich rum und seine Musik. Herr Teichler (Markus Teichler, Korrepetitor und seit 2015 Schauspielkapellmeister) sitzt am Flügel wie einer aus der Muppets-Show und beflügelt die illustre Gesellschaft: Frau Kümmerling mit (Gisa Kümmerling) als dramatisch gewandete Respektsperson mit Heldenblick und Dauerschüttelhand, Herr Prucha (Udo Prucha) ewig young im eleganten Hausanzug, Frau von Gottberg (Marie-Louise von Gottberg) mit Herrn Goetzfried (Hans B. Goetzfried a.G.) im Doppelpack auf dem Kanapeé und niedlich verliebt; last not least Herr Thiede (Marvin Thiede) als Oberhippy, meist die Schlusssequenzen zelebrierend.

ewig jung 2 (Andere)
Alle hangeln sich von Titel zu Titel und kreiren, so sie können, ihre besten Zeiten. Das Publikum amüsierte sich königlich, sind doch die meisten „Beteiligte“. Die Jüngeren spüren, was ihnen bevorsteht, so sie das Glück haben, das Alter zu erreichen. Herr Prucha intoniert „Alt wie ein Baum“ und viele summen ́s mit, Frau Kümmerling wirft ihr Holzbein, das Pärchen tanzt versonnen bis verrückt; Frau von Gottberg steppt gar, Herr Teichler wird mit Sauerstoff und Spritzen aufgepeppt, und Hippy Thiede hascht und beherrscht noch seinen Griff in den Schritt.

Ansonsten hält sich der Sex im Andeutungs-Gestus. Aber der zugespitzte Klamauk, 2001 im Thalia-Theater Hamburg, uraufgeführt, nannte sich damals „Thalia Vista Social Club“. Assoziation zum “Buena  Vista Social Club”, der legendären kubanischen Seniorenband, ist beabsichtigt. Man kam damals drauf, dass das Alter nicht nur schöne Seiten hat, sondern auch noch viel Spaß und Verrücktheit impliziert. Der Klamauk auf der Annaberger Bühne hat, wie auf den anderen auch, aber viel Spielraum für Charakterzeichnung, Charakterdarstellung- bei aller Übertreibung. So verweist Frau Kümmerling stolz auf das Foto ihres Intendanten-Vaters Roland Gandt, der in den Achtzigern viel für die Erneuerung, den Umbau des heutigen Theaters getan hatte. Für diese Erinnerung und Rührung gabs Extraapplaus. Da sage einer, die Nachwelt flechte den Mimen keine Kränze...!

Das Stück kann ein Dauerbrenner werden, für Omas mit Enkel, Opa mit Urenkel oder Töchter und Söhne mit Heiden-Spaß. Alle ahnen, was ihnen hoffentlich bevorsteht. Und denkt auch dran, nicht zu vergessen wie die Alten mal waren, könne sie sich nicht mehr selbst erinnern. Eine Groteske mit Tiefsinn. Das Schauspiel hat ́s mit dieser Inszenierung mal wieder allen gezeigt!

Eveline Figura

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